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Sound fürs Leben
Cymbals sorgfältig behandeln
Becken sind begeisternde
Instrumente. Deswegen be-
sitzen die meisten Drummer
so viele von ihnen. Sie können
sehr lange halten, wenn ihr sie
fachgerecht behandelt. Mit
den folgenden Tipps wählt ihr
die richtigen Becken aus und
erhöht deren Lebensdauer.
ur in wenigen Fällen enthält das Ange-
bot für ein Schlagzeug im Drumshop
Becken. Das liegt daran, dass die we-
nigsten Drumcompanies auch Cym-
bals (englisches Wort für Becken) produzieren
und umgekehrt. Die Bronzeinstrumente gehö-
ren aber zur Grundausstattung. Also müsst ihr
diese Investition einkalkulieren. Als Minimum
benötigt ihr ein Hi-Hatpaar und ein Crash-
becken. Als Nächstes ist dann ein Ridebecken
wichtig. Legt ihr euch eure ersten Becken zu,
haltet nach Set-Angeboten Ausschau. Die Her-
steller kombinieren darin klanglich aufeinan-
der abgestimmte Instrumente und liefern oft
noch eine Transporttasche mit.
Das Material bestimmt die Klangfarbe,
nicht die Qualität
Becken werden aus Messing oder Bronze herge-
stellt. Bei Bronze gibt es mehrere Legierungen.
B8 und B20 kommen dabei am häufigsten vor.
B10- und B12-Legierungen werden immer
beliebter. Die Zahl in der Bezeichnung gibt
Auskunft über den Zinnanteil. B20-Bronze be-
steht beispielsweise aus 20% Zinn und 80%
Kupfer. Man spricht Becken aus Legierungen
mit hohem Zinnanteil einen wärmeren Klang zu.
Leider wird dies allzu oft mit Qualitätsurteilen
verwechselt. Aber ein aufwändig gearbeitetes
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Falscher Anschlag: Direkte Treffer auf den Rand
können zu Beschädigungen führen.
N
Richtiger Anschlag: Mit einer leicht wischenden
Bewegung die Spielfläche anschlagen.
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Die wichtigsten Beckentypen
Hi-Hat:
Beckenpaar, bei dem das untere Cymbal dicker als das obere ist.
Funktioniert nur in Verbindung mit Hi-Hatmaschine. Beliebteste Größen: 13“, 14“.
Crash:
Dünne Cymbals, die ihr zum Setzen von zischenden Akzenten am Rand an-
schlagt. Beliebteste Größen: 16“–18“.
Ride:
Dicke Becken, auf dem ihr konstante Rhythmen schlagt. Im Jazz zentrales
Instrument. Beliebteste Größen: 20“–22“
Splash:
Sehr dünne, kleine (8“–12“) Exemplare für schnelle Akzente.
China:
Mit ihrem umgehämmerten Rand sehen diese Cymbals außergewöhnlich
Risse an der Kuppe entstehen durch unsachgemäße Behandlung, wie zu festes Anziehen
der Flügelschraube am Beckenständer oder waagrechtes Aufhängen des Cymbals.
aus. Teilweise besitzen sie eckige Kuppen. Gewollt schmutziger Klang für besonde-
re Akzente.
Bell:
Sehr dicke, kleine (6“–8“) Becken für glockenartige Sounds.
Stacks:
Zwei oder mehr übereinander montierte Cymbals für kurze, schmutzige
Effektklänge.
Sizzle-Becken:
Am Rand des Instruments sind Nieten eingelassen, die die
Ausschwingphase mit einem feinen Rasseln verstärken. Sehr beliebt im Jazz.
B8-Becken kann super klingen, wie Paistes legendäre 2002-Serie
beweist. Der Grundklang von B8 ist etwas heller als B20, und es ist
Geschmacksache, für welchen Klang ihr euch mehr begeistern könnt.
Das Klangempfinden ändert sich mit der Hörerfahrung. Einsteiger
bevorzugen gerne klare, definierte Sounds. Diesen Anspruch erfül-
len auch preiswerte Becken sehr gut. Fortgeschrittene Ohren freuen
sich oft über eine höhere Klangkomplexität, die die Beckenbauer
mit mehr Hammerschlägen erzeugen. Das wird dann eine teurere
Anschaffung. Wer als Drummer mit jahrelanger Erfahrung dennoch
auf die straighten Klänge steht, sollte unbedingt mal in die preiswer-
ten Serien reinhören. Ihr findet dort so manches Schnäppchen, denn
dort hat sich in den letzten Jahren viel getan, was Verarbeitungs-
und Klangqualität angeht.
Sucht Becken in der passenden Größe aus
Große Becken klingen lauter als kleine. Diese Eigenschaft ist wichtig
für eure Auswahl. Wer laute Musik spielen möchte, sollte also Cymbals
in entsprechenden Dimensionen kaufen. Beispielsweise sind dann
Crashbecken zwischen 18“ und 20“ geeigneter als ein 16“er. Wenn ihr
zu kleine Becken kauft, werdet ihr immer versuchen, das Maximum
aus dem Instrument zu prügeln, was im Kollaps resultieren kann. Ein
Riss im Becken ist dann vorprogrammiert. Alternative zu großen sind
dicke Becken. Es gibt speziell auf Heavy Rock und Punk abgestimmte
Serien, deren Modelle mehr Masse aufweisen. Bei Ridebecken tritt
mit mehr Masse gleichzeitig der Anschlagton deutlicher hervor. Das
wiederum passt exzellent zu lauter Musik. Anders herum wollen
schwere Cymbals entsprechend heftig angeschlagen werden, um
ihr volles Klangpotenzial entfalten zu können.
Schlagt eure Cymbals richtig an
Zum einen sollten eure Stöcke zu den Becken passen. Sehr dicke
Stöcke können dünne Becken zerstören. Mit dünnen Sticks den
vollen Sound aus einem Heavy Crash zu zaubern ist ein mühsa-
mes Unterfangen, aber selbst ein Joey Jordison (Slipknot) arbeitet
mit recht zierlichen Schlagwerkzeugen. Gerade im Heavy-Bereich
legen Drummer Wert auf Optik und hängen aus diesem Grund ih-
re Cymbals waagrecht auf. Dann geht gerade bei den Crashes fast
jeder Stocktreffer direkt und frontal auf den empfindlichen Rand
des Beckens. Weniger schädlich fürs Material sind hingegen Treffer,
bei denen der Stockschaft mit einer wischenden Bewegung mehr
die Oberfläche anschlägt. Ein guter Spieler kann dabei je nach
Anschlagstärke und –stelle viele verschiedene Sounds aus seinen
Cymbals holen. Hört mal ganz genau hin und zu, dann stellt ihr fest,
dass so eine Metallplatte äußerst musikalisch sein kann.
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Lasst eure Becken schwingen
Oft beobachtet bei Drummern: Die Flügelmutter zur Befestigung des Cymbals
auf dem Stativ wird so fest angezogen, dass sie sich definitiv nicht mehr lö-
sen kann. Das Becken bewegt sich allerdings keinen Millimeter mehr. Lockert
die Schrauben! Ein Cymbal, das nicht schwingen kann, entwickelt erstens
keinen Klang und kann zweitens die Energie, die es durch den Stockschlag
erfährt nicht weitergeben. Folge ist, dass die Bronze Risse bekommt. Oft seht
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Fertigung von Becken
Beckenhersteller unterscheiden zwischen Sheet
und Cast Cymbals. Diese Bezeichnungen be-
schreiben den Rohling: Sheet ist ein zugeliefertes
Messing- oder Bronzeblech, das im weiteren
Herstellungsprozess gedrückt oder gehämmert
und abgedreht wird. Für Cast Cymbals gießen die
Arbeiter kuchenförmige Bronzeblöcke, die sie in
der Folge walzen, hämmern und abdrehen.
Sehr flott erfolgt die Vollendung zum Instrument
bei sehr preisgünstigen Sheet Cymbals.
Supermoderne, computergesteuerte Maschinen
drücken das Blech in Form. Selbst die vermeint-
lichen Hämmermale gelangen auf diese Weise
an die Oberfläche. Aufwändiger ist es da schon,
wenn ein Beckenmacher den Metallkreis in die
Form eines Cymbals hämmert. Das gebogene
Profil entsteht dann also in Handarbeit, wo-
bei pneumatische Hämmer eine maschinelle
Hilfestellung bieten. Je nach Hersteller und Serie
erledigen diesen Arbeitsschritt Hightech-Roboter.
Computergesteuertes Hämmern bringt den Vorteil,
dass zwei Becken, die die gleiche Bezeichnung
erhalten, auch wirklich gleich klingen. Es gibt aber
auch Serien, die komplett handgehämmert sind.
Der Arbeitsaufwand ist enorm hoch, was sich oft
in satten Preisen widerspiegelt. Dafür erhaltet
ihr ein Unikat, denn selten klingen zwei auf diese
Weise gefertigte Cymbals exakt gleich. Die Kuppe
wird übrigens bei fast allen Herstellern maschinell
unter hohem Druck eingepresst.
Das Abdrehen erfolgt immer von Hand, wobei ein
hohes Maß an Erfahrung erforderlich ist, damit das
Becken am Schluss die gewünschte Stärke besitzt.
Mit einem Handstahl trägt der Arbeiter spiralför-
mig Material vom Cymbal ab, wobei die charak-
teristischen Rillen auf der Oberfläche entstehen.
Schließlich entgratet der Cymbalbauer noch sein
Instrument, bevor es ans Finish geht. Einige Serien
erhalten nun lediglich noch das Logo, andere noch
eine hauchdünne Klarlackschicht zum Schutz vor
Korrision. Das vor allem bei auf großen Bühnen
agierenden Rockdrummern beliebte Brilliant-Finish
entsteht meist in einem Politurverfahren. Im
gegensatz dazu hinterlässt Sandstrahlen ein edel-
mattes Aussehen, das in einem trockeneren Klang
mündet. Trendy sind schwarz oder weiß lackierte
Cymbals, die sich vornehmlich an die wildere Zunft
wenden. Bevor die Becken in den Laden kommen,
lagern sie noch einige Wochen in den Regalen der
Cymbal Companies und werden abschließend noch
einer klanglichen Qualitätskontrolle unterzogen.
Beim Abdrehen bringt der Cymbalschmied das Becken auf
die gewünschte Stärke.
Hightech: Meinls moderne Maschinen drücken die MCS-
Becken in Form. Hämermale inklusive.
Hämmerungsprozess mit pneumatischem Hammer, unter
dem das Becken mit der Hand geführt wird
Im sogenannten Thermodruckverfahren bringen die
Hersteller ihre Logos auf die Becken.
ihr diese Risse nicht, so fein sind sie. Selbst bei
danach sachgemäßer Behandlung, kann das
Becken kaputt gehen. Schnell sucht man die
Schuld beim Instrument beziehungsweise dem
Hersteller. Aber der Schaden rührt eindeutig
von Misshandlung des Cymbals.
Flügelschraube nicht zu fest anziehen. Das Becken
muss frei schwingen können.
Schützt die Instrumente
Verhindert direkten Kontakt von Becken zu
Metall am Stativ. Jeder gute Ständer hat ei-
ne Kunststoffhülse um den Schrägsteller, auf
dem das Cymbal aufgehängt wird. Sie verhin-
dert, dass sich das Mittelloch des Instruments
durch Reiben am Metall vergrößert. Ein solcher
Schaden muss zunächst noch keine Folgen
haben, aber auf Dauer sind Risse an der Kuppe
sehr wahrscheinlich. Schwere Rides fressen
sich durch diese Hülsen. Kontrolliert sie also
regelmäßig und tauscht sie bei Verschleiß aus.
Befestigt die Becken niemals ohne Filz- oder
Gummiunterlage und legt einen Filz zwischen
Cymbal und Flügelmutter. Jedes Beckenstativ
wird in der Regel mit zwei ausgeliefert, also
seid ihr schon korrekt ausgestattet. Achtet dar-
auf, dass die Filze nicht verloren gehen bezie-
hungsweise kauft im Verlustfall neue nach. Das
ist wesentlich billiger als ein neues Becken.
Transport immer in der Tasche oder im Koffer
Becken sind sehr empfindlich. Auf dem Weg in
den Proberaum oder zum Gig gehören sie un-
bedingt in eine Tasche oder einen Koffer. Gut
gepolsterte Gigbags sind schon für wenig Geld
zu bekommen. Zwischenfächer verhindern,
dass die Becken aneinander reiben. Aber auch
bei Benutzung einer Tasche müsst ihr aufpas-
sen, dass nichts gegen die Kanten knallt. Ein
Hartschalenkoffer schützt noch besser als ein
Gigbag. Da macht es nichts, wenn der Koffer
mal umfällt oder ihr etwas Schweres auf ihm
abstellt. Diese Cases halten eine Menge aus.
Fingerabdrücke auf den Becken sehen un-
schön aus und können mit der Zeit sogar
zu Korrosionsschäden führen. Ganz verhin-
dern lassen sie sich nie. Von Zeit zu Zeit ist
eine Reinigung der Becken empfehlenswert.
Benutzt dazu ausschließlich spezielle Cymbal
Cleaner und weiche Lappen.
Peter Kleist
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