Kaufberatung Drumsets
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Klasse Kessel
So findet ihr das passende Drumset
Sich ein Instrument zu kaufen ist keine leichte Aufgabe. Neben
technischen Details zählen vor allem persönliche Kriterien, um
das ideale Angebot zu nden. Noch schwieriger ist es beim
Schlagzeug, denn eine Norm gibt es nicht und so variieren
Drumsets je nach angesagter Stilrichtung. Wir zeigen euch
deshalb, was beim Kauf wirklich wichtig ist.
evor es ins Detail geht, muss der ei-
gene finanzielle Rahmen abgesteckt
werden. Jedes Feature will bezahlt
werden und so grenzt der eigene
Geldbeutel die Auswahl schnell ein. Wie überall
gibt es nach oben keine Grenzen. Im unteren
Bereich liegt die Schallmauer zwischen 200-
300 Euro für ein Schlagzeug mit Hardwaresatz
ohne Becken. Dafür könnt ihr aber kein
Markenschlagzeug erwarten, an dem ihr vie-
B
Von klein bis groß: 4-teilige Drumsets (ob.) sind bei Jazzern
beliebt, für Allrounder ist ein 5-teiliges Kit (M.) optimal. Hea-
vy Rocker protzen gerne mit Double-Bassdrum-Monstern (u.).
le Jahre lange Freude habt. Hier geht es nur
darum, überhaupt anfangen zu können, und
diesen Zweck erfüllen solche Schlagzeuge er-
staunlich gut. Legt ihr einige Hunderter drauf,
gibts für knappe 700 Euro schon Einsteigersets
der Topmarken. Sie sehen gut aus und klingen
auch vernünftig. Investiert ihr bis 1.000 Euro,
könnt ihr vom merklichen Qualitätssprung in
die untere Mittelklasse profitieren. Diese Sets
sind ein toller Einstieg oder der nächste Schritt
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Schlagzeug Markt 2008
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nach einem schlechten Einsteigerset. Dafür eignet sich auch die
obere Mittelklasse um 1.500 Euro, die heutzutage ein beachtliches
Niveau hat und selbst von Profis gerne als Zweitset gekauft wird. Die
Profiliga beginnt knapp unter der 2.000 Euro Marke und für Luxussets
müsst ihr durchaus mit 3.000 Euro und mehr rechnen.
Tiefe Kessel kurzer Ton,
kurze Kessel langer Ton
Die Basisausstattung des Sets sollte aus einer Bassdrum, Snaredrum,
zwei bis drei Toms, der entsprechenden Hardware (Ständer, Halter,
Pedale, Hocker) und einem Beckensatz mit Hi-Hat, Crash und Ride be-
stehen. Bei den Trommeln gibt es verschiedene Kesseldurchmesser
sowie -tiefen und auch die Konstruktion der Kessel variiert. Beide
Kriterien bestimmen den Klangcharakter einer Trommel und damit
auch den stilistischen Einsatz. Der Durchmesser einer Trommel wirkt
sich direkt auf den tonalen Umfang aus. Je kleiner er ist, desto hö-
her lässt sich die Trommel stimmen, je größer der Durchmesser, de-
sto tiefer liegt der Stimmbereich. Es macht also keinen Sinn, kleine
Kesseldurchmesser zu wählen, wenn ihr einen tiefen, fetten Sound
möchtet. Auch die Tiefe des Kessels ist entscheidend. Je flacher er
bemessen ist, desto schneller entwickelt sich der Ton und desto län-
ger klingt er nach, denn die Luft hat nur einen kurzen Weg zwischen
Schlag- und Resonanzfell zu absolvieren. Im Gegenzug fehlt flachen
Kessel Tonfülle und sie erzeugen mehr Obertöne. Tiefe Kessel klingen
kürzer und voller und sind in der Ansprache träger. Die Kombination
aus Durchmesser und Tiefe formt den Klangcharakter einer Trommel
und jede Trommelgattung hat ihre eigenen Soundanforderungen.
Der Durchmesser – ein wichtiges
Merkmal für den Klang einer Trommel
Bassdrums sollen tief klingen, haben also einen großen Durchmesser.
Der Standard liegt zwischen 18“ und 24“. Große, tiefe Kessel werden
wegen des kurzen, vollen Sounds gerne in Pop und Rock gespielt.
Kleine Kessel findet ihr öfter im Jazz-Bereich und in akustischen Stilen.
Als Standarddurchmesser haben sich 20“ und 22“ etabliert, sie eignen
sich für fast alle Musikrichtungen. Der Durchmesser der Snaredrum
ist hingegen weniger vielfältig. Es gibt zwar verschiedene Größen,
der Standard liegt aber seit fast 100 Jahren bei 14“. Erst in letzter Zeit
wurden kleinere Durchmesser für Stilrichtungen wie R&B und HipHop
populär, die höhere Sounds erfordern. Seither sieht man auch 13“
Snaredrums als Hauptsnare und 12“ oder 10“ Snares als Zweitsnare.
Trotzdem variieren die Snaredrums vor allem in der Kesseltiefe und
im Material (mehr zu diesem Thema findet ihr auf Seite 12). Universell
einsetzbar sind Snares mit 5“ bis 6,5“ Tiefe. Flachere Snares verwen-
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Für trendige Optik bekleben Hersteller die Trommeln mit Folien (Bild links). Gediegener
wirken Holzfurniere die entweder hochglanzlackiert (Bild rechts) oder geölt werden.
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Freischwingende Tomaufhängung
Die erste freischwingende Tomaufhängung R.I.M.S.
(Resonant Isolation Mounting System) wurde zu
Beginn der 80er-Jahre von Gary Gauger entwi-
ckelt. Das Prinzip: Ein sehr verwindungssteifer
halbreisförmiger Stahlbügel, an der das Tom-
Halteböckchen sitzt, wird an den Spannschrauben
des Schlagfells befestigt. Auf diese Weise ver-
meidet man akustisch ungünstige Bohrungen am
Kessel für die Tomhalteraufnahme. Das System ist
von allen führenden Herstellern weiterentwickelt
worden, sodass es mittlerweile viele verschiedene
Bezeichnungen dafür gibt. Im Folgenden findet
ihr die verschiedenen freischwingenden Systeme
einiger namhafter Drumhersteller:
GTS – Gretsch Tom Suspension (Gretsch)
I.S.S. – Integrated Suspension System (Pearl)
ITS – Isolated Tom System (Mapex)
Star-Cast Mount System (Tama)
STM – Suspension Tom Mount (DW/PDP)
TAR – Total Acoustic Resonance (Sonor)
OptiMount Suspension System (Pearl)
Vipro Hoop System (Dixon)
YESS – Yamaha Enhanced Sustain System (Yamaha)
Zwei Beispiele für freischwingende Tomhaltesysteme:
Pearl OptiMount (gr. Bild)
und Tama Star-Cast
(kleines Bild)
weniger Lagen auch weniger Leim im Kessel,
dafür tragen mehr Lagen zu höherer Stabilität
bei. Für den Klang entscheidender ist die Kes-
selstärke. Dünne Kessel sprechen durch die
geringe Masse schon bei leisen Schlägen mit
vollem, warmem Ton an. Dicke Kessel entfalten
ihre Fülle bei kraftvollem Spiel und punkten
mit Lautstärke. Beachtet jedoch, dass die Re-
sonanzfrequenz des Kessels mit der Dicke der
Kesselwand ansteigt. Bei gleichen Maßen klingt
ein dünner Kessel also in tiefen Stimmungen
besser und ein dicker in höheren!
Zu einem guten Drumsound
gehört eine perfekte Gratung
Die Gratung ist der einzige Kontakt zwischen
Trommelfell und Kessel und deswegen eminent
wichtig für den Sound einer Trommel. Hier wer-
den die Schwingungen des Fells auf den Kessel
übertragen. Deshalb ist es notwendig, dass die
Gratung 100 % plan und glatt geschliffen ist.
Dellen erschweren die Stimmbarkeit, weswe-
gen ihr die Auflagekante sorgsam behandeln
solltet. Als Gratungswinkel haben sich 45° be-
währt, andere Winkel findet ihr selten. Steile
Winkel machen die Trommel dynamischer,
fördern aber störende Obertöne. Flache Winkel
geben dem Fell mehr Kontakt und mindern die
Obertöne. Generell fallen aber die Lagenzahl,
Kesseldicke und der Gratungswinkel beim
Klang weniger ins Gewicht als die Kesselmaße
und die Verarbeitung.
Das Auge trommelt zwar mit, aber die
Oberfläche beeinflusst kaum den Klang
Bei der Optik könnt ihr zwischen Folien, ge-
ölten Finishes und Lackierungen wählen.
Die Entscheidung fällt der Geschmack und
den die Drummer wegen des hellen, dominan-
ten Sounds, tiefere hingegen sind wegen ihrer
Klangfülle bei satten Rocksounds oder Balladen
beliebt. Die Durchmesser der Toms rangieren
in Standardsets von 10“ bis 16“. Andere Größen
sind als Add-On (Zusatztrommeln) erhältlich.
Mit ihnen könnt ihr euer bestehendes Set klang-
lich erweitern. Jeden Durchmesser findet ihr in
allen Stilen und trotzdem sind große Kessel
bei Rockern gefragter. Auch die Kesseltiefe ist
wichtig. Hier gilt nochmals die Regel: je tie-
fer, desto rockiger. Trotzdem sind mittlerwei-
le universelle Zwischengrößen wie 10“ x 8“
und 12“ x 9“ populär, die eine ausgewogenes
Verhältnis aus Volumen und Nachklang haben
und deshalb in jeder Musikrichtung einsetz-
bar sind. Viele Hersteller bieten so genannte
Komplett-Konfigurationen an. Sets mit einer
18“ Bassdrum eignen sich tendenziell für leise,
akustische Stilrichtungen. Für Kinder ist dabei
die niedrige Aufbauhöhe von Vorteil. Sets mit
20“ und 22“ Bassdrum lassen sich stilistisch
sehr flexibel einsetzen. Für moderate Musik
sind kleinere Kesselgrößen (20“ BD; 10“, 12“ &
14“ TT) zu empfehlen, bei lauter Musik solltet
ihr euch für Konfigurationen mit 22“ Bassdrum
und größeren Tomtoms (12" und 13" hängend)
sowie 16" Floortom entscheiden.
Das Kesselmaterial gibt dem Schlagzeug
seinen eigenen Soundcharakter
So wie die Maße der Trommel den Grundsound
vorgeben, bestimmt die Konstruktion und Ver-
arbeitung den Charakter und die Klanggüte. Als
Grundmaterial ist Holz üblich, für Snaredrums
verwenden die Hersteller auch gern Metalle,
die einen schärferen Sound ermöglichen.
Im Profisektor hat sich der mittig warm klin-
gende Ahorn (Maple) und die knackig und
bassig klingende Birke (Birch) etabliert. Bei
günstigen Schlagzeugen findet ihr oft auch
die im Vergleich zu Birke und Ahorn weichen
Hölzer Linde (Basswood), Pappel (Poplar) oder
„Philippine Mahogany“, klanglich ein eher un-
günstiges Holzgemisch, das nicht mit dem
edlen, afrikanischem Mahagoni zu verwech-
seln ist. Die Holzlagenzahl des Kessels ist min-
der wichtig als andere Faktoren. Zwar ist bei
Memoryklammern an den Stativen erleichtern den
Wiederaufbau des Drumsets in gewohnten Positionen.
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Die Fellauflagefläche ist ein klangbestimmendes Merkmal einer Trommel. Flachere Gra-
tungswinkel (links) produzieren einen dunkleren Sound als die gängigen 45° (rechts).
Geldbeutel. Klanglich macht die Oberfläche keinen nennenswer-
ten Unterschied, wenn die Folie sauber und ganzflächig mit dem
Kessel verklebt wurde. Bei Mittel- und Oberklasseschlagzeugen
ist dies in der Regel gegeben. Für ein Folienfinish spricht die hö-
here Strapazierfähigkeit. Der Kunststoff steckt in der Hektik eines
Auftritts Stöße besser weg als ein empfindliches Holzfurnier. Für eine
Hochglanzlackierung müsst ihr außerdem wesentlich mehr berap-
pen als für ein Folienfinish. Doch am wichtigsten ist, dass euch das
Finish, richtig gut gefällt, egal ob Folie oder Lack.
Die Hardware sollte leichtgängig
und gut verchromt sein
Die Kesselhardware, die zum Stimmen und Positionieren der Trommel
zuständig ist, verdient einen detaillierten Blick. Alle Metallteile soll-
ten glatt und sauber verchromt sein, damit Rost keine Chance hat.
Die Leichtgängigkeit der Stimmschrauben im Spannböckchen ist
zum Stimmen ebenso wichtig wie ein massiver (> 2 mm) und verwin-
dungssteifer Spannreifen. Um Hängetoms zu positionieren, werden
Haltesysteme eingesetzt. Sind sie direkt am Kessel verschraubt, hem-
men sie die Klangentfaltung. Aktuelle Systeme sind schwingungsneu-
tral und kommen ohne Kesselbohrungen aus. Mit dem Haltesystem
befestigt ihr das Tom auf dem Tomarm. Egal welche Konstruktion der
Haltearm hat – es ist wichtig, dass sich das Tom möglichst stufenlos
in Höhe, Winkel und Länge zum/vom Spieler hin/weg justieren lässt.
Damit ihr die einmal gefundene Idealstellung schnell wieder findet,
sind Memory Clamps von Vorteil. Insgesamt sollte die Hardware ei-
nen massiven und leichtgängigen Eindruck machen und auch bei
harter Beanspruchung Langlebigkeit vermitteln.
Jörg Baier
Faustregeln für den Einkauf
Tipps für Einsteiger:
1. Lasst euch von einem erfahrenen Schlagzeuger beraten.
2. Informiert euch umfassend über Features und Preise.
3. Kauft als Erstset eine universell einsetzbare Konfiguration.
4. Gebt im Zweifelsfall lieber mehr Geld für ein Markenset aus.
5. Spart nicht an Hocker, Metronom und Gehörschutz.
Tipps für Fortgeschrittene:
1. Probiert die Schlagzeugsets von Kollegen aus.
2. Ein neuer Satz Markenfelle erübrigt manchen Setkauf.
3. Wählt eine Konfiguration, die zu eurer Musik passt.
4. Testet eure Favoriten im Musikgeschäft auf Herz und Nieren.
5. Entscheidet euch im Zweifelsfall für weniger, aber besseres Equipment.
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