Kaufberatung Mikrofone
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Der fette Wumms
Wenn eure Band-Kumpels beim Gig ihre Amps aufdrehen, kommt selbst so ein
lautes Instrument wie das Schlagzeug nicht mehr dagegen an. Verstärkung muss
her. Ein eigener Mikrofonsatz ist für jeden Drummer eine lohnende Investition.
Welche Mikrofone an Drums am besten funktionieren
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eutzutage ist der Mikrofonkauf für
Schlagzeuger fast schon ein Kinder-
spiel. Die Hersteller sind nämlich so
nett, komplette Sätze anzubieten, die
für jede Trommel das passende Mikrofon bein-
halten. Leider machen nämlich immer noch vie-
le Einsteiger den Fehler, ein Gesangsmikrofon
in die Bassdrum zu legen. Die Enttäuschung
darüber, dass die Wumme nicht tief und fett
klingt ist dann groß. Dabei kann die Trommel
gar nichts dafür.
Zahlen verraten viel
Die verschiedenen Instrumente des Drumsets
geben Schall in sehr unterschiedlichen Fre-
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quenzbereichen ab: Bassdrums in den Tiefen,
Snares und Toms in den mittleren Lagen,
und Becken besitzen sehr viele Höhen. Der
Frequenzgang eines Mikrofons gibt Auskunft
darüber, wie gleichmäßig es innerhalb sei-
nes Übertragungsbereichs arbeitet. Ein Bass-
drummikrofon muss untenrum, also schon um
20 Hz, etwas auf dem Kasten haben, um die
tiefen Frequenzen der Trommel angemessen
übertragen zu können. Auf der anderen Seite
sollten Overhead-Mikrofone, die die hohen
Frequenzen der Becken einfangen müssen, in
den Bereichen zwischen 15 und 20 kHz sauber
arbeiten. Obwohl ihr aus den Frequenzgängen
die Eignung eines Mikrofons grob selbst able-
sen könnt, unterstützen euch die Hersteller, in-
dem sie die Aufgabenbereiche ihrer Produkte
klar definieren.
Dynamische Wandler halten hohe
Schalldrücke aus
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen
dem dynamischen Wandlerprinzip und Kon-
densatormikrofonen. Dynamische Mics bilden
schwache Impulse etwas ungenauer ab als die
Kondensatorkollegen. Andererseits verkraften
sie sehr hohe Schalldrücke. Für Bassdrums
sind sie immer noch die erste Wahl für den
fetten Wumms. An Toms und Snare arbei-
ten sie unkompliziert, zumal sie auch etwas
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Revolutionär: Das Audio-Technica
ATM250DE besitzt einen dynamischen
und einen Kondensatorwandler.
rohere Behandlung auf der
Bühne etwas besser verkraf-
ten als Kondensatormikrofone.
Dennoch stellen sich immer mehr
Hersteller der Herausforderung
für diese Anwendung Konden-
satormics zu entwickeln. Sie sollen
mehr Feinheiten der Instrumente
abbilden. Das setzt eine gewisse
Erfahrung des Tontechnikers, der den Sound
im Konzert mischt, voraus und ist zurzeit nicht
gerade ein Schnäppchen, also eher was für
Profis oder betuchte Amateure. Letztere
sollten sich aber unbedingt mit diesem
Sounderlebnis auseinander setzen.
Im Idealfall nehmt ihr jedes
Tom einzeln ab
Ob ihr Snares und Toms lieber mit dy-
namischen oder lieber mit Kondensator-
mikrofonen abnehmt, ist einerseits eine
Frage des Geschmacks und andererseits
eine eures Geldbeutels. Besser wird euer
Sound zweifellos, wenn ihr für jede Trommel
ein eigenes Mikrofon habt. Beachtet dabei
auch, dass große Toms in einem anderen
Frequenzbereich liegen als kleine. Mancher
Hersteller berücksichtigt dies bereits in sei-
ner Modellpalette. Die Hi-Hat-Becken sollten
möglichst auch ihr eigenes Mikro erhalten.
Overheads für den Gesamtsound
Zwei Overheads sind Standard, um Becken
und die Hi-Hat verstärken zu können. Wer
es sich leisten kann, nimmt die Hi-Hat mit
einem zusätzlichen Mikro ab. Dafür sind
Kondensatormikrofone die einzig wahre
Lösung. Mit der so genannten Back-Elektret-
Technik sind sie sogar erschwinglich ge-
worden. In leiseren musikalischen
Umgebungen wie Jazz oder
Acoustic-Pop sind Overheads
die wichtigsten Mikrofone,
da sie empfindlich genug
sind, die Toms zu übertra-
gen. Gemeinsam mit einem
Bassdrummikrofon, also mit
insgesamt nur drei Mics,
erhaltet ihr einen für diese
Situation optimalen Sound.
Im Koffer oder einzeln
Die von den Herstellern angebotenen Kom-
plettkoffer bieten den Vorteil, dass ihr auf einen
Schlag euer komplettes Set abnehmen könnt.
Schon mit den preiswerten Angeboten seid
ihr für den durchschnittlichen Clubgig ordent-
lich ausgerüstet. Wunderdinge dürft ihr davon
nicht erwarten. Teure Mikros holen tatsächlich
den optimalen Sound aus eurem Drumset.
Aber eine solche Investition ist nur dann sinn-
voll, wenn auch euer Drumset top klingt. Schritt
für Schritt vorzugehen, ist beim Mikrofonkauf
durchaus empfehlenswert. Zuerst benötigt ihr
ein Bassdrummikro. Rockmusiker brauchen
als Nächstes eine Verstärkung für die Snare
und die Hi-Hat. Erst dann kommen Toms dran.
Koffersets beinhalten für jedes Instrument des Drumsets
passende Mikrofontypen.
Viele für Drums optimierte Mikrofone besitzen
Klemmen zur Montage an den Spannreifen.
Achtet darauf, dass diese Klemmen stabil sind
und wirklich fest zupacken.
Peter Kleist
Bei Clip-Mics muss die Klemme
am Spannreifen fest zupacken.
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