Kaufberatung Percussion
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Heute schon geshakert?
Percussion macht den Groove komplett
Wer mit Percussion starten möchte, sollte klein anfangen: Eine einzelne Trom-
mel, ein Cajon oder Kleininstrumente ermöglichen den schnellen Einstieg zum
Musikmachen mit Spaß. Welche Instrumente sich dafür besonders gut eignen,
erklären wir in diesem Ratgeber.
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ie musikalische Umgebung, in der ihr
euch bewegen wollt, weist euch die
Richtung. Wer beispielsweise in einer
Sambagruppe mitmachen möch-
te, kann mit brasilianischen Glockeninstru-
menten oder dem Tamborim beginnen. Ihr
lernt in der Gruppe mit Gleichgesinnten das
Rhythmusgefühl für diese feurigen Beats und
könnt euch nach einiger Zeit auch an die größe-
ren Instrumente wie die Repinique oder Surdo
herantasten. Die kleinen Percussionteile sind gar
nicht mal teuer. Sehr gut aufpassen solltet ihr
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auf die Verarbeitung der Stimmmechaniken,
da krankt es bei Billigangeboten am meisten.
Gute Brazilian-Percussion-Instrumente zeich-
nen sich auch durch nicht zu dünne Felle aus.
Cajon ist mega-angesagt
Aus Kuba stammt das Cajon. Die derzeitige
Begeisterung für die Kistentrommeln kommt
nicht von ungefähr: Die Teile sind handlich,
leicht zu transportieren, relativ schnell zu er-
lernen und in wirklich allen Stilen von Pop bis
Flamenco einsetzbar. Beim Cajon-Kauf solltet
ihr darauf achten, dass der
Snare-Effekt gut funktio-
niert und einstell- bezie-
hungsweise abschaltbar
ist. Eine raue Sitzfläche
oder ein Sitzpad ver-
hindert, dass ihr ab-
rutscht, wenn ihr das
Instrument
leicht
Einsteiger lernen auf der
nach hinten kippt.
Djembé leicht Schlagtechniken,
Das ist die übliche
die auch auf Congas oder
Spielhaltung. Gute
Bongos gut funktionieren.
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Ca­jons sind a­m oberen Ra­nd der Schla­gfläche
durch justierba­re Verschra­ubungen im Sound
veränderba­r. Besonders gut kommt es, wenn
Ba­sston und Sla­ps einen schönen Kontra­st
zueina­nder bilden. Drumsetspieler werden
die Möglichkeit lieben, mit den verschiede-
nen Klängen, die ihr a­us den tollen Kisten ho-
len könnt, ihr Schla­gzeug a­uf einem einzigen
Instrument imitieren zu können. Da­s ist idea­l
für Unplugged-Gigs.
Congas sind der Klassiker
Bongos und Conga­s sind typische La­tin-
Instrumente, die schon seit la­ngem Einzug
in Funk, Pop und Rock geha­lten ha­ben. Wer
in einer Cover-Ba­nd a­gieren möchte, kommt
um ein Conga­-Pa­a­r ka­um herum. Felle und
Kesselha­rdwa­re ma­chen hier die Qua­litäts-
und Preisunterschiede. Sta­bilität und Ha­nd-
ha­bung der Spa­nnha­ken solltet ihr beim Ka­uf
unbedingt prüfen. Wenn da­s Stimmen nur un-
ter hohem Kra­fteinsa­tz funktioniert, vergeht
euch schnell der Spa­ß. Bei guten Instrumenten
bekommt ihr ein Tuning-Öl mitgeliefert, mit
dem ihr regelmäßig die Mecha­niken schmie-
ren solltet. Abgerundete Spa­nnreifen verhin-
dern schmerzende Hände bei
den ersten Gehversuchen.
Solche Fea­tures gewähr-
leisten da­nkenswerterwei-
se oft schon preisgünsti-
ge Angebote. Wichtigster
Fa­ktor für einen guten
Kla­ng sind die Felle. Bei den
meisten Conga­s und Bongos ha­ndelt es sich
um Tierhäute. Selektierte Na­turfelle, die ei-
ne gleichmäßige Stärke a­ufweisen, kosten
mehr a­ls einfa­che, da­nken es a­ber mit pro-
fessionellem Sound. Kunststofffelle, die der
Bescha­ffenheit der na­türlichen Häute sehr na­-
he kommen, a­ber stra­pa­zierfähiger sind, sind
serienmäßig nur in der Conga­-Topliga­ zu fin-
den. Die Auswa­hl a­n Kesselma­teria­lien ist in
den unteren Preiskla­ssen eher gering. Erst in
der Mittelkla­sse wird Gla­sfiber interessa­nt. Es
ist witterungsbeständiger a­ls Holz und besitzt
einen eigenen Kla­ngcha­ra­kter, den ma­nche
Spieler bevorzugen – Geschma­cksa­che eben.
Kleinpercussion ist ein Muss
Sha­ker sollte jeder Percussionist in seinem
Besta­nd ha­ben. Es gibt unzählige Formen
Shaker sind in allen
Stilen wichtig und gehören in den
Bestand jedes Schlagzeugers und Percussionisten.
und Größen. Jedes Modell erzeugt eine ei-
gene Kla­ngfa­rbe. Am besten nennt ihr einen
Dreiersa­tz euer Eigen, um für jede musika­lische
Anforderung gewa­ppnet zu sein. Ta­mburins
gehören ebenso zur Grunda­ussta­ttung. Für
Allrounda­nwendungen eignen sich solche
mit Kunststoffra­hmen. Ob ihr eher zu Messing-
schellen oder den heller klingenden Penda­nts
a­us Nickel greift, ist Geschma­cksa­che. Je mehr
Schellen, desto voller der Kla­ng. Aber meist
steigt da­nn a­uch der Preis.
Percussion fürs Drumset
Eine viel genutzte Möglichkeit da­s Drumset um
mehr zu erweitern a­ls Tomtoms und Becken, ist,
Percussionsinstrumente einzubringen. Beispiele
sind: Ta­mburin, Kunststoff-Blocks, Cowbell,
Chimes, Ca­ba­sa­ usw. Led-Zeppelin-Legende
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Ray Enhoffer: Am Anfang steht der Sound
Hinter der Entwicklung eines Shakers stecken
Ideen kreativer Köpfe, viel technisches Know-how
und eine gute Portion musikalisches Empfinden.
Wir sprachen mit Ray Enhoffer, dem Chef der
Entwicklungsabteilung von Latin Percussion über
die Geburt von Shakern und anderen Instrumenten.
Schlagzeug Markt:
Ray, wie viel Zeit vergeht von
der ersten Idee eines Instruments bis zu seiner
Serienreife?
Ray Enhoffer:
Das hängt vom Produkt ab. Manchmal
hast du Glück und alles verläuft glatt, manchmal ist es
lang und schmerzvoll. Wir erstellen die Prototypen bei
uns im Haus. Dann kommen Musiker herein, die sie te-
sten. Und schließlich musst du jemanden finden, der es
produziert. Im Musikbusiness hast du keine so hohen
Stückzahlen wie beispielsweise in der Unterhaltungs-
elektronik. Dieses Jahr stellten wir zwei neue Jam
Blocks fertig. Am Anfang klangen sie fürchterlich. Wir
mussten erst das korrekte Material entdecken, weil
das, mit dem wir vorher produzierten, zwar genauso
hieß, aber etwas anders war. Dann mussten wir sie
noch auf die richtige Klanghöhe stimmen.
Schlagzeug Markt:
Wie weißt du bei einem Percussion-
instrument, das, physikalisch gesehen, keine bestimm-
te Tonhöhe hat, dass es die richtige Stimmung besitzt?
Ray Enhoffer:
Ich erzähle dir etwas über meinen
Background. Ich studierte klassische Perkussion – mit
Abschluss. Also ist mein Gehör besser ausgebildet
als das einer Durchschnittsperson oder sogar vieler
Drummer. Die Stimmung eines Instruments muss einen
musikalischen Sinn machen.
Schlagzeug Markt:
Klingen alle Jam Blocks einer Serie
gleich hoch?
Ray Enhoffer:
Ja, alles ist sehr konstant. Sogar bei
unseren Kuhglocken.
Schlagzeug Markt:
Lass uns über Shaker reden?
Welche Optionen hast du bei der Erfindung eines neuen
Instruments?
Ray Enhoffer:
Am Anfang steht der Sound. Du
möchtest ihn. Im Falle der Soft Shakes suchten wir
nach einem feinen Sound fürs Studio. Dann hast du
die Materialien. Die Fülling beeinflusst definitiv den
Klang. Und das Material, aus dem das Gehäuse besteht.
Schließlich muss sich für den Percussionisten alles
gut anfühlen. Bei diesem Shaker benutzten wir zwei
Joghurtbecher aus Taiwan. Wirklich. Wir bekamen
die richtige Füllung und erhielten diesen schönen,
feinen Klang. Wenn es für uns gut klingt, geben wir das
Instrument Musikern und fragen sie, was sie davon
halten.
Schlagzeug Markt:
Erhältst du nicht 50 Meinungen,
wenn du 50 Künstler fragst?
Ray Enhoffer:
Ja. Aber es gibt bestimmte Künstler,
die ihrem eigenen Klang zuhören. Viele Schlagzeuger
hören nicht zu. Machen sie Musik oder führen sie ihre
Chops vor? Sie denken
nicht über die Musik
nach, die um sie herum
geschieht. Also geben
wir die Instrumente
denen, die auf den Sound
hören. Du wirst niemals
alle Wünsche befriedi-
gen. Du findest einen
Konsens.
Ray Enhoffer, Direktor der
Schlagzeug Markt:
Der
Entwicklungsabteilung
revolutionärste Shaker ist
vielleicht der One Shot. Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Ray Enhoffer:
Danny Reyes hatte das Konzept des
Shakers, der nur in eine Richtung Sound produziert.
Schlagzeug Markt:
Wie hast du im ersten Moment
reagiert?
Ray Enhoffer:
Ich fand es interessant. Ich dachte
daran, dass du sehr schnelle Figuren spielen und
Rhythmen besser artikulieren könntest. Aus dem
Konzept mussten wir ein kommerzielles Produkt
machen. Es musste gut aussehen. Innen besitzt der
Shaker Schaumstoff, damit du bei der Rückwärtsbe-
wegung nichts hörst. Es ist nur die Vorderseite nicht
mit Schaum bedeckt. Dann wollte Danny lautere
Sounds und verschiedene Größen. Jetzt gibt es vier
One-Shot-Shaker-Modelle.
Die Kunst ist, die perkussiven Elemente so zu
John Bonham war wohl der bekannteste, der
integrieren, dass ihr sie zunächst einmal be-
Congas und Orchesterpauke in sein Setup in-
dienen könnt – und wenn dann noch Musik
tegriert hat. Mike Portnoy (Dream Theater) ver-
dabei herauskommt, haben alle gewonnen.
zichtet weder auf Tamburin, noch auf Temple
Für Einsteiger bieten sich Tamburin, Kuhglocke
Blocks und der ehemals bei System Of A Down
und Kunststoffblock an. Alle drei sind rela-
und nun mit der Band Scars On Broadway tou-
tiv kleine Instrumente. Ihr findet leicht ein
rende John Dolmayan integriert ein Paar kleine
Plätzchen für sie. Als Standard hat
Timbales in seine Schießbude.
sich die 3/8”-Aufnahme be-
Die Schwierigkeit mit vielen
währt. Hardware-Hersteller
dieser Instrumente ist, dass
verwöhnen Schlagzeuger mit
sie eigentlich nicht so ge-
Multiklammern, die bezüg-
spielt werden, wie Drummer
lich Flexibilität kaum noch
es tun – mit Stöcken. Was
Wünsche offen lassen. Stäbe
sie in ihr Set einbauen, sind
in 3/8” lassen sich so leicht
ganz oft Instrumente, die in
an Beckenständer oder Bass-
ihrem ursprünglichen kultu-
drumspannreifen des Schlag-
rellen Kontext mit einer ei-
zeugs zaubern.
genen Handtechnik gespielt
werden. Congas und Bongos
Am beliebtesten ist hier der
klingen so angeschlagen ein-
Platz über der Hi-Hat sowie
fach anders. Eine Cowbell
links davon. Viele Drummer
lässt sich in der Hand gespielt
bringen hier ihre Bongos oder
ganz wunderbar dämmen
Cajon (Kistentrommel) ist
Timbales unter. Rechts über
und so der Musik anpassen.
das Trendinstrument schlechthin.
Eine Kuhglocke ist leicht am Bassdrumspannreifen montiert.
dem Rand des Standtoms ist ebenfalls oft noch
genug Raum vorhanden. Schlagzeuger bewe-
gen sich nicht nur mit den Händen, die Füße
haben auch einen Job. Bassdrumpedale lassen
sich mit speziellen Winkelplatten mit 3/8”-
Stab kombinieren. Dann schlagt ihr Cowbell,
Tamburin oder den Kunststoff-Block mit dem
Bassdrumbeater an. Probiert es einfach mal
aus! Ihr werdet feststellen, dass euer Spiel mit
geringem finanziellen Einsatz enorm an Fahrt
aufnimmt.
Thomas Boepple/Peter Kleist
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