Pedale
106
© PPVMEDIEN 2009
Vom richtigen Umgang mit Pedalen
In vielen Proberäumen herrscht
der Notstand: Trotz endloser
Übungen spielen die Füße ein-
fach nicht das, was sie sollen.
Vor dem großen Frust sollte
man sich als Drummer auch
mal mit der technischen Seite
der Maschinen selbst befassen.
Wer jede Schraube kennt, kit-
zelt das bestmögliche Spiel-
gefühl aus ihnen heraus.
I
m Special der letzten Ausgabe konntet ihr
schon sehen, wie wichtig der richtig pas-
sende Stick für komfortables Spiel mit
Bassdrumpedale
Einige grundlegende Einstellmöglichkeiten
gibt es an wirklich jeder Maschine, wie die
Federspannung.
Die regelt den Kraftaufwand
beim Runterdrücken des Pedals sowie die
Rückholgeschwindigkeit und kann bei Bedarf
auch ausgetauscht werden. Es gibt sogar
Drummer, die zum Üben die Feder auch mal
ganz entfernen und nur mit dem Rückprall-
effekt arbeiten. Für leises, feinfühliges Spiel
empfiehlt sich eine lockere Spannung, Power-
drummer bevorzugen oft straffe Federn. Da-
mit sich da nichts lockert, ist die Feder meist
durch Sicherungsmuttern befestigt. Wenn du
den Händen ist. Aber auch die Pedale für
die beiden Füße da unten wollen richtig einge-
stellt sein, damits rund läuft. Schon die Ein-
steigermodelle bieten euch dafür heutzutage
eine Vielzahl an Möglichkeiten, da braucht
niemand mehr Kämpfe mit störrischen Ma-
schinen ausfechten. Vielmehr könnt ihr fast je-
de einigermaßen brauchbare Maschine so
sensibel justierten, dass sie auch das Beste aus
euren Füßen rausholt. Wenn man denn weiß,
wie’s geht. Hier ein paar Tipps.
Mit der Einstellschraube oberhalb der Feder ändert ihr Trittplatten- und Schlegelwinkel
DrumHeads!! 1/06
© PPVMEDIEN 2009
Justiermöglichkeiten
an einem Standardpedal
Federspannung
Justage (unten) und
Konterung (oben)
Schlegellänge
Befestigung
des Pedals am
Spannreifen
Ausfahrbare Dornen
gegen Verrutschen
dann noch den Schlegelschaft in der Höhe variierst, erzielst du
mehr oder weniger Power, genau wie bei einem Stock, den du als
Vergleich mal weiter vorne oder ganz hinten am Ende packen
solltest. Mit einem verschiebbaren Gewicht am Schaft, das du als
Zubehörteil erwerben kannst, unterstützt du diesen Effekt
Moderne Technik macht es auch möglich, die Winkel von
Trittplatte und Schlegelschaft einzustellen, das können sogar
schon viele Einsteigermodelle.
Fast immer wird dazu die Schrau-
be gelockert, mit der die Federaufnahme an der Achse befestigt
ist, dann können beide Teile gleichzeitig bewegt werden. Wer dem
Schlegel einen langen Weg zum Fell geben will, um für vollen
Punch richtig Fahrt zu holen, muss so allerdings mit einem
gleichzeitig ziemlich steil ansteigenden Pedalwinkel leben.
Andersrum liegt das Pedal ziemlich flach bei kurzem Weg des
Schlegels zum Fell, wenn man es feinfühliger will. Gute Ma-
schinen lassen deswegen zusätzlich noch eine getrennte Ein-
stellung der Winkel zu. Entweder lässt sich dafür die Schlegel-
aufnahme auf er Achse lockern und so der Schlegelwinkel verstel-
len oder es gibt die Möglichkeit, die Zugkette oder das Zugband
an verschiedenen Punkten auf dem Antrieb zu befestigen, was
den Trittbrettwinkel verändert. Früher hat man dafür einfach
DrumHeads!! 1/06
topaktuell!
108
© PPVMEDIEN 2009
selbst die Antriebskette gekürzt (und oft ge-
nug dabei auch zerstört …).
Wesentlicher Faktor beim Spielgefühl ist
der Antrieb der Maschine.
Einstellungen
lassen hier nur die sehr teuren Topmodelle
zu, deshalb lieber vorher checken! Normal
ist ein kreisrunder Antrieb, über den die
Kette oder das Zugband geführt werden. So
wird die Kraft und Bewegung des Pedals eins
zu eins umgesetzt. Exzentrische Antriebe
verlaufen dagegen nicht genau rund und
sorgen so dafür, dass im letzten Weg des
Pedals der Schlegel noch einen Extraschwung
bekommt. Bei gleicher Pedalbewegung gibt
es also mehr Schlegelbewegung, schnelleres
Spiel mit mehr Power soll so möglich sein.
Die einen mögen es, die anderen kommen
besser mit dem normalen Antrieb zurecht.
sauber auf dem Profil zu treffen
sollte natürlich auch die Höhen-
einstellung passen. Allerdings
wird oft die Schrägstellung des
Bottom Cymbals vernachlässigt.
Durch die kleine Schraube un-
terhalb des unteren Beckens
kann der Auflageteller schräg
gestellt werden. So klatschen die
Ränder nicht rundherum gleich-
zeitig auf, was einen flachen
Sound hervorrufen würde, weil
das Luftpolster zwischen den
Becken nicht rasch genug ent-
schwindet. Das obere Becken
sollte mit der Clutch (so heißt
der Halter fürs Topteil) zwar
auch fest gehalten, aber nicht
eingezwängt werden!
Wer seine Maschinen so gründ-
lich feinjustiert, kann auch das
Beste aus seinen Füßen holen.
Nicht immer braucht es die Top-
Profiversionen dazu, obwohl die
mit ihren Einstellmöglichkeiten
noch mehr Individualität zulas-
sen. Um eine lange Testphase
auch im Geschäft kommt man
Schrägsteller am Hi-Hat-Pedal für das untere Becken
Hi-Hats
Hi-Hat-Maschinen bieten grundsätzlich
weniger Möglichkeiten, sind also auch
leichter zu handeln.
Leider gibt es sogar im-
mer noch billige Modelle ohne die wichtige,
veränderbare Spannung der Feder im
Inneren des Mittelrohrs. Außer bei diesen
wenigen Ausnahmen wird der Gegendruck
auf die Zugstange ansonsten durch ein meist
schwarzes Drehrad knapp oberhalb des
Sockels eingestellt. In möglichst vielen
Schritten oder besser sogar stufenlos kann
so je nach Gewicht der Cymbals und des
Spielers die Hi-Hat austariert werden. An-
sonsten würden zu lasche Federn schwere
Becken gar nicht richtig hoch halten, oder zu
stramme Federn einem federgewichtigen
Drummer erstmal Muskelaufbau für die
Beine abverlangen. Um die Hihatbecken
aber nicht herum, denn selbst
identisch ausgestattete Maschinen zweier
verschiedener Hersteller können sich am
Fuß komplett anders anfühlen. Es ist also
immer ein Gesamtpaket von Pedalaufbau
und Konstruktionsdetails, selbst bei Spitzen-
modellen mit allen Möglichkeiten kann es
sein, dass sich einfach kein Wohlbefinden
beim Spiel einstellen will. Genau wie bei den
Sticks heißt es daher: viel Testen und immer
üben, üben, üben! Denn je besser die Spiel-
technik, umso unwichtiger wird das Pedal.
Wie sagte doch einst Thomas Lang im
Interview: „Ich justiere meine Pedale nie. Ich
nehm sie aus der Schachtel, wenn sie bei mir
ankommen und fertig. Meine Double-
Strokes kann ich auf allen Pedalen spielen.“
Wie empfehlen euch trotzdem, ein wenig
rumzuprobieren.
I
Carsten Buschmeier
Innovation für Doppelbassdrummer
Viele Doppelbassdrummer kennen das
Problem mit der Hi-Hat. Beim
Verlassen der Trittplatte steht diese
offen. Lösungen gibt es: Drop-Clutches
oder auch spezielle Maschinchen wie
die Cobra-Clutch von Tama, die sehr
zuverlässig mit den Iron-Cobra-Pedalen
harmoniert. Bedingungen. Johannes
Jakobs hat im Rahmen seines
Maschinenbaustudiums noch eine wei-
tere Konstruktion mit einem neuen
Ansatz entwickelt. Er hat einen HiHat-
Prototypen entwickelt, dessen
Funktionsweise im Prinzip mit der ei-
ner handelsüblichen HiHat identisch
ist. Beim verlassen der Trittplatte öff-
nen sich die Becken nicht, sondern
nehmen eine variable Grundstellung
ein. Das Öffnen der Becken aus der un-
betätigten Grundstellung heraus wird
Innovativ: Mit einer Wippe öffnen sich die Hi-Hat-Becken.
durch ein als Wippe ausgebildetes
Pedal ermöglicht. Grob gesagt: Mit der
Ferse öffnat man die Hi-Hat. Allerdings
sind die Fußbewegungen fast identisch
mit den herkömmlichen.
Mehr Infos zu dem Teil sowie ein
Präsentationsvideo findet ihr unter
www.rhythmusgeraet.de
DrumHeads!! 1/06