Special Live Mikrofonierung
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32 Special – Live-Mikrofonierung
So nehmt ihr eure Drums auf der Bühne richtig ab
Ein gutes Mikrofonset für das gesamte Schlag-
zeug kostet mal locker 1.500 Euro oder so-
gar mehr. Bitte trotzdem weiterlesen, denn
ihr kommt auch mit viel weniger Geld hin.
Versprochen. Je nach Stil, Lautstärke eurer
Band und Größe des Veranstaltungsraum ist
es nämlich nicht unbedingt nötig, jedes Teil
eures Drumsets einzeln zu mikrofonieren.
Auf den folgenden Seiten erfahrt ihr, welche
Mikrofone für welche Trommeln und Becken
geeignet sind und wie ihr sie richtig an den
Instrumenten positioniert. Außerdem zeigen
wir an Fallbeispielen, wie ihr die Bestückung
eures Sets optimal an die jeweilige Live-
Situation anpasst.
Ihr tretet auf. Mit eurer Band. Alle haben Verstärker. Und ihr?
Schlagzeuge sind an und für sich zwar laut, aber ab einer
bestimmten Größe des Raums benötigt auch ihr Hilfsmittel.
Mikrofone müssen her. Welche die richtigen für eure Ansprüche
sind und wie ihr damit umgeht, verraten wir in diesem Special.
Man unterscheidet zwischen dyna-
mischen und Kondensatormikros
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Arbeits-
weisen erzielen die beiden Mikrofontypen
verschiedene Soundqualitäten. Grob gesagt
klingen Kondensatormics besser, weil sie de-
tailgetreuer abbilden. Sie sind im Allgemei-
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nen aber auch empfindlicher und teurer. In
der Regel ist ein Verstärker ins Gehäuse einge­
baut, der Strom benötigt. Diese so genannte
Phantomspeisung beziehen Kondensator­
mikros aus dem Mischpult. Man unterschei­
det zwischen Groß­ und Kleinmembran­Kon­
densatormikrofonen. Großmembraner wer­
den viel im Studio verwendet. Für die Bühne
sind sie oft zu empfindlich, daher kommen
hier Kleinmembraner zum Einsatz. Dy­nami­
sche Mikrofone sind im Handling unkompli­
zierter und verkraften es auch besser, wenn
der Drummer mit dem Stock mal neben das
Fell und stattdessen aufs Mikro haut.
anderen Instrumentenmikrofonen. Meist
rufen eure Bandkollegen und auch das Pub­
likum zuerst nach Verstärkung der Bassdrum.
Aus Geldmangel bekommt ihr dann nicht
selten ein altes Gesangsmikrofon, was noch
übrig ist, von einem Kumpel gereicht. Viel
Freude wird es euch nicht bereiten, weil es
den tiefen Punch in den meisten Fällen nicht
zu übertragen vermag. Wendet euch lieber an
einen gut sortierten Drumshop. Dort erhaltet
ihr ein zweckdienliches Gerät.
Nie dort, wo der Schlegel auftrifft
Positioniert das Bassdrum­Mikrofon im Kes­
sel, wenn ihr sehr viel Attack haben wollt.
Dafür schneidet ihr ein circa 6" großes Loch
in das Resonanzfell. Je näher ihr ans Schlag­
fell geht, desto mehr Anschlagton erhaltet ihr.
Weiter weg fangt ihr mehr bassige Töne auf
(siehe Abb. 3). Positioniert das Mikrofon seit­
lich von dem Punkt, wo euer Schlägel auf das
Fell trifft. Da seit einigen Jahren vorgedämpfte
Schlagfelle Standard sind, die für mehr Kick
sorgen als herkömmliche, setzt sich die
Positionierung direkt am Resonanzfellloch
Abb. 1: Doppellösung: Grenzflächenmikro in der
Bassdrum für Kick, dynamisches für Druck.
immer mehr durch. Jazzer, die noch mehr
Ton und weniger Attack wollen, lassen ihre
Frontfelle gerne geschlossen und stellen das
Mikrofon direkt davor. Die optimale Position
findet ihr nur durch Probieren raus. Ihr
müsst auch damit rechnen, dass sie sich je
nach Veranstaltungsort ändert. Um Geld zu
sparen, ist es keine Schande, das Mikrofon
auf ein Kissen in der Bassdrum zu legen. Wer
Verendet ein dynamisches
Mikrofon für die Bassdrum
Mit ihren enormen Schalldrücken verlangt
euer Tieftöner nach Robustheit und verzer­
rungsfreier Klangübertragung. Bei den meis­
ten Bassdrum­Mikros handelt es sich daher
um dy­namische Modelle, die speziell dafür
ausgelegt sind, die unteren Frequenzbereiche
einzufangen. Äußerlich erkennt ihr sie an ih­
ren größeren Dimensionen im Vergleich zu
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zu erzielen. Bei vielen Jazz und Bigband­
Konzerten auch in größeren Sälen schafft das
Trio aus Bassdrum­ und zwei Overheadmikros
die genau richtige Atmosphäre. Im Rockclub
könnt ihr in den Clinch mit zu niedrigen
Decken geraten. Dann ist es in der Tat die
bessere Entscheidung, auf die Overheads zu
verzichten und die Snare zu mikrofonieren.
Für Snares ist Auswahl groß
Sowohl dy­namische Mikrofone als auch die
bekannten, kleinen Kondensator­Clipmikro­
fone sind eine gute Wahl für Snaredrums.
Einfacher ist das Handling mit dy­namischen
Modellen. Der Winkel, mit dem das Mikrofon
auf die Snare zeigt, beeinflusst den Klang er­
heblich. Üblich sind etwa 45° (Abb. 7). Je stei­
ler ihr das Mic anordnet, desto härter wird
Richtiges EQing
Mit dem Equalizer (EQ) an eurem Mischpult könnt
ihr den Klang eures Schlagzeugs noch optimieren.
Doch Vorsicht ist im Umgang mit dem EQ geboten,
sonst wird der Sound zu Matsch. Lieber störende
Frequenzen absenken als angenehme zu stark
anzuheben. Das Bild zeigt eine typische Drei-Band-
Regelung (blaue Potis) für Höhen (12 kHz), einstell-
baren Mitten und Bässen (80 Hz). Die drei Kanäle
sind faustregelartig für Bassdrum, Snare und Toms
(von links) eingestellt.
Bassdrum: Höhen +3 dB, Mitten -6 dB, Tiefen +6 dB
Snaredrum: Höhen +6 dB, Mitten +3 dB, Bässe -6 dB
Toms: Höhen 0 dB, Mitten -9 dB, Bässe 0 dB
der Sound (Abb. 8). Wählt einen Abstand
von etwa 3 bis 10 cm vom Schlagfell. Wollt
ihr mehr Teppichanteil im Klang der Snare,
positioniert das Mikrofon flacher und et­
was weiter weg von der Trommel (Abb. 9).
Bedenkt, dass dabei Attack verloren geht.
Die Luxusvariante ist, die Snare mit zwei
Mikros abzunehmen (Abb. 2). Eins montiert
ihr wie beschrieben zum Schlagfell zeigend,
das zweite von unten Richtung Resonanzfell.
Die klassische Montage geschieht an einem
Mikrofonständer. Zunehmend liefern die Her­
steller für ihre immer kompakter werdenden
Modelle Halterungen für die Befestigung am
Spannreifen der Snare mit. Das spart Platz
auf der Bühne. Achtet aber beim Kauf darauf,
dass der Halter stabil genug ist.
Abb. 2: Schöner Luxus, der mehr Nuancen einfängt:
Snareabnahme mit zwei Mikros von oben und unten
Toms gleichmäßig bestücken
Ähnlich wie bei der Snare könnt ihr euch
für die Toms entweder dy­namischer oder
der Kondensator­Clipmikrofone bedienen.
Im Idealfall ist für jedes Tom ein Mikrofon
vorhanden. Herrscht Knappheit oder ein
Überfluss an Trommeln, könnt ihr auch zwei
Toms mit einem Mikro abnehmen, wenn ihr
es geschickt zwischen den Toms platziert
seine Trommel lieber ungedämpft spielt,
sollte sich einen adäquaten Mikrofonständer
zulegen. Für Bassdrums gibt es extra kleine
Modelle. Die Luxusvariante ist der Einsatz
zweier Mikros: Im Kessel sorgt ein Grenzflä­
chen­Kondensatormikrofon für knackigen
Attack, am Resonanzfell fängt ein herkömmli­
ches, dy­namisches Bassdrummikrofon den
Tiefdruck ein (Abb. 1).
Overheads fangen alles auf
Die meisten Schlagzeuger glauben, dass nach
der Bassdrum die Snare das zweitwichtigste
zu mikrofonierende Instrument des Drum­
sets ist. Das kann in vielen Fällen stimmen.
Ebenso sinnvoll ist es aber, wenn ihr zwei
Kondensatormikrofone über dem Schlagzeug
aufhängt. Haltet dabei einen Abstand von 50
bis 100 cm zu den Becken. Die Overhead­
Mikros fangen nicht nur den Klang der Snare,
sondern auch den der Toms und Becken ein.
Für Clubgigs ist dies eine super Lösung, um
einen sehr natürlichen Schlagzeugklang
Abb. 3: Die Position des Mikrofons in der Bassdrum bestimmt das Klangergebnis. Bei größerem Abstand zum
Schlagfell (links) erhaltet ihr mehr Basston. Knackigen Attack gibts bei Platzierung nah am Fell (rechts).
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Tomreihe mit denselben Mikrofonmodellen
bestücken. In höheren Preisgefilden desig­
nen manche Hersteller aber auch spezielle
Ty­pen für große Toms. Richtet die Mics in
einem Abstand von etwa 5 bis 12 cm auf das
Schlagfell. Ähnlich wie bei der Snare gilt: Je
steiler der Winkel zum Schlagfell, desto här­
ter wird der Sound.
Auch eine Geldfrage:
Hi-Hat mikrofonieren
Wenn ihr die Möglichkeit dazu habt, ist es
besser die Hi­Hat einzeln abzunehmen. Ihr
könnt für den Anfang aber einen Kompromiss
suchen, Hi­Hat und Snare mit einem Mikro
Abb. 4: Wenn Knappheit herrscht, könnt ihr zwei
Toms mit einem einzigen Mikrofon abnehmen.
(Abb. 4). Nehmt die Mitte zwischen den bei­
den Trommeln als Ausgangspunkt. Hört ihr,
dass ein Tom lauter übertragen wird als das
andere, richtet das Mikrofon ein wenig zum
leiseren hin. Grundsätzlich solltet ihr eure
einzufangen, indem ihr den Schallwandler
geschickt zwischen den beiden Instrumenten
positioniert. Dabei geht euch etwas Attack
der Snare verloren. Wenn ihr mit Overheads
arbeitet, verstärken diese Mikros auch die
Hi­Hat zufrieden stellend. Entscheidet ihr
euch für eine separate Abnahme der Hi­Hat,
benutzt dafür ein Kondensatormikrofon.
Richtet es mit einem Abstand von circa 5
Abb. 5: Platziert das Hi-Hat-Mikrofon mit einem
Abstand von 5 bis 15 cm oberhalb der Becken.
bis 15 cm auf das obere Becken (Abb. 5). Je
weiter ihr das Mikro nach außen richtet, de­
sto dunkler wird der Klang. Ein relativ steiler
Winkel über der Spielfläche hat einen präzi­
sen, durchdringenden Sound zur Folge.
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Band Ukko wird ebenfalls im Kesselinneren
angebracht. Hierbei handelt es sich um Ton­
abnehmer­ähnliche Folien zum Aufkleben,
die die Schwingungen in elektrische Signale
wandeln (Abb. 6). Optisch wirkt dann al­
les sehr viel aufgeräumter und die ständi­
ge Neupositionierung entfällt. Die Becken­
abnahme von unten ist immer häufiger zu
beobachten. Allerdings erfordert sie mehre­
re Kondensatormikrofone, da nicht so viele
Cy­mbals auf einmal eingfangen werden.
Koffersets: sinnvolle Zusammen-
stellungen und Zubehör
Es ist kein Problem, Mikrofone verschiedener
Hersteller zu mischen. Viele Tontechniker,
die mit großen Acts touren, haben für je­
des Instrument ihr Lieblingsmodell dabei.
Abb. 7: Standard-Mikroposition bei der Snaredrum.
Ordnung muss sein
Geht sorgsam mit euren Mikrofonkabeln um.
Nichts ist nerviger als ein defektes Kabel
beim Soundcheck oder sogar beim Konzert.
Gute Mikrofonständer erleichtern die sau-
bere Verlegung mit Kunstoffclips (siehe Bild).
Achtet darauf, dass die Kabel nicht unter Zug
stehen. Die Flügelschrauben von Mikrofon- und
Schlagzeugstativen bieten genug Gelegenheit
für Entlastung. Legt die Kabel nach dem Konzert
ordentlich zusammen. Apropos Mikrofonständer:
Montiert eure wertvollen Mikros nicht an
Klappergestellen. Bedenkt, dass Bühnenböden
schnell ins Schwingen geraten. Stabile Stative
sind also ein Muss. Bei euren Cymbalständern
spart ihr ja auch nicht unnötig.
Wenn ihr euch nacheinander einzelne Mi­
krofone zulegen möchtet, könnt ihr ihnen
nacheifern. Weniger Gedanken müsst ihr
euch allerdings machen, wenn ihr euch
gleich für ein Komplettset entscheidet, das
ihr praktischerweise noch im Koffer und
vielfach mit Halterungen für die Montage
an den Spannreifen geliefert bekommt. Alle
namhaften Hersteller haben eine, häufig
auch mehrere Konfigurationen im Angebot.
Bei Bey­erdy­namic könnt ihr euch den Koffer­
inhalt sogar selbst zusammenstellen. Macht
euch unbedingt von vornherein klar, wie vie­
le Mikrofone ihr benötigt. Wollt ihr mit eurer
Band ein eigenes Mischpult zum Gig mitneh­
men, zählt zuerst nach, wie viele Kanäle für
die Drums zur Verfügung stehen.
Abb. 8: Steilerer Winkel – der Sound wird härter.
Spezialfälle
Um Übersprechen von umliegenden Schall­
ereignissen auf der Bühne zu vermei­
den, verfrachten viele Tontechniker und
Drummer die Mikros ins Innere des Kessels.
Am bekanntesten ist dabei das May­­Sy­stem.
Aber auch viele Bastlerlösungen sind auf den
Bühnen der Welt zu sehen. Das Sy­stem B­
Nicht vergessen: Stative und Kabel
Kalkuliert auch Budget für das Zubehör ein.
Dazu zählen Kabel und Stative. In der Regel
benötigt ihr Kabel mit XLR­Steckern und ­
Buchsen. Legt euch die gleiche Anzahl an
Kabeln zu, wie Mikrofone benötigt werden,
plus zwei Reservekabel. Mischt dabei ver­
schiedene Längen, da die Kabel zur selben
Stelle führen: entweder direkt ans Mischpult
oder an eine Stagebox. Stageboxen führen
die Kanäle gebündelt an das Mischpult wei­
ter. Stabile Stative sind ebenfalls Pflicht.
Wer mit Overheads arbeiten möchte, benö­
tigt zwei lang ausfahrbare Mikrofonstative.
Besonders kurze Exemplare gibt es für Bass­
drummikrofone. Wenn ihr des Weiteren Clip­
mikrofone nutzen wollt oder Halterungen für
die Befestigung an Spannreifen, benötigt ihr
keine weiteren Stative. Für die Hi­Hat­Abnah­
me wählt ein Stativ in mittlerer Größe.
Abb. 9: Mehr Teppichsound: Position weiter außen
So viel müsst ihr ausgeben
Die Frage, die am meisten interessiert und am
schwierigsten zu beantworten ist, ist die nach
den Kosten, die bei der Anschaffung entste­
hen. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass
teure Mikrofone besser klingen. Aber viele
preisgünstige Angebote klingen nicht so viel
schlechter, dass es sich nicht lohnen würde,
sie bei schmalem Budget für einen Kauf nä­
her in Betracht zu ziehen. Wer schnell für we­
nig Geld die Vollbedienung haben möchte,
erhält beispielsweise mit dem IMG Stage Line
Drum­40Set für 189 Euro Mikrofone für Bass,
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Abb. 6: Mikrofone, die ans Kesselinnere geklebt
weden: B-Band Ukko.
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Snare, drei Toms und Overheadabnahme
mit zwei Kondensatormikrofonen. Nur zehn
Euro mehr kostet der Altana­Mikrofonkoffer,
der bei PPC­Music erhältlich ist. Ähnlich aus­
gestattet bietet LD­Sy­stems mit dem Koffer
D1027 für rund 270 Euro einen beachtlichen
Satz für Drummer. In dieser Preisklasse sind
auch das T.Bone DC4000 und Staggs DMS­
5700 interessant. Das Samson 8­Kit bietet
sogar noch ein zusätzliches Hi­Hat­Mikrofon
und liegt mit etwa 350 Euro auch noch in
einem sehr preisgünstigen Bereich. Ab et­
wa 480 Euro geht es los mit Setangeboten
namhafter Markenhersteller, wie etwa das
Shure PGDMK­6. Das Rhy­thm Pack von
AKG (570 Euro) protzt schon mit dem
Bassdrumklassiker D 112. Bey­erdy­namics
Opus Drumset L kratzt an der 800­
Euro­Grenze und ist mit Kondensator­
mikrofonen für Toms und Snare bestückt.
Die anfangs erwähnten 1.500 Euro betref­
fen den DP­7­Koffer von Audix. Dies sind
nur einige Beispiele. Jeder der genannten
Hersteller zeigt auch in niedrigeren oder
höheren Preisklassen Flagge.
Experten-Tipps
Henning Sommer
ist Redakteur der
Fachzeitschrift
„Recording Magazin“
und erfahrener Live-
Tontechniker.
Achtet bei der Mikrofonierung darauf, dass die
Kapsel des Mikrofons dorthin zeigt, wo der Stock des
Schlagzeugers auf das Fell trifft. Geht nah dran, denn
das minimiert das Übersprechen zwischen den einzel-
nen Mikrofon-Lines. Klingt logisch, wird in der Praxis
aber immer kompromissbehaftet sein, weil es auf der
Bühne eng ist, die Trommeln sehr nah beieinanderste-
hen oder der Drummer leider immer auf das Mikrofon
schlägt. Verlegt die Kabel der einzelnen Mikros sauber
– dies erleichtert die Fehlersuche im Havariefall
immens. Achtet beim Positionieren des Bassdrum-
Mikrofons darauf, dass der Galgen des Stativs nicht
das Resonanzfell berührt. Durch die Bewegung, die bei
jedem Schlag entsteht, kann das Fell sonst reißen.
Nach und nach zusammenstellen
Die Alternative zum Kofferset ist der Kauf
einzelner Mikrofone. Wer beispielsweise
nur mit der Abnahme der Bassdrum be­
ginnen möchte, kann für rund 200 Euro
hochwertige Modelle wie das Sennheiser
e902, das Shure Beta 52A (210 Euro) oder
AKG D 112 (196 Euro) – um die Klassiker
des Genres zu benennen – erstehen.
Bei Kleinkondensatormikros für die
Overhead­Abnahme ist die Preisspan­
ne gewaltig. Vor allem nach oben sind
kaum Grenzen gesetzt, wie das exzel­
lente Audix SCX­1­c (759 Euro) beweist.
Aber bereits für 100 bis 150 Euro erhal­
tet ihr schon sehr hochwertige Ware. Im
ähnlichen Preisbereich liegen Mikrofone
für Snare und Toms. Sehr beliebt sind
hier das Shure SM57 (145 Euro) oder
das Audix i­5 (142 Euro) sowie die Clip­
Kondenser Bey­erdy­namic Opus 87 (120
Euro) und AKG C 518 M (260 Euro). Wie
ihr seht, müsst ihr nicht gleich einen
vierstelligen Betrag hinblättern, um eu­
er Drumset so zu mikrofonieren, dass
euer Publikum Spaß an eurer Musik hat.
Auf den beiden folgenden Seiten seht ihr
vier Mikrofonierungsbeispiele für ver­
schiedene musikalische und räumliche
Situationen.
Æ
Peter Kleist
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Mikrofonierungscharakter:
Close Miking
Anwendungsbereich:
Jazz in großen Konzertsälen, Electric Jazz
Mikrofonierung im Bild (am Beispiel Beyerdynamic):
Bassdrum:
Beyerdynamic Opus 99 (dynamisch) auf Stativ K&M 255
Position etwa 5 cm vom Resonanzfell am Loch
Snaredrum:
Beyerdynamic TG-X 47 (dynamisch) auf Stativ K&M 210/2
Position etwa 3 cm Abstand vom Spannreifen Richtung Fellmitte, Winkel 45°
Tomtom:
Beyerdynamic Opus 87 (Kondensator), Montage am Spannreifen
Position etwa 5 cm über dem Schlagfell senkrecht gerichtet
Floortom:
Beyerdynamic Opus 87 (Kondensator), Montage am Spannreifen
Position etwa 5 cm über dem Schlagfell senkrecht gerichtet
Hi-Hat:
Beyerdynamic Opus 53 (Kondensator) auf Stativ K&M 210/2
Position im steilen Winkel etwa 15 cm über Becken am äußeren Rand
Overheads:
2 x Beyerdynamic MC 930 (Kondensator) auf Stativ K&M 21021
Position fast senkrecht etwa 75 cm über den Becken
Klangbild:
kompakt, klar und sehr definiert
Besonderheit:
luxuriöse Abnahmeart, jedes Instrument einzeln abgenommen
Alternativen:
Clipmikrofon für die Snare, Sparfüchse benutzen als Overheads
zwei weitere Opus 53
Anmerkungen:
Gleiches Setup eignet sich beispielsweise auch für Alternative
Rock in allen Hallengrößen. Positionierung des Bassdrum-Mics dann im Kessel,
Hi-Hat-Mic näher zur Mitte für schärferen Sound, Overheads je nach Lärmpegel
auf der Bühne niedriger positionieren
Mikrofonierungscharakter:
sparsam, aber effektiv
Anwendungsbereich:
Stile leiser bis mittlerer Lautstärke in Clubs bis 500
Zuschauer
Mikrofonierung im Bild (am Beispiel AKG):
Bassdrum:
AKG D 112 (dynamisch) auf Stativ K&M 255
Position direkt am Resonanzfellloch
Snaredrum:
AKG D 40 (dynamisch), Montage am Spannreifen
Position etwa 5 cm Abstand vom Spannreifen Richtung Fellmitte, Winkel 45°
Overheads:
2 x AKG C 430 (Kondensator) auf Stativ K&M 21021
Position fast senkrecht etwa 50 cm oberhalb der Becken, ausgerichtet auf
Becken und Toms
Klangbild:
offener, natürlicher Gesamtsound
Besonderheit:
minimaler Materialeinsatz
Alternativen:
Clip-Kondensator an Snare
Anmerkungen:
ohne Snaremikrofon noch unaufwändiger und trotzdem
ausreichend für Jazz bis zu größeren Konzerthallen oder leise bis mittellaute
Pop/Rock-Stile in Clubs bis 300 Zuschauern
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Special – Live-Mikrofonierung
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Mikrofonierungscharakter:
Close ohne Overheads
Anwendungsbereich:
Rock-Clubs bis 300 Zuschauer, kleine Open Airs
Mikrofonierung im Bild (am Beispiel Audio-Technica):
Bassdrum:
Audio-Technica MB 6k (dynamisch) auf Stativ K&M 255
Position leicht im Kessel
Snaredrum:
Audio-Technica MB 5k (dynamisch), Montage am Spannreifen
Position etwa 5 cm Abstand vom Spannreifen Richtung Fellmitte, leicht steil
Tomtom:
Audio-Technica MB 5k (dynamisch), Montage am Spannreifen
Position etwa 5 cm Abstand vom Spannreifen Richtung Fellmitte, leicht steil
Floortom:
Audio-Technica MB 5k (dynamisch), Montage am Spannreifen
Position etwa 5 cm Abstand vom Spannreifen Richtung Fellmitte, leicht steil
Hi-Hat:
Audio-Technica MB 4k (Kondensator) auf Stativ K&M 210/2
Position fast senkrecht etwa 10 cm oberhalb des Beckens, recht weit innen
Klangbild:
relativ hart und direkt, Drums dominant
Besonderheit:
preiswerte Mikrofone, geringer Zubehöraufwand
Alternativen:
im Club mit niedrigen Decken auch ohne Hi-Hat-Abnahme denkbar,
Sparfüchse legen das Bassdrum-Mikrofon auf Dämpfkissen im Kessel
Anmerkungen:
budgetfruendliche, bestmögliche Mikrofonierung, wenn die
Decke des Veranstaltungsraums relativ niedrig ist. Durch Montage an den
Spannreifen sehr schneller Aufbau. Konzept auch gut für Metal-Drummer geeig-
net, die ohnehin gern mit lauteren Cymbals agieren.
Mikrofonierungscharakter:
Close Miking mit Spartricks
Anwendungsbereich:
Pop und Rock mittellaut bis laut in Clubs über 400
Zuschauer, kleinen Hallen, Openairs, Festzelte
Mikrofonierung im Bild (am Beispiel Audio-Technica):
Bassdrum:
Audio-Technica ATM250DE (dynamisch + Kondensator) auf Stativ K&M
255, Position im Kessel direkt hinter Resonanzfell
Snaredrum:
Audio-Technica Artist ATM450 (Kondensator) auf Stativ K&M 210/2,
Position im flachen Winkel zwischen Hi-Hat und Snaredrum
Tomtoms:
Audio-Technica Artist ATM350 (Kondensator), Montage an
Tomhalterung, Position mittig zwischen den Toms etwa 5 cm über dem Schlagfell
Floortom:
Audio-Technica Artist Elite AE3000 (Kondensator), auf Stativ K&M
210/2, Position mittig zwischen den Toms etwa 7 cm über dem Schlagfell
Overheads:
2 x Audio-Technica Artist Elite AE5100 (Kondensator) auf Stativ K&M
21021, Position fast senkrecht etwa 75 cm über den Becken
Klangbild:
klar, luftig, Bassdrum mit viel Attack
Besonderheit:
fast ausschließlich mit Kondensator-Technik bestückt,
preisintensive Mikrofone
Alternativen:
Clipmikrofon ATM350 für Snare und Floortoms, dynamische
Mikrofone (ATM 250) für alle Drums, dichtere Positionierung für mehr Attack
Anmerkungen:
Gewagte Positionierung des Snaremikros, zumal auch der
Mikrofontyp eher zur Hi-Hat passt. Pfund muss die Snare dann selbst liefern.
Durch Abnahme von drei Instrumentenpaaren mit je einem Mikro hohes
Sparpotenzial bei trotzdem vollem Sound.