Special Marching Drums
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Special – Marching Drums
Stile des Marching Drumming
Wer bei Marching Drums nur an Militär und Dicke-Backen-Musik denkt,
liegt falsch. Gerade in den USA zelebrieren die Drumcorps eindrucks-
volle Shows mit ultimativem Spielkönnen. In unserem Special zeigen wir
euch die vielfältigen Facetten des Marching Drummings, verraten euch,
wie ihr dabei sein könnt und welches Equipment ihr dafür benötigt.
DrumHeads!! 5/08
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Special – Marching Drums
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E
gal, ob man auf Heavy Metal steht
oder lieber klassische Symphonien als
sein Steckenpferd ansieht – im Drum­
ist Schlagzeuger der Germeringer Stadtkapelle.
„Blasorchester sagt nix über die Musik aus,
sondern nur über die Besetzung“, wehrt er
Vorurteile, dass Blasmusik mit Volksmusik
gleichzusetzen sei, ab.
corps kann jeder mitmachen, der sich
fürs Trommeln interessiert. Und das Beste da­
ran ist: Ihr spielt in einer Band und dürft euch
die Drums mit anderen Schlagzeugern, die ja
ohnehin immer die nettesten Musiker sind,
teilen. Das Gemeinschaftserlebnis ist intensiv
und keiner beschwert sich, wenn fünf oder
mehr Schlagzeuger auf einmal loslegen. Drrrrrt!!
In zwei Stunden zum Oktoberfest
Das Repertoire der Germeringer Stadtkapelle
umfasst Arrangements von klassischen
Werken, über Musicals, Big­Band­Sound bis
hin zu Pop­Medleys, die Tobias überwiegend
auf dem Drumset begleitet. Traditionelle
Märsche sind ebenfalls fester Bestandteil. Die
kommen vor allem bei Umzügen zum Tragen,
wie dem zum Münchener Oktoberfest, dem
weltweit größten Volksfest, der auch live im TV
Marching Drumming ist nicht
gleich Marching Drumming
Die Herkunft des Marching Drumming war
eng mit militärischen Aktionen auf dem
Schlachtfeld verbunden. In Europa hat
sich das glücklicherweise völlig gewandelt.
Marschmusik findet heute zu fröhlichen
Anlässen statt: Festumzüge oder Feiern bis
in die ranghöchsten Ebenen. Wer genau in
die Vergangenheit schaut, findet selbst dort
einen festlichen Hintergrund. Das Basler
Trommeln war zwar verwandt mit dem mi­
litärischen Ordonanztrommeln, aber fand
zu feierlichen Umzügen und Festen statt. Es
basiert auf Schlagkombinationen und Rufen
(Wirbeln), die in der schlagtechnischen Aus­
führung zwar ähnlich den amerikanischen
Rudiments sind, aber doch ihre Eigenheiten
besitzen. Beispielsweise beginnt fast jede Fi­
gur mit einem unbetonten Vorschlag. Und
schon sind wir bei den verschiedenen Stilen.
Ganz grob gesagt gibt es die Tradition des
genannten Basler Trommelns, die klassische
deutsche Marschmusik, die amerikanischen
Drumcorps, die viel Wert auf Show legen, so­
wie die Scottish Pipe Bands.
Das Blasorchester ist eine
fantastische Notenschule.
übertragen wird. „Das ist etwas Besonderes,
weil auch nicht einfach jeder mitlaufen darf.
Von der Atmosphäre her ist es toll“, berich
berich­
tet Tobias. „Der Umzug dauert lang, fast
zwei Stunden, in denen sieben Kilometer
zurückzulegen sind.“ Körperlich ist
das durchaus anstrengend, weswegen
die Große Trommel gerne auf einem
Wagen montiert durch die Straßen
gezogen wird. Die Besetzung der
Schlagzeugsektion in der Blaskapelle
ist überschaubar: Große Trommel,
Kleine Trommel, Becken.
Der trommler hält das
Orchester zusammen
Mit
dem
Feldschritt
hält
der
Trommler die Kapelle im Gleich­
schritt. Feldschritt sind rhythmi­
rhythmi
sche Figuren, die ausschließlich auf
den,
der Kleinen Trommel gespielt werden,
während das Orchester pausiert. Mit dem
achttaktigen Lockmarsch, auch Locke
genannt, signalisiert der Drummer
dem Orchester, dass es mit dem
Tobias Müller von der Stadtkapelle
Germering in historischer Uniform
Blasmusik ist ein einfacher Einstieg
Marching Drums werden in der Regel zu­
sammen mit Blasinstrumenten gespielt.
Hierzulande bieten der Musikverein, das Blas­
orchester oder der Spielmannszug allgemein
einen prima Einstieg für junge Schlagzeuger.
Es gibt sie in fast jeder Ortschaft, selbst in klei­
neren Dörfern. „Das Blasorchester ist eine fan­
tastische Notenschule“, weiß Tobias Müller. Er
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Special – Marching Drums
nächsten Marsch weitergeht. Tobias Müllers
Einschätzung der Schwierigkeit macht Mut:
„Jeder, der einigermaßen Snaredrum spielen
kann, kommt auch auf der Marschtrommel
zurecht.“ Für die traditionellen Märsche sind
Rudiments hilfreich, aber nicht notwendig.
Die Wirbel werden in der Regel gepresst ausge­
führt. Auch wer noch nicht die höheren Künste
der Kleinen Trommel beherrscht, kann also re­
lativ schnell einen solchen Marsch begleiten.
In den USA sind Drumcorps
sehr poulär
Für das US­amerikanische Drumcorps solltet
ihr schon besser gewappnet sein. „Rudiments
in allen Tempi und Dynamikstufen sind das A
und O“, setzt Henning Homeier die Messlatte
hoch an. Er weiß, wovon er spricht, wagte
er doch den Schritt in die USA und lief eine
Saison bei den Kiwanis Kavaliers mit. In den
USA besitzen Drumcorps einen ganz ande­
ren Stellenwert als hierzulande. Marching
Bands gehen häufig aus allgemeinbildenden
Schulen und Universitäten hervor. „Ein 16­
jähriger amerikanischer Drummer träumt da­
von, dass er bei den Blue Devils spielen kann
und mit ihnen Weltmeister wird“, beschreibt
Henning Homeier den Status einer der bes­
ten Drumcorps. Henning kam früh mit dieser
Art des Drummings in Kontakt, weil er in Bad
Münder aufwuchs, einem Ort, der ein qualita­
tiv gutes Drumcorps (Starriders) bekeimatet.
Winter Percussion ist ein noch junger Trend in den USA. Das Bild zeigt das Matrix Percussion Ensemble.
Sein Fleiß hievte ihn auf ein Niveau, dass er
merkte: „In Deutschland habe ich niemanden,
der mich noch entscheidend nach vorne brin­
gen kann.“ Also bewarb er sich mit MP3s und
Bildern in den USA. Nach der Zusage zweier
Bands, schmiss er seinen Job und gönnte sich
intensive Marchingbanderfahrung.
tens sieben Snares, fünf Tenors und fünf
Bassdrums. Dazu kommt noch die Pit
Percussion mit Malletspielern, Pauken, Becken
etc. Die Snaredrum gilt sozusagen als das
Königsinstrument, auch wenn Henning be­
tont: „Es gibt keine Hierarchie, aber die Snare­
drummer glauben, sie sind die Coolsten. Tenor
Drummer sind immer etwas mehr laid back.“
Drumcorps spielen immer
mit Blechbläsern
Die Bezeichnung Drumcorps ist nicht ganz
korrekt, denn insgesamt besteht ein solches
Orchester aus bis zu 135 Spielern. Daher hei­
ßen sie genau genommen Drum & Bugle
Corps. Die Drumsection besteht aus mindes­
Die hauptsaison
dauert drei Monate
Von Juni bis August wird eine einzige Show auf
Perfektion getrimmt, denn Ziel ist die Teilnah­
me an 30–40 Contests. Höhepunkt ist dann die
Teilnahme an den Weltmeisterschaften. „Es ist
schon ein gewisser Drill da. An den gewöhnt
man sich aber. Die erste Woche, in der man die
Show lernt, ist die schlimmste, die man sich
vorstellen kann. Weil man jeden Tag im Kopf
hat: ,Ich schaffs nicht.‘“, berichtet Henning
und fährt fort: „Man lebt dann entweder in
der Turnhalle oder im Bus“. Jeden Tag stehen
Training und Contest auf dem Pr gramm. Die
Mitglieder bezahlen einen Corps Beitrag. Sie
sind meist Schüler oder St
Studenten. Das vor­
­
geschriebene Höchstalter liegt bei 21 Jahren.
Die Saison fällt genau in die nordamerika­
nischen Sommerferien. Das G
Gemeinschafts­
gefühl ist für Snarefreaks wie Henning einma­
einma­
lig: „Im Gegensatz zum Fußball gibt es keine
Ersatzbank. In so einer Gruppe zählt jeder.
Und jeder ist gleichwertig.“
• Wenn ihr selbst gern Marching Drums spielen möchte, gibt es verschiedene Möglichkeiten
für den Einstieg. Schaut als erstes, ob es in eurem Heimatort einen Spielmannszug, ein
Blasorchester oder einen Musikverein gibt. Eine Übersicht der Landesverbände findet ihr unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Spielmannszug
• Fragt euren Drumlehrer, ob er sich mit euch und weiteren talentierten Schülern einmal wöchent-
lich zu einer Snaredrum-Session treffen will.
• Seid ihr speziell an amerikanischem Drumming auf deutschem Boden interessiert, lohnt sich ein
Blick auf diese Webseiten:
www.drumcorps_germany.de – Verbandsseite des DCG
www.dcid.de – Drumcorps in Deutschland
Und wenn es euch über den Teich zieht, schlagt ihr am besten bei der Vereinigung DCI nach:
www.dci.org
• Über Pipe Bands im schottischen Stil erfahrt ihr am meisten unter
www.rspba.org – Verbandsseite der Royal Scottish Pipe Band Association
http://www.scotlandinter.net/pipebands.htm
www.pipesdrums.com – unabhängige Page für Piper und Drummer
• Eidgenossen finden passende Links beim Schweizerischen Tambouren- und Pfeiferverband
www.stpcv.ch
Eine Show ist maximal
elfeinhalb Minuten kurz
Alles konzentriert sich auf die Show, die die
Corps bei den Wettbewerben vortragen. Sie ist
nie fertig, ändert sich noch permanent wäh­
wäh­
rend der Saison. Manchmal ist die Bewertung
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Special – Mega Gearcheck
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von Kampfrichtern ausschlaggebend, dass
Parts ausgetauscht oder verändert wer­
den. „Es ist auch wichtig, dass man perfor­
men kann, nicht nur spielen und laufen,
sondern sich auch wie auf einer Bühne
präsentieren“, erklärt Henning dazu. Das
musikalische Repertoire der Bands ist viel­
fältig: Die Blue Devils spielen ausschließlich
Jazz. Andere nur Klassik, wieder andere nur
Eigenkompositionen.
Drumcorps in Deutschland
Hierzulande konzentriert sich die Szene auf
Norddeutschland. Es handelt sich meist um
Wochenendveranstaltungen, zu denen man
sich trifft und einige Stunden trainiert. Wer
Interesse hat, in einer solchen Gruppe mit­
zumarschieren, sollte eine gute Ausbildung
auf der Snaredrum genossen haben. „Nichts
ist schlimmer, als wenn man eine Technik
gelernt hat und die umstellen muss“, weiß
Henning. Der Verband Drumcorps Ger­
many (DCG) bietet dazu Workshops und
Wochenendkurse an. Die Snaredrum ist
das technisch anspruchsvolls­
Während Drumcorps Wettbewerbe ausfechten,
laufen Marching Bands auf Paraden.
ne. Lauft eine Saison mit, damit ihr erfahrt,
wie eine solche Show funktioniert. Fragt
dann bei den US­Corps an.
Synkopen aus Schottland
Den amerikanischen Stil spielt Didi Trabert
gerne mit seinen Schülern. „Da kriegt man
relativ schnell einen Zugang und es gibt am
meisten Literatur.“ Seine Liebe gehört aber
der Pipe Band in schottischer Tradition. Didi
Trabert gründete vor etwa acht Jahren die
Stuttgart University Pipe Band. Später zog er
auch in seiner Drumschule
Drumon ein Drumcorps
auf. Mit beiden nimmt er
aktiv an Wettbewerben teil.
„Das Pipe Band Drumming
Das Pipe Band
Drumming ist jazzy.
te Instrument. Wer
In
sich noch nicht
sicher mit den
Rudiments, fühlt,
findet
einen
e
Einstieg
über
die Bassdrum, um
erst mal ein Rhyth­
musgefühl im Corps
zu bekommen. Soll­
tet ihr jetzt davon
träumen,
eine
e
Saison bei einem
Sa
US­Corps zu lau­
US
fen, sucht erst
den
Kontakt
zur
deutschen
Drumcorps­Sze­
Drumcorps
ist mehr jazzy. Es ist feiner
und die Rhythmik ist umfas­
sender“, begründet Didi, warum er diesen
Stil bevorzugt. Voraussetzung ist auch hier
die sichere Beherrschung der Rudiments.
Die schottische Spielweise zeichnet sich da­
durch aus, dass viele Presswirbel drin sind,
viele Paradiddles und viele Synkopen.
Im Kreis spielt es sich besser
Eine Pipe Band besteht aus zehn bis vier­
zehn Bag­Pipe­Spielern (Dudelsack), einer
Bassdrum, zwei bis drei Tenor Drums, und
den Sidedrums, so nennen die Schotten die
Snares. Der Drum Major gibt mit einem Stab
Zeichen. Pipe Bands spielen viel im Stehen.
Dabei steht man im Kreis und musiziert ge­
meinsam. Der Bassdrummer befindet sich
immer in der Mitte. Bei Wettbewerben gel­
ten allerdings sehr strenge Reglements. Dort
wird wesentlich disziplinierter verfahren,
und es werden Figuren gelaufen. In schott­
land finden jährlich Weltmeisterschaften
statt, wo die Grade­1­Bands gegeneinander
antreten. Die unterste Stufe ist Grad 5. Über
Siege in Wettbewerben kann man aufstei­
Didi Traberts Liebe
gilt dem Scottish
Pipe Band
Drumming.
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Special – Marching Drums
gen. Jim Kilpatrick ist ein Topdrummer der
Pipe­Szene, der schon viele Titel als Solist, aber
auch mit seinem Corps Shotts & Dykeheads,
einheimste. Didi erklärt, worauf es bei der Pipe
Band ankommt: „Beim Scottish Drumming
geht es nicht um technischen Schnickschnack,
sondern rhythmisch und effektiv zu spielen.“
Man übt ein halbes Jahr
für zehn Minuten.
mit recht viel Sustain. Tenordrummer spielen
mit Filzbeatern mit kurzem Schaft und einer
Schlaufe am Ende. Diese Schlaufe wird um
die Hände gebunden, damit die Drummer die
Beater zwischen den Akzenten durch die Luft
wirbeln können. Ans Optische wird also auch
hier gedacht.
Henning Homeier machte wertvolle Erfahrungen
während einer Saison bei den Kiwanis Kavaliers
damit der Sound einheitlich ist und trefft euch
ein Mal pro Woche für eine oder zwei Stunden
zum gemeinsamen Trommeln. Vielleicht er­
lebt ihr mit euren Corps dann so ein Highlight
wie Didi gemeinsam mit Jörg Bach. Sie traten
mit einem Drumcorps beim Bang­Your­Head­
Festival zusammen mit Queensryche auf. So
weit vom Rock ist das Marching Drumming
gar nicht entfernt.
Æ
Christian Wenzel
Snaredrum mit zwei teppichen
Weil die Pipes nur in einer Lautstärke spie­
len können, sind die Drummer zuständig für
Rhythmik und Dynamik. Auch bei der Pipe
Band stehen die Snares im Mittelpunkt. Eine
Sidedrum klingt sehr hoch. Das Fell ist knall­
hart gespannt. Direkt unter dem Schlagfell liegt
ein Teppich an, der für den scharfen Sound
verantwortlich ist. Ein zweiter befindet sich
unter dem Resonanzfell. Der Bassdrummer
spielt nicht viertelbetont, sondern schlägt die
Akzente der Sidedrummer mit. Das ist häu­
fig sehr synkopisch. Seine Aufgabe ist, den
Groove zu halten. Er benutzt dazu sehr weiche
Beater, denn es geht nicht darum, ein Pfund
aus der Trommel zu holen, sondern einen Ton
pipe Bands in Deutschland
Es gibt Wettbewerbe in verschiedenen Städten,
beispielsweise in Xanten, Peine oder Hamburg.
Dort kann man sich auch in kleiner Besetzung
oder sogar nur als Sidedrummer gemeinsam
mit einem Piper bewerten lassen. Dynamik,
Timing und Technik werden von Schottischen
Kampfrichtern bewertet. Tipp für Drumlehrer:
Krallt euch einfach ein paar Schüler. Einigt euch
auf gleiche Übungspads und gleiche Stöcke,
Die Veranstalter haben das Malheur erkannt:
Snaredrumming ist in Deutschland nicht so weit ver-
breitet wie beispielsweise in der Schweiz, den USA
oder Großbritannien. Also riefen sie den European
Drum Contest ins Leben, der im Mai seine erste
Austragung erlebte.
In Steinen bei Lörrach traten die Teilnehmer in drei
Kategorien – jeweils in Altersklassen unterteilt
– gegeneinander an. Solisten am Einzelinstrument
waren ebenso willkommen wie Trommelgruppen.
Weil sehr viele Anfragen gestellt wurden, nahm das
Organisations-Team um Paul Agner, Veit Johannes
Storz und Rolf Tepperwien auch noch Solisten am
Drumset in den Wettbewerb auf. Die Anforderungen
waren klar ausgeschrieben. Spielerische Fähigkeiten
waren genauso gefragt wie Schlagfiguren
(Stickings) und die Präsentation des Spiels. Tricks
waren ausdrücklich erwünscht, genauer gesagt:
trickreiches Spiel. Musikalischer und technisch
Anspruch der Vorträge waren ausschlaggebend für
die Platzierung.
Wer solche Ansprüche stellt, muss das Spiel auch
angemessen beurteilen können. Die vierköpfige
Jury konnte sich diese Fähigkeiten auf die Fahnen
schreiben. Neben Veit Johannes Storz beurteilten
die Basler-Trommel-Meisterin Edith Habraken,
Vibraphonvirtuose Pascal Pons sowie der Steiner
Musiklehrer Peter Müller die Vorträge. Deren
Niveau zeigte, dass das Dreiländereck Deutschland-
Frankreich-Schweiz eine wahre Trommelhochburg ist.
Schlussendlich überzeugte der Wangener Dominik
Nach dem erfolgreichen Debüt laufen die
Vorbereitungen für den 2. European Drum
Contest 2009 bereits auf Hochtouren. Im Frühjahr
2009 werden voraussichtlich in acht Regionen
Deutschlands und je zwei Regionen Österreichs und
der Schweiz Vorausscheidungs-Veranstaltungen
stattfinden. Das Finale, für das man sich an den
regionalen European Drum Contests durch eine
Erstplatzierung qualifiziert, wird im Herbst 2009
wieder in Steinen stattfinden. Die genauen Termine
und Orte stehen in Kürze auf der Website
www.europeansnaredrumcontest.com
Showtime: Scream4 waren als Special Guest
geladen und sorgten für tolle Stimmung.
Beim 1. European Drum Contest kamen Solisten,
aber auch Gruppen in die Wertung.
Schad die Kampfrichter am meisten und wurde zum
Gewinner des Contests ausgerufen.
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Special – Marching Drums
Interview mit Stabsfeldwebel Jörg Lesch
Jörg Lesch ist Berufssoldat, doch „stillgestanden!“ heißt es bei ihm eher
selten. Als trommelnder Lehrfeldwebel beim Ausbildungsmusikkorps
der Bundeswehr in Hilden sorgt er lieber für den guten Groove der
Schlagzeuger, die sich für ein Leben in der Bundeswehr entschieden ha-
DrumHeads!!: Wie hat es
dich denn als Drummer zur
Bundeswehr verschlagen?
Jörg Lesch:
Als 10-Jähriger
spielte ich in einem Spiel-
mannszug. Meine Oma
war Berufsmusikerin und wünschte sich nichts
sehnlicher, als dass jemand von ihren Enkeln
ebenfalls ihren Werdegang einschlägt, obwohl ich
lieber erst mal Fußball gespielt hätte. Nach drei
Jahren hat mich der Dirigent eines Musikvereins
zu Wolfgang Basler geschickt. Mit siebzehn bin
ich nach Hilden zum Musikstudium beim Aus-
bildungsmusikkoprs der Bundeswehr gegan-
gen, um meinem Lehrer nachzueifern. Da habe
ich beim WDR Bigband-Drummer Sperie Karas
und Georg Breier, dem Solopauker des WDR
Sinfonieorchesters gelernt. Das dürfte meiner
Oma wohl endgültig gefallen haben.
DH!!: Heute unterrichtest du selbst in Hilden?
Jörg:
Das hat sich jetzt ergeben. Neben dem
Trommelbereich unterrichte ich hier auch
noch Gehörbildung und Sport. Nach meinem
Studium habe ich ganze zwanzig Jahre meinen
Dienst als 1. Schlagzeuger beim Wehrbereichs-
musikkorps II in Münster geleistet. Da sind die
Tage extrem abwechslungsreich: Heute spielst
du noch Märsche, Ouvertüren oder sinfonische
Blasmusik auf der kleinen Trommel, morgen
dann am Set treibenden Big Band Jazz, coole
Tanzmusik, Musicalsounds oder was eben grad
anliegt. Bei so um die 170 Einsätzen dieser Art
im Jahr ist wohl klar, dass man da am Instrument
umfassend fit sein muss. Genau darauf bereite
ich jetzt als Lehrfeldwebel die Drummer vor, die
über die Bundeswehr Musik studieren wollen
und ähnliche Laufbahnen anstreben.
DH!!: Wie schaut denn so ein Studium aus?
Jörg:
Wir bereiten die Musiker hier in speziellen
Lehrgängen auf das Studium vor, sodass nach
zwei Jahren unsere Leute die Aufnahmeprüfung
an der Robert Schumann Musikhochschule
absolvieren. Unterrichtet wird alles, was ein
Orchester-Drummer braucht, also auch Stab-
spiele und Pauken. Darüber hinaus machen wir
in Hilden die Soldaten auch in allen anderen
moderneren Bereichen fit, sonst könnten sie
später die immensen Anforderungen im Musik-
korps gar nicht erfüllen. Für diese Ausbildung
zum Orchestermusiker muss man sich nach und
nach je nach Ausbildungsabschnitt bis zu zwölf
Jahren verpflichten. Das Ziel der meisten hier
ist die spätere Übernahme als Berufssoldat. Da
sind die Anforderungen schon sehr hoch. Nicht
alle Musiker eines Jahrganges werden übernom-
men. Einige verlassen die BW nach den zwölf
Jahren wieder zumindest mit einem
Vordiplom und jeder Menge Erfahrung.
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Jörg Lesch ist in
allen Stilen sicher.
Steckbrief
geboren
lebt in
trommelt seit
erstes Drumkit
Hobbys
Einflüsse
06.02.1965
Velen
1975, angefangen als Spielmann
Sonor MP 454 Snare, Pearl Set
(„klein und blau“)
Sport
Sperie Karas, Georg Breier,
Wolfgang Basler
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Special – Marching Drums
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mehrere
tausend
Instrumente
Versandbereit
billiger
kaufen...
frei Haus
Als Lehrfeldwebel bereitet Jörg Lesch (re.) Drummer auf das Musikstudium bei der Bundeswehr vor.
DH!!: Aber nicht jeder Drummer in der
Bundeswehr muss studieren, oder?
Jörg:
Grundsätzlich kannst du auch dei-
nen normalen Wehrdienst im Musikkorps
verbringen. Dafür spielst du einfach in ei-
nem der über Deutschland verteilten 18
Musikkorps vor. Man sollte jedoch schon
einiges drauf haben, also zum Beispiel auch
von einer Locke schon mal was gehört ha-
ben und sie vortragen können. Rudiments
werden auch hier groß geschrieben.
DH!!: Für mich als ehemaliger Zivi kommt
die Atmosphäre hier in der Kaserne ziem-
lich locker rüber.
DH!!: Was ist denn eigentlich der genaue
Unterschied zwischen Marching Bands
und Spielmannszügen?
Jörg:
Also, beim Spielmannszug hast du
neben den kleinen Trommeln und Flöten,
meist große Trommel und Becken besetzt.
Marching Bands, Musikvereine oder eben un-
ser Musikkorps laufen ja meist mit komplet-
tem Blasorchester auf. Unserem Musikkorps
läuft bei Außeneinsätzen zum Beispiel ein
Spielmannszug von circa 20 Mann vorweg.
Dann kommen der Chef und schließlich
das Korps mit einer Stärke von etwa 50
Leuten. Zum Einmarsch auf ein Gelände
lockt der Spielmannszug mit der Locke das
Der Music Store....ca. 13.000m2 Lager,
Service-, Demofläche
Jörg:
Jeder hat hier seine Pflichten als Soldat
zu erfüllen, das ist hier nicht anders wie in
anderen Kasernen. Wenn du hier allerdings
durch die langen Gänge spazierst, ist ein Flair
wie an einer normalen Musikhochschule
nicht ganz abwegig. Immerhin wird hier
viel am Instrument geprobt. Neben der Aus-
bildung im sanitätsdienstlichen Bereich,
in dem man im Verteidigungsfall auch
gegebenenfalls eingesetzt wird, liegt die
Konzentration ganz auf der Musik. Darüber
hinaus legen wir aber auch hier sehr viel
Wert auf Disziplin und körperliche Fitness.
Mehrmals die Woche ist Sport angesagt.
DrumHeads!! 5/08
Korps, das dann den Marsch anspielt. Einige
Marching Bands machen da sehr viel Alarm
mit richtigen Choreographien und schönen
Showeffekten, da möchte ich hier in Hilden
demnächst auch verstärkt dran arbeiten.
DH!!: Dein goldener Tipp für angehende
Drummer?
Jörg:
Leute, lernt die Rudiments! Das ist wie
das ABC des Trommelns. Ohne Buchstaben
zu verstehen, könntet ihr keinen „Harry
Potter“ lesen … Zudem lassen sich auch alle
Rudiments super aufs Set umsetzten.
ÆCarsten
Buschmeier
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Special – Marching Drums
Equipment für Marching Drummer
Ohne Trommeln keine Marching Band. Jeder Spieler hat dabei seine
eigene Trommel zu tragen. Was die Instrumente auszeichnet und wo die
Unterschiede zu den vom Schlagzeugset bekannten Drums liegen, zeigen wir
auf den folgenden Seiten. Außerdem stellen wir nützliches Zubehör vor.
Mächtige Töpfe für den dicken Wumms
Im Vergleich zu den Bassdrums bei Drumsets sind die Großen Trommeln der Marching
Bands nicht ganz so tief. 10"–14" reichen hier aus. Allerdings können sie bis zu 28"
oder gar 32" groß sein. Richtig fett wird der Spaß erst, wenn eine Band mit
vier oder fünf Bassdrummern antritt, die alle verschieden große Bassdrums
haben. Dann sind sogar melodische Patterns im Bassbereich möglich.
Je mehr Stimmschrauben die Bassdrum besitzt, desto genauer ist sie
stimmbar. Sonors Professional-Line-Wummen, die je nach Größe zwi-
schen 795 und 1.049 Euro (UVP) kosten, verfügen sogar über versenkte
Stimmschrauben, damit
die Uniform ja nicht
hängen bleibt (www.
sonor.de). Für den
richtigen Sound brauchts
den passenden Beater. Pro-
Marks AB-Serie hält verschiedene
Größen parat, damit kleine Felle nicht
überstrapaziert und große nicht zu lasch
angeschlagen werden (www.promark.com).
DrumHeads!! 5/08
First Class: die Professional-
Line-Bassdrums von Sonor
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Special – Marching Drums
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Handmade in Europe
Regius 7 Transparent Black
Die Regius 7 verfügt über eine zusätzliche tiefe H-Saite für
gewaltige Sound-Fülle. Mit der durchgehenden Halskon-
struktion, Sumpfeschekorpus und Riegelahorndecke bietet
sie eine tolle Optik. 2 Seymour Duncan Humbuckern und
ausgesuchte Hardware, feinster Verarbeitung sorgen für
super Sound. Bis ins feinste Detail ist die Regius 7 wie ihre
Schwestern aus der Regius Serie ein absolutes High End In-
strument für höchste Ansprüche zu einem mehr als fairen
Preis!
• 7-String mit tiefer H-Saite
• Sumpf Esche Korpus
• geflammte Ahorn Decke
• 11-teiliger Neck-Thru-Body Hals aus Ahorn, Mahagoni,
Wenge und Amazaque
• Ebenholz Griffbrett
• 24 Medium-Jumbo-Bünde
• 2 Seymour Duncan Invader Humbucker
• Multi-Bindings an Korpus,
Hals und Kopfplatte
• GraphTech Sattel
• Locking Mechaniken
• ABM Fixed Bridge (String-Thru-Body)
• Schaller SecurityLocks
• Finish: Transparent Black
• inkl. Case
Praktisch für lange Märsche:
Fahrgestelle von Marching Drums
Wenn der Weg mal etwas weiter ist, trägt man an so einer Bassrum ziemlich schwer. Dann
ist ein Rollwagen wie das Vario-Fahrgestell der Lörracher Firma Marching Drums eine will-
kommene Hilfe. Das Teil ist wirklich durchdacht, bietet stufenlose Höhenverstellung und
rollt auf schlauchlosen Gummireifen selbst über Stock und Stein. Das Beste sind aber die
verschiedenen Ausführungen, die sogar fast komplette Drumsets aufnehmen. Ein solcher
Alleskönner hat seinen Preis (529–736 Euro UVP). Aber da man nur einen Rücken im Leben
hat, lohnt sich die Anschaffung für die Langläufer (www.marchingdrums.de).
Brillante Akzente mit feinster Bronze
Während die Amis und die Schotten gar nicht so
großen Wert auf Becken legen, gehören sie zum
germanischen Brauchtum unbedingt dazu. Mar-
ching-Becken sind paarweise zu spielen. Nicht
einfach mit dem Stock draufhauen, sondern
Cymbal an Cymbal schlagen. Das will auch erst
gelernt sein. Sehr anspruchsvolle Ohren, die auf
schnelle Ansprache und einen vollen Crashsound
Wert legen, leisten sich zum Beispiel Sabians HHX
New Symphonic Vienesse für schlappe 688 Euro
(UVP). In 18"
setzen sie sich
auch in größeren
Gruppen mit 30 bis 70 Instrumentalisten
durch (www.sabian.de). Preislich volks-
näher liegen Zildjians ZHT-Paare, für die
in 18" rund 333 Euro (UVP) zu berappen
sind. Das günstigere Grundmaterial B12
machts möglich. Erfahrungsgemäß sind
die ZHT-Becken durchaus auch in der Lage
satte Crashes abzufeuern (www.zildjian.com).
Beckenpaare für jeden
Geldbeutel: Zildjian ZHT (links)
und Sabian HHX
DrumHeads!! 5/08
Exklusiv Vertrieb für M-Guitars in Deutschland
www.musicstore.de
Große Budengasse 9-17
50667 Köln Tel: 0221 925791 0
Aaron Aedy
PARADISE LOST
Flotte Flitzer mit Drums im Gepäck
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Special – Marching Drums
Stromtrommel für Stadion und Straße
Auf den ersten Blick fast nicht zu glauben, aber nur konse-
quent: Roland hat mit dem RMP-12 die erste Marching E-Drum
herausgebracht. Das 12" große Pad mit Meshhead trägt sogleich
ein Soundmodul mit sich, das über eine Vielzahl von Samples
verfügt und Drumcorps für einen Preis von 529 Euro (UVP) bis-
lang undenkbare Möglichkeiten eröffnet. Zum Üben schaltet man
entweder den Ton ab oder klemmt sich den Kopfhörer auf die Ohren.
Batterieversorgung ermöglicht sogar das Marschieren mit dem RMP-
12. Dabei schägt das Gewicht der E-Paradesnare wohl jedes akustische
Instrument. Ein Adapter für Tragegestelle aller führenden Hersteller ist
ebenfalls erhältlich (75 Euro UVP). Nur die Verstärkung muss dann mobil
sein. Man stelle sich allerdings den einzigartigen Showeffekt vor, wenn sieben
Snaredrummer mit Rolands Cube-Amps auf den Rücken geschnallt durchs
Stadion tanzen (www.rolandmusik.de).
Luxusübungspad und
E-Marching-Drum in
einem: Roland RMP-12
Auf das richtige Werkzeug kommt es an
Der passende Stock ist bei den Marching Drummern ein mindestens ebenso
sensibles Thema wie bei den Drumsetspielern. Das fängt beim Holz an. Die
Amerikaner schwören auf Hickory – das kommt schließlich von da – während es
die Schotten ein bisserl leichter mögen und Ahorn bevorzugen. Im Basler Trommeln mag
Buche dominieren und ganz so verallgemeinern darf man das auch wieder nicht. Wohl dem,
der einen Status eines Scott Johnson hat. Dieser Herr ist Ausbilder bei den Blue Devils
und hat als ultimativen Ritterschlag von Vic Firth
(www.vicfirth.de) gleich eine gan
ze Serie an Signaturestöcken designt bekommen. Jedes Modell hat sein spezifisches
Einsatzgebiet von der Indoor-Snare (ja, selbst das gibt es, sie ist nicht so tief wie die
Paradesnare) bis zur Outdoor-Tenordrum. Je nach Ausstattung mit oder ohne zweiten
Kopf kostet das Stockpärchen zwischen 16,50 Euro (UVP) und 38,70 Euro (UVP).
Signature-Serie für alle Zwecke:
Vic Firth Scott Johnson Line
Wichtige Helferlein
Wer seine Trommeln zu Fuß mit sich führen und dabei auch auf ih-
nen spielen möchte, benötigt Hilfsmittel, um die Drums an den Körper
zu hängen. Ganz klassisch sind Tragegurte aus Leder, die an ihren
Enden Traghaken für Snares oder Karabiner für Bassdrums besitzen.
Es gibt allerdings auch wesentlich aufwändigere Konstruktionen,
mit denen sich auch schwere Instrumente komfortabel tragen
Variabel einstellbar:
Bassdrum-Tragegestell
von Sonor
lassen. Solche Tragegestelle sind verwindungssteif, müssen
unbedingt stabil, aber trotzdem leicht sein. Außerdem sind
variable Justagemöglichkeiten unerlässlich. An Hightech-
Ausführungen dieser Gestelle sind edelste Titan- oder
Kohlefaserteile verbaut, die die Preise allerdings auch
in heftige Höhen treiben.
DrumHeads!! 5/08
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Special – Marching Drums
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Sechs Toms auf einen Streich
Besonders
bei
den
nordamerikanischen
Drumcorps gehören Timp-Toms zum Stan-
dardinstrument. Diese Trommelsets sind zu
viert, fünft oder sechst an einem Tragebügel
montiert und sorgen für melodische Tupfer in
der Drumline. Die Herrschaften, die diese mo-
bilen Tom-Ensembles bedienen, nennen sich aus der Tradition heraus Tenordrummer. Die
zylindrischen Kessel ihrer Instrumente besitzen kein Resonanzfell. Oft sind die Kessel für mehr
Projektion unten schräg abgestochen. Abgebildet sind Premiers Multi Toms aus der Revolution-
Serie (www.premier-percussion.co.uk).
Die Premier Revolution Multi
Toms bringen Melodie ins Spiel.
Snaredrums geben den Schritt an
Die Snaredrum mag in der Marching Band vielleicht
nicht das wichtigste Instrument sein, eine zentra-
le Rolle spielt sie aber unbestritten. Genau wie die
Snare an einem Drumset kann sie mit einem
Stahlkessel von etwa 5"–6,5" Tiefe bei einem
Durchmesser von 14" bestückt sein. Der ein
zige große Unterschied ist die Halterung für
den Transport beim Marschieren. Zunehmend
beliebter werden jedoch die Paradetrommeln
mit ihren 10"–12" tiefen Kesseln aus Holz
oder Stahl bei 13" oder 14" Durchmesser.
Sie verfügen häufig über
einen Schutzbügel am
unteren Spannreifen (Ab-
bildung links oben), der
Schäden am Snareteppich
vermeiden soll. Bei Hoch-
leistungsmodellen sind die
Snaredrähte sogar einzeln
einstellbar
(Abbildung
rechts). Das Schlagfell be-
steht beim amerikanischen
und schottischen Drumming
in der Regel aus Kevlar.
Für Pipe Drummer gibt es
Modelle mit einem zweiten Teppich di-
rekt unter dem Schlagfell. Das Pearl-Championship-
Pipe-Modell (abgebildet in blauem Finish) verfügt über
eine Free-Floating-Konstruktion und kostet stolze 968
Euro (www.pearldrum.com).
Paradesnares müssen aber nicht zwangsläufig teuer
sein. Die schneeweiße Yamaha MS1014 (Abbildung
links unten) ist zwar einfacher konstruiert, aber
vollkommen Street-tauglich und schon für 204
Euro (UVP) zu haben (www.yamaha-europe.com).
Königinnen der Marching Bands:
Paradesnares
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Special – Marching Drums
Bücher & DVDs für Marching Drummer
Es gibt viele Dinge, die ihr auf dem Weg zum coolen Marching Drummer lernen
müsst. Hier helfen euch vor allem ein Lehrer, der richtige Verein und ein paar
schlaue Büchlein und DVDs. Den richtigen Lehrer und Verein müsst ihr schon
selber finden. Für letzteres haben wir eine Auswahl zusammengestellt, die ihr
euch unbedingt mal anschauen solltet.
Timm Pieper – „Stick Trix“
Buch, marchingmusic.de, 39 Euro
Ein außergewöhnliches Percussion-Feature
gespickt mit optischen Effekten und Stick-
Spielereien. Das Stück kommt mit nur zwei
Stimmen aus: eine mittelschwere Stimme
für Snare Drums (und das müssen nicht
unbedingt Marching Snares sein, wie auf
dem Video zu sehen ist) und eine leichte
Stimme für Toms oder Snare Drums mit
abgespanntem Teppich. Eine DVD ist im
Lieferumfangenthalten.
Jay Wanamaker & Rob Carson – „Intern. Drum Rudiments“
Buch, Alfred Publishing, 19,80 Euro
Dieses schlanke Büchlein stellt eine ein-
zigartige Sammlung an Rudiments dar.
Hier findet ihr alles Wichtige, was ein gu-
ter Marchingdrummer drauf haben sollte:
von Roll- über Diddle-, Flam- bis hin zu
Drag-Rudiments. Die Sammlung wurde in
Zusammenarbeit mit dem P.A.S. Interna-
tional Drum Rudiment Committee zusam-
mengetellt. Für besseres Lernen liegt dem
Buch eine CD bei.
Jeff Queen – „Playing With Sticks“
DVD, Hudson Music, 29,90 Euro
Jeff Queen ist mehrfacher Snaredrum-
Solo-Champion und Trommler bei der
(Ex-)Broadway-Show „Blast“. Jeff erklärt
auf seiner DVD Schlagtechniken und deren
Anwendung in Flams, Diddles, Rolls und
Hybrid Rudiments, Timing-Erklärungen,
Solo-Ausarbeitung, Backsticking, Stick
Tricks und einige von Jeff selbst gespielte
Soli. Die DVD ist sowohl für Anfänger als
auch für fortgeschrittene Spieler geeignet.
George L. Stone – „Stick Control“
Buch, George B. Stone,13 Euro
Kult-Status! Wer ernsthaft vorankommen
will, findet hier hunderte von Standard-
übungen für die tägliche Arbeit auf der klei-
nen Trommel. Die Stickings (Schlagfolgen)
sind die idealen Übungen für Koordination,
Geschwindigkeit, Kraft, Präzision und die
Entwicklung der schwächeren Gliedma-
ßen. Ein unscheinbar wirkendes Standard-
lehrwerk … und das ohne Text, dafür mit
Technikübungen bis der Arzt kommt.
Blue Devils & Scott Johnson – „Blue Smoke“
DVD, Blue Devils, 29,95 Euro
Die Blue Devils sind der führende Drumcorp
in den USA. Den Erfolg haben sie nicht
zuletzt ihrem Ausbilder Scott Johnson zu
verdanken. Die „Blue Smoke“-DVD zeigt
eine Dokumentation über die Drumline
der Blue Devils von 2006. Es gibt Einblicke
in die Woche der World Championships:
Warm Ups der Percussion, Eindrücke
von Gesamtproben auf dem Showfeld, In-
terviews mit Spielern und Ausbildern.
Peter Bachmayer/Wolfgang Höllerer – „Rudimental Secrets“
Buch inkl. DVD, Edition Dux, 29,90 Euro
Zum Ziel gesetzt, die Geheimnisse korrek-
ter Spieltechnik zu lüften, widmeten die
beiden Autoren einen Großteil dieses be-
bilderten Buchs, genau wie die beinhalte-
te DVD, der unabdingbaren Fundamenten
des Schlagzeugspiels, wie Stockhaltung,
Schlagausführung und essenzielle Be-
wegungsabläufe der Hände, aber auch
Füße. Das gesamte Werk ist bestens zum
Selbststudium geeignet.
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Special – Marching Drums
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Surftipps
Für alle Freunde des coolen Drummings und ultraschneller
Sticktricks haben wir euch ein paar unterhaltsame Links zu
Videos zusammengestellt, in denen ihr sehen könnt, was der
moderne Marching Drummer von Welt alles so drauf haben muss.
Egal ob große amerikanische Drumcorp-
Shows, Warm-ups einzelner Trommler, private
Sessions von talentierten Amateurdrummern,
bei Videoportalen wie Youtube findet ihr
so schier alles. Wie sich der Drumcorp von
den Blue Devils einspielt, seht ihr unter
http://www.youtube.com/watch?v=QHksvw-
5A14. Auf http://www.youtube.com/watch?
v=U4sjNtH3pRI findet ihr einen deutschen
Drumcorp der das ganze mit Gesang aufpeppt
(„How We Do“). Einen echten schottischen
Meister seht ihr unter http://www.youtube.
com/watch?v=IYT77qnPqcI. Jim Kilpatrick
zeigt, was Geschwindigkeit wirlich bedeutet,
wobei alles immer schön musikalisch bleibt.
Weitere sehenswerte Links sind:
Hip Hop Drummers:
(http://www.youtube.com/watch?v=osHT73lW
MD0&feature=related)
Blast Drum Line:
http://www.youtube.com/watch?v=VqUFBe
3qmQc&feature=related
Snare Solo:
http://www.youtube.com/watch?v=ZiE98
kG-zmA&feature=related
Sacramento Freelancers:
http://www.youtube.com/watch?v=PqwXx
Q-oEK8
Weitere Videos findet ihr bei Youtube. Viel
Spaß beim Stöbern, Staunen und Nacheifern.
Screenshots von oben nach unten:
Blue Devil Warm up, „How We Do“, Jim Kilpatrick
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Special – Marching Drums
Timm Pieper
Damit ihr eine Vorstellung bekommt, was die Trommler in ei-
ner Marching Band auf dem Kasten haben müssen, hat euch
Timm Pieper einige Übungen zusammengestellt. Wenn ihr die
Möglichkeit habt, probiert diese Übungen in der Gruppe aus.
her. Es geht darum, dyna-
misch klare und rhythmisch
exakte, offene Wirbel zu spielen. Ein exaktes
Zusammenspiel dieser Übung ist nicht so ein-
fach – schließlich müssen die 32stel-Noten su-
pergenau in Time sein.
so exakt wie möglich zusammenspie-
len. Gleichzeitig sollte jeder genauestens auf
seine Spieltechnik achten. Die Übung könnt
D
as erste Notenbeispiel sieht einfach
aus, stellt sich im Ensemble aber als
Herausforderung dar: die Achtelnoten
ihr in diversen Dynamikstufen beziehungs-
weise Stockhöhen spielen – Crescendi und
Decrescendi inklusive. Die nächste Übung
(Beispiel 2) dient zur Entwicklung guter Double
Strokes (Doppelschläge). Doppelschläge be-
nötigt ihr in verschiedenen Rudiments (ins-
besondere offener Wirbel). Wichtig ist, dass
jeder Spieler wirkliche Doppelschläge aus-
führt und nicht zwei schnelle Einzelschläge
hintereinander spielt. Der zweite Schlag ei-
nes Doppelschlages sollte exakt die gleiche
Lautstärke haben wie der erste.
Betonungen machen es spannend
Akzente in Achtelnoten, das ist das Thema des
Beispiels 4. Das Prinzip ist recht simpel: durch-
laufende Achtelnoten, von denen einige betont
werden. Achtet darauf, dass alle Akzente wirk-
lich exakt gleich laut und alle Taps (so heißen
die nicht akzentuierten Schläge) schön leise
sind. In den Hörbeispielen hört ihr noch eine
Variation in der Snaredrum: Aus den Akzenten
werden Flams, zusätzlich sind die Akzente ge-
doppelt. „Accent Drag Exercise“ ist eine Übung
aus meinem Buch „The-X-Concept“ (Beispiel
5). Es geht in erster Linie um die Kombination
von einem Akzent mit einem direkt dahinter
liegenden Drag (Dopelschlag). Wie ihr hört, ist
das Ganze in ein paar nette Grooves verpackt,
damit das Üben auch Spaß macht. Wer Lust
hat, kann auch aus den Akzenten Flams ma-
DrumHeads!! 5/08
Als Mitbegründer des Noten- und Buchverlags
marchingmusic.de schreibt
Timm Pieper
zahlreiche Arrangements und Kompsitionen
für Percussion Ensembles und Musikvereine in ganz
Europa. Daneben unterrichtet er an der Musikschule
Hagen a.T.W. und arbeitet als musikalischer Leiter
mit vier norddeutschen Marching Percussion
Ensembles. Regelmäßig fungiert Timm als Dozent auf
verschiedenen Workshops – meist geht es dabei um
Spieltechnik für (Marching-)Trommler.
www.timmpieper.de
Offene Wirbel präzise spielen
„Hugga-Digga-Burrrr“, auch „Chicken-And-A-
Roll“ genannt, ist eine Übung, die wohl jedes
Marching-Percussion-Ensemble im Programm
hat (Beispiel 3). Der Name der Übung ist un-
gewöhnlich, leitet sich aber aus ihrem Klang
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Titel 11-16
Auf der DrumHeads!!-CD hört ihr die
Übungsbeispiele dieses Workshops
Beispiel 1
Beispiel 2
Beispiel 3
Beispiel 4
Titel 11–12
Beispiel 5
Titel 13
chen und es ergeben sich dann Flam-Drags.
Umgekehrt könnt ihr auch die Drags kom-
plett weggelassen und habt so eine schlichte
Akzentübung.
seht (Beispiel 7) und hört, ist ein verein-
fachtes Arrangement, welches ich für meine
Drumlines geschrieben habe. Notenbeispiel
8 stammt aus einem kompletten Marching-
Band-Arrangement (also mit Bläsern und
Mallets). Hier hat die Percussion also kein
Solo wie bei den Cadences, sondern nur eine
Begleitfunktion. Die Snares und Bassdrums
spielen Rhythmen, die vom Schlagzeug
beziehungsweise dem Bass stammen. Die
Toms füllen ein wenig auf.
Cadences fürs Ensemble
Street Cadences sind kurze Musikstücke für
Marching-Percussion-Ensembles, die meist
auf Umzügen eingesetzt werden. Oftmals
bestehen die Cadences nur aus 16 oder 32
Takten, die dann immer im Kreis gespielt
werden. In „Oooh Yeah 2004“ (Beispiel 6
im Downloadbereich unter www.drum-
heads.de) hört und seht ihr ganz deutlich,
wie wichtig die Rolle der Bassdrums im
Ensemble ist, denn in den ersten acht Takten
liegt die Melodie ganz klar in der Bassline.
Das Quint unterstützt die Melodie, Snare
und Becken spielen begleitende Rhythmen.
„Street Beat ’02“ ist eine Cadence, die Scott
Johnson (Blue-Devils-Instructor) geschrie-
ben hat. Das Original ist allerdings so
schwer, dass es für die meisten deutschen
Gruppen nicht spielbar wäre. Was ihr hier
DrumHeads!! 5/08
Als Drumset-Spieler ist Timm derzeit mit „Safkan“,
einer deutsch-türkischen Rockshow, unterwegs.