Homepianos Fachbegriffe
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Homepianos
Fachbegriffe rund um Digitalpianos einfach erklärt
Geheimnisse gelüftet
Mit den technischen Daten elektronischer Musikinstrumente könnte man
wunderbar Quartett spielen. Eine sinnvolle Beurteilung der Werte ist aber erst
möglich, wenn man die Bedeutung der Parameter kennt. Wir schauen den
Digitalpianos unter die Haube und bringen Licht ins Dunkel der Begriffe.
Foto: Casio
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Tastenwelt 1/08
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Anschlagdynamik (Velocity, Touch)
Man kennt den Effekt vom akustischen
Piano: Wenn man eine Taste härter (schnel-
ler) anschlägt, ist der Ton kräftig, hell und
drahtig. Schlägt man die Saiten sachte
(langsam) an, erhält man leisere und wei-
chere Töne. Um dies bei elektronischen
Klangerzeugern nachzustellen, misst man
die Zeit, die beim Drücken einer Taste zwi-
schen dem oberen und unteren Anschlag
verstreicht. Je kürzer diese Zeit, desto
schneller (härter) der Anschlag. Der so er-
mittelte Velocity-Wert verfügt über eine
Auflösung von 128 Stufen. Mit ihm kann
man neben der Lautstärke auch andere
Klangparameter wie die Filterfrequenz oder
Hüllkurvenparameter steuern.
Es geht aber noch besser: Bei Digitalpia-
nos werden in Abhängigkeit vom Velocity-
Wert zwischen drei und zwölf Samples
umgeschaltet (Velocity-Switch), die bei
unterschiedlichen Anschlagstärken aufge-
zeichnet wurden. Im einfachsten Fall wird
also Sample 1 bei einem Pianissimo-An-
schlag abgerufen, Sample 2 bei mezzo und
Sample 3 bei fortissimo. Sind Samples
und Tastatur nicht optimal aufeinander
abgestimmt (z.B. Masterkeyboard plus ex­ter-
ner Klangerzeuger), kann dies aber auch
zu ungewollten und störenden Klangdiffe-
renzen im Dynamikverlauf führen. Je mehr
Samples verwendet werden, desto feiner
die Dynamikabstufungen und umso gerin-
ger die Gefahr störender Unterschiede.
Bei einem akustischen Piano ist die Ab-
hängigkeit von Anschlagstärke und Laut-
stärke wegen der mechanischen und akus-
tischen Verhältnisse des Instruments fest
vorgegeben. Bei einem Digitalpiano kann
man zwischen verschiedenen Velocity-
Kurven wählen, die eine Anpassung an
unterschiedliche Spielgewohnheiten erlau-
ben. Neben einem linearen Zusammenhang
(doppelte Anschlagstärke ergibt doppelten
Velocity-Wert) sind hier auch ein logarith-
mischer oder ein ex­ponentieller Zusammen-
hang möglich. Dabei werden zum Beispiel
im unteren Dynamikbereich stärkere Werte-
änderungen erreicht als im höheren. Es
sind sogar zunächst unsinnig anmutende
Velocity-Kurven möglich, etwa die Reverse-
Velocity, bei der ein starker Anschlag
kleine, ein schwacher Anschlag hingegen
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Bei der Anschlagdynamik wird gemessen,
wie schnell eine Taste gedrückt wird.
große Velocity-Werte ergibt. Dies kann
sinnvoll sein, wenn man abhängig von der
Anschlagstärke zwischen zwei Sounds
überblenden möchte. Dabei muss bei stei-
gender Velocity der eine Sound leiser, der
andere lauter werden.
Einige Hersteller erlauben es dem Spieler
auch, eigene Velocity-Einstellungen vorzu-
nehmen. Beim Kawai CA 91 z.B. kann man
die Tastatur durch eigene Velocity-Kurven
an jede individuelle Spieltechnik anpassen.
Man spielt in einem Lern-Modus von pianis-
simo bis fortissimo, und das Piano errech-
net automatisch eine passende Kurve.
Effekte
In Digitalpianos sind meist nur wenige,
dafür aber hochwertige Effekte eingebaut.
Immer an Bord ist ein Hall-Effekt. Er simu-
liert die Akustik verschieden großer Räume,
manchmal auch unterschiedliche Wand-
und Deckenmaterialien (Holz, Kacheln
usw.). Damit kann man sein Instrument auf
Knopfdruck in eine Kirche oder ins Wohn-
zimmer versetzen.
Der Chorus-Effekt macht den Sound
etwas voller, weicher, räumlicher, schwe-
bend. Er kam in den 70er-Jahren zunächst
für E-Gitarren auf den Markt und entsteht,
wenn man ein leicht verstimmtes Signal
dem Originalsignal beimischt und dabei den
Grad der Verstimmung langsam mit einem
Sinus- oder Dreiecksignal moduliert.
Alle Digitalpianos arbeiten mit Chorus –
in der Regel in Kombination mit E-Piano-
sounds. Bei den Geräten im unteren Preis-
segment ist er fester Bestandteil von Presets,
bei den besser ausgestatteten Modellen
kann man einige Parameter wie die Effekt-
intensität, die Frequenz des Modulations-
signals sowie die Delay-Zeit einstellen.
Wie bei jedem Effekt gilt der Grundsatz:
weniger ist oft mehr.
Lautsprecher-Systeme
Digitalpianos sind mit Ausnahme einiger
Stagepianos mit einem oder mehreren
Lautsprechern ausgestattet. Bei Homepia-
nos befinden sie sich üblicherweise in der
hinteren Standwand. Portable- und Kom-
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Was ist neu?
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pakt-Digitalpianos strahlen nach oben ab.
Equalizer, Verstärker und Lautsprecher
sind auf die Wiedergabe des Pianoklanges
optimiert. Grundsätzlich sagt die Ausgangs-
leistung (Watt) nicht unbedingt etwas über
die erzielbare Lautstärke und schon gar
nicht über den Klang aus.
Kawai geht beim CA 91 einen neuen Weg:
Mit Hilfe eines Transducers (Lautsprecher-
treiber ohne Membran) wird wie bei einem
akustischen Piano ein Resonanzboden in
Schwingungen versetzt. Zusammen mit
Hochtönern ergibt dies einen vollen, war-
men Klang, der natürlich ausschwingt und
sich gleichmäßig im Raum ausbreitet.
benötigten Stimmen. Vor allem bei Stereo-
Sounds mit langer Release-Phase und in-
tensiver Nutzung des Sustain-Pedals kann
man dabei schon mal an die Grenzen der
Polyphonie des Instruments stoßen.
Lernfunktionen
Einige Home-Digitalpianos haben Lern-
funktionen unterschiedlicher Art an Bord.
Einige bieten unterrichtsübliche Stücke zum
Nachspielen und erlauben das Trainieren
von Fingerübungen (z.B. Kawai Lesson-
Funktion). Nach den Übungen wird man
von einigen Digitalpianos bewertet. Andere
weisen dem Anfänger mittels Leuchttasten
(Casio) oder über den Tasten angebrach-
ten LEDs (Yamaha Key-Guide) den Weg
auf der Tastatur. Concert-Magic (Kawai)
übt mit dem Anfänger musikalische Grund-
lagen mit Spiel und Spaß. Sicherlich kann
all dies keinen Klavierunterricht ersetzen,
für Zusatzübungen oder zum Schnuppern
sind solche Funktionen aber hilfreich.
einander kommunizieren können. Es wur-
de 1982 von einem Konsortium aus vielen
namhaften Synthesizerherstellern entwik-
kelt und war bald in allen aktuellen Instru-
menten, Effektgeräten und in manchen
Computern wie Atari ST zu finden. Erst mit
MIDI war es möglich, einen Klangerzeuger
von einem anderen aus zu spielen, das ex­ter-
ne Effektgerät vom Keyboard aus zu bedien-
en oder in einen Sequencer einzuspielen.
Inzwischen werden MIDI-Daten auch über
die USB-Schnittstelle übertragen.
MIDI überträgt keine Audio-Daten, man
benötigt immer einen MIDI-Klangerzeuger
dazu. Die Technik überträgt Informationen
über angeschlagene Noten, Anschlagdyna-
mik, Druckdynamik, Programmwechsel,
Pitchbend und Modulationsrad. MIDI kann
aber auch Sequencer-Parameter (Realtime-
Daten) austauschen (z.B. MIDI-Clock, Song-
Nummer, Start, Stop etc.). Weiterhin kann
ein komplettes Klangprogramm (Sound-
Parameter) über MIDI (z.B. zwischen Syn-
thesizer und Computer) übertragen werden.
Pedale
Sustain-Pedal (Dämpfer-Pedal, Haltepedal):
Bei einem akustischen Piano hebt das rech-
te Pedal die Saitendämpfer von den Saiten
ab, wodurch alle Noten lange ausklingen.
Digitalpianos erzielen diesen Effekt mit
unterschiedlichen Methoden: Einige benut-
zen bei gedrücktem Sustain-Pedal separate
Samples von gehaltenen Tönen. Andere
aktivieren lediglich einen Halleffekt, der
das Standard-Sample verlängert und wieder
andere verlängern einfach die Ausklingzeit
(Release-Phase) der Amplitudenhüllkurve.
Werden separate Samples benutzt oder die
Ausklingzeit verlängert, gilt zu beachten,
dass die gehaltenen Stimmen während der
gesamten Haltezeit belegt sind. Mit einem
lange gehaltenen Sustain-Pedal stößt man
somit schnell an die Grenzen jeder auch
noch so opulenten Polyphonie.
Manche Digitalpianos benutzen als Sus-
tain-Pedal einen Schalter, andere ein acht-
stufiges Pedal (z.B. Kawai CA-Serie und
ein Teil von Yamahas CLP-Serie). Letzteres
erlaubt abgestufte Haltezeiten.
Soft-Pedal: Beim Betätigen des linken
Klavierpedals klingt der angeschlagene Ton
leiser und gedeckter. Dieser Effekt wird
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Yamaha nimmt bei der iAFC-Technik den
Schall im Raum durch ein Mikrofon auf und
gibt die Signale über eigene Speaker aus.
Lernfunktionen können zur Kontrolle die
Leistung des Spielers auswerten.
Durch unterschiedlich abstrahlende
Lautsprecher versucht Roland, bei
Digitalpianos Raumklang zu erzeugen.
Layer (Dual)
Bei vielen Digitalpianos ist es möglich,
beim Anschlagen einer Taste nicht nur ei-
nen, sondern gleich zwei oder mehr
Sounds zu schichten. Ein beliebtes Layer
(layer = Schicht) ist z.B. die Kombination
von Piano und Streichern. Es sind natür-
lich auch beliebige andere Kombinationen
realisierbar. Digitalpianos erlauben meist
eine Schichtung von zwei Sounds, deren
Lautstärkeverhältnis eingestellt werden
kann.
Spielt man ein Layer, an dem zwei
Sounds beteiligt sind, addieren sich die
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Aufwändige Bildschirmseiten erklären
den Umgang mit den einzelnen Funktio-
nen bei einigen Yamaha-Modellen.
Masterkeyboard-Funktionen
Eine Errungenschaft des MIDI-Zeitalters
ist die Möglichkeit, digitale Musiktechnik
fernzusteuern. Mit MIDI-Anschlüssen sind
auch Digitalpianos aller Klassen ausgestat-
tet, eigene Controller, um MIDI-Funktion-
en komfortabel zu steuern, bieten in diesem
Segment aber nur Stagepianos. So werden
sie zum zentralen Werkzeug auf der Bühne
oder im Studio.
MIDI
MIDI (Abkürzung für Musical Instrument
Digital Interface) ist ein digitales Interface,
über das Musikinstrumente aller Art mit-
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bei Digitalpianos dadurch erreicht, dass
kleinere Werte für die Lautstärke (leiser)
und manchmal auch für die Filterfrequenz
(gedeckter) eingesetzt werden.
Sostenuto-Pedal: Tritt man das mittlere
Klavierpedal, während Noten angeschlagen
sind, so werden diese ähnlich wie beim
Sustain-Pedal gehalten. Neu angeschlage-
ne Noten werden aber im Unterschied dazu
ganz normal abgedämpft. Die Stimmen der
gehaltenen Noten sind während der gesam-
ten Haltezeit belegt und gehen von der
freien Stimmenzahl des Instruments ab.
Sostenuto-Pedal
Soft-Pedal
Sustain-Pedal
Die drei Pedale eines Digitalpianos funk-
tionieren wie beim akustischen Vorbild.
Polyphonie
Waren Synthesizer in ihrer Anfangszeit
(70er-Jahre) nur einstimmig (monophon)
spielbar (z.B. Moog Minimoog), findet man
heute fast nur noch mehrstimmig spielbare
(polyphone) elektronische Tasteninstrumente.
Während ein akustisches Piano für jede
Taste einen eigenen Satz Saiten (eine bis
drei) besitzt, verfügen elektronische Klang-
erzeuger über mehrere Oszillatoren (Stim-
men), die jedoch nicht bestimmten Tasten
zugeordnet sind. Sie werden vielmehr in
hierarchischer Reihenfolge abgerufen, wenn
sie benötigt werden.
Aktuelle Digitalpianos sind mit 32 (z.B.
Casio Privia PX-310, Yamaha NP-30,), 64
(z.B. Korg C-720, Yamaha CLP-220, Roland
RP-101), 96 (z.B. Kawai CA 51, Yamaha
CVP-401), 128 (z.B. Casio AP-500, Roland
HP-201, Yamaha CLP-280) oder gar 192
Stimmen (Kawai CA 71/91) ausgestattet.
10 Finger, 10 Stimmen der Polyphonie
– diese Rechnung geht nicht auf. Eine Stim-
me ist z.B. auch während der Ausklingpha-
se eines Tons belegt – besonders lang, wenn
das Haltepedal gedrückt ist. Weiterhin ist
zu beachten, dass stereophone Klänge zwei
Stimmen beanspruchen – eine für den lin-
ken und eine für den rechten Kanal. Ist die
Saitenresonanz aktiviert, kann diese bis zu
sieben Stimmen pro Note in Beschlag neh-
men. Layer-Sounds verbrauchen für jeden
Klang eine Stimme, bei Stereo-Klängen so-
gar zwei. Spielt man einen Stereo-Pianoklang
mit einem unterlegten Stereo-Streicher-
teppich auf einem 32-stimmigen Digital-
piano, ist die Polyphonie bereits nach der
achten klingenden Note erschöpft. Weitere
Stimmenfresser sind ein Sequencer oder
eine Begleitautomatik. Je nach Komplexität
eines Songs oder Styles beanspruchen sie
einen großen Teil der Stimmen.
Zur Verfügung stehende Polyphonie
1    2    3    4    5    6    7    8
1. Piano-Sample L
2. Piano-Sample R
3. Resonance-Sample L
4. Resonance-Sample R
5. Strings-Layer L
6. Strings-Layer L
Eine Taste kann viele Stimmen belegen.
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Für den Fall, dass die Polyphonie er-
schöpft ist, gibt es verschiedene Stimmen-
managenemt-Strategien: Klar ist, dass die
zuletzt gespielte Note aktiviert werden
muss. Um einen Bruch im Sound zu ver-
meiden, müssen die tiefste(n) (ein bis drei)
Noten weiter klingen. Abgeschaltet wird
entweder die älteste Note (falls sie nicht
zu den tiefsten gehört) oder die leiseste.
Alternativ werden leise Noten von stereo
auf mono umgeschaltet, was ebenfalls Stim-
men freisetzt.
Saitenresonanz
Bei einem akustischen Piano tragen bei
getretenem Sustain-Pedal (Saitendämpfer
abgehoben) alle Saiten zum Gesamtklang
bei. Schlägt man eine Note an, so werden
alle anderen Saiten (vor allem die, welche
in einem harmonischen Verhältnis zur an-
geschlagenen Note stehen) alleine durch
die Schwingungen der angeschlagenen
Saiten ebenfalls in Schwingung versetzt
(Saitenresonanz). Dadurch kommt es zu
einem recht komplex­en Klanggemisch.
Viele aktuelle Digitalpianos (z.B. Kawai
CA 71, Roland HP-203, Yamaha CLP-280)
versuchen diesen Effekt zu simulieren, in-
dem sie zusätzliche Samples (zwischen
zwei und sieben) aktivieren. Dies frisst na-
türlich auch entsprechend viele Stimmen
der Polyphonie. Andere integrieren zu die-
sem Zweck eine zusätzliche synthetische
Klangerzeugung, die nur für die Simulation
der Saitenresonanz zuständig ist. Dies kostet
zwar keine Stimmen, klingt aber auch nicht
so authentisch wie Samples.
Sequencer (Recorder)
Einige Digitalpianos bieten einen Sequen-
cer, der das Aufnehmen und Wiedergeben
von MIDI-Daten (oft auch MIDI-Files)
erlaubt. Dies ist zum Üben und als musi-
kalisches Notizbuch sehr praktisch. Sequen-
cer zeichnen keine Audiosignale, sondern
nur MIDI-Daten auf. Deshalb benötigt man
zum Abspielen immer einen Klangerzeu-
ger. Ein MIDI-File, das für einen bestimmten
Klangerzeuger optimiert wurde, muss auf
einem anderen nicht zwangsläufig auch gut
klingen – zu unterschiedlich sind oft
Qualität und Lautstärken der Sounds.
Die Speicherkapazität eines Sequencers
wird üblicherweise in „Noten“ angegeben.
Da ein Sequencer aber nicht nur Noten auf-
zeichnet, wird er auch durch andere
MIDI-Ereignisse (MIDI-Events) gefüllt – so
zum Beispiel durch Pedalbetätigungen. Tritt
man etwa ein stufenloses Haltepedal einmal,
so werden etwa 200 Controller-Events
zum Sequencer geschickt.
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Bereiche gleicher Tonhöhe unterteilt. Man
kann also auf einer Tastatur vierhändig
spielen. Eine weitere Besonderheit ist die
Begleitautomatik von Ensemblepianos.
Um Akkorde für die Begleitautomatik zu
spielen, wird die Tastatur ebenfalls in zwei
Bereiche aufgeteilt. In bestimmten Akkord-
erkennungsmodi können Akkorde aber
auch ohne Tastatursplit auf der gesamten
Klaviatur erkannt werden.
Stimmung (Temperatur, Temperierung)
Damit sind die Frequenzverhältnisse ge-
meint, mit denen beispielsweise die Saiten
eines Flügels zueinander gestimmt sind.
Die Stimmung sagt noch nichts über die
Absolutfrequenz eines Tons aus. Diese wird
erst durch Definition des Kammertons a’
auf meist 440 Hz oder auch 442 Hz fest-
gelegt.
Akustische Klaviere und Flügel werden
üblicherweise gleichschwebend temperiert
gestimmt. Diese gleichstufige Stimmung lässt
das Instrument in allen Tonarten gleich klin-
gen. Dafür sind die Intervalle jedoch mathe-
matisch nicht korrekt. Diese Stimmung
wird für die moderne Musik (etwa ab 1850)
verwendet.
Ältere Musik bedingt ab und zu andere
Stimmungen wie sie etwa von Pythagoras,
Werckmeister und anderen entwickelt wur-
den. Muss man ein akustisches Piano auf-
wändig umstimmen, um die Stimmung zu
wechseln, so ist dies bei digitalen Klang-
erzeugern problemlos auf Knopfdruck
möglich. Es wird dabei lediglich eine an-
dere Frequenztabelle für die Noten zu
Grunde gelegt.
Tastatur
Der Tastatur eines Digitalpianos kommt
besondere Bedeutung zu, da ein Piano
üblicherweise sehr dynamisch gespielt wird.
In den meisten Digitalpianos werden da-
her aufwändige Hammermechanik-Tasten
verbaut, die das Spielgefühl eines akusti-
schen Klaviers oder Flügels nachempfin-
den. Allerdings ist die Hammermechanik
Der Sequencer eines Homepianos kommt
mit wenigen Bedienelementen aus.
Home- und Kompakt-Digitalpianos bie-
ten oft nur ein oder zwei Aufnahmespuren
und eine sehr begrenzte Speicherkapazität
(10.000–15.000 Events); die Nachbearbei-
tungsmöglichkeiten sind rudimentär. En-
semble- und Stage-Piano-Sequencer hin-
gegen sind bisweilen mit 16-Spur-Sequen-
cern und deutlich erweiterter Speicherkapa-
zität ausgestattet (90.000 Events und mehr).
Split
Für manche Arrangements ist es sinnvoll,
die Tastatur in zwei oder mehr Zonen zu
teilen und jeder Zone einen eigenen Sound
zuzuordnen. Jede Zone hat Zugriff auf die
internen Sounds und über MIDI auch auf
ex­terne Soundmodule. Manche Digital-
pianos der Oberklasse stellen zwei Split-
zonen zur Verfügung.
So kann man mit der linken Hand zum
Beispiel einen Akustikbass und mit der
rechten das Piano spielen. Bei manchen
Digitalpianos sind die Zonen fest einge-
teilt, bei vielen lässt sich der Splitpunkt
frei definieren.
Eine Besonderheit stellt die Duett-Funk-
tion dar. Hierbei wird die Tastatur in zwei
Dank der Duett-Funktion kann man auf einem Instrument auch vierhändig spielen.
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ähnlich aufwändig wie die eines akusti-
schen Pianos, bei manchen Modellen so-
gar fast identisch („Echtflügel-Tastatur“
des Yamaha GranTouch). Daher sind da-
mit ausgestattete Keyboards meist teuer
und schwer. Eine der Besonderheiten ist
z.B. die unterschiedliche Gewichtung der
Tasten. Die Basstöne muss man etwas fes-
ter anschlagen, für die hohen Töne im
Diskant reicht etwas weniger Kraft.
In der unteren Preisklasse findet man
gewichtete Tastaturen ohne Hammerme-
chanik, wie sie oft von Keyboardern be-
vorzugt werden, die es bislang hauptsäch-
lich mit Synthesizern zu tun hatten. Diese
Tastaturen erfordern weniger Kraftauf-
wand, können dafür aber auch weniger
dynamisch gespielt werden.
Man kann so auch die Piano-Begleitung
blitzschnell an den Stimmumfang eines
Sängers anpassen.
USB
USB (Universal Serial Bus) ist als Nach-
folger des COM-Ports die aktuelle serielle
Computerschnittstelle für Peripherie aller
Art. Bekannt sind USB-Speichersticks,
USB-Festplatten und vieles mehr. USB
erlaubt keine gleichberechtigte Kommuni-
kation, sondern fordert ein übergeordne-
tes (Host) und ein untergeordnetes Gerät
(Client). Um falsche Anschlüsse zu ver-
meiden, sind USB-Geräte und Kabel mit
zwei unterschiedlichen Steckern verse-
hen. Der Host-Stecker (Typ A) ist flach,
der Client-Stecker fast quadratisch (Typ
B) oder sehr viel kleiner als der Host-
Stecker (Mini-Typ B). Bei aktuellen Digital-
pianos und anderen elektronischen Tasten-
instrumenten findet man beide Arten von
USB-Ports. An den Typ-B-Buchsen können
Computer, an den Typ-A-Buchsen Spei-
chermedien (USB-Stick, USB-Floppy, USB-
Harddisk) angeschlossen werden.
Die Kommunikation mit dem Computer
erfolgt via MIDI-Protokoll. Es werden kei-
ne Audio-Daten übertragen. Man kann
damit Klangdaten auf dem PC verwalten,
Sequencer-Songs austauschen oder das
Piano über ein Computerprogramm steu-
ern. Die externen Speichermedien dienen
zum Auslagern von Klang-, Sequencer-
oder Begleitautomatikdaten.
USB ist derzeit in zwei Geschwindig-
keitsklassen anzutreffen: Das ältere USB 1.1
schaufelt maximal 12 MBit/s über das Ka-
bel, USB 2.0 immerhin 480 MBit/s. Beide
Standards sind kompatibel und kom-
munizieren auf dem größten gemeinsa-
men Level. Die meisten Digitalpianos sind
mit USB 1.1 ausgestattet.
Hans-Joachim Schäfer
Kawai setzt bei seinen Top-Digitalpianos
seit Jahren auf eine Holztastatur.
Diese beiden Roland-Tastaturen sind bei-
nahe identisch aufgebaut. Der Unter-
schied: Bei der oberen Tastatur wird zu-
sätzlich ein Druckpunkt erzeugt, den es
so nur bei Roland gibt.
Transponierung (Transpose)
Die meisten Digitalpianos sind in der Lage,
das gesamte Keyboard in Halbtonschritten
zu verändern (transponieren). Man hört
dann den Klang um das gewählte Intervall
tiefer oder höher. Dies ist praktisch, wenn
man ein Musikstück in einer „unbeque-
men“ Tonart spielen müsste – beispiels-
weise zusammen mit einem Blasinstrument.
Man spielt dann in einer bequemeren
Lage, hört aber die unbequemere Tonart.
Tastenwelt 1/08
Der Sequencer eines Digitalpianos kann
z.B. MIDI-Files von einem USB-Stick aus-
lesen und wiedergeben.
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