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Ohne Zubehör läuft nichts
Was man sonst noch so braucht
Während die „tonangebenden“ Teile des Equipments, also
Instrument, Verstärker und Effekte, die ganze Aufmerksamkeit
auf sich ziehen, tun einige weitere unauffälligere Werkzeuge
ihren Dienst – in der Gewissheit, dass ohne sie nichts geht.
Gute Stimmung
Ob die Gitarre oder der Verstärker beson-
ders toll sind, merkt das Publikum nicht un-
bedingt. Aber wenn die Saiten nicht richtig
gestimmt sind, merkt es garantiert jeder. Ein
gutes Stimmgerät ist also Pflicht, keine Frage!
Da gibt es die unterschiedlichsten Modelle
und Ausführungen in ganz verschiedenen
Preisklassen. Wichtig ist auf jeden Fall ein im
Dunkeln oder unter Bühnenscheinwerfern
gleichermaßen gut ablesbares Display.
Ob man eine Stroboskopanzeige, eine
Nadel oder LEDs bevorzugt, ist reine Ge-
schmacksache. Die Anzeige sollte jedenfalls
nicht zu zappelig sein. Außerdem ist eine auto-
chromatische Tonerkennung sinnvoll, gerade
wenn man die Klampfe gerne mal herunter-
stimmt oder mit alternativen Tunings arbeitet.
Ideal für die Bühne sind Pedalausführungen,
die beim Stimmvorgang auch gleich das Signal
stumm schalten. Das ist auch praktisch beim
Instrumentenwechsel oder in Spielpausen.
Dabei sollte man möglichst Geräte mit Hard-
Bypass-Schaltung verwenden, damit man nicht
bereits schon an dieser Stelle unnötigerweise
an Sound-Qualität verliert.
Sehr praktisch sind auch die kleinen Tuner
zum Anklemmen an die Kopfplatte, etwa
das Intellitouch-System. Die reagieren näm-
lich weniger stark auf die Schwingungen der
Umgebung, was sehr hilfreich ist, wenn die
Kollegen weiter lärmen, während man stimmt.
Unsichtbare Sound-Macher: Plektren
Nur wenige Gitarristen spielen ausschließlich mit
den Fingern. (Fast) alle übrigen verwenden ein
Plektrum, auch Plektron oder Pick genannt. Diese
kleinen Plättchen gibt es in allen möglichen Farben,
Formen und – was noch wichtiger ist – Stärken und
Materialien. Die Zähigkeit und Härte des Plektrums
formt nämlich entscheidend den angeschlagenen
Ton mit. Dicke Picks erzeugen einen wuchtigeren
und lauten, dünne einen transparenteren und
filigraneren Ton. Harte Materialien reißen den
Anschlag präzise und scharf an, weiche lassen die
Saite nicht so abrupt einschwingen und machen
den Sound runder. Es lohnt sich, selbst einmal mit
diesen Faktoren zu experimentieren – und womit
lässt sich der Sound schon günstiger „tunen“ als mit
einer Handvoll neuer Plektren?
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Gitarren Markt 2008/09
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Standfest
Selbst die Besten spielen nicht immer und oh-
ne Pause, und für diese Momente vertrauen sie
ihre kostbare Gitarre einem Gitarrenständer
an. Ob zu Hause, im Proberaum oder auf der
Bühne, diese unscheinbaren Dinger sorgen da-
für, dass das Instrument heile bleibt, wenn wir
es aus der Obhut unserer Finger entlassen.
Zuallererst darf so ein Ständer also kei-
nesfalls umfallen, zum zweiten muss er das
ihm anvertraute Objekt sicher halten (und
auch keine Druckstellen oder Verfärbungen
in Holz oder Lack verursachen), und zum drit-
ten muss er transportabel sein. Dazu hat sich
jeder Hersteller so seine eigenen Gedanken
gemacht, wobei die Schwerpunkte unter-
schiedlich gewichtet sind. Es gibt kompakt
zusammenklappbare Superleichtkonstruktio-
nen für zu Hause und gelegentliche Sessions,
schwere Heavy-Duty-Versionen für heftigste
Bühneneinsätze, filigrane Multiständer zum
(vorsichtigen) Einhängen von zwei oder drei
Instrumenten und massive Ständer-Racks für
ein halbes Dutzend Gitarren und mehr.
Ja, es gibt sie sogar direkt eingebaut im
Gitarrenkoffer. Das passende Produkt findet
sich bestimmt, es kommt eben ganz auf die
Bedürfnisse des Benutzers an.
Schalten und walten
Im Effektgerätekapitel haben wir die Looper,
die eine klangneutrale Effektgeräteeinbindung
ermöglichen, schon erwähnt. Aber es gibt
noch mehr solcher Geräte, die man unter dem
Stichwort „Routenoptimierung“ zusammen-
fassen kann.
A/B-Boxen leiten das Signal beispielsweise
zu Amp „A“ oder „B“, Y-Boxen machen es um-
Pick me up
Welche grundsätzlichen Einflussmöglichkeiten ver-
schiedene Tonabnehmer bieten, haben wir schon
im Gitarrenkapitel beleuchtet. Allerdings wird es
erst im subtilen Bereich interessant. Aus diesem
Grund gibt es auch so viele Hersteller, die so viele
unterschiedliche Pickup-Modelle anbieten.
Wer sich einen Überblick über die Möglich-
keiten verschaffen möchte, die sich durch diese
Form des Gitarren-Tunings bieten, sollte sich mal
die Websiten von DiMarzio, EMG, Seymour Duncan
oder aus Deutschland etwa von Harry Häussel,
Amber Pickups oder Rockinger ansehen. Da gibt es
zahlreiche interessante Infos zum Thema.
Und wem das noch nicht reicht, der kann sich
auch die Rockinger Pickup-Check-CD bestellen. Da
gibt es diverse Modelle verschiedenster Hersteller
zum Nachhören.
gekehrt, geben also etwa das Signal zweier fest
verkabelter Instrumente wahlweise auf einen
Verstärker oder Effektgeräteeingang.
Aktive Ausführungen mit integriertem
Buffer ermöglichen auch das gleichzeitige An-
steuern zweier Amps mit einer Gitarre; in die-
sem Fall nennt man die Geräte auch „Splitter“.
Eine Sonderform sind Geräte, die selbst den
(sonst höchst gefährlichen) abwechselnden
Betrieb zweier Verstärker-Tops an einer Box
oder umgekehrt zweier Boxen an einem Amp
ermöglichen.
Außerdem gibt es noch den guten, alten
Fußschalter oder -taster, um den Kanal am
Verstärker oder auch den Hall oder Effektweg
zu de-/aktivieren, wahlweise in Mono (für eine)
oder Stereo (für gleich zwei Schaltfunktionen).
Natürlich sind auch Kombinationen möglich,
so dass man mit einem Fußtritt gleich mehrere
Schaltbewegungen erledigen kann.
Diese nützlichen kleinen Helfer gibt es zum
Beispiel von Morley, Tonebone, Palmer, Lehle
oder Nobels, und das Sortiment wächst stän-
dig weiter.
Boss-Klassiker unter den Stimmgeräten
A/B-Box von Morley inklusive LEDs
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Von wegen Spaßbremse
Fakt ist: Röhrenverstärker klingen am besten, wenn
man sie weit aufdreht. Dann sind sie aber für die
meisten Situationen zu laut. Deshalb gibt es unter
anderem spezielle „Pegelfilter“, die man einfach
zwischen Speaker Output und Box verkabelt, um die
nicht benötigte Energie zu verheizen.
Vorreiter war der legendäre Rockman
„Powersoak“, gefolgt von Geräten wie Marshalls
„Power Brake“, der THD „Hotplate“ oder dem
„Silencer“ vom Tube Amp Doctor. Damit lässt sich die
Röhrenendstufe an den Sättigungspunkt fahren und
das Ganze bei erträglicher Lautstärke genießen. Der
„Silencer“ beinhaltet übrigens auch gleich noch eine
spezielle Speaker-Simulation, mit dem sich das Signal
Der Silencer des Tube Amp Doctors im Einsatz
auch ganz ohne Gitarrenbox mit einem angenehm
natürlichen Sound direkt aufs Mischpult legen lässt.
Im Bereich der DI-Lösungen für Gitarrenauf-
nahmen gibt es auch noch einige weitere Anbieter
wie Groove Tubes oder Hughes & Kettner, die sich
auch schon seit vielen Jahren mit der Thematik der
Speaker-Simulation beschäftigen und entsprechend
hervorgetan haben. Kompakte DI-Lösungen wie die
legendäre Hughes & Kettner „Red Box“ oder auch der
„Tube Man Recording Preamp“ basieren darauf. Auch
Hersteller wie Marshall oder Mesa/Boogie waren
und sind mit speziellen DI-Lösungen am Start und
behaupten sich nach wie vor neben den ganzen digi-
talen Instant-Sound-Systemen.
Kein Stress mit dem Brett
Hat man erst einmal ein halbes Dutzend Ef-
fektpedale angesammelt, sollte man die Teile
am besten fest auf einem Pedalboard unterbrin-
gen. So kann man sie dauernd verkabelt und
spielbereit belassen und mittels entsprechend
dimensionierter Netzteile und Verteilerkabel
auch die Stromversorgung ein für alle Mal er-
ledigen. Am einfachsten geht das mit einem
Pedalboard oder -case, bei dem das Netzteil für
die Effektgeräte gleich eingebaut ist.
Aber natürlich kann man sich auch selbst ein
Board bauen und darauf ein externes Netzteil
installieren wie den Dunlop „Power Brick“,
Voodoo Labs „Pedal Power“ oder fürs kleine
Effektbesteck auch den Boss Line Selector, der
neben seiner Funktion als A/B-Box auch als
Stromverteiler dienen kann.
Strings & Things
Das Leben als Gitarrist ist hart, und – sind wir
ehrlich – manchmal muss man einfach mal
andere Saiten aufziehen. Dann ist es natür-
lich sehr hilfreich, wenn wir zum einen eine
Stimmkurbel und zum anderen die passende
Saitenstärke parat haben (Ersatzsaiten kann
man eigentlich nie genug haben).
Denn bei einem spontanen Wechsel der
Stärke fallen schnell mal einige Einstellarbeiten
an. Es ist also besser, sich auf eine bestimm-
Transportschutz
Wer sein Equipment öfter mal durch die Gegend
karrt, braucht unbedingt ausreichend stabile
Transportbehälter. Eine Gitarre gehört in einen
Koffer, mindestens aber in einen ausreichend gepols-
terten, wasserdichten Gigbag. Auch entsprechende
Zusatzfächer für Notenmaterial, Ersatzbatterien,
Handy – oder was auch immer – sind sehr sinnvoll.
Natürlich freuen sich auch Verstärker und Boxen über
eine strapazierfähige Transporthülle, die sie zumin-
dest vor leichteren Stößen bewahrt. Passgenaue
Flightcases sind noch besser und sicherer – allerdings
auch erheblich teurer, schwerer und unhandlicher.
Wer seine Anlage auf Tour nicht mehr selbst transpor-
tiert, ist allerdings mit den ultrastabilen Flightcases
gut beraten. Sonst dürfte die Anlage den harten Tour-
Alltag on the road wohl kaum überstehen. Und dass
die Effektgeräte in ein stabiles Pedalcase gehören, ist
ja ohnehin klar.
te Marke und Stärke „einzuschießen“. Dann
brennt da nichts mehr so leicht an. Wer auf Jazz
oder kultige 50s- und 60s-Sounds steht, kann
es mal mit Flatwound-Saiten versuchen.
Alle übrigen sind sicherlich mit den kna-
ckiger und brillanter klingenden Roundwound-
Saiten besser bedient, die nun seit mehr als
drei Jahrzehnten den Standard darstellen.
Allerdings bewahren diese ihre Brillanz nicht
allzu lang und werden vom Bespielen relativ
schnell „stumpf“.
Möchte man die Saiten trotzdem nicht so
oft wechseln, aber die „Klangfrische“ erhal-
ten, empfehlen sich mit einer hauchdünnen
Kunststoffschicht ummantelte Saiten, wie sie
etwa von Elixir angeboten werden. Und noch
ein Tipp am Rande, weil es nach wie vor in
Mode ist: Wer seine Gitarre tiefer stimmt, soll-
te pro Halbton eine Saitenstärke nach oben
gehen, um die Zugkraft und das Greifgefühl
einigermaßen konstant zu halten. Wenn ihr al-
so vom Standard-Tuning zwei Halbtöne runter
stimmt, und bisher .009er-Saiten aufgespannt
habt, solltet ihr jetzt .011er-Drähte aufziehen.
Müsst ihr mit der so besaiteten Gitarre plötz-
lich doch mal im Standard-Tuning aufspielen,
hilft ein Kapodaster. Auch dieses nützliche klei-
ne Werkzeug sollte in keinem Gitarrenkoffer
oder Gigbag fehlen. Zu bevorzugen sind auf
jeden Fall Versionen, deren Radius mit dem
Griffbrettradius der eigenen Gitarre überein-
stimmt und die sich möglichst schnell und
einfach anbringen und entfernen lassen, aber
trotzdem stabil die Stimmung halten. Deshalb
am besten selbst und mit der eigenen Klampfe
ausprobieren!
Arne Frank
Flightcases reduzieren die Gefahr von Bruchschäden
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