© PPVMEDIEN 2008
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Effektverkabelung für Gitarre
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
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Durchblick im FX-Dschungel!
Welche Geräte gibt es und
was können sie
Die 11 Gebote
der Verkabelung
1-2-3 … dabei!
So bastelt ihr euch
das passende FX-Setup
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Die 11 Gebote
der Verkabelung
Alles unter Kontrolle
Mit jedem zusätzlichen Effektgerät wird nicht nur die Sound-Auswahl größer,
sondern auch die Notwendigkeit, die diversen Equipment-Komponenten
sinnvoll zu organisieren. Die folgenden Punkte vermitteln euch das notwendige
Know-how, damit Ihr eure Effekte jederzeit im Griff habt.
G
anz gleich, ob man seine Bodentreter auf
ein Stück Holz schraubt oder lieber 19-
Zöller stapelt – wenn das geliebte Effekt-
Setup ordentlich funktionieren soll, muss man sich
schon ein paar Gedanken machen. Zumindest über
Stromversorgung, Verkabelung und Steuerung. Auch
der Auf- und Abbau bzw. der Transport des Equip-
ments sollte ein Thema sein. Doch mit ein bisschen
Planung geht das alles leichter, als man denkt.
1. Gebot
Du sollst nicht am
Kabel sparen
Leider neigen viele Musiker dazu, sich zur Ver-
kabelung irgendwelche billigen Kabel zu holen –
nachdem sie vielleicht gerade erst einen Haufen
Geld für ein neues Boutique-Pedal ausgegeben
haben. Das ist nur allzu menschlich, aber sehr be-
dauerlich. Denn nicht nur das Effektgerät, auch
jedes Kabel stellt zunächst mal eine Unterbrechung
des Signalverlaufs dar. Je kürzer die Kabelstrecke
und je höher die Qualität der Verbindungen, desto
besser klingt das gesamte Setup. Deshalb sollte
man bei der Verkabelung hochwertiges Material
einsetzen und die Verbindungen so kurz wie mög-
lich halten. Im Handel gibt es genügend Patch-
Kabel mit geraden und gewinkelten Steckern oder
auch spezielle Zwischenstecker, mit denen sich
Bodentreter mit seitlichen Ein- und Ausgängen
bequem und platzsparend verschalten lassen.
Bei größeren Boards oder ganz unterschied-
lichen Pedalformaten und dergleichen ist es läng-
erfristig sinnvoller, sich eigene Kabel in der pas-
senden Länge anzufertigen.
Es sei denn, man
tauscht die Geräte permanent aus. Natürlich gilt
das nicht nur für Pedalboards, sondern auch für
die Verkabelung im Rack. Besonders elegant lässt
sich das beispielsweise mit George L’s extrem ein-
fach selbst zu konfektionierenden Kabel-Sets ver-
wirklichen. Man schneidet die Kabel einfach auf
die zwischen Input und Output gemessene Länge
und schraubt die Buchsen darauf, fertig.
2. Gebot
Du sollst für sicheren Strom
sorgen
Das klingt wie ein Aufruf an unsere Stromversor-
ger, gilt aber ebenso fürs Gitarren-Equipment.
Fangen wir zunächst bei den größeren Multi-
effekten an. Bei 19"-Geräten und Multis im Board-
Format trifft man entweder auf ein integriertes
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SOUNDCHECK 09 08
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WWW.SOUNDCHECK.DE
FOTOS: EISELE, BEUG-RAPP & HOFFMANN
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Mehr Infos im Netz:
Auf
www.soundcheck.de
findet ihr weitere
Praxistipps zum
Thema.
Der Standard:
In professionellen Racks findet sich nahezu immer ein Spannungstabilisator.
Netzteil, das sich dann mittels eines soliden Netzkabels mit der nächstgele-
genen Steckdose verbinden lässt. Soweit kein Problem, und fürs Rack lassen
sich auch diese Kabel auf die richtige Länge trimmen, um Kabelsalat zu ver-
meiden. Wer es richtig professionell machen möchte, verwendet ohnehin ei-
nen zentralen Stromverteiler, der sämtliche Rack-Komponenten speist und im
Idealfall auch noch einen Spannungsstabilisator nebst RF-Filter beinhaltet.
Nach wie vor werden die meisten Effektgeräte für den Musiker jedoch mit
einem externen Netzteil betrieben.
Das hat zwar den Vorteil, dass etwaige
Störeinflüsse desselben außerhalb des Gehäuses bleiben. Nachteile gibt es
allerdings auch. So brauchen die Netzteile reichlich zusätzlichen Platz im
Rack beziehungsweise auf der Verteilerleiste. Außerdem muss man sie irgend-
wie befestigen (zum Beispiel mit einem Streifen Klettband), damit sie beim
Praxistipp
Noch mehr Spannung
Wer öfter mit seinem Equipment
unterwegs ist, für den ist die
Anschaffung eines ausreichend
dimensionierten, stabilisierten und
kurzschlussfesten Mehrfachnetz-
teils sicherlich die beste Methode.
Hierfür sollte man sich die geplan-
ten Effektgeräte hinsichtlich ihres
Stromverbrauchs ansehen (wird in
„mA“ für Milliampere angegeben),
das Ganze zusammenrechnen und
dann ruhig nochmals 20 bis 30
Prozent mehr Power einkalkulieren.
Das reicht dann auch noch, falls
man vielleicht irgendwann mal
ein oder zwei weitere Pedale dazu
stellen will. Besonders empfehlens-
wert sind hierfür Geräte wie der Big
John von Carl Martin, Jim Dunlops
Power Brick, T. Rex’ Fuel Tank,
Voodoo Labs Pedal Power 2 oder
die diversen Spezialprodukte des
Dänen Poul Csiok, mit denen sich
dann alle denkbaren Gerätekom-
binationen, auch mit exotischeren
Ansprüchen (18-Volt à la MXR,
Line 6 Modeler, Electro Harmonix
Röhrenteile mit 12-Volt Wechsel-
spannung, usw.) problemlos powern
lassen. Sehr interessant ist auch
Viel mehr als ein Netzteil:
VHTs
Valvulator I ist auch ein Pufferverstärker.
der VHT Valvulator I, ein Highend-
Pufferverstärker und Signalsplitter
in Röhrentechnik, der zum einen
eine optimale Schnittstelle fürs
Gitarrensignal darstellt und zum
anderen die Effektperipherie mit
Strom versorgt.
Zugegeben, all diese speziellen
„Power Supplier“ sind nicht
gerade billig.
Doch wer seine
Effekte regelmäßig nutzt (oder
öfters vergisst die Kabel aus den
Input-Schaltkontaktbuchsen zu
ziehen) wird sonst vor lauter
Batteriewechseln nicht mehr froh.
Ein hochwertiges Mehrfachnetzteil
samt den passenden Verteilerkabeln
ist also eine lohnenswerte Inve-
stition. Noch einfacher kann man
sich das Leben machen, wenn man
gleich eines der mittlerweile von
zahlreichen Herstellern angebote-
nen Pedalbags oder -cases mit in-
tegrierter Stromversorgung erwirbt.
Da braucht man sich dann auch
über die sichere Unterbringung der
Effektgeräte beim Transport keine
Gedanken mehr zu machen.
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Effektverkabelung für Gitarre
Transport nicht herumfliegen und das Verbindungs-
kabel abreißen. Bei diversen Multieffekt-Boards
und einigen röhrenbetriebenen Einzelpedalen, die
eben direkt auf dem Bühnenboden liegen, besteht
dagegen die Gefahr, dass man beim Spielen verse-
hentlich aufs Kabel tritt. Falls das Gerät also über
einen entsprechenden Haken und/oder Knickschutz
verfügt, sollte man das Netzkabel zur Sicherheit
unbedingt daran befestigen. Besonders artistisch
veranlagte Performer sollten außerdem über die
Anschaffung eines passenden Ersatznetzteiles für
den „Erste-Hilfe-Koffer“ nachdenken.
Unterschiedliche Methoden der Stromversorgung
bieten sich bei den einfachen Pedaleffekten an.
Die meisten können wahlweise per 9-Volt-Block
oder externem Netzteil betrieben werden. Nun
mögen ja Puristen darauf schwören, dass der Bat-
teriebetrieb vor allem bei einigen kultigen Analog-
geräten besser klänge. Aber auf Dauer ist das
nicht gerade umweltfreundlich und auch nicht
besonders praktisch. Digitale Geräte haben ohne-
hin einen zu hohen Stromverbrauch, als dass man
mit Batterien lange Vergnügen daran hätte. Wer
nur wenige Pedale braucht kann nun mit mehre-
ren Einzel- oder einem einfachen Mehrfachnetzteil
arbeiten. In letzterem Fall sollte man allerdings
wissen, dass man sich unter Umständen unange-
nehme Nebengeräusche einfängt, wenn man ana-
loge und digitale Geräte an einem einzelnen „Saft-
spender“ betreibt. Auch die im Elektronikbedarf
angebotenen simplen Netzteile mit umschaltbarer
Spannung sind mit Vorsicht zu genießen. Musik-
Equipment stellt nun mal etwas höhere Ansprüche
an die Technik. Wer hier ein paar schnelle Euro
einspart, bezahlt das nicht selten an anderer Stelle.
Die aufwändigen kurzschlussgesicherten Spezial-
netzteile mit isolierten Ausgängen aus dem Musik-
fachhandel gibt es schließlich nicht umsonst.
3. Gebot
wissen, damit man gezielt eingreifen kann, wenn
es irgendwo zu besonderen Störgeräuschen kommt.
Deshalb sollte man sich auch hier nicht mit der
erstbesten Geräteanordnung zufrieden geben,
sondern ruhig ein bisschen experimentieren. Nur
so lässt sich das Setup auch hinsichtlich der
Nebengeräusche optimieren. Das gilt übrigens
auch für 19"-Geräte, vor allem, wenn es sich um
solche mit eingebautem Netzteil handelt. Diese
können im ungünstigen Fall in die Signalverar-
beitung darüber oder darunter angebrachter Ge-
räte einstrahlen. Hier hilft nicht selten eine Höhen-
einheit mehr Luft zwischen den jeweiligen
Gehäusen oder ein Positionswechsel im Rack.
4. Gebot
Du sollst deine Effektgeräte
sicher verstauen
Praxistipp
Hard As A Rack
Auch im 19"-Bereich herrscht kein Mangel
an Gehäusen aller Art, wobei man neben den
klassischen, schweren Road-Case-Ausführun-
gen auch leichte Kunstoff-Racks und sogar
gepolsterte Rack-Bags zum Umhängen bekom-
men kann, die für kleinere Setups gut geeignet
sind. Sicherheit ist also keine Frage von Größe
und Gewicht! Falls man jedoch tatsächlich
mal eine größere Rack-Anlage zusammenstöp-
selt, gehören auf jeden Fall die schwersten
und korpulentesten 19-Zöller (zum Beispiel
Endstufen) nach unten. Außerdem sollte man
Geräte, die beim Betrieb heiß werden, nach
Möglichkeit nicht direkt überbauen und zudem
für ausreichende Belüftung sorgen.
Tourende Profis gehen häufig noch einen
Schritt weiter und packen ihre Lieblingspe-
dale gleich mit ins Rack.
Die Treter finden auf
speziellen Rack-Schienen oder -Auszügen Halt
und werden dann mittels Looper und Control-
Board ferngesteuert. Die Schweizer Firma Pro-
stage zum Beispiel bietet den XDS,
eine multifunktionale Looper-
/Switcher-/Netzteil-Schublade
für den professionellen Einsatz. In
Sachen Sicherheit, aber auch be-
züglich der Sound-Qualität ist das
natürlich die ultimative Lösung.
Das Audiosignal bleibt komplett
im Rack, und nur die Steuersignale
werden zur Bühne vor geleitet.
Ein kleiner Nachteil ist, dass man
beim Spielen nicht mehr so leicht
an die Regler der einzelnen Effekte
herankommt. Aber das spielt für
die meisten Musiker keine Rolle.
Alles im Rack:
Gitarristen
großer Acts packen alle
Geräte in ein solides Rack.
Du sollst Signal und Strom
auseinanderhalten
Die Ursachen für unerwünschte Nebengeräusche
im Effekt-Setup können verschiedenster Art sein.
Einer davon ist schlicht rein physikalischer Natur.
Wir ersparen uns und euch jetzt die Physikstunde
zu diesem Thema und sprechen einfach ein gene-
relles Wort der Warnung aus: „Keep’em Separated!“
hieß es bei The Offspring, und treffender kann man
es auch nicht sagen. Denn wo immer man
Stromkabel und Audioleitungen mehr oder weniger
parallel führt, riskiert man Einstreuungen, was die
Signalqualität hörbar beeinträchtigt. Aus diesem
Grunde sollte man Netz- und Audioleitungen nach
Möglichkeit penibel auseinanderhalten. Das gilt so-
wohl für die Strippenführung auf dem Pedalboard
wie für die Kabelage im Rack. In letzterem Fall sind
Kabelbinder eine große Hilfe, um die Strippen sinn-
voll aufzuteilen und dann sauber getrennt links
und rechts an den Gehäuseseiten entlang zu füh-
ren. Mit selbstklebendem Klettband kann man sich
dort an den kritischen Stellen auch leicht eine pas-
sende Zugentlastung basteln. So bleiben die Kabel
auch beim Transport sicher an Ort und Stelle.
Lässt sich der Kontakt der beiden Kabelgattung-
en überhaupt nicht vermeiden, sollte man versu-
chen, sie so zu verlegen, dass sie sich im 90-
Grad-Winkel kreuzen.
Das minimiert die Beein-
flussung. Bei einem Board mit vielen verschiedenen
Einzeleffekten ist die räumlichte Trennung logi-
scherweise schwieriger hinzubekommen. Schon
wegen der unterschiedlichen Anschlüsse und Ge-
häuseformate und auch weil das Platzangebot auf
dem Board begrenzt ist, klappt das leider nicht
immer. Trotzdem sollte man um die Problematik
Man sollte meinen, dass es in jedermanns Inte-
resse liegen müsste, auf die Sicherheit des eige-
nen Equipments zu achten, gerade beim Transport
und während des Auftritts.
Wie oft sieht man
aber trotzdem auf der Bühne todesmutige Kolle-
gen, die einen 19"-Prozessor ungesichert auf dem
Alles in einem:
Pedalboards
(hier ein Rockcase) bieten den Geräten
nicht nur Schutz, sondern beinhalten
oft auch Stromversorgung und Loops.
Tragegriff ihres Combo oder Topteils balancieren
lassen. Die Kabel baumeln einfach so vor dem
Amp herum oder hängen sogar bis zum Boden.
Ein unachtsamer Fußtritt und das Gerät verab-
schiedet sich für immer! Ebenso wagemutig ist die
beliebte Praktik, Bodentreter einfach lose in einer
Tasche oder – oh, Graus! – hinten im offenen
Combo-Gehäuse herumzutragen. Da genügt eine
hastige Bewegung oder ein Abrutschen der Hand
und schon sind ein paar Poti-Knöpfe ab oder aber
die empfindliche Lautsprechermembran macht
mit einem scharfkantigen Pedalgehäuse Bekannt-
schaft. Da man außerdem gemeinhin kaum
rutschfeste Bühnenböden vorfindet, stehen ein paar
locker verkabelte Einzelpedale oder leicht gebaute
Multieffekt-Boards auch beim Gig nicht unbedingt
super sicher. Klar, man kann das Ganze vorher mit
Gaffa festtapen. Aber das gibt spätestens beim
Wiederabziehen eine Riesensauerei und sieht auf
Dauer wirklich nicht sonderlich appetitlich aus.
Spätestens, wenn man mehr als drei oder vier
Einzelgeräte sein Eigen nennt, sollte deshalb ein
ordentliches Pedalboard beziehungsweise ein
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SOUNDCHECK 09 08
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Effektverkabelung für Gitarre
Rack-Gehäuse Pflicht sein.
Es muss ja nicht gleich
die ultramassive Flightcase-Ausführung sein. Ein
ausreichend stabiles Transportbehältnis ist in je-
dem Fall sinnvoll. Zum einen sind die Effektgeräte
darin einfach sicherer aufgehoben und zum ande-
ren spart man sich den umständlichen Auf- und
Abbau vor und nach jedem Gig. Ein für alle Mal
verkabelt, und fertig! Wer statt Einzeleffekten lie-
ber eines der weit verbreiteten Multieffektboards
nutzt (Boss’ GT- oder ME-Serie, DigiTechs GNX,
Line 6s Floor-POD, Korgs AX-Serie, Rocktrons
Utopia-Modelle, usw.), sollte selbstverständlich
ebenfalls in ein solides Transport-Case oder we-
nigstens in eine entsprechend stabile Tasche in-
vestieren. Das kann nie schaden.
5. Gebot
siges Effektbrett aufzufahren, ohne früher oder
später den Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes
auf die Füße zu treten – außer, man hätte gerade
bei Bon Jovi angeheuert.
6. Gebot
Du sollst nicht maßlos sein
Du sollst nicht unnötige
Schätze horten
Das klingt doch mal richtig biblisch! Tja, ein
ganz schwieriger Punkt:
Denn hat man erst ein-
mal eine gewisse Anzahl an Effektgeräten gesam-
melt, scheinen sich die Dinger beinahe von allein
zu vermehren. Es ist ja auch toll, wenn man eine
Im Übrigen wird der Sound durch ein Übermaß
an Effekten nicht unbedingt besser.
Eigentlich
dürfte jedem klar sein, dass ein „effektives“
Vollbad das ursprüngliche am Sound eher undefi-
nierbar macht und sich bestenfalls noch für psy-
chedelisch angehauchte Dub-Remixe oder Space-
Rock eignet. Das gilt durchweg für Einzelpedale,
wie 19"-Prozessoren, Multieffekt-Boards oder auch
die beliebten eierlegenden Wollmilchsäue, die mit
gemodelter Effektvielfalt auftrumpfen. Obendrein
wird das Klangbild ganz unmittelbar durch jedes
zusätzliche Gerät ein wenig geschwächt und ver-
fremdet – selbst, wenn keines aktiviert ist. Sobald
das Signal zuerst eine Unmenge von Ein- und
Ausgangsbuchsen passieren und zwanzig Meter
Kabel durchlaufen muss, bevor es am Verstärker
ankommt, geht eben einiges an Frische und
Dynamik flöten. Dabei spielen diverse physika-
lische Phänomene eine wichtige Rolle, die wir an
dieser Stelle gar nicht näher erläutern wollen.
Vielmehr bewahrheitet sich einmal mehr, das
Motto: Weniger ist mehr! Oder anders ausge-
drückt, eine Hand voll ausgesuchter Geräte brin-
gen einen besseren Sound, als die volle Auswahl
am völlig überladenen (Effekt-)Buffet. Ein wohl-
dosierter Effekteinsatz macht den Sound interes-
santer, zu viel davon verdirbt ihn nur.
7. Gebot
Das gibt Power:
Mit Hughes & Kettners Tube Factor kann
man das Gitarrensignal ordentich aufpumpen.
Du sollst die Signalqualität
hoch halten
Safety First:
Auch Multieffektgeräten sollte man ausrei-
chenden Transportschutz gewähren.
schöne Auswahl zur Verfügung hat, und es macht
Spaß immer mal wieder ein neuen Effekt und ei-
nen neuen Sound zu entdecken. Dennoch sollte
man sich vor Augen halten, dass es nicht viel Sinn
macht, ein weiteres Teil – und sei es noch so kul-
tig – anzuschaffen, das man vielleicht nur ein mal
pro Gig einsetzen kann. Wer sein Equipment nicht
nur zu Hause im Wohnzimmer aufbaut, sondern
regelmäßig die Bühnen rockt, sollte sich sehr ge-
nau überlegen, welchen Aufwand er diesbezüglich
betreiben will und kann. Das fängt schon beim
Einladen der Gitarrenanlage vor dem Gig an und
endet meistens leider auch nicht beim Platzangebot
auf der Bühne. Es ist nur selten möglich, ein rie-
Soll heißen, wenn man sich schon bei der
Geräteauswahl nicht zurückhalten kann, sollte
man wenigstens dafür sorgen, dass das Audiosignal
nicht unnötig belastet wird.
Hier gibt es grund-
sätzlich zwei Ansätze, die sich natürlich auch
kombinieren lassen. Möchte man eine große Anzahl
von Geräten verwenden – inspiriert etwa von Pink
Floyds David Gilmour oder U2s The Edge – emp-
fiehlt es sich, das zarte Instrumentensignal gleich
zu Beginn entsprechend aufzupumpen. Dabei
helfen so genannte Line Driver, Buffer (etwa der
Skrydstrup BF2M) oder Booster-Pedale. Ob das
Gerät dabei in Transistortechnik (zum Beispiel Carl
Martin Hydra Boost, Fulltone Fat Boost 2 oder
Fulldrive 2, Moollon Signal Boost, Seymour
Duncan SFX-1, TC Electronic Classic Booster +
Distortion) oder Röhrentechnik arbeitet (Hughes
& Kettner Tube Factor, Reußenzehn Daniel D.,
VHT Valvulator I, etc.) ist nebensächlich bezie-
hungsweise schlicht Geschmacksache.
Im Idealfall übernimmt ein zumindest einigerma-
ßen linear arbeitender, cleaner Pufferverstärker
die Impedanzanpassung an das Instrumentensignal
und macht es unempfindlich gegen die zuvor be-
reits angesprochenen, kapazitiven Verluste durch
Kabel, Gehäuse, Übertragungswiderstände, usw.
Damit darf die Signalkette anschließend ruhig et-
was länger ausfallen. Allerdings sollte man darauf
achten, dass man Ein- und Ausgangspegel am
Booster möglichst 1:1 einstellt, um die Eingangs-
stufe der nachfolgenden Geräte nicht zu überfor-
dern. Immerhin sind einige dieser Kombipräparate
mit stattlichen Pegelreserven ausgestattet, damit
man sie eben auch als Booster zum Übersteuern
des Gitarren-Amps oder auch als Aufholverstärker
im Effektweg verwenden kann. Hier als Signal-
Conditioner muss das Gerät logischerweise immer
an bleiben, um seinen Dienst zu versehen. Eine ab-
wechselnde Nutzung als Solo-Boost oder derglei-
chen ist daher nicht möglich. Wer darauf nicht
verzichten kann, muss noch einen weiteren Booster
ans Ende der Bodentreterkette, sprich direkt vor
den Amp-Input, schalten.
8. Gebot
Du sollst den Bypass nicht
vergessen
Kommt man mit vier oder fünf Einzelpedalen
aus, genügt es womöglich schon, wenn man sich
dafür bewusst Geräte mit einem so genannten
Hard Bypass aussucht.
Das bedeutet, dass das
Signal bei ausgeschaltetem Effekt mechanisch
durchgeschaltet wird – so, als hätte man lediglich
ein weiteres Patch-Kabel dazwischen. Übrigens ist
nicht alles, was sich True Bypass nennt, auch
gleich so ein mechanisch aufwändiger Hard
Bypass. Wie das mit der Wahrheit so ist, den
Begriff „true“ legen einige Hersteller auch ganz
anders aus – deshalb unbedingt aufs Klein-
gedruckte achten! Nun, Hard Bypass hin oder her,
man muss sich darüber im Klaren sein, dass allein
schon durch den zusätzlichen Widerstand der län-
geren Kabelwege unweigerlich Höhen verloren
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SoundCheCk 09 08
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gehen. So sehr das Prinzip also von Puristen ge-
lobt wird; die allein selig machende Lösung ist die
mechanische Durchschaltung nicht in jedem Fall.
Trotzdem ist sie natürlich jederzeit einem simplen
elektronischen Bypass vorzuziehen, der das Signal
hörbar belastet, vor allem, wenn man mehrere sol-
cher Treter hintereinander schaltet. Besonders ei-
nige Wah-Wah-Pedale und klassische Verzerrer,
aber auch viele andere analoge Kult-FX und leider
auch die meisten Stimmgeräte sind diesbezüglich
ziemlich problematisch und im Bypass-Modus re-
gelrechte Soundkiller. Um hier eine Beeinflussung
zu vermeiden, sollte man daher am besten zu
einem so genannten Looper greifen.
9. Gebot
10. Gebot
Du sollst den
Effektweg ehren
Du sollst dein Signal-
Routing planen
In bestimmten Fällen (siehe oben), spätestens
jedoch ab einer gewissen Menge an Einzel-
effekten wird ein Looper unumgänglich.
Im
Inneren dieser nützlichen Zubehörteile befindet
sich so eine Art Stellgleis, um das Signal entweder
durch die an der Effektschleife angeschlossenen
Gerätschaften oder alternativ direkt zum
Ausgang zu leiten. Damit das möglichst klang-
neutral vonstatten geht, erfolgt das zumeist über
eine hochwertige Relais-Schaltung. Solche Looper
gibt es etwa von Lehle, Nobels, ToneBone oder
auch Roger Mayers schon etwas größere (und
noblere) Mission Control mit Funkfernsteuerung.
Übrigens lassen sich diese Loop-Boxen prakti-
scherweise auch als A/B-Umschalter verwenden,
um etwa zwei verschiedene Amps anzusteuern
oder das Signal in zwei verschiedene Effekt-
Ketten aufzuteilen (etwa mit Kompressor,
Chorus und Reverb für Cleansounds und Wah-
Wah, Distortion und Delay für Leads).
Wer noch Größeres vorhat, ist mit der neues-
ten Generation der Lehle-Pedale bestens be-
dient.
Die SGoS-Serie bietet eine Art intelligentes
Switching und erledigt diverse Umschalt-
kombinationen, von der Anwahl der Effekte,
übers A/B-Routing zum gewünschten Amp bis
zur Kanalumschaltung, usw. – mit einem ein-
zigen Fußtritt. Auch mit dezidierten Pedal-
Loopern wie Carl Martins Octaswitch oder dem
aufwändigen Combinator 2 lassen sich bei
Bedarf sehr komplexe Effekt-Umschalt-Presets
erstellen. Allerdings sind die modular verwend-
baren Lehles meiner Ansicht nach flexibler, da
hier das System mit den Ansprüchen des Nutzers
wachsen kann. Man fängt mit einem kleinen
und überschaubaren Setup an, und nimmt dann
bei Bedarf einfach weitere Geräte hinzu.
Jedenfalls sollte man sich vorher schon mal ge-
nau überlegt haben, wo man in Sachen
Equipment längerfristig hin will.
Sound-Verluste gibt es teilweise auch bei Ver-
wendung von 19“-Prozessoren.
Obwohl diese in
der Regel mit hohen Signalpegeln arbeiten und
meist auch ein- und ausgangsseitig hochwertiger
ausgestattet sind, kann es dennoch zu Beeinträchti-
gungen der Signalqualität kommen. Ein typisches
Problem ist die Anpassung. Liefert etwa der
Haupt-Soundgenerator (sei es ein Amp-Modeler,
ein spezielles Overdrive-Pedal oder der Preamp
Out beziehungsweise Effekt Send des Verstärkers)
zu wenig Pegel für den hier üblichen 0 dB Line
Level, muss man am Output-Regler des Prozessors
Steuerzentrale:
Wer große Pedalsetups verwalten möch-
te kommt um Looper (hier Lehles D.Loop) kaum herum.
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Effektverkabelung für Gitarre
aufholen, was vorne fehlt. Das geht allerdings
mit erhöhtem Rauschen einher. Abhilfe schafft in
diesem Fall ein dazwischen geschalteter Booster
oder Signal Buffer (siehe auch 6. Gebot). Be-
kommt das Effektgerät dagegen eingangsseitig
zu viel Pegel, ist das auch nicht viel besser. Sei es,
dass man ein einfaches Bodenpedal verwendet
oder die Eingangssektion des angeschlossenen
Multi-FX einfach zu sensibel ist – in jedem Fall
muss man den Pegel vor dem Effektgerät dras-
tisch bremsen, nur um dann unter Umständen
festzustellen, dass einem selbiger hinterher wie-
der fehlt.
Wohl dem also, der an seinem Verstärker einen
Effektweg mit regelbarem Send und Return oder
zumindest einen Schalter zur Pegelanpassung
hat.
Noch besser ist es, wenn der FX-Loop nicht
seriell, sondern parallel arbeitet. Dann nämlich
muss nicht das ganze Signal durch die Effekt-
peripherie. Stattdessen wird nur ein kleiner Teil
des Signals dafür abgezweigt, der Rest bleibt mit
der vollen Signalstärke erhalten. Anschließend
wird der Effektanteil dem Basis-Sound, wie bei
einem Mischpult, zugemischt. In Sachen Impuls-
treue und Dynamik ist das die beste Methode. Da
kann man selbst mit nicht ganz so hochwertigen
Effektgeräten nicht viel kaputt machen. Leider
bieten noch immer viele Verstärker nur einen seri-
ellen Loop. Wer das ändern möchte, kann sich
allerdings mit speziellen Line Mixern behelfen, wie
sie seit vielen Jahren von der Firma Rane angebo-
ten werden. Eine kompaktere und extrem preis-
günstige Variante stellen die Minimixer SPX-31
und MIX-41C der deutschen Firma Nobels
dar. Wer hingegen auf Highend besteht,
kann sich natürlich auch im Skrydstrup
Custom Shop ein spezielles Rack-Interface
mit Mix-Funktion anfertigen lassen.
Aber parallel oder nicht, wenn der
Verstärker schon einen Effektweg bereit
stellt, sollte man ihn nach Möglichkeit auch
nutzen.
Das funktioniert einfach besser, als das
simple Vorschalten der gesamten FX-Batterie.
Natürlich ergibt sich beim Einsatz von Bodentretern
im Effektweg das Problem, dass man womöglich
lange Kabelwege vom Amp und zurück in Kauf
nehmen muss. Das ist hier aber glücklicherweise
nicht mehr ganz so schlimm. Das Signal ist an
dieser Position durchaus robust genug, um die zu-
sätzliche Strecke weitgehend schadlos zu überste-
hen. Will man das absolut vermeiden, empfiehlt
sich wiederum der Einsatz eines fernsteuerbaren
Loopers größerer oder kleinerer Art (zum Beispiel
Lehles D. Loop). Daran muss die Nutzung des
Effektwegs also nicht scheitern.
11. Gebot
Pimp your Setup:
Mit so
einem Mini-Mixer kann man
einen parallelen Effektweg simulieren.
Du sollst nicht auf
die Fresse fallen
Also, ihr dürft schon auf die Knie fallen und
eurem Schöpfer danken, dass euer Sound so gut
geworden ist … aber ansonsten sollte das
Schalten und Walten möglichst ohne artistische
Einlagen abgehen.
Aber, Spaß bei Seite – jetzt
noch mal ganz praktisch! Es liegt auf der Hand,
dass man sich die Steuerung seines Effektsetups
nicht unnötig schwer machen sollte. Für umfang-
reicher bestückte Pedalboards heißt das: Die am
häufigsten gebrauchten Effektbüchsen sowie
Fußschalter für die Kanalumschaltung und der-
gleichen gehören in die erste Reihe. Die seltener
gebrauchten Teile dürfen ruhig dahinter Platz
nehmen. Achtet darauf, dass die Potis in der ers-
ten Reihe möglichst nicht in der direkten
Einflugschneise für die zweite Pedalreihe stehen.
Das könnte schief gehen. Habt ihr ein Gerät von
besonders hoher Bauform dabei, packt es sicher-
heitshalber gleich in die hintere Reihe.
Bei sehr großen Boards ist manchmal auch eine
pultförmige Anordnung nötig, damit man an die
hinteren Reihen noch vernünftig herankommt.
Entweder sucht ihr euch ein fertiges Pedalboard
mit entsprechender Form oder lasst euch ein ent-
sprechendes bauen – oder, falls ihr schon eines in
planer Ausführung habt, unterfüttert ihr das Gan-
ze beim Gig mit einem entsprechend zugeschnit-
tenen Brett zum darunterlegen. Wah-Wah, Vol-
ume- und Controller-Pedale gehören an die Seite.
Unabhängig davon, ob ihr Rechts- oder Linksfüßer
seid, solltet ihr zuerst ausprobieren auf welchem
Bein ihr am sichersten steht und die Pedale dann
entsprechend anordnen.
Analog dazu verhält sich das auch mit den gän-
gigen MIDI-Pedalen
von Boss, Roland oder Beh-
ringer, den Floorboards aus dem Hause Line 6 und
natürlich erst recht mit den größeren Schalt-
Boards wie Rocktrons All Access, Skrydstrups SC-1
MIDI Foot Controller (für den es sogar noch
Erweiterungsmodule gibt) und dem Voodoo Lab
Ground Control. Eine clevere Idee, die die Bedien-
ung erheblich erleichtert, setzen die Footcontroller
von Prostage um. Deren Gehäuse sind nicht recht-
eckig, sondern trapezförmig und können so an-
einandergestellt werden, dass selbst größte Schalt-
Setups (im Gegensatz etwa zum riesigen Skryd-
strup-System in der erweiterten Ausführung)
angenehm zu bedienen sind und auf der Bühne
✦
nicht übermäßig viel Platz wegnehmen.
Praxistipp
Der Mehrfach-Looping
Für die Rack-Anwendung bieten sich einige
besonders roadtaugliche 19“-Lösungen an,
etwa die modularen Audio Looper/Switcher
von Voodoo Lab oder Skrydstrups MR10
und die XDS-Drawer und XLS-Looper von
Prostage, die im professionellen Bereich weit
verbreitet sind. Gesteuert werden diese dann
entweder mit herkömmlichen MIDI-Control-
lern oder mit speziellen Schaltboards, die
einem sämtliche Umschaltmöglichkeiten zu
Füßen legen. Diese extrem flexiblen und be-
sonders klangneutralen Highend-Systeme mit
jeweils vier bis acht optimal abgestimmten
Loops kosten natürlich ihr Geld, sind es aber
auch wert. Denn wer hat sich noch nicht über
zu wenig Platz auf der Bühne geärgert? Wenn
alles im Rack ist hat man mehr Raum für sich.
Eine Sonderposition nehmen schließlich
noch Multieffektprozessoren mit integrier-
ter Audioschnittstelle ein.
Geräte wie Boss
GT-8 oder GT-10 usw. bieten zumindest eine
einzelne, noblere Exemplare wie TC Electronics
G-System gleich mehrere Effekt-Loops und
Switch-Funktionen, um externe Effektpe-
dale oder sogar Preamps zu verwalten. Als
Kompaktanlage ist so etwas kaum zu schlagen.
Nicht umsonst verwendet selbst Steve Vai seit
einiger Zeit das G-System. Allerdings stößt
man bei einer Erweiterung des Setups früher
oder später an die Grenzen des Machbaren.
Da heißt es genau abwägen, bevor man eine
Kaufentscheidung fällt. Wer häufig Ände-
rungen vornimmt, ist mit einem modularen
System (wie dem im Abschnitt zum 8. Gebot
genannten) langfristig besser dran.
Loop hoch vier:
TC Electronics G-System bietet vier komplett unabhängige, schaltbare Loops.
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SoundCheCk 09 08
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