Technik workshop guitar recording Kammfilter Raumeinflus
© PPVMEDIEN 2008
guitar-recording
Fettmachen mit Hausmitteln:
Kammfilter, Raumeinfluss und Doubling
Geben wir es zu: Der eigene
Gitarrensound ist ein ständiger Grund
für Unzufriedenheit. Der eigene Amp
klingt heute gut, morgen merkwürdig
und überhaupt in jedem Raum anders.
Vervielfacht werden solche Auffälligkeiten
bei der Beschallung und der
Studioaufnahme. In dieser Workshopfolge
wollen wir uns mit diesen Phänomenen
arrangieren und mit ihnen spielen. Ändern
können wir sie oft nämlich nicht.
Lasst uns mit ein wenig Theorie einsteigen:
Hören ist ein Prozess, an dem unser Gehirn
signifikant beteiligt ist. Es ist einsichtig, wa-
rum es sich deshalb grundlegend von jedem
Mikrofon der Welt unterscheidet. Der Hörsinn
kann akustische Ereignisse strukturieren und
mit anderen Sinnen interagieren. So können
wir selbst über den schäbigen Monolautspre-
cher eines alten Fernsehgeräts Sprache von
den Umgebungsgeräuschen unterscheiden und
gewissermaßen in solch einen virtuellen Raum
hineinhören. Dabei werden unsere Trommelfel-
le nicht anders als die Membran eines Mikro-
fons durch die Luftdruckmodulationen eines
Lautsprechers moduliert. Unser Hören unterliegt
also nicht allein anatomischen Gegebenheiten,
sondern auch Parametern wie Erfahrungen, Ta-
gesform und psychoakustischen Gesetzen, die
sich im Laufe der Evolution für uns Menschen
als vorteilhaft erwiesen haben.
interessiert, der sollte kurz googeln). Aus exakt
diesem Grund gibt es an vielen HiFi-Verstärkern
einen Loudness-Taster. Bei kleinen Lautstärken
soll dieser durch Bass- und Höhenanhebungen
für ein volleres Klangbild sorgen. Kein Wunder,
denn unser Gehör ist in dieser Situation emp-
findlicher im mittleren Frequenzbereich. Ein
Verstärker-Stack klingt also nicht nur aufgrund
der Endstufenverzerrung bei verschiedenen Laut-
stärken unterschiedlich.
Auch der nächste Aspekt ist einleuchtend:
Bewegt ihr ein Mikrofon vor einer Schallquelle
oder umgekehrt, so ändert sich der Klang.
Klingt immer anders
Wenn also derselbe Verstärker mit derselben Box
im selben Raum an derselben Position heute an-
ders klingt als vor ein paar Wochen, dann hat
das, abgesehen von rein technischen Parametern
wie etwa dem Röhrenzustand, möglicherweise
auch den einfachen Grund unserer Tagesform.
Vielleicht kennt ihr den Gewöhnungsprozess des
Gehörs an hohe Frequenzen. Wenn euer Verstär-
ker heute Abend etwas matt klingt, habt ihr viel-
leicht gerade zwei Stunden krachigen Noisecore
über den iPod gehört. Ausgeruhte Ohren sind
gerade in Aufnahmesituationen wichtig, denn
was heute noch unbedingt einer Extradosis
Höhen bedarf, kann morgen zu grell wirken.
Auch die Lautstärke ist ein wichtiger Faktor.
Bei unterschiedlichen Pegeln reagiert unser Ge-
hör auch unterschiedlich auf bestimmte Fre-
quenzbereiche (festgehalten in den sogenannten
Fletcher-Munson-Kurven – wen das genauer
Fletcher Munson weiß, warum Gitarren laut scheinen
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oder Pegelstereofonie. Signale erscheinen je nach
Lautstärke mehr auf der linken oder rechten
Seite des Stereopanoramas. Hier gibt es also vom
Anfang bis zum Ende der Signalkette wichtige
Unterschiede, und man sollte sich deshalb nicht
wundern, wenn es eben anders klingt.
Natürlich gibt es auch pragmatische Gründe.
Das Mikrofon vor der Lautsprecherbox hat die
Aufgabe, einen direkten Klang einzufangen – wir
aber hören den Klang im Raum. Würden wir ein
Ohr an den Lautsprecher pressen, klänge es auch
anders, denn der Lautsprecherschall erreicht uns
oder das Mikrofon fast ausschließlich direkt,
in anderen Fällen auch über jede begrenzende
Fläche im Raum. Bei diesen zeitverzögerten
Erstreflexionen wird dem Schall zusätzlich En-
ergie durch Dämpfung entzogen. So mischen sich
direkte und bedämpfte verzögerte Signale. Im
weiteren Zeitverlauf treffen die Erstreflexionen
dann aber nicht nur im Ohr ein, sondern wer-
den wieder an anderen Wänden und Decken
gebrochen. Das Ergebnis ist ein komplexes
Rückwurfmuster, das wir als Hall wahrnehmen.
Die Ohr-Charakteristik aus einem anderen Blickwinkel
Warum sollte es mit unseren Ohren anders sein?
Aufgrund der Anatomie unseres Ohres ist der
Einsprechwinkel des Schalls natürlich relevant.
Entsprechend macht es einen Unterschied, ob wir
stehend oder sitzend hören und uns dabei frontal
oder gedreht zur Schallquelle befinden.
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Rockt die Maske
Weiter geht es mit sogenannten Maskierungs-
effekten. Im Zusammenspiel aus Hörsinn und
mechanischer Trägheit unseres Hörorgans wer-
den leisere Signale teilweise oder komplett
durch lautere Signale verdeckt. Gleiches gilt für
zeitlich benachbarte leisere Signale. Genau diese
Situation trifft im Proberaum zu, wenn mehrere
Musiker gleichzeitig abrocken. Da kann schon
mal das eine oder andere Detail durchrutschen.
Von diesen Phänomenen wird übrigens bei der
mp3-Dateierstellung ausgiebig Gebrauch ge-
macht: Man entfernt Informationen einer Origi-
nalaufnahme, um Platz zu sparen.
Der wichtigste Einfluss kommt allerdings
dem Raum zu. Aufgrund komplexer Reflexionen
nimmt dieser einen wichtigen Einfluss auf den
Klang. Wir brauchen nicht die Box zu bewegen,
um hier eine Änderung wahrzunehmen. Es
reicht völlig, wenn wir uns an eine andere Stelle
bewegen.
Warum es bei einer Mikrofonabnahme noch
einmal völlig anders klingt, hat sowohl akustische
als auch pragmatische Gründe. Als gesunde
Menschen sind wir mit zwei Ohren gesegnet,
die uns eine Rauminformation liefern. Dies ist
nicht etwa purer Luxus, sondern evolutionär
als Schutz- und Orientierungsfunktion zu ver-
stehen. Mit beiden Ohren ist es uns möglich,
Signale in Richtung und Distanz zu beurteilen.
Weil ein und dasselbe Signal früher an einem
Ohr als am anderen eintrifft, spricht man von
Laufzeitstereofonie.
Effekte im Raum
Warum stellt man das oder die Mikrofone also
nicht angemessen im Raum auf? Es gibt Fälle, wo
man genau dies tut, etwa bei Klassikaufnahmen.
Anderseits bietet die Direktmikrofonierung auch
handfeste Vorteile: Das Signal gelangt pur in das
Aufnahmesystem oder Mischpult. Ein Einsprechen
anderer Schallquellen ist, ebenso wie der Raum-
einfluss, weitgehend eliminiert. Das Signal lässt
sich also unabhängig von diesen Parametern for-
men: in Lautstärke, Stereoposition und Klang. Dazu
kann es über ein Hallgerät in einen beliebigen
künstlichen Raum gestellt werden, ehe es sich mit
den anderen Signalen wieder vermischt.
Die Klangveränderungen im Raum beruhen
auf dem Kammfiltereffekt. Sobald sich zwei
(oder mehr) identische Signale zeitverzögert mit-
einander mischen, kommt es zu einer Frequenz-
gangmanipulation. Vereinfacht erklärt, liegen die
beiden Signale nicht exakt übereinander und füh-
ren daher nicht einfach zu einer Lautstärkeerhö-
hung. Vielmehr nehmen die Laufzeiten und Ver-
zögerungen einen Einfluss auf das Hörergebnis.
Jede Zeitverzögerung entspricht auch einem
Schallweg. Dieser lässt sich wiederum mit einer
bestimmten Frequenz gleichsetzen.
Diese Frequenz passt mit ihrer Wellenlänge
exakt in die zurückgelegte Distanz, ebenso wie
Vielfache dieser Frequenz. Tatsächlich über-
lagern diese Frequenzen das Ursprungssignal
und führen je nach Zeitpunkt und Position im
Raum zu Überhöhungen und Auslöschungen
im Ursprungssignal. Die Intensität dieser Über-
lagerungen hängt vor allem von der Lautstärke
des Duplikats ab. Der Einfluss ist mitunter absolut
auffällig – denkt nur an wummernde Bässe oder
den schrecklichen Klang einer leeren Wohnung.
Der Music Store....ca. 13.000m2 Lager,
Service-, Demofläche
Ohr an der Box
Ein einfaches Mikrofon kann diese Information
nicht liefern, denn es ist monofon. Auch der
nachfolgende elektronische Prozess der Ver-
stärkung und Ausspielung auf ein Stereo-Laut-
sprechersystem stellt diese Rauminformation
nicht wieder her, sondern ersetzt sie vielmehr
durch eine eigene virtuelle Bühne. Dabei arbeitet
jedes gängige Stereowiedergabegerät auch noch
mit einem anderen Verfahren: der Intensitäts-
Kreative Kämme
Kammfiltereffekte treten übrigens häufiger auf, als
man denken mag. Selbst ein Mikrofon, das man
direkt vor den unteren Lautsprecher einer Box
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stellt, wird nicht ausschließlich Direktschall
aufzeichnen, sondern auch die verzögerte Boden-
reflexion als zeitverzögerte und bedämpfte Kopie
des Originals. Dazu wird diese Kopie auch noch
durch das seitliche Einsprechen ins Mikrofon auf
mechanische Weise klangmanipuliert.
Im Alltag leben wir mit diesen Effekten. Unser
Gehirn kennt sie und ersetzt diese in vielen Fällen,
um uns unsere Orientierung nicht unnötig schwer
zu machen. In elektronischer Form allerdings, wie
in der Tontechnik, treten Kammfiltereffekte auf
unnatürliche Weise wieder zutage. Sie bedürfen
deshalb unserer Aufmerksamkeit. Wie wir gesehen
haben, lassen sie sich nicht vollständig vermeiden.
Es ist aber gut, sie zu kennen.
Ein weiterer Aspekt: Überhöhungen im Signal
sind nicht grundsätzlich ungewollt. Ein Blick auf
unseren liebsten Verzerrer, die Röhre, zeigt, dass
auch hier regelmäßige Überhöhungen in Form von
Obertönen entstehen, die wir ganz wunderbar als
Klangfarbe schätzen. Warum also nicht auch den
Kammfiltereffekt kreativ nutzen?
Wir hören uns den Kammfiltereffekt also in der
Praxis an.
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Delay einzufügen. Damit simulieren wie eine
bedämpfte Reflexion. Hierfür zieht ihr aus dem
Plug-in-Browser den EQ Eight in die mittlere
Spur und lasst das Plug-in in der Effektleiste
vor dem Simple Delay fallen. Ganz links schaltet
ihr nun alle Bänder bis auf das Erste aus. Dann
klickt ihr in der EQ-Grafik die verbliebene
„1“ an und aktiviert die Tiefpass-Betriebsart
(rot im Screen). Das Tiefpassfilter lässt nur
Frequenzen unterhalb der Einsatzfrequenz pas-
sieren. Mit dem Frequenzregler links neben der
Grafik könnt ihr nun die Einsatzfrequenz so
verschieben, bis euch der Klang gefällt.
Zwei Kanäle
An diesen Positionen hört ihr jeweils einen
identischen Sound, der dem Original entspricht.
Die Klangfarbenänderung entsteht also immer
nur in der die Mischung, die ihr mit Dry/Wet fein
dosieren könnt.
Schritt 2
Stoppt die Wiedergabe. Über das Live-Editmenü
dupliziert ihr nun die Gitarrenspur. Aus dem
zweiten Kanal löscht ihr das Simple Delay. Nun
startet ihr beide Clips gleichzeitig, indem ihr den
Starttaster für die entsprechende Szene drückt.
Spur 2 läuft nun unmodifiziert, Spur 1 mit dem
Plug-in. Dort stellt ihr den Dry/Wetregler auf 100
Prozent.
Der Lautstärkeregler der ersten Gitarrenspur
übernimmt nun die gleiche Funktion wie zuvor
der Dry/Wet-Regler. Ihr habt aber zusätzlich die
Möglichkeit, den Klang über die Panoramaregler
beider Kanäle räumlich zu trennen. Schon wird der
Gitarrensound breiter.
Tiefpassfilter
Um einen weiteren beliebten Trick zur Anfettung
zu nutzen, klickt ihr bitte doppelt auf den Clip
der mittleren Spur. In der unteren Editorleiste
seht ihr nun die Wellenformdarstellung. Für die
beste Klangqualität solltet ihr in dieser Übung
übrigens für alle drei Clips die Warp-Funktion
und den Complexmodus aktiviert haben (rot im
Screen).
Nun wendet ihr euch dem Feld Detune zu
(ebenfalls rot im Screen). Hier könnt ihr eine
Verstimmung der Datei in Cent eingeben. Klickt
einfach in das Feld und ändert die Werte mit
den Pfeiltasten der Computertastatur um einige
Cents.
Auch diese Maßnahme verändert den Klang
und fettet ihn an. Dieses Verfahren nennt
sich Pitch Shifting und war lange teuren
Studioeffekten vorbehalten.
Schritt 1
Startet die Demo- oder Vollversion von Ableton.
In der leeren Session platzieren wir eine Gitar-
renaufnahme in einer Audiospur. Aus dem Plug-
in-Browser zieht ihr das Simple Delay (rot im
Screen) mit der Maus in die Gitarrenspur.
Dort schaltet ihr zunächst den Link-Schalter
zur Kanalverkopplung ein und betätigt den obe-
ren Sync-Schalter. So wird eine Eingabe der Ver-
zögerungszeit in Millisekunden (ms) möglich.
Im unteren Bereich des Plug-ins stellt ihr den
Feedbackregler auf Null und den Dry/Wet-Regler
auf 50 Prozent.
Schritt 3
Um diesen Sound weiter anzufetten, verdoppelt
ihr Spur 1 nochmals. In den Spuren 1 und 3 stellt
ihr das Panorama jeweils auf die Extrempositionen
links und rechts. Die mittlere „Kammfilter-Spur“
mit dem Plug-in soll aus der Mitte kommen
und erhält auch hier einen Effektanteil von 100
Prozent. Natürlich könnt ihr auf dieser Spur wieder
unabhängig mit der Verzögerungszeit und der
Lautstärke spielen.
Pitch Shift
Als nächstes soll dem Signal etwas Raum hin-
zugefügt werden. Immerhin hat unsere Direkt-
aufnahme (ob per Mikrofon oder per Mode-
lingamp) den Raumanteil ausgegrenzt. Diesen
möchten wir nun, wenn auch in künstlicher
Form, wieder gewinnbringend hinzufügen. Ihr
nutzt in diesem Fall das eingebaute Reverb
von Live. Klappt das entsprechende Plug-in
im Browser auf und zieht das Preset „Concrete
Chamber“ auf die Spur Return 1. Bitte schaltet
den Hall auf Qualitätsstufe „High“ und dreht
Simple Delay
Die Verzögerungszeit im oberen Feld ändert ihr
durch Mausziehen oder numerische Eingabe.
Gebt bitte unterschiedliche Werte bis etwa 15 ms
ein. Ihr werdet eine reine Klangfarbenänderung
wahrnehmen. Ab 30 ms werden Zeitunterschiede
direkt wahrnehmbar, noch höher beginnen echte
Echos. Stellt nun testweise den Dry/Wet-Regler auf
Null oder 100 Prozent.
Drei Spuren
Schritt 4
Das Kammfiltersignal klingt möglicherweise
recht prägnant und aufdringlich. Es ist daher
sinnvoll, einen Tiefpassfilter vor dem Simple
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den Effektanteil vollständig auf (jeweils rot im
Screen).
Um den Hall zu hören, müsst ihr nun noch
die Sendwege in den einzelnen Gitarrenspuren
etwas aufdrehen.
Mehr zum dem für jeden
Musiker interessanten The-
ma Hören findet ihr in dem
Buch „Faszination Gehör“
von Andrea Stickel, erschie-
nen bei PPVMedien, ISBN
3-932275-56-X
trockenen Gitarrenaufnahme leicht selbst
überprüfen. Tatsächlich geht es um ein erstes
Verständnis der Zusammenhänge von Schall-
quelle und Raum.
Denn bis auf den Arbeitsschritt Pitch Shif-
ting funktionieren alle Techniken auch im
echten Aufnahmeraum des Studios mit einem
oder mehreren Mikrofonen. Hierzu mehr in der
nächsten Folge.
g
Ulf Kaiser
Amplitube für lau
Reverb
Mit den Reglern Size und Decay Time könnt ihr
nun mit der Raumgröße und Halldauer spielen.
Ihr werdet sehen, dass ein dezent hinzugefügter
Raum den Sound weiter verbessert, ohne dabei
groß aufzufallen. Um Letzteres zu gewährleis-
ten, regelt ihr die Sends später wieder deutlich
zurück.
IK Multimedia (www.ikmultimedia.com) stellen euch mit Amplitube 2 duo LE und Ampeg SVX duo LE
zwei voll funktionsfähige kleinere Versionen ihrer Modeling-Software Amplitube 2 und Ampeg SVX
kostenlos zur Verfügung. Die Plug-ins laufen sowohl unter Mac OS X als auch unter Windows XP/Vista
32 und sind dabei wahlweise als Plug-in oder stand-alone zu nutzen. Die Versionen ladet ihr euch
direkt von der guitar-Website herunter (www.recordingworkshop.guitar.de). Hier findet ihr auch die
Installationsanleitung in PDF-Form.
Double Tracking
Durch die Spurenverdopplung und Zeitver-
zögerung habt ihr eine digitale Variante des
sogenannten Automatic Double Tracking
(ADT) vorgenommen – eine ehemals gängige
Praxis im Anfetten von Spuren durch zwei
Bandmaschinen.
Demgegenüber ist echtes Double Tracking,
also die erneute Aufnahme des gleichen Parts,
natürlich vorzuziehen. Niemandem wird es
gelingen, bei weiteren Aufnahmeversuchen
die Phrasierung und Betonung eines Riffs ein-
hundertprozentig zu reproduzieren. Voraus-
gesetzt, der zweite Aufnahmedurchgang ist
dennoch gut und einwandfrei gespielt, ergibt
sich in der Folge ein fetter Klang, der lebendiger
als das simple Duplizieren der Spuren klingt.
Aufgrund unregelmäßiger Timingschwankun-
gen und Tonhöhenvariationen, die durch un-
terschiedlich hartes Anschlagen der Saiten
entstehen, wird das Klangbild voller und
lebendiger. Die Möglichkeiten, die sich hier
auftun, sind immens, denn ihr könnt für die
zweite Aufnahme eine andere Gitarre und einen
anderen Amp hernehmen. Schnappt euch also
eure Gitarre und eine weitere Aufnahmespur.
Ein kleiner Hinweis: Eine Spurverdopplung
sollte natürlich so exakt wie möglich durchge-
führt werden. Unsauber gespielte Spuren füh-
ren nicht zu einem fetten, sondern zu einem
verwaschenen Klangergebnis. So bitter es sich
anhört: Spielen zwei Gitarristen in einer Band
die gleichen Riffs, so ist es oft von Vorteil, wenn
der tightere der beiden die Rhythmusspuren
einspielt und vielleicht sogar zusätzlich doppelt
– insbesondere bei schnellen Musikstilen. Keine
Frage der Ehre: Auch bei Metallica hat James
Hetfield oft alle Rhythmusgitarren eingespielt.
Ihr habt in dieser Folge wesentliche Klang-
veränderungen kennengelernt, die ohne den
Einsatz eines Equalizers teils gravierende Fol-
gen haben können. Mit der Live-Demoversion
(www.ableton.com/downloads) könnt ihr diese
Klangveränderungen mit einer einfachen