Toneguide Sicherheit beim Looping!
© PPVMEDIEN 2009
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toneguide
Die Stunt-Pilotenlizenz –
Sicherheit beim Looping
Erfahrung und sicherer Umgang mit der Maschine sind extrem wichtig, wenn
man ein ordentlicher Kunstflieger werden will. Deshalb nehmen wir uns das
Thema (Signal-) Looping noch mal etwas genauer vor – sozusagen zur
Vertiefung der Materie.
Arne Frank
vornehmen! Nur auf diese Weise lässt sich so
etwas gefahrlos bewerkstelligen.
Zuletzt hatten wir geklärt, wie Looper/Switcher
grundsätzlich funktionieren. Nun wollen wir uns
noch ein paar praktische Beispiele vornehmen,
damit wir die speziellen Schaltungstricks auch
wirklich verinnerlicht haben. Um in jeder Situ-
ation zu wissen, was zu tun ist, sollte man einige
grundlegende Punkte beachten.
Das geht schon los mit der nur scheinbar
banalen Frage, was man an so ein Gerät anschlie-
ßen darf und was nicht. Selbst gestandenen
Profis unterlaufen diesbezüglich schon mal fata-
le Fehler: Ein gewisser Steve Vai zum Beispiel
frittierte seinerzeit sein Custom-Switching-Sys-
tem, indem er die Lautsprecherausgänge seiner
Marshall- und Carvin-Amps direkt an sein teuer
bezahltes Bradshaw-Rack anschloss und dann
alles anschaltete. Tja, da hätte er mal besser
vorher das Manual gelesen.
Die Preamp-Alternative
Nun hatten wir beim letzten Toneguide gezeigt,
dass sich ein Looper gerade dazu anbietet,
unterschiedliche Preamps einzusetzen und diese
dann über eine Endstufe zu verstärken. Das geht
rein schaltungstechnisch relativ problemlos. Aber
trotzdem sollte man auch in diesem Fall auf die
Sicherheit achten: Im Gegensatz zu Overdrive-
oder Distortion-Pedalen, die sich pegelmäßig vor
dem Amp-Input abspielen und munter kombiniert
werden können, lassen sich mehrere Preamps
nicht so einfach in Reihe schalten – jedenfalls
nicht ohne Gefahr für Sound und Geräte.
An der Eingangsbuchse erwartet ein Preamp
lediglich ein Instrumentensignal, während an der
Ausgangbuchse normalerweise bereits ein viel
höherer Pegel herrscht, der sogenannte „Line-
Level“. Dieser ist auch nötig, um den nachfol-
genden Poweramp oder die Endstufensektion,
falls es sich um ein Topteil oder einen Combo
handelt, ausreichend aussteuern zu können. (Die
technischen Hintergründe zur Pegelproblematik
in Effektwegen und zwischen Vor- und Endstu-
fe könnt ihr im Toneguide in Ausgabe 10/06
nachlesen.)
Dieses bereits mächtig aufgemotzte Signal
ist allerdings schlicht zu viel für einen weiteren
Verstärker- oder Preamp-Eingang. Aus diesem
Grunde sollte man mehrere (externe) Vorstufen
nicht hintereinander schalten, sondern nur
abwechselnd verwenden. Ansonsten läuft man
Gefahr, den nachgeschalteten (Pre-)Amp mit
dem Signal des ersten regelrecht zu „überfahren“
– mit unter Umständen dramatischen Folgen.
Und selbst wenn man den Output der ersten
Vorstufe so weit drosseln würde, dass es nicht
zur Überlastung der zweiten kommt, klingt es in
aller Regel immer noch nicht besonders. Denn
die erneute Signalauffrischung am Input des
zusätzlichen Preamps (die ja eigentlich für die
Bearbeitung eines passiven Tonabnehmersignals
gedacht ist) sorgt dabei für eine Überbetonung
hoher Frequenzen. Das Klangergebnis einer
solchen Kombination ist daher eher ungenießbar,
es sei denn, man möchte dem Sound unbedingt
den maximalen Brillanzkick verpassen. Aber das
kann man auch einfacher haben.
Mehrere Vorstufen sollte man also nur
alternativ einsetzen. Wie das geht, haben wir
Zum Umschalten zwischen Amps und Boxen …
Speaker-Autsch
Um es so deutlich wie nur möglich zu sagen –
ein „Speaker-Output“ vom Verstärker gehört auf
gar keinen Fall an einen Looper! Man könnte
ja möglicherweise auf die Idee kommen, mal
eben den Lautsprecheranschluss seines Amps
anzuschließen, um zwischen zwei Boxen hin
und her zu schalten. Dieses Unterfangen hätte
jedoch unweigerlich die Zerstörung des Loo-
pers und höchstwahrscheinlich obendrein eine
massive Beschädigung des Amps zur Folge.
Es kam zwar schon mehrfach zur Sprache,
aber aus Sicherheitsgründen und für die erst
später Zugestiegenen hier noch einmal der
Hinweis: Zwischen Verstärker und Box fließt
richtig „Saft“; damit ist nicht zu spaßen.
(Näheres zum „Wieso & Weshalb“ findet ihr
in den Toneguide-Folgen zum Thema Gitar-
renboxen in den Ausgaben 11/06 bis 12/07.)
Ein Speaker-Output heißt so, weil hier ein
„Speaker“ oder eine Box angeschlossen wird
und nichts anderes.
Wer also unbedingt einen Amp umschaltbar
zwischen zwei Boxen betreiben oder umgekehrt
zwei Topteile an einer Box betreiben will,
braucht Spezialwerkzeuge. Glücklicherweise
gibt es so etwas mittlerweile, zum Beispiel die
Palmer-Produkte Tri-Line PGA 01 und den E-
Frog Cabinet Switch Extender, aber auch die
„Cabbone“- und „Headbone“-Switcher aus
… braucht man Spezialwerkzeuge …
dem Hause Tonebone. Letztere Geräte sind
dann wiederum mittels Switch-Funktion vom
Looper aus steuerbar. Aber wie gesagt, unser
„Signalverwalter“ löst in diesem Fall nur den
Steuerungsimpuls aus; die eigentliche „Weichen-
stellung“ muss schon im externen Gerät passie-
ren, das für diese hohen Ströme auch gebaut
ist. Und bitte die Verkabelung mit vernünftigem
Material exakt anhand der Bedienungsanleitung
… und einen Plan
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guitar 8/09