Tune it yourself Vibr o lution Teil 3
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tune it yourself
Vibr-o-lution, die Dritte:
hartes Gerät für harte Mucke
Im letzten Teil der praktisch angewandten Vibr-o-lution fällt erneut
ein kompletter Austausch der Stegeinheit an. Getriebetausch also:
diesmal bei einer Gitarre mit Floyd-Rose-System.
Neuanschaffung eines Schaller Floyd Rose II im
zeitlosen Schwarz. Wer ein ähnlich strapaziertes
Instrument aufarbeiten möchte, erhält in dieser
Ausgabe des TIY Infos und Tipps, um solch einen
Umbau selbst anzugehen.
Erster Schritt: Saiten runter, Vibrato aushän-
gen – Situation analysieren. Die
Abb. 2
ist insofern
verdächtig, als dass der Vibratobolzen recht ver-
braucht aussieht.
Abb. 3
zeigt es dann genau:
Der goldene (alte) Bolzen ist an der Aufnahme
für die Messerkante ziemlich lädiert (im Vergleich
links der frische schwarze – wie geleckt). Ist die
Aufnahme (Rille) für die Messerkante nicht mehr
klar definiert, etwa durch einen Grat, kippelt
hier die Messerkante mit erhöhter Reibung – das
System läuft schwergängiger und möglicherweise
verstimmt es sich sogar, da es nicht mehr in die
Ausgangslage zurückkehrt. Das Gleiche gilt für
die Messerkante des Systems (Abb.
4).
Auch hier
führt ein Grat an der Kante zu Schwergängigkeit
oder Verstimmungsproblemen. Probleme, die
bei dem Einbau von Neuteilen ohne weiteres
Herumdoktern ad acta gelegt werden können.
Doc Schneider
In den 80er Jahren kam ein neuer Gitarristen-
typ in Mode und mit ihm neue Spieltechniken.
Dazu gehören die entsprechenden Instrumente,
die diese Techniken erlauben. Eddie van Halen
mit seinen Tapping- und Whammy-Eskapaden
ist der Prototyp dieser Gitarristen, und seine
Frankenstein, ausgestattet mit dem Floyd Rode,
die typische Gitarre. Aber diese Zeit ist lange
her, und viele dieser Gitarren fristen ihr Dasein
im Koffer oder an der Wand. Und wenn, dann
kommen eher bei Internetauktionen diese mehr
oder weniger gut gebrauchten Instrumente ans
Tageslicht. Im konkreten Fall ist es jedoch in der
Tat der Erstbesitzer, der sich nach gut zehn Jahren
intensivster Nutzung für ein neues Vibratosystem
entschieden hat.
Der Grund wird auf
Abb. 1
recht schnell klar:
Endlose, schweißtreibende Saalschlachten haben
der Substanz der Vibratoeinheit so zugesetzt,
dass sich viele Schrauben nicht mehr drehen
lassen (festgerostet); das Vibrato lässt sich
recht schwer bewegen, und last but not least ist
die Farbe Gold nicht mehr die erste Wahl des
Geschmacks. Alle Punkte zusammengenommen
rechtfertigen in der Summe die gut 200 Euro teure
Abb. 5:
„Wandernder“ Lagerbolzen
die für die Montage in Gewindehülsen (das sind
die Hülsen mit Gewinde, die in den Korpus ein-
gelassen werden) vorgesehen sind. Im Lieferum-
fang des Schaller FR II sind jedoch die
Lagerbolzen mit Holzgewinde enthalten, die bei
Gewindehülsen keinen Wert haben.
Hier sollte man im Vorfeld sichten und die
Schaller Lagerbolzen SC 3881 bei Bedarf gleich
mitbestellen, sonst zieht sich der Umbau aufgrund
falscher Materialdisposition wieder über Wochen
oder Monate hin. Hat die Gitarre Bolzen mit
Holzgewinde (Abb.
5),
empfehle ich, den Sitz der
Bolzen genau zu untersuchen. Die Bolzen haben
im oberen Bereich lediglich einen Durchmesser
von ca. 7 mm (im Gegensatz zu den 10 mm der
Gewindebolzen).
Bei weichen Hölzern und exzessivem Ge-
brauch kommt es nach langen Jahren des harten
Dauereinsatzes häufig vor, das die Bolzen sich ins
Holz quetschen und nach vorne neigen (Abb.
5,
unten).
Zwar ist dadurch nun nicht sofort die
Musikerkarriere in Gefahr, denn stabil ist die
Angelegenheit nach wie vor. Jedoch kann die
Neigung zu Intonationsproblemen führen (das
System sitzt zu weit nach vorne), und der Prozess
des Kippelns kann etwas schwergängiger werden.
Hier sollte eventuell der Bolzen neu gesetzt wer-
den. Das heißt: Löcher dübeln und neu bohren,
oder es wird gleich der SC 3881 verwendet, der
durch seinen größeren Durchmesser mehr Halt
im Holz findet.
Holz hat keine Balken
Eine kleine Stolperfalle versucht uns allerdings
dennoch ein Beinchen zu stellen: Viele Gitarren
mit einem Floyd-Rose-System verwenden die in
den
Abbildungen 2 und 3
gezeigten Lagerbolzen,
Abb. 1:
Verbrauchtes Material: intensiv genutztes
Floyd-Rose-System
Abb. 3:
Kritisch: der Zustand des Lagerbolzens
Abb. 2:
Vom Zahn der Zeit gezeichnet:
verbrauchter Lagerbolzen
Abb. 4:
Auch nicht mehr frisch: die Messerkante
des Vibtatosystems
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guitar 5/09
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Abb. 8:
Sehr wichtig: der Verlauf der Federn
Abb. 6:
Gehärtete Einsätze geben der Schraube
mehr Halt
Abb. 10:
Gleiches Aussehen, unterschiedliche
Höhe: die Einzelreiter des Floyds
Abb. 7:
Short Block versus Long Block
Abb. 6
zeigt ein weiteres kleines Detail, das den
Tausch Alt gegen Neu rechtfertigt. Beim alten
System (gold) sitzen die kleinen Schrauben
zur Befestigung der Einzelreiter direkt in der
Grundplatte. Hier war es häufig ein Glücksspiel,
wie fest man die Schrauben anziehen konnte.
Einmal etwas zu viel Nutella auf dem Bröt-
chen, und zupp: schon war die Schraube über-
dreht und somit keine korrekte Einstellung
der Intonation mehr möglich. Bei der neueren
Grundplatte (links, schwarz) sitzen die Schrauben
in kleinen Einsätzen aus härterem Material. Das
ist besser für die Nerven und die Intonation.
Abb. 9:
So geht es zum Block
Über kurz oder lang
Abb. 7
deckt wieder mal eine kleine Schikane
des Getriebetauschs auf. Das alte System (links)
hat einen „Short Block“ – also einen kurzen
Vibratoblock –, während das neue System
mit dem Standardblock von ca. 42 mm Länge
geliefert wird. Welche Blocklänge funktioniert,
ist von der Konstruktion und der Aufbauhöhe
der Gitarre abhängig. Da die Gitarre auf dem
OP jahrelang mit dem kurzen Block funktioniert
hat, wird der lange Block zu lang sein und
nach der Montage auf der Rückseite des Korpus
herausschauen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
Erstens könnte man den langen Block kürzen.
Dieser ist häufig aus Messing gefertigt und lässt
sich recht leicht bearbeiten. Oder man wählt die
Variante 2, bei der Lang gegen Kurz ausgetauscht
und das neue System mit dem alten Short Block
umgerüstet wird.
Ich habe mich für die zweite Variante ent-
schieden, da es hier keine Probleme mit der
Aufnahme für die Federn gibt. Kürzt man den
langen Block um ca. 8 bis 10 mm, um auf das
Maß des Short Blocks zu kommen, sind in der
Regel die Löcher für die Aufnahme der Federn
nicht mehr tief genug. Hier muss mit einem 1,5-
mm-Bohrer nachgearbeitet werden, was aufgrund
des schrägen Verlaufs der Bohrlöcher nicht ganz
unproblematisch ist und mich schon so manchen
1,5er Bohrer gekostet hat. In diesem Fall ist der
Tausch des Blocks einfach komfortabler.
Und noch ein Fallstrick: Ich habe noch keine
allgemeingültige Formel gefunden, wie der Block
ausgerichtet wird. Wo ist vorne, wo ist hinten?
Abb. 8
zeigt das Problem. Links der richtige
Verlauf bei eingesteckter Feder, rechts verläuft
die Feder viel zu schräg nach oben. Vertauscht
man nun die Ausrichtung des Blocks (was auf-
grund seiner Symmetrie recht schnell passiert)
sitzen die Federn nicht mehr richtig im Block
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Zu guten Resultaten führt eine Einbauhöhe, bei
der nach Auflegen eines geraden Gegenstandes
(Lineal) auf den dritten Bund am ersten Bund
ein Hauch von Luft bleibt
(Abb. 13, oben).
Ist dies nicht der Fall, kann mit einer Feile
die Aufbauhöhe angepasst werden
(Abb. 13,
Mitte),
oder der Sattel wird durch entsprechende
Unterlegplättchen unterfüttert
(Abb. 13, unten).
Auch ein Überprüfen des Saitenniederhalters
lohnt sich. Der Saitenniederhalter ist die kleine
Metallstange, die zwischen Mechaniken und
Sattel sitzt und hier den Saitenverlauf reguliert.
Dies geschieht nicht, um den Saitenwechsel
möglichst umständlich und zeitintensiv zu
machen, sondern dieses kleine Bauteil hat in der
Tat eine entscheidende Funktion. An ihm werden
die Saiten so umgelenkt, dass sie größtenteils auf
der Grundplatte des Klemmsattels aufliegen.
und springen beim Gebrauch möglicherweise
heraus. Ich habe auch noch keinen direkten
Bezug von der Beschriftung des Blocks zur
Ausrichtung herleiten können – es sollte also
immer ausprobiert werden, um den Federverlauf
von
Abb. 8, links
erreichen zu können.
Wichtig: die Reihenfolge
Zum Tausch des Blocks müssen zunächst die
Einzelreiter von der Grundplatte demontiert wer-
den (Abb.
9).
Die Einzelreiter sollten jedoch nicht
wahllos beiseite gelegt werden.
Abb. 10
zeigt,
dass auf einem Floyd Rose drei unterschiedliche
Höhen zum Einsatz kommen: Paarweise für die
e/E-, h/A- und g/D-Saiten.
Wird die Reihenfolge der Reiter bei der spä-
teren Montage auf die Grundplatte vertauscht,
stimmt die Kurve, die die Saitenreiter dem
Saitenverlauf geben, nicht mit der Krümmung
des Griffbretts überein. Hier hat ein Vertauschen
fatale Folgen, so dass es sich anbietet, die Reiter
Stück für Stück zu demontieren, genau in dieser
Reihenfolge an einem sicheren Ort zu platzieren
und bei der Montage in der gleichen Reihenfolge
wieder auf die Grundplatte zu montieren. Das
klingt jetzt sehr theoretisch und umständlich,
ist in der Praxis aber schnell gemacht und gibt
versteckten Stolperfallen erst gar keine Chance.
Abb. 11
zeigt das System völlig zerlegt: links
die Federbleche, die die Einzelreiter nach oben
drücken, in der Mitte die Grundplatte und rechts
der zu montierende Block. Mit etwas Ruhe und
der beschriebenen Kontrolle der Federrichtung
sollte ein Blocktausch durchaus machbar sein,
so dass an dieser Ecke der Baustelle wieder alles
frisch und funktionsfähig ist.
Verklemmt, aber in Stimmung
Zieht man nun die Klemmböckchen des Klemm-
sattels an, verstimmt sich die Gitarre nicht so
stark, als wenn der Niederhalter die Saiten nicht
umlenken würde. Ohne Niederhalter würde
sich nach dem Anziehen der Klemmböckchen
die Gitarre aus dem Wirkungsbereich der
Feinstimmer am System verstimmen.
Abb. 14
zeigt die optimale Einbausituation, bei der die
Saiten gerade so umgelenkt werden, dass sich
die Gitarre beim Anziehen der Klemmböckchen
nur geringfügig verstimmt, was dann an den
Feintunern ausgeglichen werden kann.
So vorbereitet können nun die neuen Saiten
aufgezogen werden, und das System kann in
Saitenhöhe und Intonation eingestellt werden
(siehe auch die ausführliche Beschreibung in den
TIY-Ausgaben 02/06 und 03/08). Die
Abb. 15
zeigt das Endresultat in Form des montierten
FR II ready to rock – fit für die nächsten zehn
oder auch mehr Jahre.
Michael „Doc“ Schneider
Abb. 13:
Anpassen des Klemmsattels
Inbus durch den Hals
Im nächsten Schritt werden die Komponenten
an der Kopfplatte ausgetauscht, da auch am
Klemmsattel der Zahn der Zeit genagt hat und
zum Lieferumfang des FR II ohnehin ein neuer
Klemmsattel mit Saitenniederhalter gehört.
Bei dem zu behandelnden Instrument ist der
Klemmsattel mit zwei Inbusschrauben befestigt,
die von der Halsrückseite her greifen
(Abb. 12).
Nach dem Lösen dieser Schrauben lässt sich der
alte Sattel nach oben abheben, und der neue
Klemmsattel kann angepasst werden.
Abb. 14:
Klemmsattel mit Saitenniederhalter
Abb. 11:
Das Floyd in Einzelteilen
Abb. 12:
Die Befestigung des Klemmsattels
Abb. 15:
Ready to rock!
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