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Akustikbass
© PPVMEDIEN 2010
Gauck auf Reisen
Abenteuer Akustikbass
Ralf Gauck ist einer der profiliertesten Bassisten dieser Republik, einer
der ungewöhnlichsten dazu: nur mit einem Akustikbass bewaffnet,
spielt er unter anderem komplette Solokonzerte mit Stücken von Sting
oder den Beatles. So ein sensibler Solist braucht natürlich ein
Instrument, das ihm ein kongenialen Partner ist.
Es ist keine leichte Aufgabe, ein völlig akus-
tisches Bassinstrument zu realisieren. Die Physik
fordert für die Wiedergabe tiefer Töne vor allem
Volumen, und davon möglichst viel. Eine akusti-
sche Bassgitarre wird dann schnell unbequem
groß. Ralf Gauck war jedoch schon immer bereit,
für den reinen Akustikton ein paar Kompromisse
einzugehen. Nun hat er sich von dem Allgäuer
Gitarrenbauer Heiner Dreizehnter einen neuen
Bass bauen lassen, der dann doch deutlich kleiner
ausfiel als sein bisheriges Instrument.
Die Erfahrungen, die Gauck mit früheren Ins-
trumenten machte, sind in die Konstruktion einge-
flossen, was zusammen mit dem handwerklichen
Können von Dreizehnter zu einem Instrument
führte, das ausgeglichen und unkritisch ist
- und die Dynamik von Gauck optimal umsetzen
kann. Das Geheimnis liegt in der Kombination
verschiedener Elemente. So wird als Holz Ovang-
kol für den Korpus benutzt, während die Decke aus
Zeder besteht. Auch der Hals besteht aus Ovangkol,
was für ein akustisches Instrument ungewöhnlich
ist. Das Griffbrett hingegen wurde aus Ebenholz
gefertigt, was naheliegend ist, denn Gauck spielt
ausschließlich fretless. Das Bracing, also das
Leistenmuster, das die Decke versteift, scheint fast
konventionell zu sein.
Hier ist es die genaue Position sowie das Profil
der einzelnen Leisten, die den Unterschied machen.
Wie so etwas im Detail aussieht, könnt ihr auf der
folgenden Seite sehen - die einzelnen Bauabschnitte
des Instruments wurden minutiös mit der Kamera
dokumentiert. Der Dreizehnter-Bass hat weniger
„Bauch“ als Gaucks früherer Bass, was ihm aber
zugute kommt. Gauck schätzt besonders, dass er
um 200 Hertz herum ausgeglichener ist und somit
weniger zu tieffrequentem Feedback neigt, denn
auf der Bühne kommt er nicht umhin, den Bass
auch über eine Verstärkung zu schicken.
Das Equipment dazu kommt aus der Schweiz
und aus Italien: Ein Schertler-Pickup übernimmt
die Abnahme der Deckenschwingungen, während
Geräte von Markacoustic für die angemessene
Übertragung an das Publikum sorgen. Im Studio
benutzt Gauck ausschließlich ein Mikrofon, um
seinen Basssound einzufangen; vorzugsweise ein
Kondensatormikrofon von Gefell. „Mit diesem Bass
bin ich rundum glücklich, mehr brauche ich nicht“,
freut sich Gauck. So ist der Spagat zwischen Ton
uns Handling letztlich doch gelungen.
Jürgen Richter
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Guitar 5/10
Akustikbass
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Elemente eines akustischen Instruments: Der Korpus besteht aus einer Decke und einem Boden, die durch gebogene Zargen - der Biegeprozess ist im mittleren Bild zu
sehen - auseinandergehalten werden. Damit Decke und Boden auch auf dem Zargenkranz aufgeleimt werden können, werden sogenannte Reifchen eingeleimt (links).
In Dreizehnters Werkstatt geht es erfrischend traditionell zu. Die Leisten des Bracings werden mit Hilfsleisten auf die Decke gepresst, während der Leim trocknet (links).
Der Zargenkranz verbleibt in der Form, auch nachdem die Decke aufgeleimt ist (Mitte), und zwar so lang, bis der Korpus völlig geschlossen ist (rechts).
Der Tendenz zu einteiligen Hälsen zum Trotz schäftet Dreizehnter die Kopfplatte an, was zu einer stabileren Verbindung führt (links). Traditionell ist auch die Methode,
das Binding zu verleimen. Um den notwendigen Druck zu erreichen, wird der Korpus komplett eingewickelt (Mitte). Dagegen werden beim Verleimen des Griffbretts
Schraubzwingen benutzt (rechts).
Nun muss nur noch der Hals fertig geformt werden, dann kann das Instrument für die Lackierung vorbereitet werden.
Abschließender Arbeitsschritt vor dem eigentlichen Setup ist das Verleimen des Stegs (rechts).
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