gear-special
Tonabnehmer
© PPVMEDIEN 2010
DiMarzio Replacement-Humbucker für LP-Gitarren
Von Country bis Industrial
Wie sich ein Tonabnehmeraustausch auf den Gitarrensound auswirken kann,
lässt sich am umfassenden Sortiment von DiMarzio erahnen. Wir haben uns
eine ganze Palette Full-Size-Humbucker vorgenommen und in eine Gitarre im
Paula-Style geschraubt, um den klanglichen Optionen auf die Spur zu kommen.
Tonabnehmer klangtechnisch zu untersuchen,
ist ein hartes Geschäft – und das nicht nur, weil
der Umbau aufwändig sein kann. Glaubt mir, es
gibt leider keinen schnellen Weg, sich ein Bild von
den klanglichen Qualitäten der Teile zu machen.
Damit das, was die Hersteller so in ihre Prospek-
te schreiben, auch mal praktisch nachvollziehbar
wird, wurden diesmal wirklich keine Mühen
gescheut und gleich 15 verschiedene DiMarzio-
Humbucker in ein preiswertes Paula-Modell
geschraubt, gelötet, an ein halbes Dutzend Ver-
stärker gestöpselt, gespielt und dem Resultat
intensiv gelauscht.
Das Testinstrument „Made in China“ selbst
war vollkommen traditionell gebaut: mittel-
schwerer Mahagonikorpus mit Ahorndecke,
eingeleimter Mahagonihals mit Palisandergriff-
brett, feste Zweiteilerbrücke, zwei Humbucker,
getrennte Volume-Potis und Toggleswitch – wie
eben zahllose andere Exemplare dieser Gattung
auch. Wie sich der Sound dieser günstigen Kopie
nun verändern oder verbessern lässt, lest ihr in
diesem Special …
Brave Werksbestückung
Ausgangspunkt sind die ab Werk verbauten
kostengünstig hergestellten Humbucker, die sich
in puncto Konstruktion in etwa am Urtyp, dem
PAF-Typ à la Gibson orientieren. Damit klingt
diese Billig-Paula nicht sonderlich laut, aber
doch saftig und rund mit drückenden Mitten, also
grundsätzlich ganz ansprechend und durchaus
arttypisch. Allerdings wirken die Bässe etwas
schwammig und die Höhen leicht verhangen.
Cleansounds sind okay, aber nicht übermäßig
inspirierend, weil etwas zu behäbig.
In der Overdrive- und High-Gain-Abteilung
sieht es ganz ähnlich aus: Der Sound wirkt
etwas nasal, ist aber im Großen und Ganzen
brauchbar. Pfeifkonzerte durch unkontrolliertes
Mitschwingen der Bauteile, wie man das vielleicht
von früher kennt, waren zum Glück auch nicht
zu vermelden.
Nur, so rein klanglich haut einen das Ins-
trument eben (noch?) nicht unbedingt vom
Hocker. Unverstärkt gezupft, verspricht die
Gitarre dagegen wesentlich mehr Frische sowie
strammere Bässe. Na, mal hören, was die Di-
Marzios daraus machen. Am besten fangen wir
dazu bei den Modellen an, die sich ebenfalls am
FACTS
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP103/DP223
PAF 36th anniversary neck/bridge
250/285 mV
7,3/8,6 kOhm
www.dimarzio.com
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP224
AT-1
310 mV
16,5 kOhm
www.dimarzio.com
FACTS
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP211/DP212
EJ Custom neck/bridge
178/200 mV
7,0/7,8 kOhm
www.dimarzio.com
FACTS
Magnetmaterial
Alnico 5
Magnetmaterial
Alnico 5
Magnetmaterial
Alnico 5
Empf. VK-Preis
106,- €
Empf. VK-Preis
118,- €
Empf. VK-Preis
106,- €
130
guitar 6/10
Tonabnehmer
© PPVMEDIEN 2010
gear-special
In Kombination mit einem modernen, etwas heißeren Amp (wie von Andy
Timmons bevorzugt) geht dieser „tiefer gelegte“ PAF dann allerdings richtig
los. Die zusätzliche Kompression und das höhere Gain tun ihm hörbar gut,
während er im Verbund mit typischen Retro-Amps zwar „groß“, aber nicht
unbedingt „fett“ klingen mag. Seine charmante, klassische Note bewahrt er
sich dafür selbst bei High-Gain-Settings und Drop-Tuning. Kein Schreihals
also, sondern ein Typ mit Charakter, wie sein Namensvetter. Schaltet man
den AT-1 und den PAF Pro zusammen, klingt das schön breit und bei allem
Druck super-dynamisch und knackig. So macht Rocken Spaß!
Old School mit „Steel“
Vielfach bewährt hat sich der PAF Pro übrigens auch in Verbund mit einem
Urgestein der Pickup-Geschichte, dem legendären Super Distortion. Dieser
heiß gewickelte und mit leistungsstarken Keramikmagneten bestückte
Doppelspuler ist sozusagen der Urgroßvater aller serienmäßig gefertigten
High-Output-Pickups. Bereits in der Frühzeit harter Rocksounds in den
siebziger Jahren war DiMarzio damit am Start und stattete die Äxte der
bekannten und werdenden Guitar-Heroes aus. Von Jazzrocker Al Di Meola
über Kiss’ Ace „The Space“ Frehley und die britischen Metaller von Iron
Maiden bis zu Shred-Youngster Paul Gilbert (damals noch bei Racer X)
sorgte er für satten Druck und glühende Röhren. Druck und Sustain gibt es
ohne Ende – da bleibt kein Auge trocken.
Allerdings singt der Super Distortion keine Arien: Er schreit die Leadlines
hinaus wie ein Fußballfan im Stadion. Es gibt dynamischere Tonabnehmer,
die im High-Gain-Bereich filigraner agieren. Dieser urwüchsige Kollege ist
eben einer von der Sorte „Hart, aber herzlich“, und das hat definitiv was für
sich. Wer also auf Punk- oder Hardrock bis Metal alter Schule steht, wird
den kleinen Schreihals in sein Herz schließen. Der Kombibetrieb mit dem
PAF Pro tönt extrabreit, superpräzise und wuchtig. Sicher, da muss so
mancher Clean-Kanal passen, aber mit etwas Overdrive ist das eine Wucht.
Ur-Humbucker der späten
Fifties orientieren.
Klingt unglaublich, aber DiMarzio
ist als Hersteller von Replacements bereits so
lange im Geschäft, dass seine Interpretation des
Gibson-Klassikers jüngst das 36. Jubeljahr feiern durfte. Diese Gelegenheit
hat man genutzt, um den Evergreen im Sortiment neu aufzupolieren und
ihm außerdem eine im Pegel angepasste Bridge-Version zur Seite zu stellen.
Als Referenz hierfür diente eine originale ’59er Les Paul aus dem Privat-
bestand von Firmengründer Larry DiMarzio.
Die traditionsträchtigen Paula-Sounds kennt man von vielen Blues- und
Rock-Platten. Hört man genauer hin, fällt auf, dass DiMarzios Interpreta-
tion des „klassischen“ Hum-
buckers verblüffend schlank
und vergleichsweise trocken
rüberkommt. Im Verbund
mit unserer Test-Paula er-
klingen Bässe und Höhen
merklich sauberer. Das
Klangbild ist insgesamt prä-
senter und aufgeräumter. Der Ton gewinnt an Prägnanz und wirkt schön
offen und perkussiv. Auch die Dynamik profitiert hörbar.
Allerdings verwandelt sich die Gitarre leider nicht in besagte ’59er
Gibson. Die Bässe kommen ein wenig zu kantig, mittlere Frequenzen ent-
wickeln sich eher dezent und klingen etwas spröde, so dass der erhoffte
Sustain-Zugewinn eher mager ausfällt. Da setzt das verbaute Holz qualitative
Grenzen. Dennoch kann man damit schon ganz gut arbeiten, wenn man den
Ton in den Fingern hat und der Amp den tendenziell leichten Sound mit
etwas Power und Punch unterstützt. Wer’s traditionell mag, liegt mit
DiMarzios PAF-Set richtig.
Larry DiMarzios ’59er
PAF diente als Vorbild
Dynamischer Rocker
Okay, das reicht euch noch nicht ganz? Ihr braucht etwas mehr Schub?
Dann könnte das folgende Set vielleicht das richtige sein: Schnell den PAF
Pro in Halsposition und Andy Timmons’ Signature-Pickup AT-1 am Steg
montiert, und schon geht es mit erhöhter Oktanzahl etwas kerniger zur
Sache. Der PAF Pro stammt ursprünglich aus der Shred-Ära und diente
dazu, träge Verstärkervorstufen mit einem Mix aus leicht erhöhtem Output
und gezieltem Mitten-Punch aus der Reserve zu locken.
Das macht er auch heute noch prima, und bei High-Gain singt die Paula,
was das Zeug hält. Mit seiner straff gebündelten Wiedergabe und dem
markanten Hochmitten-Boost, der an ein Wah-Pedal in „Freeze-Position“
erinnert, unterstützt er aber nicht nur Biss und Sustain bei deftigen Gain-
Settings, sondern setzt sich in jedwedem Klanggefüge gut durch und bildet
vor allem cleane Sounds transparent und spritzig ab.
Timmons Signature-Humbucker klingt gar nicht so fett oder laut, wie
die technischen Daten vermuten lassen. Klanglich ist er nah mit dem
PAF 36th Anniversary Bridge verwandt. Staubtrockene Hardrock-Riffs in
AC/DC-Manier bringt er höchst beeindruckend rüber. Die Konturen sind
breit, der Ton ist angenehm offen. Allerdings hat er insbesondere unten
herum etwas mehr Druck zu bieten. Dadurch macht er es einem bei Leadlines
leichter und unterstützt das Sustain, wenn auch eher maßvoll. Man muss
bewusst und sauber spielen, wird aber auch mit einem sehr guten Ton belohnt.
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Tonabnehmer
© PPVMEDIEN 2010
Modern Metal
Nach so viel Geschichte machen wir einen Sprung
in die Neuzeit und widmen uns den D-Activators,
die den im härteren Gefilde so beliebten EMG-
Pickups paroli bieten sollen - und zwar ohne 9-
Volt-Block, komplett passiv. Im cleanen Bereich
erhält man dieses breite, leicht komprimierte
und leicht synthetische Klangbild, das jedoch
ungemein stabil und durchsetzungsstark klingt
und sehr gut mit Modulations- und anderen
Effekten kooperiert. Die Bässe sind reduziert, die
Höhen leicht gemildert. Dafür wird der Anschlag
extrem deutlich herausgestellt, als ob ein Bas-
ketball auf den Hallenboden knallt. Dadurch
erscheinen die Pickups erheblich lauter, als sie
messtechnisch sind.
Im Overdrive-Betrieb wird daraus ein fetter,
tragfähiger Sound, der bei aller Fülle transparent
bleibt und stets genügend Biss rüberbringt. Im
High-Gain-Modus lässt vor allem der Steg-D-
Activator ein rauhes, kehliges Rottweilerknurren
ertönen, das so richtig schön gemein klingt. Ge-
nau so kennt man die „Aktiven“, nur brauchen
wir hier ja keine Batterie. Das muss man sich
immer wieder vor Augen führen.
Höchst erstaunlich und ein weiterer Trumpf
ist die überragende dynamische Reaktion dieser
DiMarzios.
Dreht man die Volume-Potis ein wenig zu-
rück, klart der Sound wunderbar auf, und die
Pickups klingen super bei Fingerstyle-Spiel in
der Art von Mark Knopfler und Jeff Beck. Die
Obertöne sitzen sozusagen genau an der richtigen
Stelle. Außerdem sorgt die entrümpelte und leicht
komprimierte Wiedergabe für maximalen Wohl-
fühlfaktor beim Slide-Einsatz. Die Dinger sind
wirklich vielseitig. Wer hätte das gedacht?
Parametern her entspricht das abgestimmte Set
nämlich dem legendären X2N, dem lautesten
und härtesten DiMarzio-Humbucker überhaupt.
Allerdings hat man das zwischenzeitlich gesam-
melte Firmen-Know-how eingesetzt, um die
schiere Power mit Transparenz und Dynamik
zu kombinieren. Man kann damit glasklare und
knackige Sounds hinbekommen, allerdings sollte
man darauf achten, nicht direkt den Verstärker-
Input zu überfahren, was sich jedoch problemlos
via Volume-Potis steuern lässt.
Voll aufgedreht, sind die Teile extrem laut.
Stimmt die Anpassung, geht das aber prima.
Schocker: Der Hals-Humbucker zeigt bei ent-
sprechender Einstellung fast schon Singlecoil-
Charakter! Zugegeben, ein riesiger, perkussiver
Sound, mit dem man aber tatsächlich sogar
typische Funk-Licks überzeugend darbieten
Der Unterschied zwischen
brauchbar und erstklassig
kann. Gain verträgt das Ganze ebenfalls bis
zum Anschlag. Nur die strammen Bassanteile
packt nicht jeder Verstärker. Im Kombibetrieb
beider „X“-Typen klingt es drahtig und trocken,
aber nicht unangenehm oder künstlich, sondern
zupackend und exakt.
Der Steg-Humbucker zeigt hingegen brutalere
Bässe und scharfe Höhen, die Mitten sind eher
zurückhaltend. Die Dynamik erscheint im Ver-
gleich zum Hals-Typ nicht sonderlich ausgeprägt.
Das ergibt insgesamt einen modernen, stahlharten,
aber erstaunlich offenen Power-Sound, der einen
„fetten“ Amp braucht, um saftig zu klingen.
Sonst tönt es eher nach Industrial als nach Metal.
Aber abgestoppte Riffs im Drop-Tuning muss
man mal probiert haben – da bebt der Boden.
X-treme Power
Ganz frisch im Programm ist ein weiteres
D-Activator-Set mit „X-Faktor“. (Steht das
vielleicht für X-tra Large?) Dieser Pickup ist
aber keine völlige Neuentwicklung. Vielmehr
entstammen seine Gene dem bereits bekannten
DiMarzio-Pool. Von den Zutaten und äußeren
Norton oder More Tone?
Wenden wir uns mit dem Norton sowie Air
Norton wieder etwas gemäßigteren Gefilden
zu. Beide Norton-Brüder sind sich vom
FACTS
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP165/DP166
Breed neck/bridge
325/356 mV
10,1/17,1 kOhm
www.dimarzio.com
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP100
Super Distortion
425mV
13,7 kOhm
www.dimarzio.com
FACTS
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP193/DP222
D-activator X neck/bridge
410/500 mV
11,0/14,5 kOhm
www.dimarzio.com
FACTS
Magnetmaterial
Alnico 5
Magnetmaterial
Keramik
Magnetmaterial
Keramik
Empf. VK-Preis
106,- €
Empf. VK-Preis
106,- €
Empf. VK-Preis
118,- €
FACTS
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP219/DP220
D-activator neck/bridge
385/470 mV
7,2/11,4 kOhm
www.dimarzio.com
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP193/DP160
Air Norton/Norton
270/352 mV
11,7/12,6 kOhm
www.dimarzio.com
FACTS
Modell
Typ
Output
Gleichstrom
Internet
DiMarzio DP151
PAF pro
300 mV
8,4 kOhm
www.dimarzio.com
FACTS
Magnetmaterial
Keramik
Magnetmaterial
Alnico 5
Magnetmaterial
Alnico 5
Empf. VK-Preis
94,- €
Empf. VK-Preis
94,- €
Empf. VK-Preis
106,- €
132
guitar 6/10
Tonabnehmer
© PPVMEDIEN 2010
gear-special
Wiedergabecharakter sehr
ähnlich, der Air-Typ klingt aber etwas
offener und schlanker, weshalb er sich eher für
die Halsposition anbietet. Auch so lässt sich also ein im
Pegel und Klangeindruck perfekt angepasstes Tonabnehmer-Set erstellen.
Im cleanen Bereich zeigen beide relativ weiche, „gemütliche“ Bässe und
präzise Höhen, die jedoch von wuchtigen, etwas kantigen Mitten überschattet
werden. Das ergibt einen sehr dichten und komprimierten Sound. Okay,
clean ist nicht das Norton-Spezialgebiet. Bereits im Crunch-Bereich klart ihr
Sound aber durch die zusätzlichen Obertöne langsam auf und lässt sich
dynamisch ganz gut steuern. Allmählich fängt unsere Paula nun so richtig
zu singen an. Allerdings erinnert das eher an Axl Rose als an Elvis. Bei
heißen High-Gain-Settings wird der Hals-Humbucker dick, komprimiert und
wuchtig, wobei die Dynamik aber wieder ein wenig flöten geht.
Beide Nortons zusammen kommen verzerrt recht breitbeinig und hart,
als hätte man ein Distortion-Pedal vorgeschaltet, bei Cleansounds eher
stramm und direkt, wie ein DI-Signal. Es fehlt ein wenig die luftige,
organische Komponente, aber mit etwas Effekteinsatz lässt sich gut damit
arbeiten. Der Steghumbucker drückt mächtig auf die Öhrchen. Sein im
Zusammenspiel mit unserer Paula fast schon penetranter Mittenanteil macht
den Sound nasal und extrem „in your face“.
Gleichzeitig hört man bei hartem Anschlag auch das „Knurren“, das
die D-Activators auszeichnet, nur kommt es hier noch brutaler. Damit
ähnelt er klanglich ein wenig dem Super Distortion, nur wirkt das Klangbild
nicht so überlebensgroß, sondern deutlich kompakter. Das wiederum passt
sehr gut zu Hard-Pop der Pre-Shred-Ära mit Acts wie Boston, Loverboy
oder Eddy Money und ähnlichem. Diese Pickups bewähren sich überall
dort, wo sich die Gitarre gegen aufdringliche Synthiesounds oder der-
gleichen durchsetzen muss.
möchte man wirklich nicht in ihr vermuten, wie sie damit plötzlich
hören lässt. Schockierend anders! Ab geht’s nach Rockabilly-Ville.
Klassische Rock’n’Roll-Licks à la Chuck Berry in der Mittelposition,
schneidiger Duane-Eddy-Twang am Steg und ein glockenklarer
Hals-Pickup-Sound. Mir fehlen die Worte ...
Ja, gibt’s denn so was? Okay, diesen superpräzisen
Sound kann man aber nicht nur als Schmalztollen- oder
Stetson-Träger gebrauchen. Überall dort, wo Frische
und eine perkussive Note dringend nötig scheinen, sind
diese Teile ein Hit. Ihr wollt oder müsst durch die Band
kommen, mögt aber keine Tele? Mit den EJ Customs ist
das kein Problem mehr. Okay, vergesst High-Gain, das wird
zu metallisch-schrill – obwohl die strammen Bässe ganz gut
pumpen. Aber folgender Tipp: Steg-Pickup an, Tone-Poti
leicht zurückdrehen, dezenter Marshall-Crunch und dann
volle Akkordbreitseite im Stil von Malcolm Young! Ja, da
staunen die Kollegen, gelle? Danke, Mr. Johnson für diese
Erfahrung. In diesem Sinne: „For those about to rock!“
Das bleibt hängen
Tonabnehmer können den Unterschied machen
zwischen einem „nur“ brauchbaren und einem
erstklassigen Sound. Der Austausch lohnt sich,
das hat sich im Test deutlich gezeigt. Und wer
im DiMarzio-Angebot nicht das Passende für sich
und seine Paula findet, spielt wahrscheinlich besser noch
eine Weile „Guitar Hero“ an der Spielkonsole. Alle anderen
Saitenzupfer mit etwas mehr Erfahrung dürften allerdings auf
ihre Kosten kommen. Viel Spaß beim Löten!
Arne Frank
Schneller Brüter?
Ein weiteres Signature-Set nennt sich „The Breed“ und wurde eigens für
Steve Vai entwickelt, als der sich zwischendurch mal einen traditionelleren
Sound für seine JEM-Gitarren wünschte. Das Ergebnis ist ein fett klingender
Humbucker mit massig Sustain, der nicht so aggressiv und kreischend
rüberkommt.
In unsere Test-Paula eingebaut, klingt das betont druckvoll und füllig, es
fehlt aber ein wenig an Transparenz wegen der übermächtigen Tiefmitten.
Klar, die sollen ja in erster Linie die schlanke Schraubhalsklampfe von Mr.
Vai aufpumpen. Falls die eigene Klampfe aber eher ein schnittiger SG-Typ
oder eine moderne „dünne“ Paula sein sollte, ist diese „Brut“ mit ihrem
dominantem Mittenspektrum schon viel sinnvoller.
Insgesamt klingt das Set zumindest in unserer Testgitarre den zuvor
beschriebenen Nortons gar nicht so unähnlich. Dabei ist der Grundcharak-
ter aber deutlich wärmer und traditioneller. Daher passen sie (in dieser
Gitarrenkombination) auch viel besser zu Retro-Amps wie Orange oder
Hiwatt und anderen schnörkellosen Vertretern ohne Master-Volume-Regler
als zu modernen Vorstufen mit Kaskadenschaltung. Bei heftigem High-Gain
verschluckt sich so ein Amp nämlich allzu leicht.
Krasse Mutation
Was mag das wohl bedeuten, wenn sich ein Sound-Gourmet wie Eric
Johnson ein Custom-Set basteln lässt? Mr. Johnson hatte eine feine Les Paul
geschenkt bekommen, konnte aber mit dem voluminösen Saft-Sound so gar
nichts anfangen. Statt sie zu verscherbeln oder einzumotten, fragte er bei
DiMarzio an, ob sie ihm wohl ein paar Pickups dafür machen könnten, die
das Instrument nach Gretsch klingen lassen. Nun, man konnte, und die Teile
lassen unsere Paula vollkommen mutieren. So viel „Boing“ und „Twang“