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Akustikgitarre
TAYLORS BTO-PROGRAMM
Sieben Schritte in den
Gitarrenhimmel
BTO – build to order. So nennt sich das im vorletzten Heft vorgestellte
Custom-Programm von Taylor. Wie funktioniert das in der Praxis?
Wir haben es für euch ausprobiert. Und das Beste daran: Die dabei
entstandene Gitarre könnt ihr gewinnen!
Es ist ein langer Weg, bis man sich eine neue
Gitarre ausgesucht hat. Man liest Testberichte,
fragt seine Mitmusiker, rennt in Musikgeschäfte
und schlägt sich mit unendlich vielen Wenns
und Abers herum. Dann hat man eine Gitarre
gefunden, die gut in der Hand liegt, die aber
nicht so aussieht, wie man möchte. Oder sie
klingt gut, hat aber kein perfektes Tonab-
nehmersystem. Oder, oder ... Solltet ihr nach
einer akustischen Gitarre suchen und sollte
eine Taylor in eurer engeren Wahl sein
(was so unwahrscheinlich nicht ist), dann
könnt ihr euch euer Trauminstrument
selbst zusammenstellen.
Genau das haben wir gemacht: Wir
sind zu Taylor gefahren und haben
das Ganze mal ausprobiert. „Wir“, das
sind sieben Journalisten handverlese-
ner Musikermagazine aus Spanien,
Eigenhändig ausgesucht umd gleich mit dem Namen
beschriftet. So kann das gute Holz nicht verloren gehen
Hier liegt es nun und wartet auf die Weiterverarbeitung:
Ahorn in feinstgeflammter Qualität
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Akustikgitarre
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Die ersten Hürden sind schon genommen:
Die Rosette um das Schallloch ist eingelegt
Die spezielle Form des CV-Bracings
sorgt für einen exzellenten Ton
Frankreich, Norwegen, Deutschland, England
und Amerika. Unsere Mission: Findet heraus, was
genau es mit dem BTO-Programm auf sich hat.
Die guitar-Gitarre soll natürlich als Rockgitarre
funktionieren. Sie soll cool aussehen, sich super
bespielen lassen und auf der Bühne neben einem
Spielzeugladen für Musiker
Vor Ort wurden gestandene Männer allerdings
schnell zu Kindern, die mit einem Blankoscheck-
auf einen Spielzeugladen losgelassen wurden.
Manche mussten mit Gewalt und guten Worten
daran gehindert werden, wirklich alle erdenklichen
Optionen zu ordern. Und das Beste daran: Taylor
trägt die Kosten. Die dabei entstandene Gitarre
werden wir natürlich nicht selbst behalten, denn
sie ist dafür gedacht, an die Leser verlost zu
werden. Was tun wir nicht alles für euch!
Stapelweise Holz – so
macht Kombinieren Spaß
Stack bestehen können. Bevorzugte Farbe:
schwarz. Allerdings besteht eine Akustische aus
edlen Hölzern, und davon sollte auch etwas zu
sehen sein. Also brauchen wir ein transparentes
Schwarz. So etwas sieht am besten auf intensiv
gemaserten Hölzern aus. Der Korpus dieser
Gitarre besteht daher aus geflammtem Ahorn,
während wir uns für eine Decke aus ebenfalls
auffällig gemaserter Haselfichte entschieden
haben. Dieses Holz heißt auf Englisch übrigens
„Bearclaw-Spruce“, also „Bärenkrallen-Fichte“.
Lange Mensur für tiefe Sounds
Das war noch relativ einfach. Aber wie soll diese
Gitarre klingen? Um das entscheiden zu können,
hat Taylor uns erst einmal einen Crashkurs in
Sachen Akustikgitarrensound verpasst – die
Taylor Road Show als Sonderveranstaltung. Hier
erfuhren wir, wie sich die verschiedenen Korpus-
formen und die verschiedenen Holzarten auf den
Sound auswirken – und was weniger ins Gewicht
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Akustikgitarre
Vor dem Aufleimen von Decke und Boden wird der Zargenkranz mit Leim bestrichen
Vor dem Pressen wird alles genau ausgerichtet
fällt. So soll ein Cutaway zu meiner großen
Überraschung den Sound nur unwesentlich
beeinflussen. Das macht die Entscheidung leicht:
Ein rundes Cutaway soll unsere Gitarre haben,
denn die oberen Lagen soll man gut erreichen
können. Außerdem sieht es besser aus.
In Sachen Sound haben wir uns eine Gitarre
vorgestellt, die auch mal ein ordentliches
Downtuning verträgt. Hier bietet sich ein relativ
großer Grand-Symphony-Korpus an, zumal das
Ahornholz, das ich mir für Boden und Zargen
vorgestellt habe, ein wenig mehr Wumms im
Bassbereich verträgt. Dazu passt die lange 25,5“-
Mensur (etwa 65 cm), die einen strafferen Bass
verspricht. Schicke Perlmutteinlagen (davon
aber nicht zu viel), stylische Stimmmechaniken
von Gotoh und das ausgezeichnete Taylor-
Expression-System für die Tonabnahme runden
die Konfiguration ab.
Nun geht es ans Aussuchen der Hölzer. Die
Taylor-Mitarbeiter haben bereits einen großen Tisch
gedeckt. Wie bei einem Buffet sieht es aus, und
von allem ist reichlich angerichtet. Da gibt es von
den verschiedenen Holzarten nicht zwei oder drei
verschiedene Sätze, sondern eher zehn bis zwanzig,
dazu stapelweise Holz für die Decken. Klasse - so
macht das Kombinieren Spaß. Bob Taylor hilft
persönlich bei der Auswahl, berät uns, welche Decke
er für welche Gitarre wählen würde, und zeigt uns,
was ein gutes Deckenholz ausmacht: Steif und leicht
soll es sein. Beeindruckend ist dabei, wie schnell
Taylor einen Stapel Fichtendecken durchsuchen
und die geeignetste Decke herausfischen kann.
Noch ohne schwarze Beize, aber schon mit Binding:
Der Korpus wird vom Klebeband befreit
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guitar 11/09
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Endlich kommt zusammen, was unbedingt zusammen gehört
Die Qual der Wahl steht uns aber erst noch bevor: Welche Verzierungen
soll die Gitarre haben? Perlmutt? Klar! Aber was genau? Die Auswahl wird
zum Glück durch einen – immer noch ziemlich umfangreichen – Katalog
eingeschränkt. Und durch die freundlichen Mitarbeiter von Taylor, die,
völlig unamerikanisch, von zu viel Perlmutt abraten und in unserem
Fall eine eher schlichte Optik empfehlen. Und? Seht selbst: Eine coolere
Gitarre habe ich selten gesehen. Der guitar-Leser, der sie bekommt, ist
schon jetzt zu beneiden. In einem der nächsten Hefte wird sie dann auf
Herz und Niere getestet, und ihr erfahrt, was ihr tun müsst, um euch dieses
Schmuckstück unter den Nagel zu reißen!
Jürgen Richter
Schönheit in Schwarz:
Auch aus der Nähe
sieht unsere Taylor
atemberaubend aus