gear
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Toneguide
Trümmerteile im Turnbeutel –
Sparen am falschen Ende tut
richtig weh
Arne Frank
Ein chinesisches Sprichwort sagt, „Glück hat, wer vorbereitet ist“. Stellt
euch einfach mal vor, das geliebte Röhrentop kracht beim Abbauen von der
Bühne – war aber schon sicher im Flightcase verstaut ... Praktische Gelegen-
heiten für solche „Glücksmomente“ bietet der Musikeralltag reichlich. Damit
eröffnen wir ein Plädoyer für das unscheinbare, wenig erotische und doch so
wichtige Zubehör.
der Gurt und die Verschlüsse intakt sind – und
der Betreffende nicht gerade Pete Townshend
heißt. Soll das Instrument die Performance
unbeschadet überstehen, herrscht nun mal strikte
Anschnallpflicht. Und es schadet durchaus nicht,
den sicheren Sitz gelegentlich zu überprüfen.
Erst recht gilt dies für superkompakte Mini-
Stative, die zusammengeklappt in den Gigbag
passen. Das mag für die Übungspause in den
heimischen vier Wänden oder für den Weg in die
Musikschule noch in Ordnung gehen. „Live on
stage“ hat so was aber eher nichts verloren.
Es ist ja eigentlich selbstverständlich, dass
man auf das liebevoll zusammengestellte und
nicht selten mühsam ersparte Equipment achtet.
Eigentlich. Seltsamerweise macht sich aber gerade
in diesem Zusammenhang bei vielen Musikern
ein eigenartiger Verdrängungsmechanismus be-
merkbar. „Ach, wird schon nix passieren“, ist
die Devise, meist solange, bis eben doch mal
was passiert. Dann ist es allerdings häufig schon
zu spät, um noch umzulernen. Angeblich wird
man ja erst aus Schaden klug. Sind wir Musiker
also „zu cool“, um uns mit so profanen Dingen
wie passenden Transportbehältnissen für unser
Equipment und dergleichen abzugeben? Oder
nur zu doof?
Sei’s drum, warum das so ist, sollen die
studierten Nachfolger Sigmund Freuds er-
forschen. Sehen wir uns lieber ein paar typische
Gefahrenherde an – und wie man sie entschärft,
bevor es zum Havariefall kommt.
Am sichersten sind ein Bass oder eine Gitarre
in den Händen des Musikers, das heißt, sofern
Stabil & clever
Gurtlöcher, -knöpfe und selbst Befestigungs-
schrauben leiern nämlich durch die ständige Be-
anspruchung unweigerlich früher oder später aus,
sogar wenn es sich um selbst verriegelnde Systeme
wie „Strap-Locks“ und dergleichen handelt.
Erhöhte Gefahr droht erfahrungsgemäß aus-
gerechnet in den Spielpausen. Denn wer sein
Lieblingsspielzeug gewohnheitsmäßig einfach an
den Verstärker oder die nächste Box lehnt oder
„nur mal kurz“ auf einem Stuhl oder gar auf dem
Amp-Top ablegt, riskiert viel. Einmal unachtsam
dagegen gerempelt, und schon lernt die Klampfe
fliegen, mit meist unerfreulichen Folgen.
Deshalb gehört ein spielbereit in Reichweite
aufbewahrtes Instrument unbedingt in ein geeig-
netes Stativ. Und mit „geeignet“ meine ich eines,
das stabil und clever genug gebaut ist, um nicht
bei der nächsten Erschütterung umzukippen.
Es kommt dabei nicht so sehr auf das
Gewicht an, obwohl ein schweres Stativ in der
Regel schon von sich aus fester steht. Wichtiger
ist jedoch, dass die Statik stimmt, also bei
eingestelltem Instrument der Schwerpunkt mög-
lichst tief gelagert ist. Aus diesem Grund
bin ich persönlich auch kein Freund von
Mehrfachhängestativen. Das sind diese Teile,
bei denen man mehrere Instrumente wie an
einem aufklappbaren Garderobenständer rund-
herum einhängt.
So etwas taugt gerade noch für beengte
Proberäume, wenn man entsprechend fein-
motorisch veranlagte Band-Kollegen hat. Aber
auf einer „typischen“ Bühne (häufig genug
eh nur ein mehr oder weniger improvisierter
Bretterverhau), die womöglich nicht ganz eben
ist und beim Spielen kräftig mitvibriert und
-schwankt oder beim Betreten sogar nachgibt,
verlasse ich mich lieber auf massivere Stative.
Stramm & sicher
Überhaupt sollte man selbst diese unscheinbare
„Hardware“ mit Bedacht auswählen. Wer das
nächstbeste Teil aus der Sonderangebots-Grab-
belkiste kauft, ist zwar besser dran als einer,
der ganz auf einen Gitarrenständer verzichtet.
Aber er spart höchstwahrscheinlich am falschen
Ende, denn idealerweise sollten auch Stativ
und Instrument exakt zusammenpassen. Gerade
für besonders schwere Modelle (Gitarren im
Les-Paul-Stil, Edelholz-Bässe) oder solche mit
asymmetrischen oder besonders ausladenden
Formen (Jazz Bass, Jazzmaster, Flying V,
Explorer, Firebird, Thunderbird, B.C. Rich) ist
Das riecht nach Ärger
Ministative bleiben besser in der
heimischen Übungsecke
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ein wirklich „stramm“ sitzendes Stativ dringend
angeraten. Man sollte das jeweilige Instrument
vollkommen sicher darin abstellen können,
ohne dabei besonders aufpassen oder nachden-
ken zu müssen.
Prüft deshalb besser vorher auch, ob die
Haltebügel nicht womöglich einem Gurtknopf,
Vibratohebel oder dem eingesteckten Kabel ins
Gehege kommen. Stative sind ja keine Maß-
anfertigungen, und jedes Instrumentendesign
ist ein wenig anders. Das kommt folglich immer
mal wieder vor, was man den Herstellern wirklich
nicht verübeln kann.
Seht euch einfach um, was der Markt her-
gibt, schließlich gibt es eine Vielzahl teilweise
geradezu genialer Produkte, zum Beispiel von
König & Meyer, Ultimate, BSX, Quik-Lok oder
Hercules – für eines oder mehrere Instrumente,
schmale oder ausladende Korpusformen, mit oder
ohne Verriegelung. Die halten die Gitarre oder
den Bass sicher fest, bis das Instrument wieder
zum Einsatz kommt.
gear
Oder darf’s ein bisschen mehr sein?
Notfallkisten
Ja, ich höre schon einige laut auflachen, aber
es muss leider sein ... Beim Transport vom und
zum Gig und natürlich generell als längerfristiger
Aufbewahrungsort für längeren Nichtgebrauch
ist ein ordentlicher Koffer, zumindest aber
ein stabiles, gut gepolstertes Gigbag Pflicht.
Das schützt das Instrument nicht nur vor
groben Erschütterungen, Stößen und anderen
unverhofften mechanischen Einwirkungen, son-
dern auch vor Nässe und allzu krassen Klima-
schocks, und zwar auch zu Hause.
Rein optisch mag die Gitarre ja dekorativ ans
Sofa gelehnt und womöglich noch unter dem
Fenster oder neben einem Heizkörper an der
Wand hängend mehr hermachen. Aber gut tut ihr
das auf Dauer bestimmt nicht. Zweifler sollten
ruhig mal bei Doc Schneider nachlesen, wie die
Hölzer unter solcher Behandlung leiden und was
das für Auswirkungen auf das Instrument und
insbesondere seine Bespielbarkeit haben kann.
Zu den überaus beliebten, weil praktischen
Gigbags sei noch erwähnt, dass es hier umso
mehr auf Qualität ankommt. Klar, die Teile
nehmen in aller Regel weniger Platz weg, sind
leichter und lassen sich auch deutlich einfacher
transportieren als ein Koffer. Für die rumpelige
Fahrt im Bandbus, hinten zwischen dem üb-
rigen Equipment eingeklemmt, ist ein stabiler
Gitarrenkoffer vielleicht doch die bessere Wahl.
Zum „Stabilitätssiegel“ gehört übrigens nicht
nur die Ausführung der Außenhaut, sondern
insbesondere auch die Qualität der Scharniere,
Verschlüsse und Griffbefestigung.
Sollte dabei etwas einen eher windigen Ein-
druck machen, lasst lieber die Finger davon. Ihr
werdet sonst nicht allzu lange Freude daran haben.
Spätestens für den professionelleren Tour-Betrieb
mit eigenen „Stagehands“, die euer Equipment
ruck, zuck aus dem LKW laden müssen, oder für
den Transport im Flugzeug ist dann ohnehin ein
Flightcase im „heavy duty style“ unumgänglich.
Das leuchtet sicher ein; sobald jemand anderes
den Transport für euer Equipment übernimmt,
wird es entsprechend gefährlich.
Tod auf der Straße
Aber nehmen wir mal an, ihr transportiert euer
Instrument hauptsächlich selbst, sei es zu Fuß,
per Fahrrad, im Auto oder mit öffentlichen
Verkehrsmitteln. Da ist ein Gigbag natürlich
die praktischste Lösung. Allerdings sollte man
sich diesbezüglich ruhig eine hochwertige Aus-
führung gönnen. Stabil und ausreichend wasser-
abweisend sind ja glücklicherweise die meisten.
Es sollten aber auch genügend Zusatztaschen
fürs Zubehör vorhanden sein (Kabel, Stimmgerät,
Bitte für jedes Instrument das
passende Stativ
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Plektrenbüchse, Ersatzsaiten, Batterien, Stimm-
kurbel, Saitenschneider ...).
Dann schadet es nicht, wenn im gut ge-
polsterten Inneren eine zusätzliche Lasche den
Hals des zu transportierenden Instruments fixiert.
Wie leicht vergisst man mal, den Reißverschluss
zuzuziehen? Hebt man den Gigbag dann ruckartig
hoch, macht es – „platsch“! Da kann solch eine
Lasche gewissermaßen lebensrettend sein.
Ärgerlich ist es auch, wenn die innen ver-
wendeten Materialien den Metallteilen am Ins-
trument (Stege, Mechaniken, Saitenenden) nicht
standhalten und nach und nach ausreißen. Wer
sich jetzt gar nicht entscheiden kann, sollte sich
mal die sogenannten „Soft Cases“ ansehen, eine
interessante Mischung aus Tasche und Koffer,
leicht wie ein Gigbag, aber fast so stabil wie ein
Case.
Last but not least sei darauf hingewiesen, dass
etwaige Tragegurte samt Haken und Schnallen
sowie deren Befestigung möglichst haltbar, ja
eigentlich „unkaputtbar“ sein sollten. (Meine
erste Gitarre starb auf dem Weg zum Unterricht:
Schnell mit dem Fahrrad um die Ecke, Haken
ausgerissen, Gigbag auf Asphalt – finito!) Prüft
diese neuralgischen Punkte also immer mal
wieder nach!
Aha, da meint jemand, das eben Gesagte
sei ja wohl ohnehin alles bekannt und bedürfe
keiner weiteren Empfehlung. Na, dann sucht
doch gelegentlich mal einen nahegelegenen
Gitarren-Service auf und werft dort einen Blick
in die Werkstatt auf die übliche traurige An-
sammlung fieser Deckenrisse, böse gesplitterter
Korpuskanten und tragischer Kopfplattenbrüche.
Glaubt mir, ihr werdet anders über das Thema
denken. Da geht es manchmal so gruselig zu wie
in einer Spezialklinik für Skate-Profis ...
... und das war noch harmlos
Passiert nicht nur derben Rockern
Asphalt-Splitter
Zugegeben, so eine Verstärkeranlage macht auf
Anhieb einen weniger fragilen Eindruck als unsere
Instrumente. Das heißt aber nicht, dass diese
Komponenten deshalb keinen Schutz nötig hätten.
Gönnt eurem Combo oder eurer Box wenigstens
eine strapazierfähige Hülle, auch wenn das viel-
leicht nicht besonders sexy aussieht. Wenn das
Band-Equipment nämlich zusammen hinten im
Kofferraum oder Band-Bus zum Gig transportiert
werden muss, steckt schnell mal ein Hi-Hat-Stativ
oder Mikrofonständer im Lautsprecher.
Übrigens gibt es auch entsprechende Transport-
taschen für besagte Hardware – eine Überlegung
wert, solltet ihr die Überreste der Bandkasse nicht
in anregende Getränke investieren wollen.
Selbst massig gebaute Amp-Heads sind vor
unglücklichen Stürzen beim Be- und Entladen
keinesfalls gefeit. Da springt zum Beispiel auf der
Fahrt zum Auftrittsort unvermittelt die rostige
Türverriegelung des geliehenen Kleinbusses auf
– und beim nächsten Schlagloch knallt das ganz
obenauf verstaute Amp-Top mal eben mit 80
Sachen auf die Fahrbahn.
Gesplitterte Röhren, gebrochene Potiachsen
oder sogar ein losgerissener Ausgangstrafo
könnten die Folge sein. Nein, das war leider
nicht bloß irgendeine erfundene Horrorstory,
sondern teuer gezahltes „Lehrgeld“. Wohl dem
also, der nicht nur seine Gitarre, sondern auch
seinen guten alten oder auch neuen Verstärker
vorsorglich im gut gepolsterten Flightcase oder
Gigbag untergebracht hat. Viele Hersteller bieten
hierfür passende Produkte an, mittlerweile sogar
in unterschiedlichen „Schutzklassen“.
Sicher, das mag sich nun so gar nicht nach
Rock’n’Roll, sondern eher nach einem spießigen
Luxusproblem anhören, ist aber in Wirklichkeit
einfach nur clever. Denn im Ernstfall ist ein gutes
Case eure beste Sound-Versicherung. Sieht ein
haltlos klapperndes Technikwrack auf der Bühne
etwa besonders cool aus – oder ein Gitarrist, der
sein Instrument verschämt beim Monitor des
Keyboarders mit einstöpseln muss? Wohl kaum.
Alles nur Formsache?
Bitte anschnallen, auch im Gigbag
So nicht!
Ein modernes Softcase
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dunkle Bühnen oder ein integriertes Mikrofonstativ.
Angesichts solch einer großen Auswahl sollte sich
für jeden Geschmack was Passendes finden lassen.
Kugelsicher ...
... müsst ihr euer Instrument oder eure Anlage
ja nicht unbedingt verstauen. Aber ein bisschen
gesunder Menschenverstand beim Transport und
bei der Aufbewahrung kann nicht schaden. Wer
dabei knausert, zahlt früher oder später schmerzhaft
drauf. Denkt daran: Safer ist besser!
Arne Frank
Safer ist besser – lieber mit Überzieher
Gut gepolstert ist immer gut
Es muss ja nicht gleich so perfekt aussehen
Hier kann wirklich nicht mehr viel
schief gehen
Selbstverständlich sind hinsichtlich der Schutzbe-
stimmungen für Effektgeräte dieselben Maßstäbe
anzuwenden. Lose im Gigbag oder Turnbeutel des
kleinen Bruders herumpolternde Effektpedale sind
schlicht „out“ und indiskutabel. Nicht nur, dass
man den ganzen Kram vor Ort erst verkabeln und
befestigen muss. Wie schnell hat man etwa einen
Reglerknopf oder den Deckel eines Batteriefaches
verloren, die letzte „geniale“ Einstellung verstellt
oder sogar eine Potiachse beschädigt.
Geprüfte Sicherheit, innen ...
Polternde Pedale
Besser befestigt man die Lieblingstretbüchsen
gleich ordentlich und mit einer passenden Strom-
versorgung auf einer soliden Unterlage, verkabelt
das Ganze wie benötigt und packt das Board dann
in eine geeignete Tasche oder ein Case. Auch hierfür
sind heutzutage keinerlei besondere handwerkliche
Fähigkeiten mehr nötig. (Es sei denn, ihr empfindet
bereits das Hantieren mit Klettband als echte
Herausforderung.)
Es gibt diverse fertig vorfabrizierte, hochwer-
tige Pedalboards, -bags und -cases in allen erdenk-
lichen Größen und Formen, zum Beispiel von
Pedaltrain, Gator, Casket, EBS, Mojogear, aber
auch von Effektgerätemarken wie Boss, Ibanez,
Danelectro, T-Rex oder Tonebone und weiteren
großen wie kleinen Herstellern. Von luftig leicht
und tragbar, bis extra-stabil und „stage proof“ ist
alles dabei. Bei vielen ist die Spannungsversor-
gung schon mit eingebaut, und bei einigen gibt
es sogar ein kleines Schwanenhalslämpchen für
... und außen
Platz gut ausgenutzt