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Recording-Workshop
© PPVMEDIEN 2010
Zwei Fliegen, eine Klappe
Propellerhead Record verspricht, den typischen Ballast allumfassender Audio-
Sequencer hinter sich zu lassen und stattdessen eine zielgerichtete Lösung für alle
Belange rund um die Audioaufnahme und die zugehörige Mischung zu bieten.
Mit diesem Ansatz schlägt der schwedische
Hersteller zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum
einen bietet er seiner erfolgreichen elektro-
nischen Produktionsumgebung Reason eine
Bandmaschine mit hervorragendem Mischpult
und Effekten. Zum anderen wendet sich
Record aber auch an jene Musiker, die mit
Synthesizern, Midi und so weiter eher selten zu
tun haben. Record fokussiert auf das schnelle
Einfangen einer musikalischen Idee und deren
professionelle Umsetzung. Das kommt uns für
unseren Recording-Workshop gerade recht ...
Eigens für die nächsten beiden Workshop-
folgen stellt euch Propellerhead die Software
Record zur uneingeschränkten Nutzung bis
zum 1. August 2010 zur Verfügung. Ihr könnt
das Programm also im vollen Praxiseinsatz
auf Tauglichkeit prüfen und diesen Workshop
auch dann mitmachen, wenn ihr Record nicht
besitzt! Record läuft sowohl unter Windows als
auch unter Mac OS X (alle Intel-Macs). Noch
besser: Grundsätzlich kann jeder in der Band
Record dauerhaft zur Aufnahme nutzen. Dafür
reicht nämlich bereits die Demoversion, mit
der sich sichern lässt. Eine spätere Bearbeitung
ist allerdings der Vollversion vorbehalten, die
(nach dem 1. August) also mindestens eine
Person in der Band besitzen sollte.
Zuerst fordert ihr eine Seriennummer bei uns an
Hier eine kurze Installationsanleitung:
Zunächst benötigt ihr eine Seriennummer.
Schickt hierzu eine E-Mail mit dem Betreff:
„Record Seriennummer“ an info@guitar.de.
Ihr legt online ein neues Nutzerkonto an …
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Mit dieser Seriennummer legt ihr euch nunmehr ein Nutzerkonto unter
www.propellerheads.se/register/ an. Wer bereits ein Konto besitzt, kann
diesen Schritt natürlich überspringen. Alle anderen wählen: „No, I don’t
have an account yet.“ Auf der darauf folgenden Bildschirmseite füllt ihr
eure Nutzerdaten aus und klickt auf: Infos senden.
zwei Nummern einzugeben, die ihr beide in der E-Mail von uns erhalten
habt. Die Seriennummer (beginnt mit REC) gehört ins obere Feld, der
Registrierungscode (die andere Nummer) ins untere Feld. Schließlich
spezifiziert ihr noch euer Betriebssystem.
... dieses Nutzerkonto muss von euch per E-Mail bestätigt werden
Kurz danach erhaltet ihr eine Antwort an die hinterlegte E-Mail-Adresse.
In dieser Mail befindet sich ein Link, den ihr zur endgültigen Bestätigung
bitte anklickt.
Schließlich ladet ihr die Demoversion auf euren Rechner
Im Anschluss solltet ihr nun ein registriertes Record mit Seriennummer
in eurem Nutzerkonto sehen. Im nächsten Schritt benötigt ihr natürlich
noch die Software selbst. Klickt hierzu in der obersten Menüleiste auf
In eurem Nutzerkonto registriert ihr eure Record-Version
Nach dem Anklicken des Links in der E-Mail gelangt ihr zum Login. Hier
sind euer Nutzername und das Passwort einzutragen.
Sobald ihr eingeloggt seid, verzweigt ihr oberhalb der Flaggensymbole
auf „Your Products“ und klickt dann auf der rechten Seite („Registrieren
Sie ihr Produkt“) auf Record. Im folgenden Pop-up-Menü wählt ihr
ebenfalls „Record“.
In das Feld zur Autorisierung tragt ihr die Seriennummer aus der
ersten E-Mail ein
Ihr werdet auf der nächsten Seite nach einem Propellerhead-Ignition-
Key gefragt. Diese Anfrage könnte ihr ignorieren und klickt unten auf
„Weiter ohne Key“. Es folgt die Autorisierung von Record. Hier sind nun
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euer Audio-Interface mitteilen.
Unter Windows solltet ihr da-
bei euer hoffentlich vorhande-
nes, ASIO-kompatibles Audio-
Interface anwählen. Geschafft!
Download. ihr könnt euch nun die Demoversion
für euer Betriebssystem herunterladen. Da die
Datei stattliche 1 GB groß ist, dürft ihr eine
kleine Pause einlegen.
Ein kurzer Rundgang
Bevor ihr loslegt, sollte euch
das Konzept der Software in
den Grundzügen bekannt sein.
Record ist gleichzeitig Band-
maschine und Mischpult mit-
samt vollbestückten Effekt-
Racks. Es gibt drei Arbeits-
bereiche: Mixer (1), Rack (2)
und Sequencer (3), die unten
um die Transportsteuerung
komplettiert werden. Merkt
euch direkt die zugehörigen
Funktionstasten zum bild-
schirmfüllenden Aufruf der
Der Signalfluss im Eingangskanal
drei Sektionen F5, F6 und F7.
Jeder dieser Bereiche ver-
fügt zusätzlich über mindes-
tens einen Scrollbereich, mit dem die schnelle
universellen Klangerzeuger mit der Bezeich-
Navigation bei großen Projekten möglich wird.
nung ID8 sowie Modeling-Amps für Gitarre
und Bass, hinter denen sich die renommierte
Modeling-Schmiede Line 6 verbirgt.
Das Mischpult ist dem Studioflaggschiff
XL9000K von SSL nachempfunden. Einsteiger-
kost kann man das nicht nennen. Aber so schwer
ist es dann auch wieder nicht. Wer das Prinzip
einmal verstanden hat, wird mit vielseitigen
Eure Audio- und Midi-Aufnahmen werden auf
den entsprechenden Spuren und Zeitpositionen
im Sequencer (3) platziert und können dort
arrangiert und aus multiplen Aufnahmedurch-
gängen zusammengeschnitten werden. Natür-
lich bietet Record dabei auch Tempiwechsel und
kann selbst Audioaufnahmen nachträglich im
Tempo anpassen.
Die Klangformung hingegen findet immer
nach der Aufnahme über das Mischpult (1) und
die Effekte im Rack (2) statt. Das Rack bietet
neben einer guten Effektauswahl auch einen
Eure Record-Version startet ihr grundsätzlich
über die sogenannte Online-Verifizierung
Wer einen anderen Rechner für den Download
nutzen möchte, kann auch direkt folgende
Links nutzen:
Mac (Intel CPU)
dl.propellerheads.se/propellerhead/RecordMac.dmg
Win (ab Win XP)
dl.propellerheads.se/propellerhead/Record.zip
Installieren und Verifizieren
Nach Abschluss des Downloads geht es nunmehr
an die Installation. ihr macht einen Doppelklick
auf das Installationssymbol und wählt Deutsch
als Sprache aus. Ist alles gelungen, wird euch
eine Auswahl gezeigt. Hier wählt ihr die Option
„Mit Internet-Verifizierung verbinden“. Immer
wenn ihr Record startet, benötigt ihr also einen
Internetzugang (allerdings: Für die reine
Aufnahme im Proberaum reicht ja auch der
Demo-Modus!). Ihr werdet anschließend auf-
gefordert, euren Benutzernamen und das zu-
gehörige Kennwort einzugeben. Nun braucht ihr
bei den folgenden Nachfragen Record nun noch
Record ist focussiert auf
den schnelle Ideenfang
Die Mastersektion der virtuellen SSL-Konsole
Eine klare Struktur: Mischpult, Rack und Bandmaschine
Möglichkeiten der Klang- und Dynamikformung
sowie exzellenter Klangqualität belohnt. Also
ran ...
Von oben nach unten bietet ein Kanalzug
eine regelbare Eingangsverstärkung (1), einen
Kompressor (3), ein Noise-Gate (3), Hoch- und
Tiefpassfilter (4) sowie einen parametrischen
Equalizer mit vier Bändern (4). EQ und Dy-
namikbearbeitung können dabei in wählbarer
Richtung durchlaufen werden (2). Es folgen
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vier Inserts (5), acht Aux-Wege (6), Panning,
Lautstärke-Fader sowie Mute/Solo-Taster und
die Pegelanzeige (7). Eine Menge Informatio-
nen, insbesondere wenn der Bildschirm
nicht sehr groß ist. Neben vertikalen und
horizontalen Scrollbereichen findet ihr auf
der rechten Fensterseite die Möglichkeit,
einzelne Mischpultbereiche einfach ein- und
ausblenden.
Wie bei jedem Mischpult gibt es natürlich
auch einen Masterbereich. Hier trefft ihr zuerst
Das Pult ist einer SSL-
Konsole nachempfunden
auf den berühmten SSL-Bus-Kompressor (8),
die Send-Regler für die Aux-Wege (9), die
Inserts für die Summe (10), die Returns für
die Aux-Wege (11) und natürlich den Master-
Fader (12).
Während Sequenzerspur und Mixerkanal
fest miteinander verheiratet sind, sind die
Klangerzeuger und speziellen Effekte in einem
zentralen Rack zu Hause. Hier lassen sich
beispielsweise Modeler und Reverb-Effekte
platzieren. Sie werden entweder nur für eine
bestimmte Spur genutzt oder aber als Sendwege
adressiert. Entsprechend kann dieser Bereich
beträchtliche Ausmaße annehmen.
Glücklicherweise muss man dabei jedoch
nicht die Übersicht verlieren. Jederzeit kann
man per Mausklick auf die Mischpult- oder
Ihr beginnt mit einem völlig neuen Song
Sequenzerspur die relevanten Bereiche des
Racks herbeiholen.
Auch beim Einfügen neuer, virtueller Peri-
pherie ist vorgesorgt: Record übernimmt die
Verkabelung selbstständig,
obwohl man das Rack
tatsächlich sogar über die
Tabulatortaste umdrehen
und selbst verkabeln kann.
Übrigens wird man
in Record, ebenso wenig
wie in Reason, auf die
typischen Plug-ins im
VST-Format treffen. Pro-
pellerhead setzt bewusst
auf ein eigenes System
und gewinnt dadurch
einerseits an Stabilität und
gewährleistet andererseits
volle Kompatibilität beim
Dateiaustausch.
Sämtliche Aufnahmen
und Mixereinstellungen
befinden sich in Record
sogar in einer einzigen
Datei, können aber
natürlich auch zur Über-
gabe an andere Produk-
tionswerkzeuge wie etwa
Pro Tools oder Cubase
exportiert werden.
Die erste Aufnahme
Im Record-Rack finden sich Klangerzeuger, Modeling-Amps
und weitere Effekte als frei zusammenstellbare Kombination
Nachdem ihr nun euren
ersten Rundgang beendet
habt, solltet ihr zum Ende
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Sofern ihr euer Audio-Interface anfänglich
angemeldet habt, sollten die Spuren im Rack
bereits einen Eingangskanal zeigen.
In den rot markierten Feldern im oberen
Screen solltet ihr vor der Aufnahme sicher-
stellen, ob der richtige Spureingang ange-
wählt ist, und diese Auswahl gegebenenfalls
anpassen. Anschließend geht es los: Ihr schaltet
die Gitarrenspur über den roten Schalter über
der Pegelanzeige der Spur scharf.
Nun den globalen Aufnahmeschalter im
Transportfeld drücken und mit dem Start-Taster
den Bandlauf starten.
Variabler Gitarrensound
Ihr habt damit eure erste Aufnahme in Record
durchgeführt! Im Eiltempo könnt ihr nun neue
Spuren ergänzen, weitere Gitarren hinzufügen
oder einen Bass darunterlegen. Schneller lässt
sich eine Riff-Idee kaum im Rechner ein-
fangen.
Natürlich könnt ihr auch Playbacks
importieren, zu denen ihr improvisiert. Nehmt
euch etwas Zeit, die Möglichkeiten zu erkun-
den. Übrigens ist euer Aufnahmesound jeder-
zeit variabel, denn der Line-6-Modeling-
Amp sitzt nur im Playbackweg. Wenn euch
also morgen mehr britisch als amerikanisch
zumute ist, dann wählt ihr einfach ein anderes
Verstärker-Preset.
Damit beschließen wir die erste Runde des
Record-Workshops und wünschen euch viel
Spaß beim Ausprobieren!
Ulf Kaiser
Per Tastenbefehl oder Menüeintrag erzeugt ihr eine neue Audiospur
der ersten Folge wenigstens noch eine erste
Aufnahme erstellen. Nach dem Start von Record
habt ihr direkt die Wahl, mit verschiedenen
vorbereiteten Song-Schablonen einzusteigen.
Genaueres findet ihr im nebenstehenden
Kasten „Sofortstart“. In diesen Fall initiiert ihr
einen jungfräulichen neuen Song (Ablage/Neu).
Hier ist vorerst außer einigen Basiseffekten und
der Summe noch nichts weiter zu sehen.
Über die Tastenbefehle Strg-T (Win) bezie-
hungsweise Cmd-T (Mac) erzeugt ihr eine
neue Audiospur. Eine alternative Methode
ihr dieses Mal den Line-6-Bass-Amp platziert.
Euer Song sollte nun etwa so wie im folgenden
Screen aussehen.
Der interne POD bietet drei
Gitarren- und Bassamps
ist ein Rechtsklick mit der Maus in die
Programmoberfläche.
Bewegt euch im aufspringenden Menü auf
den Eintrag „Erzeugen“ und wählt hier „Audio-
spur erzeugen“.
Nach der gleichen Methode fügt ihr nun den
integrierten Line-6-Modelingverstärker hinzu:
Rechtsklick->Erzeugen->Line 6 Guitar Amp.
Der eingebaute Line 6 POD bietet euch je
drei Bass- und Gitarrenverstärkersimulationen
samt Boxensimulationen. Eine kleine Zusam-
menstellung, die sich unmittelbar erweitert,
wenn ihr eine Podfarm oder eine aktuelle
Line-6-Hardware per USB an den Rechner
angeschlossen habt. Clever!
Und weil das Ganze so viel Spaß macht, fügt
ihr gleich noch eine Audiospur hinzu, auf der
Hinzu kommt ein Line-6-Modeling-Amp
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Die erste Aufnahme ist im Kasten
Euer Basis-Setup ist fertig: je eine Bass- und eine Gitarrenspur
Zum Lieferumfang von Record gehört das
virtuelle Instrument ID8. Auf Samplebasis
bekommt ihr hier eine kleine Klangauswahl
spielbarer Instrumente wie Klavier, E-
Piano, Orgel, Gitarre, Streicher, Bass,
Bläser und Synthesizerklängen. Hinzu
kommen vier Drumkits, die jeweils etwa 50
bis 60 Einzelsounds enthalten. Mit dieser
Grundausstattung könnt ihr also auch euer
Playback direkt in Record erstellen. Natürlich
könnt ihr auch fertige Playbacks im Midi-
Format importieren – wahlweise von euren
Bandkollegen oder aus kommerziellen Quellen.
Die Soundauswahl in ID8 ist bewusst
übersichtlich gehalten, ebenso wie die
Editierbarkeit, die sich auf zwei Parameter pro
Sound beschränkt. Der Klangerzeuger kann
und will nicht mit den vielen Produkten am
Markt konkurrieren, sondern eine effiziente
und vor allem übersichtliche Lösung für Brot-
und-Butter-Sounds liefern. Wer hier mehr
wünscht, kann jederzeit das Schwesterprodukt
Reason hinzuziehen oder auf dem Weg
zum fertigen Produkt wieder Midi-Daten
exportieren.
Die Handhabung selbst ist geradlinig:
ID8 wird im Rack platziert. Dann wählt man
Sofortstart
Record bietet einige vorbereitete Vorlagen, die
bereits eine fertige Spurenauswahl liefern.
eine Klangkategorie, die jeweils vierfach
unterteilt ist. Um den Klang zu spielen,
braucht ihr nur im Sequenzerbereich links auf
die entsprechende Spur zu klicken. Wem es
übrigens an einer Klaviatur mangelt, etwa weil
er seine kreative Eingabe auf der Zugfahrt
hat, der drückt einfach Funktionstaste F4 und
erhält damit die praktische Möglichkeit, seine
Rechnertastatur als Keyboard zu nutzen.
Passend zu ID8 sind auch die sogenannten
Vorlagen. Statt mit einem leeren
Arrangement zu beginnen, könnt ihr mit
Ablage/Neu eine Vorlage als vorbereitete
Grundeinstellung nutzen. Hier findet ihr
beispielsweise den Song „Starter“, bereits
einen einfachen Schlagzeugrhythmus sowie
direkt spielbereite ID8-Spuren, mit denen
ihr schnell die harmonische Grundstruktur
eurer Idee skizieren könnt. Andere Vorlagen
bieten Basiseinstellungen für die einfache
oder mehrspurige Audioaufnahme, eine
Kombination aus Audio- und Midi-Aufnahme
oder auch für die abschließende Mischung.
Natürlich könnt und sollt ihr entsprechende
Vorlagen nicht als „in Stein gemeißelt“
betrachten. Ihr könnt diese beliebig
verändern und erweitern, an geeigneter Stelle
hinterlegen und fortan als Startpunkt für neue
Ideen nutzen.
Äußerst praktisch bei der Zusammenstellung
des Racks ist das Werkzeugfenster, das
ihr über Funktionstaste F8 jederzeit
aufrufen könnt. Hier findet ihr Symbole der
verschiedenen Effekte und
Instrumente von Record.
Von hier aus könnt ihr die
entsprechenden Icons
einfach per Drag-and-Drop
auf eine Spur im Rack ziehen
und die Elemente damit
einfügen und automatisch
verkabeln. Das Ergebnis ist
identisch zur Nutzung der
„Erzeugen“-Funktion, für
den Einstieg in die Software
aber etwas übersichtlicher,
da man auf diese Weise die
verfügbaren Geräte direkt
vor Augen hat.
Über das Werkzeugfenster könnt
ihr neue Geräte per Drag-and-
Drop in das Rack ziehen.