Special Keyboards in der Band Auf zum Kauf
© PPVMEDIEN 2009
Special: Keyboards in der Band
Inhalt
Special
Seite 32
Seite 36
Seite 40
Back To The Roots
Das ideale Keyboard für eure
Band
Die 7 goldenen Regeln
des Keyboardspiels in der Band
Auf zum Kauf
Das richtige Keyboard
Jan-Friedrich Conrad
K
eyboards ist ein schreckliches Wort. Wenn
man nicht versteht, warum die Keyboards
und Keyboarder in einer Identitätskrise stek-
ken, muss man sich nur die folgenden Wörter auf
der Zunge gehen lassen, um zu verstehen, warum.
Ein Organist ist kein Pianist. Und ein guter Synthesi-
zerspieler ist nicht immer ein Tastenvirtuose. Auf
den Punkt gebracht: Ein Instrumentalist weiß im-
mer, was sein Instrument und was seine Identität
ist. Auch wenn er alle Instrumentengattungen be-
herrscht, bei Keith Emerson ist beispielsweise immer
klar, ob gerade Orgel, Flügel oder Synthesizer ge-
spielt wird. Es klang nie so, also würde jemand eine
Musikbox oder einen MIDI-File-Player bedienen, der
ein ganzes Orchester ersetzt. Denn der Flügel hatte
eine Flügelmechanik, die Orgel eine Orgeltastatur,
und der Synthesizer hat Regler und Schalter gezeigt,
die angefasst werden wollten.
Die richtigen Keys
Die erste Frage betrifft die Tastatur: „Kommst du
vom Klavier oder kommst du von der Orgel?“
Ihr
könnt aber genausogut ungewichtete Synthesizer-
tastaturen am liebsten mögen. Immerhin bieten sie
den Vorteil, dass besonders schnelle Läufe gespielt
werden können. Die meisten Pianisten sind sich hin-
gegen einig, dass das Spielgefühl einer Flügeltasta-
tur in puncto Druckpunkt, Widerstand, Masse und
Federeigenschaften das Optimum darstellt. Organi-
sten wissen den Flügel als Probeinstrument eben-
falls zu schätzen, weil er die Gleichmäßigkeit der
Kraft in allen Fingern unterstützt, was für das Orgel-
timing wiederum wichtig ist, obwohl man Orgelmu-
sik dann doch besser auf einer Orgeltastatur spielt.
Leichte Kunststofftasten verführen hingegen zu un-
gleichmäßigem Spiel, bei dem eine Kontrolle zwi-
schen Piano und Forte schwer fällt. Deshalb sind
gewichtete 88er-Hammermechanik-Tastaturen so
angesagt. Ihre Eigenschaften kommen in der Tat de-
nen des Flügels extrem nahe. Vorsicht: Nicht jede
schwere 88er-Tastatur ist eine Hammermechanik-
tastatur. Wenn ihr vom Klavier kommt oder am Kla-
Das richtige Keyboard
Orgel, Stagepiano, Synthesizer, Workstation oder Alles-in-Einem? Bei der
Kaufentscheidung spielt nicht nur der Einsatz auf der Bühne und im Pro-
beraum eine Rolle, sondern auch der Nutzwert bei der Musikproduktion.
Die aus der Zeit allgegenwärtiger technischer Limits stammenden Daten,
wieviele Töne das Instrument gleichzeitig erzeugen kann und wieviel
Programmspeicherplätze es gibt, sind ziemlich egal. Wichtiger sind
andere Merkmale.
40
Soundcheck 03 | 09
www.soundcheck.de
Foto: Imago
© PPVMEDIEN 2009
vier et-
was werden
wollt, nehmt ein
Keyboard mit so einer
Tastatur. Wenn ihr jedoch
Synthesizer-Spieler sein wollt,
lasst euch nicht einreden, dass billige
Tastaturen nichts taugen.
Wenn das Piano im Arrangement dominiert, ist
der Fall klar. Dann braucht ihr ein Stagepiano.
Es
stellen sich dann nur noch die Fragen nach den Mas-
terkeyboard-Eigenschaften und woher man Pitch
Bend und Modulationsrad bekommt, wenn ihr doch
mal orgeln oder synthesizern wollt. Eine nahelie-
gende und gute Lösung ist ein zweites Manual, bei-
spielswiese in Form eines Workstation-Keyboards
oder einer einmanualigen Orgel. Vielleicht über-
zeugt aber auch das Piano einer großen Workstation
mit großer gewichteter Tastatur. Mit einem Korg
Oasys (8.931 €),
einem Yamaha Motif XS8 (3.807 €)
oder einem Roland Fantom G8 (3.339 €)
kann sich
auch der Pianist gut anfreunden. Die Schwestermo-
delle mit leichten Tasten sind aber auch passende
zweite Manuale zu Stagepianos wie die Roland-RD-
und FP-Serien, die Yamaha CP-Serie, das Kawai MP8
Einfaches und transparentes Stagekeyboard:
Clavia Nord Stage EX
mkII (2.469 €)
und das MP5 (1.399 €)
die Ketron GP-Serie und, nur mit
Lautsprechern erhältlich, das Korg SP-
250 (832 €).
Ab auf die Bühne
Stagekeyboards überzeugen mit Einfachheit und
Transparenz.
Zur Zeit ohne viel Konkurrenz ist das
Clavia Nord Stage EX (3.093 €).
Hier findet man auf
dem Paneel eine Orgel, ein Digitalpiano, einen Syn-
thesizer und ein Kontrollfeld zur Fernsteuerung an-
geschlossener Expander. Der Reiz: mit Hauptschal-
tern kann man die Sektionen ein- und ausschalten,
als auch mischen. Dieselben Schalter erlauben auch
Splits mit drei Zonen. Damit wird der Nord Stage zu
einem Instrument, das man nicht programmiert um
dann Klangprogramme abzurufen (das geht aber
auch), sondern das man in Echtzeit registriert. Der
Wechsel von Piano zur Orgel funktioniert, indem
man das Piano wegdrückt und die Orgel einschaltet.
Und diese Sektionen haben spezifische Bedienele-
mente, die Orgel beispielsweise stilisierte Zugriegel
(Drawbars) in Form von LED-Ketten, die immer da
sind. Die sechs verschiedenen Pianos lassen sich mit
einem extra für diesen Zweck vorhandenen Taster
durchsteppen. Der Synthesizer ist so gestaltet, dass
sich mit einer kleinen Anzahl von Bedienelementen
Stagepiano mit integriertem Lautsprecher:
Korg SP-250
© PPVMEDIEN 2009
Special: Keyboards in der Band
(1.783 €)
bestens bedient. Und eine Workstation
oder ein Synthesizer als zweites Manual sind zum
Nord Electro ideal komplementär, also perfekt er-
gänzend mit wenig Überschneidungen.
xibilität. Ein Yamaha Motif XS 7 (3.152 €)
beispiels-
weise kommt serienmäßig mit 355-MB-Samples –
eine Zahl, die im Vergleich zu den Speicherplatz-
Angaben aktueller Computer gar nicht mal so hoch
gegriffen erscheint. Aber damit lässt sich eine Viel-
zahl von Instrumenten sehr realistisch abbilden. Die
führenden Workstation-Keyboards sind die Roland-
Fantom- und die Yamaha Motif-Serien, sowie von
Praxistipp
Keyboard-Amps und -Boxenl
Für Keyboard-Amps gibt es eine einfache
Empfehlung. Jede gute Fullrange-Be-
schallungsbox ist eine gute Keyboard-Box.
Jeder gute Beschallungsverstärker ist ein guter
Keyboard-Verstärker. Es gibt keine spezifischen
Anforderungen oder Merkmale. Keyboards kön-
nen hohe Pegel in eng begrenzten Frequenz-
bereichen erzeugen, aber auch sehr breitban-
dige Signale liefern, teils andauernd, teils im-
pulshaft. Gute Beschallungsboxen, die Gesang
und komplette Mixes dynamisch und hochwer-
tig wiedergeben können, können auch Key-
boards wiedergeben. Die Tiefbasswiedergabe
muss gut sein, das heißt in der Praxis: Wenn
die Box auf dem Bühnenboden steht, sollte ein
12“er drin sein. Kleinere Lautsprecher müssen
auf ein Stativ und näher ans Ohr des
Keyboarders, sonst droht Überlastung.
Besonders geeignet sind ein Paar Biamping-
Aktivboxen, die wahlweise auf Stativ oder
als Wedge platziert werden können.
Ihr
Eingang sollte als Combo-Buchse ausgeführt
sein, damit man auch Klinkenkabel einstecken
kann. Kleine Mischfunktionen, etwa die mög-
lichkeit, zwei Eingänge zu mischen, sind be-
sonders praktisch, da man dann den Keyboard-
monitor mit einem Aux-Send-Kanal (Monitor-
mix vom Saal-Pult) mischen kann. Das spart
separate Backline- und Monitorboxen. Solche
Boxen kann man immer gebrauchen und bei-
spielsweise auch als kleine PA einsetzen. Je
nach Größe des Keyboard-Setups sind Misch-
funktionen oder ein kleines zusätzliches
Mischpult angebracht.
sehr effektiv live ein Synthesizer mit digitalen und
virtuell-analogen Sounds spielen lässt. Spielhilfen
und integrierte Effekte, die ihrerseits ein übersicht-
liches Echtzeit-Bedienfeld haben, gestatten Mor-
phing-Effekte, die über Aftertouch oder Modulati-
onsrad geregelt werden. Immer steht die Live-Regis-
trierung während des Konzerts im Vordergrund.
Konkurrenz gibt es allenfalls vom preiswerteren
und nicht so flexiblen Nord Electro aus gleichem
Hause, bei dem die Sektionen nicht gleichzeitig,
sondern nur alternativ genutzt werden können.
Wer nur kompromisslos Orgel oder E-Piano
spielen möchte, ist mit dem
Nord Elektro II 73
Gut georgelt
Der Markt für Bühnenorgeln ist überschaubar.
Reine B3-Simulationen finden sich in der Form der
»
Die klanglichen Möglichkeiten aktueller Worksta-
tion-Keyboards sind phantastisch.«
Gehört mit zu den führenden Keyboard-Workstations:
Roland Fantom G8
Hammond XK1 (1.359 €),
Roland VK 8 (1.735 €)
als Plugin (Native Instruments ´57 Drawbar or-
gan, Apple EVB3) sowie im Clavia Nord Electro.
Und wer die Hammond New B3 bestellt, ist schon
Organist und wird wissen was er tut. Wenige Key-
boards bieten derzeit dezidierte Orgel-Simulatio-
nen. Diese sind dann Orgel-Samples oder mit dem
Synthesizer nachgebauten Orgeln weit überlegen.
Von der Haptik her sind Orgel-Expander mit Zu-
griegeln eine feine Sache, wie etwa das Roland
VK-8M (1.148 €).
Korg die Modelle M50-88 (1.748 €), M3-73 XP
(3.212 €),
Oasys und TR 76 (1.391 €).
Einsteigermodelle unter den Workstations bie-
ten oft eingeschränkte Programmiermöglichkei-
ten.
Ihr kommt dann nicht mehr an jeden Parame-
ter heran. Andere Einschränkungen wirken sich auf
die Gehäuseausstattung aus, sowie auf den Samp-
le-Speicher, die Stimmenzahl und Anschlussviel-
falt. Wer eine Workstation auf der Bühne einsetzen
will, sollte im Laden in Ruhe ausprobieren. Maß-
geblich ist, ob ihr mit der Bedienung so gut zurecht
kommt, dass man live in den Sound eingreifen
kann und die Sounds aneinander so gut anpassen
und auf eine Live-Bank verteilen kann, dass beim
Gig alles wie am Schnürchen funktioniert. Das ist
übrigens mit jeder Workstation möglich, ihr müsst
lediglich schauen ob ihr mit der Menüführung zu-
recht kommt. Dazu solltet ihr es schon im Laden
hinbekommen Attack- und Release-Zeiten zu be-
arbeiten, Sounds, die aus mehreren Layers beste-
hen, zu reduzieren und Effekte zu ändern und ab-
zuschalten.
Und abschließend kommt noch die Frage der Fra-
gen:
Wie sind die Sounds? Man möchte meinen,
SOUNDCHECK beantwortet eben solche Fragen.
Aber Geschmack bleibt eben Geschmack. Also Kopf-
hörer und Zeit in den Laden mitbringen.
Arbeitstiere
Die klanglichen & produktionstechnischen Mög-
lichkeiten der aktuellen Generation von Work-
station-Keyboards sind phantastisch.
Seit 1988
der Korg M1 vorgestellt wurde, hat sich strukturell
eigentlich nichts am Konzept geändert – Worksta-
tions sind immer noch Sampling-Synthesizer mit
Drumsounds, Sequenzer, integrierten Effekten und
Mischfunktionen. Aber heutzutage gibts natürlich
viel viel mehr, in weitaus besserer Qualität und Fle-
Für eine realistische Instrumentennachbildung reichen
hier schon 355 MB:
Yamaha Motif XS 7.
42
Soundcheck 03 | 09
www.soundcheck.de