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tasten
workshop
sound: Lounge und ChiLLout
im inte­rne­t unte­r
www.taste­nwe­lt.de­
finde­n sie­ Klangbe­ispie­le­
zu die­se­m Be­itrag.
Auf Wolke 7
Der Workshop
In dieser Praxis-Reihe dreht sich alles um
den Sound aus Keyboard oder Synthesizer-
Workstation. Lesen Sie, wie und mit welchen
aktuellen Instrumenten in Hard- und Soft-
ware-Varianten Sie an bestimmte Soundtypen
herangehen.
in dieser ausgabe
geht es um die Frage, welche Lounge- und
Chillout-Sounds im Klangrepertoire von
Keyboards und Synthesizern zu finden sind –
und wie man sie auch in der traditionellen
Unterhaltungs- und Dinnermusik einsetzt.
Matthias
sauer
be­fasste­ sich be­re­its
vor se­ine­m studium
de­r Musikwisse­n­
schaft inte­nsiv mit
synthe­size­rn und
Ke­yboards. er arbe­ite­t
fre­ibe­ruflich als autor,
Live­­Ke­yboarde­r,
Musikschulle­hre­r und
produzie­rt e­le­ktro­
nische­ Musik.
ie Stile Ambient, Lounge und Chillout haben
schon seit Jahren ihren festen Platz in den
Download-Portalen oder Plattenläden. Hier
geht es vor allem um sphärische Sounds und dichte
rhythmische Klangwolken. Populär und wegweisend
sind die zahlreichen Veröffentlichungen der Compi-
lation-Serie „Cafe del Mar“ mit ihrer Mischung aus
dem mediterranen Flair akustischer Instrumente
und trendigen elektronischen Sounds.
Auch in der traditionellen Unterhaltungs- oder
Dinnermusik ist bei sanften meditativen Tönen eine
gesunde Kreativität willkommen, um Abwechslung
bei E-Pianos, Streicherflächen oder anderen Stan-
dardklängen zu schaffen. Lounge kompatible Pre-
set-Klänge sind in Keyboards und Synthesizer-Work-
D
stations bislang aber nur am Rande vertreten,
weshalb man sich öfter mal dem Edit-Menü widmen
sollte. Wie effektvoll man fantasievolle, aber nütz-
liche Klänge kreieren kann, verdeutlicht das Aus-
nahme-Set „Chill Xperience“ von Easy Sounds. Die-
se Soundkollektion entlockt Yamahas Motif-Serie
loungige Klänge in Form von 128 Voices und 24
Performances, die sich soundästhetisch an das im
Album „The Chillout Cocktail“ von „Citrus Jam“ (ali-
as Matthias Sauer) anlehnen. Die Kurzversion: Man
nimmt etwa einen Rhodes- oder Guitar-Sound,
schaltet temposynchronisierbare Delay-Effekte dazu
und erhöht massiv den Anteil des Halls. Die ausführ-
lichere Fassung erfahren Sie am Beispiel von Chill
Xperience. Natürlich sind dies nur Anregungen.
tipp
Chillout-Sounds aus dem Computer
Verwenden Sie einen Laptop? Hier ein paar Software-Tipps. Durch die Komponenten Reaktor
und Absynth ist Komplete 6 von Native Instruments (ca. 475 Euro) wirklich eine gute Komplett-
lösung für atmosphärische Collagen und Synth-Klänge. Stark sind aber auch der Spectrasonics
Omnisphere (ca. 375 Euro) und – wenn es preiswerter sein soll – Rob Papen Blue (ca. 190
Euro) und Predator (ca. 135 Euro). Wer auf rhythmisch zerstückelte Flächen (Stichwort:
Gater-Effekt) steht, sollte sich den reFX Nexus anschauen. Beim Song-Produzieren unter
Zeitdruck helfen Baukästen wie etwa Ambient Works oder LoungeOramA (jeweils ca. 99 Euro)
von Überschall. Zwar schon etwas überstrapaziert, aber für Drumtracks noch immer klasse
ist der Stylus RMX Xpanded (ca. 290 Euro) von Spectrasonics. Neben den Drums erlauben vor
allem auch die vorhandenen tonalen Elemente ein kreatives Programmieren. Relativ preiswert
für die enorme Soundqualität sind einige Packs von Native Instruments Powered-by-Kore-
Serie: Science Fiction und der Vorgänger Acoustic Refractions (jeweils ca. 69 Euro) bieten
aparte Kreationen aus Alltagsgeräuschen und verträumter Elektronik. Den kostenfreien Kore
Player sollte man sich herunterladen (www.native-instruments.com) und aus probieren.
die richtigen sounds wählen,
um verschiedene stimmungen zu treffen
Welche Sounds nehme ich als Live-Keyboarder für
Chillout-Songs? Die Antwort ist einfach, wenn man
sich das Set „Chill Xperience“ anhört: Klavier mit
Atmosphäre, Nylon-Gitarren aus Ibiza, softe Klang-
sphären, breite und wohltuende Teppichsounds mit
Filtermodulationen oder dank WahWah oder Phaser
wabernde E-Pianos und Rhythmusgitarren. Bei den
klassischen Synthleads nutzt man anstelle krei-
schender Sägezähne einen gefilterten Rechteck-
Sound. Eine gewisse mystische Kraft versprühen
einfache, sinusähnliche Klangfarben. Perkussivere
Mallet- oder Harfen-Sounds kommen erst recht mit
dem Arpeggiator in Schwung (Hörproben auf www.
tastenwelt.de). Im Grunde wandert man auf einer
Spielwiese, bei der auch exotische Naturinstrumente
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verwendet werden dürfen. Wenn das Stück einen
orientalischen Charakter bekommen soll, sind natür-
lich die Instrumente Oud, Santur oder Nai genau
richtig, sofern man sie stilvoll mit Delay und Hall
ins Arrangement einbettet. Nicht blenden lassen
sollte man sich von den umfangreichen Stacks, die
oft mit coolen Drumloops unterlegt werden. Als
Inspirationsquelle und zum Jammen sind sie zwar
sehr erfrischend, müssen aber zum Live-Spiel meist
ausgedünnt werden, was den Bassbereich und
rhythmische Elemente anbelangt.
ohne effekte läuft nichts
auf der Chillout-spielwiese
Wie schon erwähnt: Delay und Hall, nicht zu knapp
dosiert, sind die beiden sehr wichtigen Komponen-
ten beim Sound-Design. Heutige Keyboards bieten
meist verschiedene Delay-Typen, die man der Reihe
nach testen sollte. Beim Motif ES gibt es neben simp-
len Tempo-Delays (rhythmische taktgenaue Echos)
auch Cross-Delays, bei denen die zeitlichen Verzö-
gerungen jeweils von einem zum anderen Stereo-
kanal verlaufen. Noch pfiffiger klingen etwa Rever-
se-Delays, die bei Roland-Synthesizern anzutreffen
sind. Wie auch immer, rhythmische Delays sollten
aktiv ins Keyboardspiel eingebunden werden. Dies
ist vor allem durch das Spiel kurzer prägnanter Licks
zu erreichen – man muss auf das Echo hören und
entsprechend reagieren.
Beim Hall sind lange, warme, samtige Hallfahnen
ideal, die die großen Lexicon-Effektgeräte oder – als
preiswerte Software – der noch recht neue RP-Verb
von Rob Papen liefern. Es wäre aber fade, mit dem
Hall nur eine räumliche Komponente zu erzeugen.
Bei der Soundprogrammierung am Yamaha Motif
führt zum Beispiel der (leider meist brachliegende)
Insert-Effekt „Reverse Gate“ zu ganz inspirierenden
Spielereien bei der Nylon-Gitarre oder ähnlichen
Sounds. Es ist also gut, den Hall als auffälligen
Effekt und entsprechende Hall-Programme zu ent-
decken. Zur kontrollierten Dosierung sollte der Effekt-
pegel bzw. das Mischungsverhältnis (Wet:Dry) dem
Modulationsrad oder anderen MIDI-Controllern zu-
gewiesen werden. Soll die Chillout-Musik elektro-
nisch wirken, sind Sounds mit Arpeggiator-Figuren
und Gater-Effekten erste Wahl. Aber: Bombastische
Sound-Kombinationen mit Arpeggiator-Figuren, die
vor allem Yamaha Motif XS und Korg M3 par excel-
lence meistern, lassen sich live zumindest für das
Song-Intro verwenden. Im weiteren Verlauf des
Songs entstehen oft Synchronisations-Probleme, da
man die Akkorde sauber triggern und die Rhythmus-
gruppe (Drummer/Bassist) der Live-Band im perfek-
ten Timing mitgrooven muss.
Beim Arrangieren im Homestudio ergeben sich
weitere Möglichkeiten, die sich Keyboarder auf der
Bühne nicht zumuten müssen. Das Salz in der
Suppe können insbesondere sphärische FX-Sounds
und abstrakte Hintergrundkulissen sein, die dezent
beigemischt werden. Vielfach bewährt haben sich
Wasser- oder andere Naturgeräusche, die man noch
hübsch mit Filtern verfremden kann. Im Studio hat
man auch die Muße, harmonische Begleit-Tracks
mit einem Software-Vocoder zu zaubern. Dabei nutzt
man die Rhythmik eines Percussions- oder Drum-
loops, um – einfach ausgedrückt – eine Akkordfläche
tw
anzugrooven.
im hardware­­Workstation­
se­gme­nt e­inmalig: Chill
Xpe­rie­nce­ aktualisie­rt die­
Yamaha­Motif­se­rie­ mit
Klänge­n für Lounge­, Chillout
und ähnliche­ stile­.
im editor de­s Motif Xs
muss man ke­ine­ höchst­
le­istung bringe­n, um
Pre­se­ts für Chillout ode­r
Lounge­ zu optimie­re­n.
statement
Michael KohlbecKer,
Producer und DJ sowie
Gründer der neuen Produzentenschmiede in
Frankfurt am Main: „Beim Chillout oder Lounge
ist es für mich unverzichtbar, mit Hardware
wie dem Nord Lead, Korg Karma und dem
Roland V-Synth zu arbeiten und deren Sounds
mit dem Effektgerät Eventide 4000 oder dem
Ensoniq DP4 zu verfeinern. Der Clavia Nord Lead
zeichnet sich durch seine einmaligen
Editiermöglichkeiten und durch individuelle
dynamische Klänge bei Synth-Soloparts aus. Mit
dem für mich unverzichtbaren Korg Karma begebe ich mich auf die Reise
der Pads, während der Roland V-Synth super für alles Bizzare kommt, wobei
ich vor allem das Time-Trip-Pad sehr mag. Der Eventide 4000 ist für mich
einfach der beste Effekte-Standard und veredelt praktisch wie ein Fünf-
Sterne-Hotel, der DP4 ist der Meister der Feedbacks aller Art. Mit diesen
Geräten entsteht das ,Fleisch’ innerhalb eines Lounge- oder Chillout-Tracks.
Die eigentlichen Pads entstehen aus einem Mosaik aus allen Synth-Klängen
mit den richtigen Effekten vom Eventide 4000 und dem DP 4.“
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