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BÜHNE
WORKSHOP
AUDIO-TOOLS FÜR DIE BÜHNE
Beruhigungsmittel
Der Workshop
In diesem einteiligen Workshop stellen wir
Ihnen kleine Hilfsmittel für die Bühne vor, die
es Ihnen ermöglichen, die Technik im Griff zu
behalten. So arbeitet sich’s entspannter, und
beim Auftritt kann Sie nichts mehr aus der
Ruhe bringen, so dass Sie sich voll auf das
Wesentliche, die Musik, konzentrieren können.
Uli Hoppert
ist Verantwortlicher für
Veranstaltungstechnik
und Meister VT. Als
freier Techniker für
Rigging und System ist
er seit etwa 15 Jahren
unterwegs, seit 1999
zudem Geschäftsführer
und Teilhaber eines
Dienstleistungsunter-
nehmens für Veranstal-
tungstechnik. Daneben
schreibt er für mehrere
Zeitschriften.
F
allstricke lauern überall. Auch wenn man sein
Equipment und vielleicht auch die Auftrittsorte
schon gut kennt, klappt nicht immer alles wie
am Schnürchen. Ein Kabel zickt oder die Anlage
brummt – doch mit guter Vorbereitung sind das
alles keine Gründe, sich aus der Ruhe bringen zu
lassen. Wir stellen Ihnen im Folgenden einige Hilfs-
mittel vor, mit denen Sie den immer mal wieder
auftretenden Widrigkeiten begegnen können.
So wird die Brummschleife
nicht zur Teufelsspirale
Saubere Signale sind das A und O auf der Bühne,
und die berüchtigte Brummschleife ist immer noch
der Schicksalston jedes Auftritts. Brummschleifen
äußern sich durch ein markantes und nervendes
50-Hertz-Brummen, das immer dann entsteht, wenn
Adapter, wie hier von Miniklinke auf 6,3-mm-Klinke, sollten in keiner Kabelkiste fehlen.
die Anlage aus unterschiedlichen Stromkreisen die
Netzversorgung erhält. Tückisch dabei: Bereits ein
einziges, falsch versorgtes Gerät kann ausreichen,
um den Brummton zu provozieren.
Das Internet ist voll von mehr oder weniger sinn-
vollen, zum Teil aber auch eindeutig gefährlichen
Lösungsvorschlägen zu dieser Thematik. Noch vor
kurzem wurde wieder einmal in einem Fachforum
darüber diskutiert, ob der Schutzleiteranschluss ab-
geklebt werden könne. In aller Deutlichkeit: nein,
Finger weg, gehen Sie kein Risiko ein! Ein abge-
trennter oder abgeklebter Schutzleiter bedeutet Le-
bensgefahr. Es gibt genügend andere Lösungsmög-
lichkeiten, die effektiver und vor allem wesentlich
sicherer sind.
Die einfachste und sicherste Lösung, Störsignale
zu vermeiden, ist eine vollständig symmetrische Ver-
kabelung der Anlage. Zur Erinnerung: Symmetrische
Kabel sind stets dreipolig, besitzen also eine Ab-
schirmung sowie zwei Signal führende Leiter. Letz-
tere führen das Signal gegenphasig, was dazu führt,
dass eingestreute Störsignale sicher eliminiert wer-
den, da sie in jeder Phase identisch auftreten. In
der Regel findet man symmetrische Kabel in Form
von XLR-Kabeln oder Kabeln mit dreipoligem Klin-
kenanschluss. Natürlich gibt es aber auch Misch-
formen mit jeweils einem Steckverbinder jeder Art
am Ende.
Doch wie lässt sich im Zweifel herausfinden, ob
das vorliegende Kabel das richtige ist? Aufschrauben
und nachsehen kann lästig sein, und nicht immer
hat man Zeit und das passende Werkzeug zur Hand,
um mehrere Stecker zu öffnen. Einfacher ist der
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Griff zum Kabeltester. Diese handlichen Geräte
gibt’s bereits ab rund 30 Euro; die Handhabung ist
in der Regel selbsterklärend. Der AHMTC8 von Adam
Hall zum Beispiel liegt bei 38 Euro, das Model
MCT-10 von der Thomann-Hausmarke Millennium
bekommen Sie für 39 Euro, den Omnitronic LH-086
von Steinigke Showtechnik für 42 Euro. Im Hand-
umdrehen lassen sich damit nicht nur Kabel selek-
tieren, sondern auch auf ihre Funktionstüchtigkeit
überprüfen.
DI-Boxen und Line-Isolatoren
sorgen für Ruhe bei Netzbrummen
Wenn sich ein Brummton trotz durchgängig sauberer
Signalführung hält, helfen DI-Boxen wie beispiels-
weise die DIB-100 oder die DIB-102 von IMG Stage
Line weiter. Beides sind typische DI-Boxen, einmal
in Mono und einmal in Stereo. Ein Schnäppchen in
dieser Disziplin ist die Millenium DI-E, bei Thomann
erhältlich für gerade mal 14 Euro; an der Spitze des
Preisfeldes liegen die Vertreter von BSS, zum Beispiel
die AR 133 für rund 150 Euro. In der preislichen
Mitte finden Sie zum Beispiel die LDI 02 von Adam
Hall für 45 Euro, die baugleiche DI 33 von Mille-
nium oder die Cordial CES01 für rund 32 Euro.
Neben der Hauptaufgabe, unsymmetrische zu symme-
trischen Signalen zu wandeln, lassen sich DI-Boxen
Cordial hat praktische Koffer mit Adaptern, Groundlift-
Steckern und DI-Boxen zusammengestellt.
Zwei Mischpulte an einer PA?
Kein Problem: Mit Mergern
lassen sich Audio-Signale
zusammenfassen.
auch zur Unterdrückung von Brummschleifen zweck-
entfremden. Das Zauberelement dabei heißt Ground-
Lift-Schalter.
Etwas eleganter sind so genannte Line- oder
Signalsplitter, oft auch als Line-Isolator bezeichnet.
Diese Geräte funktionieren ganz ähnlich wie eine
DI-Box, nehmen jedoch keine Impedanzwandlung
vor und lassen sich so einfach und sehr problemlos
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DI-Boxen – ein- und mehr-
kanalig verfügbar – sorgen
für eine saubere, symme-
trische Signalübertragung.
zwischen zwei Geräte schalten. Sinn und Zweck in
allen Fällen: Die Masseverbindung über den Schirm
des jeweiligen Kabels wird unterbrochen. Damit ist
automatisch auch die Brummschleife unterbrochen,
und es herrscht Ruhe. Der Stereo-Line-Übertrager
FGA-202 von IMG Stage Line übernimmt diese
Aufgabe gleich für zwei Signale, der Preis liegt bei
rund 57 Euro. Die Version FGA-102 für rund 47
Euro verzichtet auf Ein- und Ausgänge im XLR-For-
mat; hier kommen Cinch-Verbinder zum Einsatz,
was dieses Modul besonders für DJs und Nutzer von
Laptops interessant machen dürfte.
Übrigens: Ein kurzes, selbst angefertigtes Kabel
mit jeweils einem XLR-Stecker und einer Kupplung
an den Enden, bei dem die Abschirmung nicht an-
geschlossen wird, kann unter Umständen ebenfalls
Abhilfe bei Brummen schaffen. Nicht vergessen:
Dieses Spezialkabel sollten Sie eindeutig kennzeich-
nen, sonst sorgen Sie vielleicht an anderer Stelle
ungewollt für Probleme. Ähnlich einfach geht es
mit XLR-Groundlift-Schaltern, die zum Beispiel Cor-
dial anbietet. Der Adapter wird einfach ans XLR-
Kabel gesteckt, der Schalter umgelegt. Kostenpunkt:
um 30 Euro.
preis liegt bei rund 48 Euro, eine ebenso lohnende
wie auch preisgünstige Investition. Für 198 Euro
erhalten Sie das Pendant von Palmer, die Merge
Box PMB-L. Dieser Combiner verfügt zusätzlich
über einen schaltbaren Groundlift, der bei even-
tuellen Brummproblemen sicher und schnell Ab-
hilfe schafft.
Was für Line-Signale gilt, lässt sich auch auf
Mikrofonsignale übertragen. Man stelle sich vor, ein
eiligst improvisierter Chor möchte einen Auftritt tat-
kräftig unterstützen, und statt eines Gesangskanals
werden plötzlich vier gefragt, es ist jedoch nur ein
einziger Eingang frei. Greifen Sie beispielsweise zum
MC-31 von IMG Stage Line, einem Dreifach-
Mikrofoncombiner für 27 Euro. Diese kleine Metall-
box bündelt drei Mikrofone auf einen Kanal und
hilft verlässlich aus der Patsche, solange Pegel und
Klang aller drei angeschlossenen Mikrofone in ge-
wissen Grenzen vergleichbar sind.
Adapter dürfen in keinem
Equipment-Koffer fehlen
Für die richtige Verbindung in allen Lebenslagen
sorgen Adapter, von denen man im Bühnenalltag nie
genug haben kann. Seit einiger Zeit der Star am
Adapterhimmel ist die Version von 3,5-mm-Mini-
klinke auf ein Cinch-Pärchen oder auf ein Pärchen
6,3-mm-Monoklinken. Seit MP3-Player allgegenwär-
tig sind, ist dieser Adapter gefrager denn je. Selbst
wenn Sie nicht ohne diesen Adapter auskommen,
sehen Sie zu, dass Sie möglichst schnell auf ein
professionelles Format adaptieren, also auf große
Klinken oder direkt auf das XLR-Format, denn je
mehr verschiedene Adapter nötig sind, desto schneller
leidet die Signalqualität.
Über die Frage, welche Adapter sinnvoll sind,
kann trefflich philosophiert werden. In der Regel
hat es sich als praktikabel erwiesen, von jedem Adap-
ter immer zumindest ein Pärchen parat zu haben,
um auch Stereosignale passend adaptieren zu
können. Praktisch dabei zu haben sind sicherlich
all jene Lösungen, die eine sichere Verbindung und
Wandlung zwischen den Formaten Klinke und XLR
sowie den Formaten Cinch und Klinke ermöglichen.
Ebenso bewährt haben sich einige kurze Verbindungs-
kabel im Klinken- oder XLR-Format, um Signale
schnell und einfach weiterverteilen zu können. Sei
es auf eine zusätzliche Beschallungsanlage, einen
Recorder oder eine Kamera zum Mitschnitt oder
Bei zu wenigen Eingängen
können Combiner weiterhelfen
Ein ganz anderes Szenario zeigt sich immer dann,
wenn Kollegen, Gäste oder weitere Musiker auf den
Plan treten und Anschlussmöglichkeiten an ihre
Technik suchen. Dem enthusiastisch entgegengehal-
tenen Kabel haben Sie womöglich keinen passenden
Anschluss entgegenzusetzen. Ein zweites Mischpult,
zum Beispiel das des DJs für den späteren Abend,
will sich ohne Adapter oder Zusatzgerät nicht an die
Lautsprecheranlage anschließen lassen oder es fehlt
schlicht an Eingängen. Guter Rat muss nicht teuer
sein. Abhilfe schaffen zum Beispiel so genannte Com-
biner, kleine Geräte, die entweder zwei Eingänge zu
einem Ausgang verbinden oder – umgedreht einge-
setzt – ein Signal auf zwei Ausgänge aufteilen.
Der LC 31 von IMG Stage Line erledigt diese Auf-
gabe zweikanalig auf Line-Niveau, ist also das Mit-
tel der Wahl, um zwei Mischpulte an eine Beschal-
lungsanlage anzuschließen – selbstverständlich
symmetrisch und ohne hörbare Klangeinbußen. Alter-
nativ können Sie den LC 31 auch einsetzen, um zwei
unterschiedliche Beschallungsanlagen brummfrei
getrennt an Ihr Mischpult anzuschließen. Der Laden-
- Phase
1
3
2
+Phase
2
3
1
- Phase
1
3
2
+Phase
Mit einem Kabeltester kommt man Defekten auf die Spur.
Wer nicht in Groundlift-Stecker investieren will, kann sich entsprechende Kabel selbst löten.
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ähnliche Einsätze. Adapter können Sie entweder
einzeln im gut sortierten Musikalienhandel kaufen,
oder Sie greifen auf fertige Sammlungen zurück.
Cordial bietet zum Beispiel die drei verschiedenen
Adapter-Kits CAK 6, 7 und 8 an, die unterschiedliche
Sammlungen gebräuchlicher Adapter beinhalten.
Außerdem mit dabei: DI-Boxen, Line-Übertrager und
Dämpfungsglieder.
Wer im allgemein verfügbaren Adapterangebot
stöbert, findet auch etliche Adapter mit besonderen
Zusatzmerkmalen wie zum Beispiel einen einschleif-
baren Schalter für Mikrofonsignale oder einen „Pha-
sendreher“, der genauer gesagt nicht die Phase des
Signals, sondern dessen Polarität dreht. So ein
Adapter kann zum Beispiel immer dann hilfreich
sein, wenn sich irgendwo im Signalweg ein „Phasen-
dreher“ verbirgt, der unbeabsichtigt durch ein
falsch verlötetes Kabel entstanden ist. Aufzufinden
ist so ein Fehler meist nur sehr schwer, wenn einmal
alles aufgebaut und platziert ist. Zu hören ist der
Fehler dagegen oft sehr deutlich – durch fehlenden
Bass, diffuse, unklare Mitten oder Überbetonung
der Höhen. Der „Phasendreher zurück“ an der rich-
tigen Stelle des Beschallungssystems schafft hier
schnelle Abhilfe. Versuchen Sie, den Fehler an
einem Ausgang des Summensignals zu beheben, in
den allermeisten Fällen sollte sich damit bereits
tw
Erfolg einstellen.
Einen Kabeltester und
Signalgenerator der Extra-
Klasse bietet SM Pro Audio
mit dem Jackaroo.