©PPVMEDIEN 2010
TASTEN
WORKSHOP
KEYBOARD-TIPPS: SONG-RECORDING AM TYROS (2)
Von MIDI zu Audio
Der Workshop
Die Keyboard-Tipps machen Sie Schritt für
Schritt zum Profi an Ihrem Instrument. Am
Beispiel von Tyros 2/3 verraten wir Ihnen,
welche Funktionen ein aktuelles Top-Key-
board bietet und wie Sie damit versiert um-
gehen. Thema der vorigen Ausgabe war das
MIDI-Recording als Vorstufe einer Demo-
Produktion mit dem Keyboard.
In dieser Ausgabe
erfahren Sie, wie man MIDI-Files im Hard-
disk-Recorder des Tyros 2/3 als Audio Song
aufnimmt, um später eine CD oder Online-
Demosongs daraus zu erstellen.
Heidrun
Dolde
arbeitet selbständig
als Musikerin und
Grafikerin. Seit 1984
präsentiert sie
Yamaha-Keyboards
und Digitalpianos und
bestreitet seit 2002
Musiker-Workshops.
Zudem programmiert
sie Tyros-Registrie-
rungen (www.
soundwonderland.de).
Tipps und Downloads
im Internet unter
(http://heidruns-
musikerseiten.de)
ine MIDI-Datei bedient sich stets der Sound-
karte des Abspielgeräts, sei dies nun ein Key-
board oder ein Computer. Deswegen klingt ein
MIDI-File, das man am Keyboard aufgenommen hat,
am Computer meist sehr dürftig. Darum ist es sehr
praktisch, dass man Audiosignale inzwischen digital
im Keyboard aufzeichnen kann. Aufgenommen wird
das, was man hört. Tyros 2/3 haben hierfür eine be-
sondere Abteilung im Keyboard, den Festplatten-
Recorder, auch Harddisk-Recorder oder kurz HDR
genannt. Damit kann man nicht nur das Keyboard-
spiel aufzeichnen, sondern auch alles, was über den
Mikrofoneingang oder Line-in empfangen wird. Aller-
dings können Sie nur über den HDR aufnehmen,
wenn eine Festplatte in Ihrem Tyros 2 eingebaut ist.
Bei Tyros 3 ist dies Standard.
E
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Harddisk-Recording:
Vorbereitung
Ist Ihr MIDI-File schon aufgenommen, geht die HDR-
Aufnahme schnell vonstatten. Da das Audiofile key-
boardintern aufgezeichnet wird, macht es Sinn, alle
von außen kommenden akustischen Störquellen aus-
zuschalten. Damit ist hauptsächlich gemeint, dass
Sie den „Input-Volume“-Regler auf Null drehen soll-
ten, falls Sie z.B. ein Mikrofon angeschlossen haben.
Bevor Sie mit der Wav-Aufnahme beginnen, sollten
Sie auf Ihrer Festplatte festlegen, wo Sie Ihre eigen-
en Aufnahmen abspeichern wollen. Hierfür drücken
Sie den „Select“-Knopf beim Harddisk-Recorder.
Mit der unteren Wipptaste 7 „Folder“ erstellen Sie
nun einen Ordner, den Sie z.B. „Audio Songs“ benen-
nen. Diesen Ordner öffnen Sie dann mit der entspre-
chenden Taste A–J.
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3
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Sie sollten sich nun für die Zukunft eine kleine
Ordner-Hierarchie anlegen. Im Hauptordner „Audio
Songs“ könnten Sie z.B. folgende Unterordner an-
legen: „Kompositionen“, „Instrumental“, „Playback
für Filme“ usw. Hier der Audio-Inhalt einiger meiner
Unterordner: tastenwelt-Demosongs für die Home-
page, Audiotracks meiner Youtube-Videos, Tyros-3-
Online-Demosongs (Abb. 01), Live-Mitschnitte mei-
ner Auftritte und Demosongs meiner Software für
www.soundwonderland.de. Je besser Sie Ihre Ordner
gleich in einer Hierarchie organisieren, desto schnel-
ler werden Sie Ihre Audiodateien finden.
Falls Sie vorhaben, eine Mehrspur-Aufnahme zu
erstellen, also z.B. Keyboard mit mehrstimmigem
Gesang aufzunehmen, macht es zusätzlich Sinn,
extra für jeden Titel noch einen weiteren Unterordner
anzulegen. So behalten Sie stets die Übersicht,
auch wenn Sie im Laufe der Zeit viele Musikstücke
mit dem HDR aufnehmen.
Suchen Sie nun den Ordner auf, in den Sie Ihre
erste Aufnahme speichern wollen. Drücken Sie
beim HDR zugleich die Rec- und die Stop-Taste (=
„New Audio“). Geben Sie Ihrer Aufnahme einen
Namen und am besten auch eine Versionsnummer.
Zum besseren Verständnis: Zuerst wird eine leere
Datei (sozusagen der „Behälter“) angelegt, in den
dann später die Audio-Datei aufgenommen wird.
Sie erinnern sich? In der vorigen tastenwelt-Aus-
gabe beschäftigten wir uns mit der Mehrspur-Auf-
nahme eines MIDI-Files, das wir „Happy Tune“
nannten. Nacheinander wurden auf MIDI-Basis
Rhythmusbegleitung, Klarinette und Posaune einge-
spielt. Dieses MIDI-File soll nun mit dem Harddisk-
Recorder als Audio-Datei aufgenommen werden.
TASTENWELT 2/2010
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In Abb. 02 sehen Sie, dass ich meine noch leere
Audiodatei “Happy Tun1 Midi” benannt habe. Da-
durch ist erkennbar, dass es sich um die erste HDR-
Aufnahme dieses Songs und darüber hinaus um die
pure Audioaufnahme des MIDI-Files handelt.
Klicken Sie auf der Bedienoberfläche bei den
Harddisk-Knöpfen „Setting“ an. Stellen Sie sicher,
dass Sie sich auf der „Volume“-Seite befinden.
Über die Tab-Tasten können Sie diese aufrufen,
falls sie nicht automatisch geöffnet wird. Starten
Sie Ihr MIDI-File und beobachten Sie die „Rec-
Monitor“-Anzeige, während Ihr Musikstück abläuft.
Die Aufnahme wird optimal ausgepegelt sein, wenn
an der lautesten Stelle Ihres Musikstücks die Aus-
steuerung nur ganz kurz in den roten Bereich kommt
(Abb. 03). Das kleine rote Lämpchen sollte dabei
nie aufleuchten, sonst ist Ihre Aufnahme später
übersteuert. Mit der Play/Pause-Taste und den Vor-
/Rückspul-Knöpfen (MIDI-File-Steuerung, nicht HDR)
können Sie ganz gezielt während der Wiedergabe
Ihres MIDI-Files eine bestimmte Stelle ansteuern,
um die lauteste Stelle nochmals aufzurufen und die
optimale Lautstärke der Audio-Aufnahme einzustel-
len. Wenn Sie das Volumen Ihres MIDI-Files über
den Balance-Schalter unterhalb der Tastatur verän-
dern, wirkt sich das ebenfalls unmittelbar auf den
Aufnahmepegel aus!
Kurzanleitung
Audio-Hauptordner erstellen:
Select-Taste beim Harddisk-Recorder anklicken
Untere Wipptaste 7 „Folder“ drücken
•
Mit „Delete“ das Wort „New Folder“ löschen
•
„Audio Songs“ schreiben
•
Obere Wipptaste 8 „Ok“ drücken
•
•
Audio-Unterordner erstellen:
Nach Erstellen des Audio-Hauptordners diesen durch Anklicken
des betreffenden Tasters A–J öffnen
•
Untere Wipptaste 7 „Folder“ drücken
•
Mit „Delete“ das Wort „New Folder“ löschen
•
Gewünschten Ordnernamen schreiben
•
Obere Wipptaste 8 „ok“ drücken
•
Audio-Aufnahme löschen:
Eine Audiodatei anwählen, die Sie nicht löschen wollen
Zu löschende Datei aufsuchen, aber nicht anklicken
•
Eventuell untere Wipptaste 8 „Change Menu“ drücken, um den Delete-Knopf zu sehen
•
Unteren Wippschalter „Delete“ drücken
•
Zu löschende Audiodatei anklicken
•
Untere Wipptaste 7 „Ok“ drücken
•
Mit Taste F „Yes“ bestätigen
•
•
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Harddisk-Recording:
die erste Aufnahme
Bleiben Sie in den Display-Einstellungen des HDRs
und gehen Sie mit der rechten Tab-Taste auf die
Record-Mode-Seite. Stellen Sie sicher, dass „Record
Mode“ auf „Normal Record“ steht. Drücken Sie nun
den „Rec“-Knopf auf der Bedienoberfläche. Das
rote Record-Lämpchen beginnt zu blinken. Sobald
Sie auf „Play“ drücken, startet die Audio-Aufnahme.
Sie sollten sofort Ihr MIDI-File mit der Play/Pause-
Taste abspielen lassen, damit Sie keine zu lange
Pause am Beginn des Musikstücks aufnehmen.
Lassen Sie das MIDI-File komplett ablaufen und
beenden Sie die Aufnahme durch die Stop-Taste
des HDRs. Vorsicht: Am Ende nicht zu schnell stop-
pen! Sonst schneiden Sie den Nachhall der letzten
Töne weg. Meist fällt einem das erst auf, wenn man
am Computer an die CD-Produktion geht. Mit der
Play-Taste können Sie die eben aufgezeichnete
Audiodatei überprüfen.
Wechseln Sie im HDR mit der linken Tab-Taste
wieder auf die „Volume“-Seite. Drücken Sie Taste I
„Save“ und bestätigen Sie mit Taste G, dass Sie die
Audiodatei abspeichern wollen. Dies geht ziemlich
fix. Ganz wichtig: Um zu gewährleisten, dass der
Lautstärkepegel Ihrer Aufnahme optimal und verzer-
rungsfrei eingestellt ist, drücken Sie nun noch Taste
A „Normalize“ und Taste G „Ok“.
Dieser Vorgang dauert einige Zeit, je nach Länge
Ihrer Audio-Datei. Sobald der Normalize-Vorgang
beendet ist, bestätigen Sie mit Taste G „Ok“ und
können nun mit der „Exit“-Taste die Aufnahmeseiten
verlassen. Über den „Select“-Schalter und den Klick
auf die entsprechenden Ordner und Unterordner
wählen Sie Ihre Aufnahmen wieder an.
Löschen und Exportieren
von Audio-Dateien
Eigentlich sollte man meinen, eine Audiodatei ließe
sich löschen, wenn man sie anklickt und anschlie-
ßend den „Delete“-Wippschalter drückt. Leider kann
man aber nur eine momentan nicht angewählte Au-
diodatei löschen! Das heißt: Sie müssen zuerst eine
Datei anwählen, die Sie gar nicht löschen wollen.
Danach den Speicherort Ihrer zu löschenden Datei
aufsuchen, diese selbst aber nicht anklicken! Dann
auf „Delete“ drücken und erst jetzt die zu löschende
Datei.
Tipp: Erstellen Sie eine Dummy- oder Hilfsdatei,
also eine leere Audiodatei. Durch diese laufen Sie
nicht Gefahr, aus Versehen die falsche Audio-Datei
zu löschen. Um so eine Hilfsdatei zu erstellen,
suchen Sie einen zentralen Platz bei Ihren Audio-
Dateien auf und drücken zugleich die Rec- und
Stop-Taste (= „New Audio“). Benennen Sie die Datei
beispielsweise „Dummy“ oder „Löschhilfe“ und spei-
chern diese mit „ok“ ab.
Bevor Sie nun eine Ihrer Audio-Aufnahmen löschen
wollen, wählen Sie zuerst Ihre Dummy-Datei an,
stellen mit dem unteren Wippschalter 8 „Change
Menu“ sicher, dass Sie den Delete-Knopf oberhalb
der Wipptasten 5 sehen, klicken auf „Delete“ und
dann erst auf die Audio-Datei, die Sie löschen wol-
len. Sie können aber auch eine beliebige andere
Audiodatei vor dem Löschvorgang anklicken. Im Ex-
tra-Kasten finden Sie die Schnellanleitung für den
Löschvorgang.
Wollen Sie nach der gelungenen Audio-Aufnahme
die Audio-Datei(en) exportieren, um sie eventuell
am Computer auf CD zu brennen? Dann sollten Sie
einen USB-Stick vorne in die USB-Buchse Ihres
Tyros-Instruments stecken. Drücken Sie beim HDR
auf die Select-Taste und suchen Sie den Speicher-
platz Ihrer Songs auf. Stellen Sie sicher, dass Sie
wie in (Abb.04) über die untere Wipptaste 16
„Change Menu“ Zugriff auf die Export-Funktion ha-
ben. Drücken Sie die untere Wipptaste 5 „Export“,
und je nachdem, ob Sie nun eine oder sogar alle
Dateien exportieren wollen, markieren Sie mit den
Tasten A–J die entsprechenden Songs. (Abb.05) Mit
der unteren Wipptaste 7 „Ok“ bestätigen Sie dies.
Wählen Sie nun mit der rechten Tab-Taste das USB-
Laufwerk an und führen Sie den Export-Vorgang mit
der unteren Wipptaste 6 „Execute“ aus.
Am Computer haben Sie dann, je nach Brenn-
Software, die Möglichkeit, Ihre eigenen Musikstücke
auf CD zu brennen. Mit einem Freeware-Tool wie z.B.
dem Yamaha TWE Wave Editor können Sie Ihre Wav-
Dateien zuvor noch optimieren. Sollten Sie bei-
spielsweise zuviel Stille vor oder nach Ihrem Musik-
titel aufgenommen haben, können Sie diese mit so
einem Tool sehr einfach wieder wegschneiden. Recht
viel mehr Aufwand ist nicht nötig, um Ihre selbst
gespielte Musik in hoher Qualität erklingen zu
lassen – zum Beispiel als Demosong für Ihr Eigen-
marketing als Musiker. Oder einfach als schönes
tw
Geschenk für Ihre Lieben.
TASTENWELT 2/2010
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TIPP
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Wege zur eigenen CD
Vor einigen Jahren nahm der Hobbymusiker seine selbst gespielte Musik noch mit dem
Kassettenrecorder auf. Heute spielt man am besten zuerst am Keyboard ein MIDI-File ein,
welches man dann keyboardintern mit dem Festplattenrekorder aufnimmt. Verfügt das
Keyboard nicht über einen eingebauten HD-Recorder, setzt man einen der verbreiteten
Pocket-Recorder ein oder man verbindet das Keyboard per Audio-Interface mit einem
Computer und zeichnet die Musik dort auf.
Die meisten Pocket-Recorder sind mit einem Line-Eingang im Miniklinken-Format ausge-
stattet. Für die Aufnahme benötigen Sie in der Regel also einen Y-Adapter, der die beiden
Monoklinken-Ausgänge Ihres Keyboards an einem Stereo-Miniklinkenstecker zusammenfasst.
Nehmen Sie sich bei Aufnahmen mit dem Pocket-Recorder genügend Zeit für das Einpegeln
des Signals, damit Sie die optimale Audio-Qualität erhalten.
Ähnlich verfahren Sie, wenn Sie die Aufnahme über ein Interface am Computer machen. Die
Verkabelung richtet sich dann nach den Möglichkeiten des verwendeten Interfaces. Notfalls
können Sie auch den Line-Eingang Ihrer Soundkarte verwenden. Die Aufnahme selbst können
Sie mit den unterschiedlichsten Programmen machen. Wer anfangs noch nicht so viel Geld
ausgeben möchte, bekommt mit dem Open-Source-Programm Audacity ein Werkzeug an die
Hand, mit dem sich schon Erstaunliches vollbringen lässt. Das Programm verfügt auch
diverse Plug-in-Schnittstellen zur Funktionserweiterung, darunter auch VST. Wer lieber auf
günstige Software eines Unternehmens setzt und ggf. Support in Anspruch nehmen möchte,
kann sich z.B. den Magix Music Editor 3 (29,95 Euro) anschauen.
www.audacity.de; www.magix.com