Special Licht richtig einstellen Die 11Gebote der Lichtp
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DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Licht richtig (ein)stellen
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
SPECIAL
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Licht richtig (ein)stellen
So kommt euer Bühnenlicht
perfekt zur Geltung
Die 11 Gebote
der Lichtpositionierung
1-2-3 … dabei!
Drei verschiedene Trägerlösungen
fürs Bühnenlicht
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Die 11 Gebote
der Lichtpositionierung
Unsere Praxistipps zur richtigen Beleuchtung
Gerade wenn man sich nicht regelmäßig mit dem Einsatz von Licht auf der
Bühne befasst, kann man leicht vermeidbare Fehler machen. In unseren
11 Geboten erfahrt ihr, wie ihr die gravierendsten Schnitzer vermeidet und
ohne Stress ein tolles Bühnenlicht generiert.
hr habt euch dazu entschlossen ab sofort
selbst für die Beleuchtung eurer Band zu sor­
gen? Ihr habt euch informiert und das nötige
Equipment besorgt? Als nächstes geht es an den
konkreten Aufbau der Lichtanlage. Hier erfahrt
ihr, wie ihr immer im rechten Licht steht.
1. Gebot
I
Du sollst dir Gedanken
machen
Der häufigste Fehler, den Musiker in puncto
Licht machen ist, sich keine Gedanken darüber zu
machen.
Lichtequipment wird irgendwann ange­
schafft, weil man es eben braucht. Oft macht man
sich allerdings keine Gedanken, warum man es
braucht, wie man es einsetzen will und was man
damit erreichen möchte. Einfach ein paar Strahler
links und rechts aufzustellen genügt allenfalls als
Konzertbühne in voller Beleuchtung:
Scheut euch nicht, euch Anregungen bei den Profis zu holen.
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Soundcheck 10 08
WWW.Soundcheck.de
Fotos: Andi Zöllner, steinigke
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Rolling Stones und vielen anderen sind genau
das richtige Kaliber für mich! Dimension und
Größe dieser Bühnen sind für uns alle zwar un­
erreichbar, aber trotzdem kann man sich von
diesen Konzerten ganz viele Ideen holen und mit
den eigenen Möglichkeiten im kleinen Rahmen
realisieren. Und wenn es nur eine Farbstimmung
ist, die man besonders schön fand.
3. Gebot
Du sollst die Bühne als
Gesamtkunstwerk verstehen
die Bühne muss als gesamtkunstwerk verstanden werden.
Eine der wichtigsten Einsichten für korrekte
Lichtpositionierung besteht darin, dass die ge­
samte Bühne eine Einheit darstellt.
Alles was das
Publikum sieht, ist Bühne. Ihr könnt zwar versu­
chen, unschönere Bühnenbereiche wegzuleuchten,
dürft sie aber auf keinen Fall ignorieren. Ein schö­
nes Bühnenlicht setzt voraus, dass die gesamte
Bühne mit einbezogen wird und nicht etwa nur
Teile davon. Ansonsten wirkt das Ganze wie ein
Flickenteppich.
4. Gebot
mehrere
tausend
Instrumente
Versandbereit
billiger
kaufen...
frei Haus
Alibi – mehr nicht. Schöne und effektive Be­
leuchtung setzt dagegen ein Konzept voraus. Im
Minimalfall sollte das Licht auf einer Musi­
kerbühne zumindest die Akteure gut sichtbar
machen. Darüber hinaus soll es typischerweise
Emotionen erzeugen oder durch Bewegungen
und Lichtwechsel der Bühne zusätzliche Dynamik
verleihen. Prinzipiell gilt: Nur wer weiß, was er
mit seinem persönlichen Bühnenlicht bezwecken
will, kann sich Gedanken machen, wie er sein
Beleuchtungziel erreichen kann.
2. Gebot
Du sollst dich
blenden lassen
Du sollst stehlen
Nein, dies ist kein Aufruf Equipment zu steh­
len. Aber Ideen klauen ist ausdrücklich erlaubt!
Ein komplett neues Lichtdesign zu entwerfen,
das noch nie dagewesen ist, ist quasi unmöglich.
Wenn ich für eine Band oder ein Bühnenstück
eine neue Lichtshow entwerfe so ist dies immer
eine Kombination und Weiterentwicklung von
Dingen, die es schon einmal gab. Ich setze mich
hin, schaue mir die Grundvorraussetzungen an,
die mir technisch und räumlich gegeben sind
und versuche darauf basierend eine möglichst
kreative Show zu gestalten. Als Vorlage dienen
mir dabei Shows, die ich irgendwann einmal ge­
sehen habe und aus denen mir einzelne Bilder
und Stimmungen haften geblieben sind, aber
auch Anregungen aus der Wirklichkeit wie
nächtliche Stimmungen oder Sonnenphänomene.
Und dies alles versuche ich mit meinen
Möglichkeiten umzusetzen. Und genau darin
besteht die Kunst! Ich persönlich habe dabei den
Ehrgeiz, bei den Besten der Besten abzuschauen.
Die Bühnenwerke von Pink Floyd, Genesis, den
Ihr beleuchtet die Bühne für euer Publikum
und solltet daher bei der Planung immer auch
aus dessen Sicht heraus denken.
Das Licht sollte
also in erster Linie alles aus Zuschauersicht ideal
beleuchten, nicht nur aus Musikersicht. Der fal­
scheste Ansatz ist, das Licht so zu stellen, dass
es auf keinen Fall blendet! Eine alte Bühnenregel
lautet: „Wer nicht geblendet wird, steht falsch.“
Als Musiker steht man bekanntlich im Rampen­
licht und muss sich damit arrangieren, dass man
auch etwas geblendet wird. Denn nur wenn
auch in die Augenhöhlen der Akteure Licht fällt,
sehen diese gut und natürlich aus. Selbstver­
ständlich sollte das Licht aber nicht so stark
blenden, dass man on Stage nonstop die Augen
zukneifen muss.
5. Gebot
Der Music Store....ca. 13.000m2 Lager,
Service-, Demofläche
Du sollst die richtigen
Scheinwerfer verwenden
Nicht jeder Scheinwerfer ist für jede Aufgabe
geeignet. Scheinwerfer unterscheiden sich nicht
nur in puncto Helligkeit.
Ein weiterer entschei­
dender Punkt ist die Farbtemparatur. Diese wird
in Grad Kelvin angegeben, und je höher die Farb­
temperatur ist, desto bläulicher und kälter er­
scheint die Lichtfarbe. Scheinwerfer mit Glüh­
lampen haben generell eine sehr niedrige Farb­
temparatur, ihr Weißlicht ist daher sehr warm
und gelblich. Sie sind ideal zur Personenaus­
leuchtung geeignet, sowie zum Einfiltern warmer
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Special:
Licht richtig (ein)stellen
Farbtöne – etwa Rot, Gelb oder Orange. Ent­
ladungslampen hingegen, wie sie oft in Scan­
nern und Moving Heads verwendet werden, ha­
ben eine sehr hohe Farbtemperatur. Ihr Licht ist
stark im bläulichen Bereich und daher ideal für
kalte Farben und für Effekte. LED­Scheinwerfer
haben den Vorteil, dass ihre Farbverteilung gleich
hell ist, also keine schwächeren oder stärkeren
Farben vorkommen. Gerade bei Gelb­ oder Weiß­
tönen ist das Ergebnis vieler LED­Scheinwerfer
aber immer noch nicht überzeugend.
Aber auch das Abstrahlverhalten des Schein­
werfers ist entscheidend.
Während ein Fluter
extrem breit und weich abstrahlt und somit die
ganze Bühne mit Licht überstrahlt, kann mit
einem Profilscheinwerfer – dem so genannten
Spot – ein harter und begrenzter Lichtkegel er­
zeugt werden. Dieser kann auch über große
Entfernungen einen sehr genau definierten
Bühnenbereich beleuchten. Eine mit wenigen
Flutern ausgeleuchtete Bühne wirkt dabei oft
sehr flach und wird durch die riesigen Schatten,
die durch die wenigen Lichtquellen entstehen
meist auch nicht als sehr schön empfunden.
Mehrere, enger abstrahlende Scheinwerfer kön­
nen dagegen ein viel interessanteres und an­
sehnlicheres Licht erzeugen.
Blinded by the Light:
Wer auf der Bühne nicht geblendet wird, wird auch nicht gut gesehen, bzw. erscheint meist unattraktiv.
fung der Lichtanlage richtig zu planen. Wie wollt
ihr euer Equipment transportieren, wer soll es auf­
bauen, wer bedient es und woher bekommt ihr
am Venue den benötigten Stromanschluss. Auf
all diese Fragen gilt es, eine möglichst effektive
und variable Lösung zu finden.
8. Gebot
Du sollst an die Sicherheit
denken
Wer technische Geräte auf eine Bühne stellt ist
auch verpflichtet, sich um die nötige Sicherheit
zu kümmern.
Eine pauschale Bedienungsanleitung
zur Sicherheit auf Bühnen gibt es aber leider
nicht. Viele Sachverhalte sind jedoch in der Ver­
sammlungsstättenverordnung sowie der Berufsge­
nossenschaftlichen Vorschrift, der so genannten
BGV C1 geregelt. Diese sollte jeder Bandtechniker
zumindest einmal gelesen haben. Die genannten
Texte in allen Punkten zu verstehen ist allerdings
10. Gebot
Werte angegeben die jeglicher Grundlage entbeh­
ren, und auch gefälschte Siegel und Zertifikate
sind leider inzwischen sehr häufig.
Du sollst dir genügend
Zeit lassen
Die häufigsten Ursachen für Aus­ und Unfälle
sind Zeitnot und Hektik.
Auch wenn der Aufbau
im Normalfall drei Stunden beträgt, sollte man
immer etwas zusätzliche Zeit einplanen. Denn der
Normalfall ist eben nicht immer normal. Ein Stau
bei der Anreise, ein technischer Defekt oder schlicht­
weg ein etwas schwierig zu erreichender Veran­
staltungsort lassen das Zeitfenster ganz schnell
verdammt klein werden. Und ist erst einmal Stress
und Hektik ausgebrochen, sind Fehler fast schon
vorprogrammiert. Und diese Fehler können ganz
schnell zu bösen Unfällen führen. In der Zeitung
liest man dann meist von einer Verkettung un­
glücklicher Umstände. Schuld war in diesen Fällen
jedoch meist allein die fehlende Zeit.
11. Gebot
800 K
6. Gebot
Je nach verwendetem leuchtmittel hat ein scheinwerfer eine bestimmte Farbtemperatur die in grad kelvin gemessen wird.
Du sollst einen Plan B haben
Nicht jede Bühne ist gleich und als Musiker wird
man oft mit merkwürdigen Bühnen konfrontiert.
Nicht immer kann man sein Licht so nützen, wie
man es geplant hat. Die Ursachen sind mannigfal­
tig: Angefangen bei Größe und Form der Bühne,
über die optischen Eigenschaften des Hintergrunds
bis hin zum Verbot von Nebelmaschinen. Überlegt
also schon bei der Konzeption und Programmierung
eurer Lichtanlage, welche verschiedenen Varianten
des Aufbaus möglich sind, und schafft für alle
Aufbauten einige brauchbare Lichtprogramme.
7. Gebot
3200 K
7200 K
Du sollst dir merken:
Im Zweifel nie!
nicht ganz einfach, und viele Bereiche sind ein­
fach auch Grauzonen, die nicht klar geregelt sind.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass mit gesundem
Menschenverstand an die Sache herangegangen
wird. Faustregel: Es darf einfach nichts passieren!
9. Gebot
Du sollst nicht sparen
Du sollst deine Möglich-
keiten kennen
Eine Lichtanlage kann auch zu groß sein, zu kom­
pliziert, oder schlichtweg zu viel Strom benötigen.
Daher ist es extrem wichtig, schon bei der Anschaf­
Einer der größten Fehler ist es, bei der Sicherheit
zu sparen.
Billige Stative oder selbstgebastelte Kons­
truktionen können schnell richtig teuer werden.
Nämlich dann, wenn sie nicht das halten, was sie
versprechen und der Belastung nicht standhalten.
Dies kann ärgerlich sein, wenn dadurch die daran
befestigten Scheinwerfer kaputt gehen, aber auch
richtig gefährlich, wenn etwa Personen dadurch
zu Schaden kommen. TÜV­Siegel, Zertifikate und
die Daten der Gerätschaften können Aufschluss da­
rüber geben, ob eine Konstruktion sicher ist oder
nicht. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, denn
gerade bei extrem günstigem Zubehör werden oft
Diesen Spruch habe ich einmal auf dem Lenkrad
eines LKW­Fahrers gesehen.
Er passt aber in je­
dem Fall auch verdammt gut zum Thema Büh­
nensicherheit. Wenn ihr euch unsicher seid, ob
eure Konstruktion hält, ist sie schon durchgefal­
len. Wenn ihr euch unsicher seid, ob der Schein­
werfer weit genug von brennbaren Gegenständen
entfernt ist, müsst er ihn in jedem Fall weiter ent­
fernt aufstellen. Und wenn ihr euch unsicher seid,
ob das Stativ sicher steht, dann tut es das ganz
bestimmt auch nicht. Sicherheit geht in jedem Fall
vor und wenn eine Scheinwerferposition optisch
noch so vielversprechend anmutet, aber keine si­
chere Aufhängemöglichkeit vorhanden ist, ist sie
einfach nicht tragbar. Im Zweifel einfach nie!
Garantiert geprüft:
sicheres Material ist eine grund­
vorraussetzung für einen unfallfreien Betrieb.
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Soundcheck 10 08
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