Special Licht richtig einstellen Im rechten Licht
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Special:
Licht richtig (ein)stellen
Im rechten Licht
So kommt euer Bühnenlicht perfekt zur Geltung
Wer sich als Musiker ins rechte Licht stellen will, sollte auch dafür sorgen, dass selbiges
effektiv aufgestellt beziehungsweise montiert wird. Dass hierbei einiges zu bedenken ist,
weiß jeder, der sich schon einmal in dieser Disziplin versucht hat. Scheinwerfer sollen ideal
zur Geltung kommen, sicherheitsrelevantes darf nicht vernachlässigt werden und auch
Aufbau und Transport sind oft problematisch. Wir verraten wies gemacht wird.
A
uf der Suche nach der richtigen Schein-
werferbefestigung stellen sich grundsätz-
lich immer die beiden folgenden Fragen:
1. Wo sollte der Scheinwerfer hängen oder stehen?
2. Wie bekomme ich ihn sicher dort angebracht?
Korrekte Positionierung
Wo ein Scheinwerfer montiert wird hängt zu-
nächst einmal von dessen Aufgabe ab.
Ein Haupt-
zweck ist meist die Beleuchtung der Akteure. Da-
mit alle gut zu sehen sind braucht man ein Front-
licht. Idealerweise fällt dieses Licht so auf den
Musiker, dass er von vorne beleuchtet wird, dass
keine unschönen Schatten im Gesicht entstehen
und er dennoch nicht geblendet wird. Am ein-
fachsten wäre es hierzu, die Scheinwerfer auf den
Boden vor die Musiker zu stellen. Aber: scheint
Licht von unten auf ein Gesicht, so drehen sich die
Schatten gegenüber dem, was wir von natürlichem
Düster und unheimlich:
Licht von unten lässt unser Gesicht unnatürlich und irgendwie unheimlich wirken.
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SOUNDCHECK 10 08
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DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
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Licht richtig (ein)stellen
So kommt euer Bühnenlicht
perfekt zur Geltung
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Die 11 Gebote
der Lichtpositionierung
1-2-3 … dabei!
Drei verschiedene Trägerlösungen
fürs Bühnenlicht
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Ein Special von Andi Zöllner
Ausrichtung leicht gemacht:
Wer mit Traversensystem tourt hat es mit dem Frontlicht leichter
Große beleuchtete Flächen im Hintergrund können die Stimmung der Musik ideal unterstützen.
Licht gewohnt sind, um. Das Gesicht wirkt unheim-
lich, der Nasenschatten fällt nach oben und die un-
ausgeleuchteten Augenhöhlen erscheinen grotesk
und überdimensioniert. Beleuchtung von unten ist
also eher als Effekt oder Unterstützung geeignet.
Die Akteure aus der Entfernung über das Publi­
kum hinweg anzustrahlen ist ebenfalls nicht ideal,
denn hier gerät der Lichteinstrahlwinkel sehr flach.
Zwar sind hier die Musiker für das Publikum gut zu
sehen, blicken dabei aber direkt in die Scheinwer-
fer und werden stark geblendet. Auch direkt über der
Bühnenkante montierte Scheinwerfer sind nicht
ideal, denn wie bei der Beleuchtung von unten sind
auch hier dunkle Augenhöhlen und Nasenschatten
die Folge. Das Optimum für das Frontlicht ist also
immer ein Kompromiss, flach genug, damit das
Licht noch schön in die Augenhöhle fällt und so
steil, dass die Blendwirkung möglich gering ausfällt
– in jedem Fall jedoch von oben kommend.
Was in der Theorie vielleicht noch einfach klingt
sieht in der Praxis meist schwieriger aus.
Wer nicht
gerade mit einem Traversensystem tourt, wird sich
schwer tun, seine Scheinwerfer direkt von vorne
und auch noch im richtigen Winkel auf die Mu-
siker scheinen zu lassen. Alternativ Stative im Pu-
blikumsbereich vor der Bühne zu platzieren, sieht
dagegen nicht nur dämlich aus, sondern bildet
auch ein klares Sicherheitsrisiko. Manchmal ist es
möglich die Scheinwerfer an räumlich Gegebenem
zu befestigen, doch ist hier unbedingt Vorsicht
geboten. Scheinwerfer dürfen nur dann befestigt
werden, wenn die Befestigung sich auch wirklich
dafür eignet und absolut nichts passieren kann.
Mit Klemmen an irgendwelchen Mauervorsprün-
gen, Schienen oder Balken Scheinwerfer zu be-
festigen ist grob fahrlässig. Vor allem wenn sich
darunter noch Publikum befinden sollte, darf man
gar nicht daran denken, was passieren könnte,
wenn eine solche Halterung doch nicht hält.
Gibt es keine vernünftige Möglichkeit das Front­
licht von vorne kommen zu lassen, muss man zur
Seite ausweichen.
Auch von seitlicher Position ist
noch brauchbares Frontlicht erzielbar. Man sollte
aber beachten: Je seitlicher das Licht einfällt, des-
to geheimnisvoller wirkt die beleuchtete Person.
Fällt kein Licht mehr in die Augenhöhlen wirkt das
Gesicht auch hier wieder düster, unheimlich und
unvorteilhaft. Die Musiker schräg von vorne zu
beleuchten, von einem Stativ aus, das direkt ne-
ben den PA-Boxen montiert ist, ist also meist die
praktikabelste Möglichkeit um effektiv Licht auf
die Gesichter der Bühnenakteure zu zaubern.
Scheinwerfertypen
und deren Einsatz
Stellt sich noch die Frage nach den richtigen
Scheinwerfern fürs Frontlicht.
Auf professionellen
Bühnen nimmt man meist Stufenlinsenscheinwer-
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Soundcheck 10 08
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Special:
licht richtig (ein)stellen
Musik beeinflusst die Stimmung, dieses Phäno­
men kann durch farbiges Licht gut unterstützt
werden.
Damit die Bühne die Musikstimmung op-
tisch weiterträgt, sollte sie möglichst großflächig
mit farbigem Stimmungslicht bearbeitet werden.
Dafür eignen sich jegliche große Flächen im Büh-
nenbereich die sich anstrahlen lassen. Auf profes-
sionellen Bühnen werden hierzu oft große Projek-
tionsflächen oder ganze Bühnenbilder aufgebaut,
die sich in den verschiedensten Farben einfärben
lassen. Dieser Aufwand ist auf kleinen Bühnen na-
türlich nicht immer möglich, mit etwas Kreativität
lassen sich aber auch hier Lösungen finden.
schöne Hintergründe lassen sich damit wunderbar
kaschieren und von der Magie der Lichtstrahlen,
die im Nebel entstehen, ist man schnell gefangen.
Aber auch Nebel hat natürlich seine Tücken: Ist er
zu schwach, ist der gewünschte Effekt schlicht
nicht zu sehen, ist er dagegen zu stark, geht die
Band in ihm unter. Ein Tipp hierzu: Stellt hinter
die Nebelmaschine einen Ventilator der den Nebel
besser und schneller verteilt. Aber Vorsicht! Dieser
sollte nicht zu stark sein, dass er den Nebel gleich
wieder von der Bühne weg bläst. Alternativ kann
Projektion und Nebel
Eine weiße Wand hinter der Bühne ist die ein­
fachste aller Projektionsflächen.
Hier genügt es,
einige wenige Scheinwerfer von unten schräg auf
die Fläche zu richten um einen schönen, farbigen
Hintergrund zu erhalten. Können diese Schein-
werfer jetzt noch die Farbe wechseln oder stehen
verschieden eingefilterte Scheinwerfer zur Verfü-
gung, sind der farblichen Kreativität kaum Gren-
zen gesetzt. Für Scheinwerfer die nicht direkt auf
den Boden gestellt werden können, gibt es im
Handel Bodenstative. Ist der Hintergrund dagegen
nicht schön oder wollt ihr schlichtweg unabhän-
gig sein, müsst ihr ein eigenes kleines Bühnenbild
entwickeln. Schon einfache weiße Fahnen, zwei
große beleuchtete Sonnenschirme oder andere
einfach zu realisierende Ideen können der Schlüs-
sel zum individuellen Bühnenlook sein. Ein schwar-
zer Hintergrund erzeugt hingegen den Eindruck,
die Bühne wäre unendlich. Dunkle Hintergründe
erfordern allerdings unbedingt eine Auflockerung
durch Nebel oder Bühnenbilder, sowie einer ver-
gleichsweise großen Anzahl von Scheinwerfern.
Nebel wirkt wie ein großes, weißes, dreidimen­
sionales Beleuchtungsobjekt.
Er verteilt sich im
ganzen Raum und lässt sich toll beleuchten. Un-
Mit solchen Bodenstativen können Scheinwerfer – hier ein
klassischer Parcan – sicher auf dem Boden platziert werden.
Praktikable Lösung:
Ist von vorne keine Beleuchtung
möglich, muss das Lichtstativ zur Seite ausweichen.
fer (Fresnelscheinwerfer) oder für größere Abstän-
de Profiler (Spots). Beide Scheinwerfertypen ermög-
lichen es, das Licht sehr gezielt einzurichten und
wirklich nur die Akteure zu beleuchten. Für kleine
Bühnen eignen sich aber auch Parcanscheinwerfer
mit mittlerem Abstrahlwinkel, für ganz nahe Be-
leuchtungen auch Fluter. Auch die Wahl der einge-
setzten Farben ist entscheidend? Die wichtigste
Farbe für das Frontlicht ist weiß, denn in erster Li-
nie hat dieses Licht die Aufgabe, die Musiker sicht-
bar zu machen. Darüber hinaus kann natürlich
auch hier mit farbigem Licht experimentiert wer-
den. Dieses sollte sich aber auf vereinzelt einge-
setzte Effekte beschränken.
Zusätzlich zum Frontlicht kann man auf die Mu­
siker noch eine so genannte Spitze geben.
Dieses
Licht scheint von hinten auf die Köpfe und Schul-
tern. Die Spitze sollte von einem eng abstrahlen-
den Scheinwerfer kommen und auf jeden Fall et-
was heller als das Frontlicht sein. Der angestrahlte
Musiker leuchtet dann an Kopf und Schultern,
was sie etwas vom Hintergrund abhebt und ver-
hindert, dass die Person zweidimensional wirkt. Ist
die Spitze deutlich heller als das Frontlicht, so bil-
det sich um den Musiker eine Art Corona, ver-
gleichbar der bei einer Sonnenfinsternis. Typi-
scherweise wird ein solcher Effekt gern bei lang-
haarigen Solisten eingesetzt, hier kann dieser
Effekt extrem gut wirken.
man auch einen so genannten Hazer einsetzen,
der stetig einen gleichbleibenden Dunst im Raum
erzeugt. Mit breit abstrahlenden Scheinwerfern
lässt sich der Nebel als gesamte Fläche einfärben
und so eine dominierende Bühnenfarbe schaffen.
Eng abstrahlende Scheinwerfer sorgen dagegen
für Struktur. Dabei ist es hier nicht wichtig, ob
die Scheinwerfer von unten, von der Seite oder
von oben auf die Bühne strahlen, alles sieht toll
aus und erzeugt gute Effekte. Scheinwerfer, die
auf dem Boden stehen und von unten strahlen
haben allerdings gerade auf kleinen Bühnen meist
den Nachteil, dass immer irgendjemand davor-
steht und das Licht verdeckt.
Nebel wirkt als dreidimensionaler Beleuchtungskörper und ist speziell bei dunklen Hintergründen unerlässlich.
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Soundcheck 10 08
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Auf professionellen Bühnen sorgen idealerweise Moving Heads für die Effekte.
Auf kleineren Bühnen sinde es oft günstigere Geräte, wie Blinder oder Strobos.
Ist der Hintergrund unschön, kein Nebel möglich und ein eigenes Bühnen­
bild ebenfalls nicht zur Hand, hilft nur noch Ablenkung.
Mit eben diesem Fall
konfrontiert, habe ich vor kurzem für einen Clubgig acht einfache LED-Schein-
werfer auf Mikrofontellerstative geschraubt und mitten auf der Bühne zwi-
schen den Musikern aufgestellt. Die Scheinwerfer zeigten dabei alle Richtung
Publikum und schon war der unschöne Hintergrund passee. Auf etwa 20 %
gedimmt, schafften sie dadurch eine schöne Farbstimmung ohne das Publikum
zu blenden. Für einen tollen Blindereffekt musste ich dann nur hochdimmen.
Effektlicht
Zum Effektlicht zählt alles, was für Bewegung, Abwechslung und Struktur
auf der Bühne sorgt.
Gutes Effektlicht ergänzt das Stimmungslicht um eine
weitere Dimension. Im professionellen Bereich werden hierfür meist Moving
Heads verwendet, die mit ihren Bewegungen und optischen Möglichkeiten
einen riesigen Bereich an Effekten abdecken können. Für kleinere Geldbeutel
und Bühnen eignen sich hierfür Lichteffekte wie etwa Blinder oder Strobos-
kope. Hier ist wieder einmal eure Kreativität und persönliche Handschrift ge-
fragt. Traut euch ruhig, denn gerade beim Effektlicht kann man wenig falsch
machen. Wichtig ist, dass es gesehen wird!
Soll der Lichteffekt im Nebel eingesetzt werden, so soll­
te er hinter den Musikern stehen,
und an diesen vorbei
oder über sie hinweg Richtung Publikum scheinen. Wer
hier vor Stativen zurückschreckt kann sich auch
überlegen, ob es nicht andere Elemente gibt, auf
die Scheinwerfer gestellt werden können, aber
bitte immer an die Sicherheit denken. Sehr
schön wirken Traversensteher. Dies sind
einzelne Traversen mit einer sehr groß-
en, schweren Bodenplatte, die einzeln
auf der Bühne stehen können. Daran
lassen sich diverse Scheinwerfer befesti-
gen oder sogar darauf montieren. Sieht sehr
schön aus und nimmt wenig Platz weg.
Stabilität und Warnkennzeichnung:
Sicherheit ist trumpf bei schwerem Equipment.
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