Buehne Workshop PA Stoergeraeusche verhindern
© PPVMEDIEN 2008
Bühne
Workshop
Special: PA-Störgeräusche verhindern
Tonstörung
Der Workshop
In diesem Workshop-Special
geht es um störende Geräusche aus dem
PA-System: Brummtöne, Knacksen, Sirren.
Wir erklären, welche Ursachen diese Ton-
störungen haben können, wie Sie den Fehler
finden, beheben oder ganz vermeiden
können. Oft helfen schon ein paar einfache
Grundregeln beim Verlegen der Kabel.
Uli Hoppert
ist Verantwortlicher für
Veranstaltungstechnik
und angehender Meis-
ter VT. Als freier Tech-
niker für Rigging und
System ist er seit etwa
15 Jahren unterwegs,
seit 1999 zudem
Geschäftsführer und
Teilhaber eines Dienst-
leistungsunternehmens
für Veranstaltungs-
technik. Daneben
schreibt er für mehrere
Zeitschriften.
Technik-Tipp
s gibt wohl kaum einen Musiker, der in seiner
Karriere noch nicht mit diesen Problemen zu
kämpfen hatte: Ein satter Brummton auf der
PA, ständiges Sirren, sobald ein Kanal am Mischpult
hochgezogen wird und dann noch ein ohrenbetäuben-
des Knacken aus dem Mikrofonkanal. Nicht einmal
Superstars sind vor solchen Pannen gefeit. Freilich
stört so was die echten Stars kaum. Während sie auf
der Bühne gute Mine zum bösen Ton machen, küm-
mern sich hinter den Kulissen scharenweise Techni-
ker um rasche Abhilfe. Ist man jedoch auf Selbsthilfe
angewiesen, ist eine andere Strategie gefragt: Gut
vorbereitet sein und die Tücken kennen.
E
DI-Box
Funktionsweise: Die DI-Box
enthält einen Niederfre-
quenz-Übertrager, der aus
dem unsymmetrischen
Signal ein symmetrisches
erzeugt. Dazu gibt es auf
der Eingangsseite eine
einfache Wicklung, am
Ausgang zwei antiparallele
Wicklungen mit gemeinsa-
mem Mittelpunkt. Zusätzlich
wird die Impedanz am Aus-
gang angepasst, wodurch
das symmetrierte Signal
verlustfrei über weite Strek-
ken übertragen werden kann.
102
Ein Dauerbrummen aus der Box
sorgt für Unbehagen im Publikum
Es brummt: der wohl häufigste Fehler auf einer Büh-
ne, der mit einer Frequenz von 50 Hertz auch für
Unbehagen im Publikum sorgt. Die Ursache des
Problems ist sehr oft eine so genannte Erdschleife.
Erdschleifen entstehen, wenn Signal- und Gehäuse-
massen Ihrer Geräte an mehr als einem Punkt Ver-
bindung mit dem Erdpotential – meist dem Schutz-
leiter der Steckdose – haben. Über diese doppelte
Erdverbindung fließen minimale Ausgleichsströme,
die eine Brummspannung erzeugen. Soviel zur grau-
en, physikalischen Theorie, doch was hilft?
Grundregel Nummer eins besagt, Mehrfacherdun-
gen zu vermeiden. Tragen Sie bereits beim Aufbau
Sorge, dass all Ihr Musikequipment nur an einem
Stromkreis angeschlossen wird. Ein zusätzliches
Kabel quer durch den Raum reicht oftmals aus, um
einen zweiten Stromkreis anzuzapfen und damit die
Brummschleife aufzubauen. Wenn Ihr Equipment
mehr als 16 Ampere benötigt, setzen Sie lieber auf
einen mehrphasigen Anschluss im CEE-Format und
eine entsprechende Unterverteilung. Solche Anschlüs-
se verfügen über einen gemeinsamen Schutzleiter
und verhindern den Aufbau einer Brummschleife.
Grundregel Nummer zwei: Setzen Sie ausschließ-
lich auf eine symmetrische Verkabelung. Mikrofone
und professionelles Equipment verfügen meist über
eine symmetrische Beschaltung, viele Keyboards hin-
gegen lassen diesen Anschluss vermissen. Abhilfe
schaffen hier DI-Boxen, die zwischen Keyboard und
Mischpult geschaltet werden. Ob Sie dabei eine
aktive oder eine passive Variante verwenden, bleibt
Ihnen überlassen. Wie eine DI-Box eigentlich funk-
tioniert, steht im Kasten links.
Vom Schutzleiter am Netzstecker
lässt man besser die Finger
Lässt sich trotzdem das Brummen nicht abstellen,
müssen Sie nach einer Möglichkeit suchen, die
Brummschleife an anderer Stelle zu unterbrechen
– jedoch niemals am Netzstecker! Gaffa-Tape über
dem Schutzkontakt oder ein abgeklemmter Schutz-
leiter sind lebensgefährlich. Der richtige Weg zur
Unterbrechung ist der Griff zum Groundlift – diese
Schalter sind häufig an professionellen Geräten zu
finden und trennen auf Knopfdruck die Signal- von
der Gehäusemasse. Eine unorthodoxe, aber wirkungs-
volle Methode ist der selbstgebaute Earthlift – ein
leicht selbst herzustellender Kabeladapter, der die
Signalmasse unterbricht. Die Bauanleitung gibt’s
am Ende dieses Textes.
tastenwelt 6/2008
© PPVMEDIEN 2008
Workshop
Bühne
Sirrende Störgeräusche
lassen die Nerven blank liegen
Sirren – der Nervtöter schlechthin und im Gegensatz
zur Brummschleife meist im hochfrequenten Be-
reich angesiedelt. Oft ist das Ärgernis nicht konstant,
sondern wechselt Pegel und Frequenz. Ursache für
diese Störung sind Einstreuungen oder Modulatio-
nen, die auf zweierlei Weg in die Beschallungsanlage
gelangen können – als Induktion, also als elektro-
magnetische Einstreuung oder über die Netzleitung.
Im ersten Fall helfen zwei Maßnahmen: Wieder
einmal die konsequent symmetrische Leitungsfüh-
rung und auch die durchdachte Leitungsführung.
Alle Leitungen, die hohe Spannungen führen, sollten
räumlich getrennt von Signalkabeln verlegt werden.
Achten Sie dabei nicht nur auf die typischen Netz-
leitungen, sondern auch auf Licht-Multicore oder
auf Lautsprecherleitungen. Wo sich der gemeinsame
Weg nicht vermeiden lässt, sollte ein Mindestabstand
gewahrt werden. Elektromagnetische Wellen verlie-
ren mit dem Quadrat der Entfernung an Stärke, also
reichen oft schon ein paar Zentimeter Abstand aus.
Erreicht das Sirren die Beschallungsanlage jedoch
über die Netzzuleitung, gestaltet sich die Problem-
lösung schwieriger. Oberwellen, verursacht durch
Dimmer, Kühlaggregate oder Netzteile sind hier die
Ursache. Außer einer Trennung der Stromnetze und
der ausgiebigen Suche nach einer „sauberen“ Steck-
dose ist hier nur wenig Wirkungsvolles bekannt. So
genannte Powerconditioner, ausgestattet mit Netz-
filtern, helfen bedingt.
Brumm- oder Erdschleifen
entstehen, wenn Signal-
und Gehäusemassen von
Audio-Geräten an mehr als
einem Punkt Verbindung
mit dem Erdpotential –
meist dem Schutzleiter der
Steckdose – haben.
Bauanleitung
Wer nicht auf die Kabel achtet,
erntet missliebige Störgeräusche
Krachen, Knallen, Kratzen: Diese Störgeräusche
deuten meist auf die mangelnde Pflege und Wartung
des eigenen Materials hin. Wer von Anfang an in
hochwertiges Kabelmaterial investiert, bleibt länger
vor dieser Unbill verschont. Auch der pflegliche Um-
gang beim Auf- und Abbau sowie beim Transport ist
hier wichtig. Ordentlich, ohne Zug und Drall gerollt,
regelmäßig mit einem feuchten Tuch gereinigt und
sauber in einem Case transportiert, steigt die Lebens-
tw
erwartung von Kabeln ungemein.
Earthlift – selbst hergestellt
Ein selbst gebauter Earthlift besteht aus einem kurzen Stück symmetrischen Kabels,
versehen mit Stecker und Kupplung, bei dem die Abschirmung (also Pin 1 beim XLR
oder der Schaft bei einer Klinke) nicht angeschlossen wird. Dadurch kann durch
Dazwischenstecken eine bestehende Erdschleife unterbrochen werden. So ein Earthlift
können Sie selbst herstellen, am besten verwenden sie buntes Kabel dafür, um
Verwechslungen auszuschließen.
Der Laptop brummt – meist nur, wenn er mit Netzteilanschluss läuft. Im Batterie-
betrieb bleibt alles ruhig. Wer an dieser Stelle keine DI-Box einsetzen will, der kann zu
preisgünstigeren Line-Isolatoren aus dem Car-HiFi greifen. Diese sind meist sogar
direkt mit Cinch-Steckern versehen und damit ohne Adapter einsatzbereit.
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