Special Aufstellen und Einmessen der PA Soundcheck Speci
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Special: Aufstellen und Einmessen der PA
Ab ins Publikum
So stellt ihr eure PA richtig auf und ein
Es könnte alles so schön sein –
ihr kommt zum Gig, entsteigt
entspannt dem Nightliner und
nach kurzem Soundcheck und
ausgedehntem Abendessen rockt
ihr auf der perfekt eingerichteten
Bühne los. Solltet ihr jedoch noch
keinen Superstar-Status haben,
werdet ihr jedoch weiterhin selbst
Hand anlegen müssen. Wahr-
scheinlich auch beim noch
immer schweißtreibendsten Part
der ganzen Geschichte, nämlich
beim Aufbau der PA.
W
enn man es schon mal anpackt, dann
macht man es am besten auch gleich
richtig. Gerade beim Herumwuchten
und Stapeln von schweren Boxen bewahrheitet sich
diese Binsenweisheit besonders, denn wer will schon
jede Kiste zwei Mal anfassen?
Definitionssache
Wo hört eigentlich eine Gesangsanlage auf und ab
wann spricht man von einer echten PA?
Oder ist der
wahre Unterschied eigentlich gar nicht so groß? Ge-
nau genommen ist der Übergang zwischen diesen
beiden Systemen tatsächlich fließend. Ein paar poten-
te Fullrange-Boxen würde ich in einem kleinen Club
mit Fug und recht als PA bezeichnen. In einer 1.000
Leute oder mehr fassenden Mehrzweckhalle oder gar
Open Air braucht es hingegen schon ein paar Stapel
Subwoofer und Topteile nebst dem leistungsfähigen
Amping, um das Attribut „PA“ zu verdienen. Die Full-
range-Boxen von Oben sind hier hingegen kaum mehr
als der Grundstock für eine Monitoranlage.
Wesentlich eindeutiger sieht die Sache bei den
Bestandteilen einer PA aus.
Zumindest auf den ers-
ten Blick; denn ganz grundsätzlich brauchen wir ein
paar Lautsprecher und einen Verstärker. Im einfach-
sten Fall mag das durchaus genügen und im kleinen
Club oder auch im Proberaum vorzüglich funktio-
nieren. An anderer Stelle hingegen sind wir mit die-
sen beiden Bausteinen längst noch nicht am Ende.
Grund genug, an dieser Stelle erst mal ein wenig
Klarheit zu schaffen und die wichtigsten Kompo-
nenten vorzustellen.
FOTOS: IMAGO, NICOLE KRÄMER
Controller und Co – wer
macht was bei einer PA
Öfter mal was Neues – wir fangen am Ende der
Signalkette an.
Dort findet ihr die eigentlichen
Schallwandler, nämlich die Lautsprecher. Theore-
tisch betrachtet haben die Schallwandler den ein-
fachsten Job, nämlich elektrische in akustische
Schwingungen umzuwandeln. Rein praktisch jedoch
handelt es sich dabei um den schwierigsten Part der
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häuse. Neuerdings kommen an dieser Stelle ver-
mehrt so genannte Line Arrays zum Einsatz und
verdrängen die konventionellen PA-Stacks zuse-
hends. Ob mit dieser neuen Technologie - die genau
genommen schon etwa 70 Jahre alt ist und auf dem
Prinzip der Zeilenlautsprecher beruht – wirklich al-
les besser wird, soll hier nicht diskutiert werden.
Allerdings beginnt der wirklich sinnvolle Einsatz sol-
cher Arrays weit außerhalb eines Rockclubs oder
einer kleinen, örtlichen Location.
Direkt vor den Speakern kommen je nachdem
die zweite und dritte Baugruppe einer PA:
Die
Verstärker und Frequenzweichen. Häufig wird in
dem Zusammenhang zwischen „Aktiv“ und „Pas-
siv“ unterschieden, tatsächlich ist diese Unter-
scheidung recht irreführend. Passiv ist es, wenn
ihr einen Endstufenkanal für beispielsweise eine
Fullrange-Box einsetzt und danach erst die Fre-
quenzweiche. Ihr versorgt demnach mehrere Laut-
sprecher (Subwoofer, Woofer und Hochtontreiber)
einer Box mit nur einer Endstufe – die Aufteilung
der Frequenzen erfolgt passiv in der Box. Aktiv
kann jedoch mehr bedeuten: Zum Beispiel dass
das Mischpultsignal erst durch eine aktive Fre-
quenzweiche geht und mehrere Verstärker für die
einzelnen Wege ansteuert. Gleichermaßen kann
aktiv aber auch bedeuten, dass die Endstufen in
den Boxen integriert sind. Da dies nur zur Verwir-
rung führt, solltet ihr von Anfang an zwischen
passiv, aktiv und selfpowered unterscheiden. Letz-
teres sagt dann eindeutig, dass Endstufen und
Lautsprecher eine Einheit bilden.
Inhalt
Special
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Ab ins Publikum
So stellt ihr eure PA richtig
auf und ein
Die 7 goldenen Regeln
der PA-Installation
Auf zum Kauf
Uli Hoppert
Geregelte Verhältnisse –
alles unter Kontrolle!
Seite 48
meist in der Form von 15 oder auch nur 10 Bändern
pro Kanal. Solche Kompromisse bieten leider nur sehr
eingeschränkte Möglichkeiten zur effektiven Klang-
bearbeitung, da Frequenzen nicht gezielt bearbeitet
werden können. Eine alternative bieten parametri-
sche Equalizer, bei denen im Idealfall bis zu fünf Fre-
quenzbereiche beeinflusst werden können.
Bei Controllern und aktiven Frequenzweichen
trifft man auf viele Gemeinsamkeiten.
Genau ge-
nommen sind viele PA-Controller eigentlich nur die
Weiterentwicklung einer aktiven Weiche – mit
deutlich erweitertem Funktionsumfang. Während
aktive Weichen neben der Frequenzaufteilung meist
kaum mehr Einstellmöglichkeiten, abgesehen von
Signalkette, denn nirgendwo sonst zwischen Bühne
und Publikum erfolgt die Signalübertragung so
kompromissbehaftet wie bei den Lautsprechern. Um
ein technisches Optimum zu erreichen, haben sich
Lautsprecherentwickler in den letzten 60 Jahren so
einiges ausgedacht – Hörner, spezielle Gehäusekons-
truktionen oder absonderliche Materialien kommen
und gehen, bewährt haben sich hingegen einige
Standards. Der Hochtonbereich (je nach Systemgrö-
ße beginnt ab etwa 1 kHz und geht bis etwa 20 kHz)
wird in der PA-Technik eigentlich immer mit Hör-
nern wiedergegeben. Die Mitten (etwas zwischen
200 Hz und 1 kHz) und Bässe (20 Hz bis 200 Hz) sind
entweder ebenfalls horngeladen oder auch direkt
abstrahlend. Darüber hinaus gibt es für den Bass
noch einige Spezialisten, zum Beispiel Bandpassge-
»
PA-Controller sind die Weiterentwicklung aktiver
Weichen mit erweitertem Funktionsumfang.«
der Pegelregelung und eventuell einem Limiter bie-
ten, weisen Controller weit umfangreichere und
komfortablere Optionen auf. Freie Zuordnung von
Ein- und Ausgängen, regelbare Zeitglieder (Delays)
zur Anpassung von Gangunterschieden und eine va-
riable Beeinflussbarkeit der Phase sind Parameter,
die bei Controllern neben den Standardfunktionen
der Frequenzweiche mehr oder weniger frei bearbei-
tet werden können und den Einsatz sehr flexibel
machen. Unterschiedliche Filtercharakteristiken,
Einmessoptionen oder Klangverbesserer ergänzen
den Funktionsumfang von Controllern zusätzlich.
EQs, Controller und
Frequenzweichen
Graphic-Equalizer sind zunächst nichts anderes
als Klangregler, durchaus vergleichbar mit den
Klangregelungen im Kanalzug eures Mischpul-
tes.
Der Hauptunterschied eines Pult-EQs zum
grafischen 31-Band-EQ in der Summe erschließt
sich auf den ersten Blick: Für die Einstellarbeiten
in der Summe gibt es deutlich mehr Frequenzbän-
der, nämlich im Schnitt drei pro Oktave, wenn ihr
ein professionelles Gerät auswählt. Gröbere Un-
terteilungen findet man ebenfalls vereinzelt,
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Special: Aufstellen und Einmessen der PA
oder umfangreiche Akustikberechnung im Vorfeld
betreiben.
Begriffe wie „Clusterkonstanten“, „Bas-
sarrays“ oder „Splaywinkel“ schwirren durch den
Raum, aber ob all das für den Clubgig wirklich not-
wendig ist? Ging doch früher auch so, wie hat man
also damals den Weg zum Ziel gefunden? Die ersten
Analyzer waren meist einfache Terzanalyzer, gerne
auch als Realtime (RT) Analyzer oder Spectrum Ana-
lyzer bezeichnet. Diese Geräte bestachen in der Re-
gel durch einfache Ausstattung und konnten eigent-
lich nur eines: die Pegelverteilung des Signals im
Raum, gemessen über ein möglichst lineares Mess-
mikrofon, anhand von mehr oder weniger ruhig zap-
pelnden LED-Ketten anzeigen. Erfreulicherweise ori-
entierte man sich bei der Verteilung der LED-Ketten
auch an den bekannten Frequenzen vom Equalizer
und so war eine gewisse Möglichkeit zur Zuordnung
gegeben. Einfach ausgedrückt: Wo zu viele LEDs
leuchteten, hat man mit dem Equalizer abgesenkt,
wo zu wenige LEDs leuchteten, hat man mit dem EQ
nachgeholfen. Der wohl prominenteste Vertreter da-
mals – der Klark Teknik DN 60 – wird heute noch
häufig eingesetzt; aber auch in neuerer Zeit findet
man diese Geräte verstärkt wieder. Schaut man ge-
nauer hin und überlegt, was da passiert, stößt man
sehr schnell auf eine Schwachstelle: Diese Analyzer
bieten keine zeitliche Unterscheidungsmöglichkeit,
können also nicht erkennen, ob das Signal aus der
Box stammt oder bereits vom Raum wiedergegeben
wird. Mumpft es also, weil der Bass falsch steht oder
der Amp überfordert ist? Oder ist der Grund für den
fiesen Sound eine ebenso fiese Raumantwort in Form
einer Reflexion? Ersteres Problem könnte man mit
EQ oder einem Griff an den Pegelregler beseitigen,
eine Reflexion hingegen bleibt trotz massiver Klang-
regelung immer noch eine Reflexion.
Unter Mitwirkung von John Meyer (dem Gründer
von Meyer Sound) und einigen anderen Tüftlern
rund um die legendären Grateful Dead wurden
bereits in den 70ern erste, echte Analyzer ent-
wickelt,
die auch die Zeit berücksichtigten, die der
Schall bei der Messung zurücklegte. Schrankgroße
Computer arbeiteten damals eine ganze Nacht, um
Luxusausstattung:
Einige Fullrange-Boxen sind mit hoch-
wertigen Controllern ausgestattet.
Schätzen – messen –
analysieren? Oder ganz
einfach hören?
Glaubt man der modernen Beschallungsindustrie,
dann kann man keine PA, ganz gleich wie groß
oder klein, heute noch ohne Controller, Analyzer
Praxistipp
10 Fehler bei der PA-Installation
Es mumpft, phast komisch oder dröhnt. Die Hö-
hen sind messerscharf oder es klingt schlicht gar
nicht. Die wichtigsten Tipps gegen solche Pannen
haben wir hier für euch zusammengetragen.
1. Es fehlt der Druck im Bass
Fast immer ist hier ein verpoltes Kabel schuld.
Denn nur bei 180°-Phasendrehung gibt es
komplette Auslöschung. Zieht einfach einen der
beteiligten Lautsprecher ab – liegt eine Verpol-
ung vor, dann wird der noch aktive Lautsprecher
subjektiv lauter. Alternativ könnt ihr euch auch
abwechselnd direkt vor jeden Lautsprecher
stellen. Direkt davor ist alles ok, in der Mitte da-
zwischen herrscht fast Stille. Abhilfe schafft ein
Phasendreher (eigentlich Polwender). Einfach
dazwischen stecken und fertig.
2. Mitten und Höhen haben keine Definition
und klingen hohl
Also der typische Telefonsound. Auch hier hat
sich fast immer eine Verpolung eingeschlichen.
Klingt jede Seite eurer PA für sich gut und nur
der Stereobetrieb gibt Anlass zur akustischen
Besorgnis, dann hilft auch hier der Phasendre-
her von oben weiter.
3. Der Sound ist ungleichmäßig und weißt
Löcher auf
Wenns so klingt, habt ihr häufig ein echtes
Phasenproblem – und kein Polaritätsproblem.
Damit bezeichnet man alle Verschiebungen, die
nicht zur kompletten Auslöschung führen. Meist
tritt dieser Effekt in den Mitten und Höhen auf.
Kontrolliert, ob alle Lautsprecher auf einer Linie
sind oder ob sich irgendwo unbeabsichtigte
Verschiebungen eingeschlichen haben. Solche
Delays erzeugen, abhängig von der Frequenz
Kammfiltereffekte, die den Sound ungleichmäßig
erscheinen lassen.
4. Der Bass dröhnt überall
Wenn elektrisch alles ok ist, dann liegt die Ur-
sache dieses Problems in der Position der Bässe.
Raumecken oder Begrenzungswände sollten
möglichst tabu sein, denn dadurch erzeugt
ihr eine Verstärkung bestimmter Frequenzen.
Versucht, die Bässe zu verschieben, oft genügen
schon dreißig oder vierzig Zentimeter, um die
Überbetonung auszumerzen. Je nach Location
ist es auch hilfreich, die Bässe durch ein kleines
Podest vom Boden zu entkoppeln.
5. Der Bass dröhnt vor der Wand
Dieser Effekt ist fast nicht zu eliminieren: Es
sei denn, ihr dreht die Bühne komplett. Meist
ganz kurz vor der Wand gegenüber der PA bildet
sich ein massives Bassdröhnen aus, dass mit
Schrittentfernung wieder verschwindet. Ursache
sind Reflexionen der Schallwellen an der Wand,
die zusammen mit den Originalwellen ein so
genanntes „ganzzahliges Maximum“ bilden.
6. Der Raum klingt hallig, blechern und neigt
zum koppeln
Ein untrügliches Zeichen für Reflexionen. Kontrol-
liert die Ausrichtung eurer Topteile darauf hin, ob
irgendwo Wände angeregt werden. Etwas Mut zur
Lücke ist notwendig, da ohne Publikum der Boden
zwangsläufig den Schall reflektieren wird. Später
sorgt das Publikum hier für Dämpfung. Hilfreich
– und günstig – können Stoffbahnen sein, die vor
Wände und Balkone gehängt werden können und
die schlimmsten Reflexionen eliminieren.
7. Tieffrequente Rückkopplungen auf der Bühne
Dieses Problem tritt oft auf, wenn der Bass aus
einem Centercluster vor der Bühne kommt. Solche
Cluster strahlen kugelförmig ab – also nicht
nur nach vorne, sondern auch nach hinten. Dort
wird der Schall von den Mikros auf der Bühne
aufgenommen. Aktiviert also alle Trittschallfilter
wo möglich und schirmt Instrumentalmikros mit
hohem Bassanteil möglichst gut ab.
8. Das Panorama klingt verfahren und
undefiniert
Hier können zwei Fehlerquellen vorliegen.
Entweder stimmt auch hier die Phase nicht, dann
tritt dieses Klangbild ständig auf. Ändert sich
der Eindruck mit dem Pegel, dann kontrolliert,
ob irgendwo ein Regelverstärker unsymmetrisch
eingreift – also auf einer Seite früher als auf der
anderen. Durch die verschiedenen Pegel ergeben
sich Verschiebungen im Panorama
9. Harte Mitten und Höhen
Kontrolliert die Übergangsfrequenzen; eventu-
ell liegen diese zu tief für die Treiber. Muss der
Mitteltöner zu viel Bassanteil wiedergeben, neigt
der Sound zur Aggressivität. Muss der Hochtö-
ner Mitten übernehmen, resultiert daraus ein
gepresstes, angestrengtes Klangbild. Stimmen die
Frequenzen, dann überprüft die Pegel – womög-
lich sind die Treiber an ihrem Limit angekommen.
Dann hilft eine Verschiebung der Übergangsfre-
quenzen nach oben, dadurch werden Mitten und
Höhen entlastet.
10. Es ist zu laut
Dieser Fehler liegt eindeutig nicht am System,
sondern am Bediener. Achtet auf eure Ohren, ihr
habt nur ein Paar davon! Was hilft? Regler runter!
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»
ein Messergebnis auszuspucken. Heute erreichen
Laptops mit entsprechender Soft- und Hardware ei-
ne dramatisch höhere Performance – Messungen
werden in Echtzeit ausgeführt und angezeigt. Damit
lässt sich unter heutigen Gesichtspunkten arbeiten,
denn Zeit ist bekanntlich Geld.
diesen Erkenntnissen bleibt eine überschaubare
Anzahl von potenziellen Nutzern übrig, die wirk-
lich sinnvoll mit Analyzer umgehen können. Wohl
gemerkt – auch ein RTA kann nicht nur wichtig
aussehen, sondern einfach und schnell hilfreiche
Infos vermitteln.
Controller halten verstärkt auch bei kleinen und
kostengünstigen Systemen Einzug.«
Und wer braucht keinen?
Noch einen wichtigen Aspekt dürft ihr nicht
vergessen, die Elektronik macht es euch an an-
derer Stelle bereits einfach und erledigt viele
Probleme bereits lange bevor man einen Analy-
zer bräuchte, um sie aufzudecken.
Controller hal-
ten nämlich verstärkt auch bei kleinen und auch
kostengünstigen Systemen Einzug und überwachen
nicht nur, sondern optimieren auch. Nexo und der
PS-Controller waren praktisch die Eisbrecher. Heu-
te steckt oft schon in kompakten Fullrange-Boxen
ein vollwertiger Controller. Die Herangehensweisen
der Entwickler sind dabei unterschiedlich, mal wird
vom optimal eingestellten Einzellautsprecher aus-
gegangen, bei anderen steht der Gedanke eines
geschlossenen Systems im Vordergrund. Zusätzlich
bieten viele, integrierte Controller unterschiedliche
Presets an, die je nach Konfiguration oder Anwen-
dung optimale Ergebnisse garantieren sollen.
Der Pragmatiker erkauft sich durch den Verzicht
auf eigene Regelmöglichkeiten den schnelleren
Weg zum Erfolg und verlässt sich getrost auf die
Presets an Bord.
Der Tüftler möchte vielleicht lie-
ber Zugriff auf möglichst viele Parameter des Sys-
tems haben. Keine leichte Aufgabe, doch dafür gibt
es mittlerweile eine breite Auswahl an externen
Controllern – meist im 19“-Format. Aber Vorsicht
– schon die Einstellung des Limiters hängt von so
vielen Variablen ab, dass auch hier reichlich Know-
how notwendig ist. Vielleicht gibt es genau darum
auch bei vielen externen Controllern ebenfalls eine
Auswahl an Presets für unterschiedliche Kombina-
tionen und Systeme.
Wer braucht nun
einen Analyzer?
Und wofür? Die Frage ist berechtigt, denn solche
Geräte kosten Zeit und vor allem auch Know-
how.
Während der gute alte RTA noch günstig zu
bekommen ist und einen entscheidenden Vorteil
bietet, kosten aktuelle Softwareanalyzer deutlich
mehr in der Anschaffung und verlangen fundiertes
Fachwissen. Zudem braucht der Einsatz Zeit, denn
die notwendigen Messungen müssen gewissenhaft
vorgenommen werden, um verwertbar zu sein.
Letzten Endes muss man auch noch verstehen, was
die angezeigten Werte und Kurven aussagen, um
schließlich die richtigen Schritte einzuleiten. Mit
Graue Theorie und
bunte Praxis
Und wie jetzt optimal aufstellen? Die Frage
brennt natürlich auf den Nägeln.
Fangt beim Bass
an und fragt euch, wie viel davon wirklich notwen-
dig ist. Häufig gehört ist der Ruf nach abnormen
Tiefbass. Dabei wird all zu leicht vergessen, dass
Rockmusik unter 50 Hz eigentlich nicht stattfindet.
Achtet also lieber auf den „Nutzbass“ und sorgt hier
für ein optimales Ergebnis. Auch die oft gesehene
„Stereoanordnung“ bringt hier oft bereits die ersten
Probleme – also die Boxentürme rechts und links an
der Bühne. Typisch ist hierbei ein Bassloch vor der
Nichts für den Club oder die Kneipe:
Ab nach draußen heißt die Devise bei Line Arrays.
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Special: Aufstellen und Einmesen der PA
Bühne und ein Maximum an Bass irgendwo im Raum
– zusammengefasst: Eine recht ungleiche Verteilung
der tiefen Frequenzen. Versucht man hingegen ein
Monocluster in der Mitte, erhält man häufig eine
deutlich homogenere Verteilung. Die Erklärung für
dieses Phänomen ist einfach – das Monocluster ver-
nativ haben viele Hersteller mittlerweile auch Stativ-
flansche mit mindestens zwei oder mehr Neigungs-
winkeln im Programm oder direkt in ihren Topteilen
Fly High
integriert. Auch hier wieder das eherne Gesetz: Weg
Ein alter Spruch beantwortet die Frage, warum
von Boden, Wänden und Decke! Stellt euch dabei
Lautsprecher fliegen sollten, ganz einfach:
Weil
insbesondere den Hochtonanteil wie eine Taschen-
lampe vor, die analog zum Abstrahlwinkel eures Tops
aus der Box leuchtet. Dabei merkt ihr schnell: Eng
abstrahlende Tops reichen zwar weiter, sind aber im
Nahbereich breiter abstrahlender Systeme unterle-
gen. Unter Umständen braucht ihr also bei engen
Winkeln mehrere Systeme, um den gesamten Raum
sie es können! Scherz beiseite; ein geflogenes Top-
vor der Bühne abzudecken. Ganz gleich, ob der Raum
teil ist tatsächlich das Optimum, dafür aber auch
lang oder breit ist, je höher ihr euer System bringen
nicht ohne Risiko. Finger weg
könnt, je besser ist die Ab-
von Selbstbauten und riskan-
deckung. Ein Minimum an
ten Konstruktionen! Der Vor-
Höhe ist jedoch gut über
teil liegt jedoch auf der Hand,
Kopfhöhe, da Mitten und
mit geflogenen Tops könnt ihr
Höhen anders als der Bass
die Schallverteilung optimal
von eurem Publikum ge-
kontrollieren und euer Publi-
schluckt werden. Knallt
kum von oben und ohne Hin-
ihr mit den Hörnern gegen
Kompakt-PA mit inte-
dernisse berieseln. Damit strahlt ihr
die Köpfe in der ersten Reihe, wer-
griertem Controller:
weder Wände noch Decken an und
den die Leute dort womöglich
HK Audio L.U.C.A.S Alpha
bleibt so – ausverkauftes Haus vor-
headbangen um nicht taub zu
ausgesetzt – von unschönen Refle-
werden, die Leute in den hinteren
xionen verschont. Leider bieten aber
Reihen sich hingegen über den
gerade kleine Locations kaum die
dumpfen Ton beschweren.
Möglichkeiten, zu fliegen.
Es bleibt also nur das bewährte
Stativ und ein paar nützliche
Helferlein wie Schrägsteller
oder Montagerahmen.
Beide Varianten erlauben
die optimale Ausrichtung
auf euer Publikum, alter-
große Vorteile haben kann, zeigen wir euch im
nächsten Abschnitt – dort geht es um die Topteile.
»
Ein Minimum an Höhe der Topteile ist ein gutes
Stück über der Kopfhöhe des Publikums.«
hindert destruktive Überlagerungen, also Interferen-
zen im Bass, da es nur eine Schallquelle gibt. Eine
gleichmäßige Schallverteilung wird dadurch erst er-
möglicht. Vorne laut, nach hinten stetig leiser wer-
dend. Gut so!
Warum also nicht immer mono? Eine berechtig-
te Frage, aber auch hier ist die Antwort einfach:
Monocluster lassen sich nicht beliebig groß bauen,
denn irgendwann wird es entweder zu groß und
versperrt die Sicht auf die Bühne oder durch die
schiere Größe entstehen bereits im Cluster Interfe-
renzen zwischen weit auseinander liegenden Laut-
sprechern. Eine praktikable Mischform ist das ver-
tikale Array, bei dem die Basslautsprecher in einer
Reihe, mit gleichmäßigem Abstand zueinander, vor
der Bühne aufgestellt werden. Sieht aus wie eine
Zahnlücke, wird häufig auch so bezeichnet. Bei
dieser Variante nimmt man Interferenzen nicht nur
in Kauf, man provoziert sie sogar und erreicht da-
mit zweierlei: Bestimmte Frequenzen werden durch
Kopplung verstärkt, gleichzeitig kann man durch
diese Aufstellung der Bässe sogar eine bestimmte
Richtwirkung erreichen. Der Bass lässt sich also in
gewissen Grenzen steuern. Dass so eine Steuerung
Alles perfekt
ausgerichtet –
und trotzdem
klingts schau-
erlich!
Wie kann das sein?
Bislang habt ihr nur die PA
betrachtet und nicht den
Hier ist Vorsicht
geboten:
Boxen an
Eigenkonstruktionen
aufzuhängen ist äu-
ßerst gefährlich..
Mehr Bass:
An
Wänden und Ecken
können störende
Reflexionen im
Tiefbassbereich ent-
stehen.
Richtig positioniert:
Die Topteile sind so po-
sitioniert, dass das Publikum ein Maximum an
direktabstrahlenden Sound abbekommt.
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Soundcheck 04 | 09
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Hochwertiger Terzband-EQ:
BSS FCS 966
Analyzer fürs kleine Geld:
Samson D 1500
Raum denn es zu Beschallen gilt. Wie schon oben bei den Analyzern ange-
merkt, hat der Raum ganz gravierenden Einfluss auf den Sound. Gerade in
sehr kleinen Räumen ist es zum Beispiel enorm schwer, definierten Bass zu
erzeugen. Die Wellenlänge tiefer Frequenzen (über 8 Meter bei 40 Hz) sind
dafür schlicht zu groß. Es entstehen also an den Begrenzungswänden so
genannte „Nichtharmonische“, vergleichbar mit dem Klang einer ver-
stimmten Orgelpfeife. Das Ergebnis ist verwaschener, undefinierter Klang,
der sich weder mit Equalizer, noch mit Controller verbessern lässt. Ähnlich
diffizil sind extrem symmetrische Räume. Drei Meter hoch, sechs Meter
breit und zwölf Meter lang – in diesen Raum passt eine Schalwelle der
Frequenz 120 Hz genau sieben Mal. Einmal senkrecht, zweimal quer und
vier Mal längs. Regt ihr diese Frequenz im Raum zu sehr an, quittiert das
der Raum mit einer drastischen, dröhnenden Überbetonung. Übrigens –
auch alle vielfachen und alle Halben passen hier rein, das Dröhnen wird
sich also nicht nur auf 120 Hz beschränken.
Ein letzter Feind sind glatte Wände, zum Beispiel die unsäglichen Glas-
oder Betonfronten aus der Zweckarchitektur des letzten Jahrhunderts.
Lang, glatt und parallel erzeugen sie schalltechnisches Pingpong und wer-
fen den Schall unkontrollierbar durch den Raum. Im schlimmsten Fall zu-
rück auf die Bühne, wo zusätzlich zum Soundbrei auch noch Feedbacks
vorprogrammiert sind. Jedes dB mehr oder zu viel regt hier nur noch mehr
Echo und Pfeifen an. Der Griff zum Equalizer bringt keinerlei Linderung,
hier helfen nur „architektonische“ Maßnahmen: experimentiert mit der
Aufstellung der PA, vermeidet glatte Wände zumindest gegenüber der
Bühne und richtet penibelst aus.
!
Elektrisches Ungemach
Bislang haben wir uns nur um Einflüsse gekümmert, denen ihr mecha-
nisch beikommen könnt.
Aber zu einem optimal ein- und ausgerichteten
System gehört auch ein elektronischer oder elektrischer Abgleich. Wenn ihr
mit einem Komplettsystem eines Herstellers unterwegs seid, müsst ihr
euch meist nicht um Pegel oder Lautstärkeverhältnisse kümmern. Besten-
falls müsst ihr das System eurem Geschmack anpassen, dafür lauert der
Teufel hier in einem ganz anderen Detail: Den Kabeln. Ein verpoltes Laut-
sprecherkabel kostet euch unter Umständen den halben Pegel im Bass. In
den Mitten oder Höhen klingt euer System bei einem Phasendreher hinge-
gen glasig, undifferenziert und oft ein bisschen „wie Telefon“. Achtet auf
eure Verbindungen und kontrolliert diese besonders penibel. Kleines, aber
fieses Bonbon: Wenn ihr eine komplette PA-Seite verpolt, erscheint zwar in
sich alles richtig, dafür fehlt es aber ausschließlich im Bass und dort nur in
einigen, willkürlichen Frequenzen. Die langen Schallwellen überlagern sich
hier unkontrolliert und es kommt zu Auslöschungen. Nur gut das viele Her-
steller diesen Umstand berücksichtigen und schon einen Phasenwahlschal-
ter in ihre Boxen integriert haben. Wenn ihr euch also nicht sicher seid:
Einfach mal drücken!
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