Special: Die erste eigene PA - Die 11 Gebote zur ersten eigenen PA
DAS FACHBLATT FÜR MUSIKER
Special:
Die erste eigene PA
SPECIAL
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Es werde laut.
Die 11 Gebote
Die geeignete PA für euch
zur ersten eigenen PA
1-2-3 … dabei!
Willkommen im PA-Wunderland Seite 58
So klappts garantiert mit der Auswahl der Wunschanlage
Der Markt für PAs, Lautsprecher und Amps kann nicht gerade als über-
sichtlich bezeichnet werden. Worauf aber kommt es an bei Auswahl der
richtigen Beschallungsanlage? Unsere 11 Gebote informieren euch dar-
über, was wirklich zählt und wie man die richtige PA findet.
B
ei Beschallungsanlagen ist es ähnlich wie
bei anderen Investitionen auch. Das Stu-
dium von Fachliteratur oder -zeit schrif-
ten ist die halbe Miete, aber erst der Gang zum
Fachhändler verschafft die letzte Klarheit. Auf
was aber muss man achten wenn man verschie-
dene Public-Adress-Systeme miteinander verglei-
chen will? Nur wer weiß, wie die einzelnen Para-
meter zusammenwirken kann sich sicher sein,
teure Fehlinvestitionen vermeiden zu können.
Ein untrügliches Zeichen, es mit einer guten PA
zu tun zu haben, ist im allgemeinen, dass einem
außer einem angenehmen Klangbild gar nichts
auffällt.
Wenn man dann etwa laut spricht, sich
dabei aber kaum hört, dann weiß man, der Schall-
druck ist jetzt richtig hoch. Unangestrengte Un-
auf fälligkeit und Neutralität bei hohen Schalldrü-
cken, das ist das was von einer PA verlangt wird.
1. Gebot
Du sollst die PA vor dem
Kauf im Vergleich mit
Wettbewerbern hören
Bringt dazu am besten eine gute CD mit.
Die
müsst ihr allerdings nicht, bzw. allenfalls für we-
nige Sekunden laut aufdrehen. Viel wichtiger sind
Deutlichkeit und Klangfarbe der Boxen, sowie Ho-
mogenität im Abstrahlverhalten. Dies, aber auch
die Basswiedergabe, lässt sich auch leise beurtei-
len. Ihr solltet jedoch in jedem Fall äußerst kri-
tisch die Ohren spitzen. Achtet beim Hören etwa
auf den Unterschied zwischen Bratsche und Cello,
Klarinette und Oboe, Strat und Tele oder zwischen
einer Holz- und einer Metall-Snare. Sind die Mit-
ten im Bereich der Übergangsfrequenz zwischen
Mitten- und Hochtöner deutlich? Klingen die Hö-
hen womöglich übermäßig spitz oder scharf?
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Abstrahlcharakteristik einer Beschallungsbox:
Höhere
Frequenzen werden erkennbar enger abgestrahlt als tiefe.
2. Gebot
Du sollst die wesentlichen
technischen Daten
vergleichen
Vergleicht Wirkungsgrade, Maximalschalldrü-
cke, sowie die angegebenen Toleranzen, Nennleis-
tungen, - belastbarkeiten.
Auch die Slew Rate
und den Dämpfungsfaktor einzelner Endstufen
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SOUNDCHECK 04 | 08
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Wissen
Neodym oder der tiefere Sinn
der Gewichtseinsparung
Gewichtseinsparung ist eine prima Sache,
weil man dann weniger schwer zu tragen hat.
Soweit die triviale Seite. Das ist aber nicht der
wahre Grund, weswegen man Neodym-Treiber
verbaut. Die chemischen Elemente Neodym,
Eisen und Bor lassen sich in Relation zu ihrer
Masse zu besonders starken Magneten versin-
tern. Bei Lautsprechern und dynamischen
Mikrofonen ist eine möglichst geringe träge
Masse wünschenswert, damit schnelle Impulse,
steile Flanken, eben „die Höhen“ gut übertra-
gen werden. Neodym-Magneten sind daher bei
hochwertigen Lautsprechern, aber auch bei dy-
namischen Mikrofonen nicht nur aus Gründen
der Gewichtsersparnis sehr verbreitet.
solltet ihr berücksichtigen. Seht euch die Herstel-
ler angaben des Frequenzgangs an. Stellt der An-
bieter Dateien mit den technischen und Abstrahl-
daten der Boxen zur Verfügung (etwa für das
Programm „EASE“)? Wenn ja, spricht dies defi-
nitiv für einen seriösen beschallungstechnischen
Ans pruch, denn mit solchen Daten können bei-
spiels weise Großbeschaller die fraglichen Boxen
komfortabel in ihre computergestützte Planung
mit einbeziehen.
3. Gebot
Kunststoffteile nur unsauber verarbeitete Holz-
ecken verbergen sollen. Manche Kunststoffecken
halten zum Beispiel Schlägen erkennbar nicht
stand und manche Metallecken sind schlicht zu
klein. 18-mm-Birkenmultiplex mit Strukturlack
braucht in aller Regel überhaupt keine Eckenapp-
likationen. Ganz wichtig außerdem: Griffe sind
kein Ersatz für Flugpunkte. Zudem müssen die
Griffschalen so tief sein, dass man mit den Fin-
gergelenken beim Wuchten nicht anstoßen kann.
4. Gebot
Du sollst Boxenschrägsteller
verwenden
Boxenschrägsteller, Schwenkrahmen oder Flan-
sche mit variablem Auf stellwinkel sind Pflicht.
Bei der Verwendung einfacher Schräg steller
müsst ihr beachten, dass die Belastung des
Stativs beziehungsweise der Distanzstange
nicht mehr zentrisch ist. Die Hebelwirkung
sorgt dann nämlich dafür, dass die maximale
Belastung des Stativs schneller und vor allem
einseitig erreicht ist.
5. Gebot
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Vorbildliche Lösung:
Bei LD-Systems LDE-Serie können alle
Boxen in 4°-Grad-Schritten von -18° bis +18° geneigt werden.
6. Gebot
Du sollst flexibel in
der Aufstellung sein
Du sollst gute Stativ-
hardware verwenden
Du sollst auf die
Verarbeitungsmerkmale
achten
Flugpunkte, gute Griffe, Ecken, Füße, Laut-
sprecherschutzgitter, Lackierung oder Filzbe-
spannung lassen sich schnell identifizieren.
Ein Vergleich im Showroom ist aufschlussreich.
Billige Hardware wird nicht zuletzt auch die
Lebensdauer der PA extrem verkürzen. Ein
Ärgernis sind einfach verschraubte Füße, die
sich lösen und Ecken, die als Metall- oder gar
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Beim Einkauf von PA und Zubehör gibt
es am ehesten Verhandlungsspielraum.
Bei Stativen sind Kompromisse jedoch nicht
angebracht. Ganz banal ausgedrückt: Man
nehme das Beste. Sonst kann es schnell
vorne und hinten wackeln. Im schlimms-
7. Gebot
ten Fall stürzen eure wertvollen Boxen
Du sollst kräftige
von der Bühne und verursachen ei-
Amps verwenden
ne Menge Ärger in Form von
Reparaturkosten oder verletz-
Die Nennleistung der Verstär-
ten Personen. Kurbelstative
ker von Passivsystemen soll-
und -distanzstangen er-
te etwa 30 % über der
sparen im Vergleich zu
Belastbarkeit der Box-
Sichere Sache:
Solides Ständer-
einfachen Ausführung-
en liegen.
Warum das?
material hilft unnötigen Ärger
en mit Splint viel Mühe.
Gehen die Lautsprech-
und Unfälle zu vermeiden.
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Es gibt exzellent klingende Boxen, deren Sound
sich aber nicht entfalten kann, weil sie sich nicht
vernünftig stellen lassen.
Boxen in Säulenform
ohne Flugpunkte, Boxen in Würfelform, die sich
nur auf andere Würfel stapeln, nicht aber schräg
stellen lassen, Fullrange-Boxen, die zu groß sind
für jedes Stativ und sogar Boxen die sich nur
aufhängen lassen – all das gibts. Eine präzise
Ausrichtung auf die Ohren des Publikums ist aber
mindestens ebenso wichtig wie die Qualität der
Speaker selbst. Daher ist die Kombination „Sub-
woofer auf dem Boden, Distanzstange drüber
und Mittelhochtonbox mit Schrägsteller
obendrauf“ für kleinere PAs auch kaum
zu schlagen. Subwoofer gehören auf den
Fußboden, da dieser als akustischer Spiegel wirkt
und damit fast 6 dB Pegelgewinn im Bass bewirkt
(gegenüber geflogenen Subwoofern).
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Special:
Einsteiger-PAs
er dabei nicht kaputt? In der Tat, man kann
Lautsprecher durch Aufdrehen der Verstärker
prinzipiell zerstören, allerdings klingen die ster-
benden Lautsprecher zuvor nicht nur laut, son-
dern auch erbärmlich. Viel leichter dagegen
kann man allerdings Hochtöner mit einem über-
steuerten, weil unterdimensionierten Verstärker
töten. Dieser erzeugt beim Klirren (unter
Überlast) nämlich brachiale Energie in den
Höhen, die viel gefährlicher für Hochtöner ist als
ein zu starker Amp, der nicht übersteuert wird.
Große Amps bieten zudem bessere Slew Rates
und Dämpfungsfaktoren – sprich: sie übertra-
gen impulsfreudiger und klingen daher in der
Regel auch wesentlich besser.
und Absetzen zu zweit. Greift ruhig in die Griff-
mulden. Wenn die Fingerkuppen beispielsweise
am Gehäuse anstehen, solltet ihr den 50 Kilo-
gramm schwe ren Subwoofer im Zweifelsfall lie-
ber stehen lassen.
10. Gebot
Du sollst flexibel
einsetzbare Systeme kaufen
Bei PAs kann man sich für sehr wertstabile
Systeme entscheiden oder für solche, die man
nie wieder los wird.
Standardmaterial guter
Qualität kann man immer gut verkaufen. Multi-
funktionsboxen, die sowohl als Bühnenmonitor
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Ergonomie satt:
So großzügig dimensionierte Griffe wie
bei dieser QSC HPR122 sind leider nicht überall üblich.
langen XLR- und höchstens 15 Meter messenden
Speakon-Kabeln zu arbeiten.
Wissen
Kennzahlen von Lautsprechern
1.800-Watt-Class-H-Endstufe von JB-Systems: Idealerweise eignet sich ein solcher Amp im gebrückten Modus für
Boxen mit rund 1.200 Watt Belastbarkeit.
8. Gebot
Du sollst abschätzen, wieviel
Schalldruck du brauchst
Wie groß ist die größte Hütte, die ihr beschall-
en wollt, und welche Art von Musik soll es sein?
Orientiert euch an den Angaben des maximalen
Schalldrucks in einem Meter Abstand. Eine ganz
grobe Richtline mag sein: Für einen Club mit 50
Leuten braucht man vier Boxen – 2 Tops und 2
Subs – mit 123 dB Maximalschalldruck. Für jede
Verdoppelung des Publikums oder der Raum-
größe braucht man entweder doppelt so viele
Boxen oder 3 dB mehr an Maximalschalldruck.
Dies gilt allerdings nur unter mehreren Vorbe-
halten, im Einzelnen sollte man hier die Boxen-
fläche sowie die Verzer rungstoleranzen und die
Raumgeometrie berücksichtigen.
9. Gebot
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wie auch als Frontsystem taugen, sind wertsta-
bil und man kann sie meist auch selbst auf Dauer
gebrauchen. Auch Aktiv- und Trapezoidboxen,
oder zweikanalige Endstufen sind Standard-
material und haben typischerweise einen hohen
Wiederverkaufswert. Der Einkauf mehrerer iden-
tischer Boxen für FoH und Monitor, ist ebenfalls
sinnvoll und führt zu kalkulierbaren Resultaten,
wenn beispielsweise die Frontboxen bei größe-
ren Veranstaltungen als zusätzliche Monitore ein-
gesezt werden sollen, oder die Monitore zum
Ausleuchten bestimmter Publikumsbereiche.
11. Gebot
Belastbarkeit in Watt (W):
Wie viel an Leis-
tung hält der Lautsprecher aus bevor er zerstört
wird? Dieser Wert beschreibt nicht die Leistungs-
fähigkeit des Systems, sondern spielt vielmehr
bei der Endstufendimensionierung eine wichtige
Rolle. Die für die Praxis relevanteste Angabe ist
die Nennbelastbarkeit (RMS). Reine Musikbelast-
barkeitsangaben sind mit Vorsicht zu genießen.
Kennschalldruck (dB SPL 1 W/1m):
Dieser
oft auch Wirkungsgrad genannte Wert trifft in
Verbindung mit der Belastbarkeit eine Aussage
über die Leistungsfähigkeit eines Speakers. Er
gibt an, wie viel Schalldruck der Lautsprecher
bei 1-W-Eingangsleistung in 1 m Entfernung er-
zeugt. Gute Systeme liegen hier oberhalb von
100 dB SPL 1 W/1 m. Zum Vergleich: Ein HiFi-
Speaker mit einem Kennschalldruck von 91 dB
SPL 1 W/1 m muss die achtfache Leistung zuge-
führt bekommen, um genauso laut zu sein, wie
ein PA-Lautsprecher mit 100 dB SPL 1 W/1 m.
Ein Lautsprecher mit niedriger Belastbarkeit und
hohem Kennschalldruck kann also eine bessere
Wahl sein, als ein Lautsprecher mit hoher
Belastbarkeit und niedrigem Kennschalldruck.
Maximaler Schalldruck (dB SPL):
Wie viel
Schalldruck erzeugt – meist in 1 m Entfernung
gemessen – eine Box maximal? Wichtig bei der
Dimensionierung des PA-Systems auf den Raum.
Du sollst auf Rollen und
Griffe Wert legen
Vermeidet jeden Meter, den ihr schwere Las-
ten tragen müsst.
Das gilt insbesondere dann,
wenn ihr am gleichen Tag noch einen Gig als
Musiker absolvieren müsst. Subwoofer-Boxen
sollen rollen. Dabei sollten sie auch als Wagen
für die kleineren Top-Boxen dienen können.
Das gleiche gilt für Endstufenracks. Moderne
Griffe sind meistens gut. Achtet aber dennoch
darauf, dass sie so beschaffen und angebracht
sind, dass ihr euch beim Tragen nicht den
Handrücken oder die Fingergelenke verletzen
könnt. Das gilt insbesondere für das Tragen
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Du sollst Kabel
einkalkulieren
Bedenkt unbedingt von vornherein wie viele
Kabel ihr benötigt.
Beim PA-Einkauf ist man in
guter Verhandlungsposition, wenn man gleich
einen ganzen Batzen guter Kabel dazu nimmt.
Speakonkabel sollten dabei so lang wie nötig und
so kurz wie möglich sein. Wenn die Endstufen
auf beiden Bühnenseiten stehen, kommt man mit
kürzeren Kabeln aus. Sinnvoll sind auch Speakon-
Verlängerungsstücke, mit denen sich Kabel bei
Bedarf miteinander verquicken lassen, um ein
längeres Kabel zu bilden. Bei der Verkabelung
fällt auch immer Bedarf für professionelle XLR-
Kabel an, darunter mehrere „Shorties“, die die
Verbindung zwischen Stagebox und Endstufen
schaffen, wenn diese nebeneinander stehen. Rech-
net aus, welche Kabelstrecken ihr für eure PA
braucht. Im Interesse eines schnellen Auf- und
Abbaus ist es sinnvoll, nur mit maximal 10 Meter
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Abstrahlwinkel in Grad:
Wichtig für die Aus-
richtung einer Speakerbox. Der weit verbreitete
Abstrahlwinkel 60° x 40° etwa besagt, dass der
Lautsprecher, zumindest im Mittelhochtonbereich,
jeweils 30° nach links und rechts und jeweils 20°
nach oben und unten abstrahlt. Diese Abstrah-
lung ist stark frequenzabhängig. Gleichmäßig-
keit der Abstrahlung über die Frequenz macht
eine gute Box aus. Sinnvolle Abstrahlwinkel für
Clubsysteme sind 90° x 60° oder 60° x 40°.
• Impedanz in Ohm (W):
Eine Impedanz von 8 Ω
besagt, dass der Endstufe ein frequenzabhängiger
Widerstand von 8 Ω entgegengesetzt wird. Dieser
Wert ist in erster Linie für den Anschluss von
Boxen an eine Endstufe von Bedeutung.
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