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it ihrem fünften Album haben es
Heaven Shall Burn geschafft sich an
der Spitze des deutschen Metal zu
etablieren. SOUNDCHECK traf die Band bei ihrer
Record-Release-Party und unterhielt sich mit
Gitarrist, Hauptsongschreiber und Texter Maik
Weichert über die Fertigstellung einer Trilogie.
SOUNDCHECK: Mit dem Album „Iconoclast
(Pt. 1 – The Final Resistance)“ und der „Bil-
dersturm (Iconoclast – Part II)“-DVD habt ihr
begonnen, was ihr jetzt mit „Invictus (Icono-
clast III)“ zum Dreigestirn vervollständigt.
Kommen wir also gleich zum aktuellen Al-
bum. Wie verlief die Entwicklung und wie ist
das Album überhaupt entstanden?
Maik Weichert:
Wir sind nicht so eine Band die
diese vorgegebenen festen Rhythmen hat. Von
daher kann man das schwer sagen. Wir sind min-
destens einmal die Woche im Proberaum und
werkeln an verschiedenen neuen Sachen. Aber
dass man sich hinsetzt und dann wirklich ernst
macht, geschieht ungefähr ein halbes Jahr bevor
man aufnimmt. Wir haben etwa im Juli oder Au-
gust letzten Jahres angefangen, im Dezember
und Januar haben wir aufgenommen, und jetzt
im Mai ist die Platte rausgekommen. Dazu kom-
men natürlich auch noch die ganzen Promo-
Vorläufe, gerade bei US-Veröffentlichung sind
das immer drei Monate. Manchmal ist das leider
etwas unbefriedigend, wenn man sein Baby
schon so lange auf die Welt gebracht hat, und es
dann noch ein Vierteljahr dauert bis es raus-
kommt. Aber so läuft das eben meist. Es war
dieses Mal alles relaxed. Wir haben auch nicht
so viel verändert im Vergleich zur vorigen Platte,
was das Team angeht, mit dem wir aufgenom-
men haben oder auch wo wir aufgenommen ha-
ben. Das war ganz bewusst, weil dies ja auch der
dritte Teil einer Trilogie ist, deshalb ist auch der
Sound an die Vorgänger angelehnt.
SOUNDCHECK: Hat sich denn vom Songwri-
ting etwas geändert?
MW:
Man hat immer das Gefühl, gerade wenn
man die Songs schreibt, dass der Stil sich ändert.
Da hat man dann drei Songs, die halt die etwas
softeren sind, die schreibt man hintereinander
weg und hat zwischenzeitlich schon das Gefühl,
die Platte wird ein total kommerzieller „Kack“.
Dann schreibt man mal vier Songs, wo es nur auf
die Fresse gibt, da hat man dann den Eindruck,
das wird viel zu eindimensional. Am Ende gleicht
sich das glücklicherweise aus. Aber dass man
sich ganz bewusst hinsetzt und irgendwelche
SC: Also hat sich nicht viel verändert?
MW:
Wir wollten den gleichen Sound, aber aus
unserer Sicht eben noch ein paar Nuancen ver-
bessern. Ob das nun wirklich eine Verbesserung
war und geklappt hat werden wir vielleicht in
fünf Jahren einmal merken. Das Feedback geht
in alle Richtungen. Von Leuten, die den Sound zu
überproduziert finden, bis hin zu Leuten die ihn
richtig cool finden. Eine eigene Meinung konnte
ich mir da jetzt aber noch nicht bilden.
Stiländerungen macht, das gibt es bei uns ei-
gentlich nicht. Das wär dann eher die Entschei-
dung einer Band die sagt, wir gehen mal zu dem
Produzenten, der mehr Elektro-Sound macht,
oder gehen wir zu dem anderen, dann klingen
wir wie AC/DC. Solche Gedankengänge haben
wir noch nicht gehabt. Wir haben alles selbst
gemacht, also haben wir auch nichts geändert.
Die einzige Veränderung war, dass wir die Drums
woanders aufgenommen haben.
SC: Elektro ist ein gutes Stichwort. Diese Ele-
mente fließen zunehmend in euren Sound ein.
MW:
Naja, dieses Mal sind wir offensiver damit
umgegangen. Seit „Antigone“ 2004 haben wir
immer mal wieder elektronische Parts einge-
setzt, aber das war dann eben in Song Nummer
8 am Ende. Da hat man sich noch nicht so richtig
getraut. Aber auf der vorletzten Platte „Icono-
clast“ hatten wir einen Elektro-Beat bei „Mur-
derers Of All Murderers“, und das kam richtig
gut an. Dadurch haben wir uns getraut das dies-
mal etwas offensichtlicher zu machen, gleich
auch den zweiten Song mit einem elektronischen
Brand versehen. Wir haben festgestellt, dass das
eine weitere Dimension dazu gibt, die etwas bru-
taler ist, denn irgendwann kann man nicht noch
mehr Blast-Beats einsetzen, noch schneller spie-
len oder noch lauter Mastern, da ist das Limit
erreicht. Und mit Elektrosounds kann man noch
mehr Aggressivität und Brutalität herausholen
und eine Grenze überschreiten. Dieses Stamp-
fende passt natürlich auch sehr gut zu uns.
SC: Habt Ihr auch negative Stimmen gehört?
MW:
Eigentlich gar nicht. Ich hatte auch erwar-
tet, dass da mehr Leute Anstoß nehmen. Wir hat-
ten aber auch ganz bewusst erst mal einen „nor-
malen“ neuen Heaven-Shall-Burn-Song auf unse-
re MySpace-Seite gestellt. Das war den Leuten
Die Band aus dem thüringischen Saalfeld/
Saale nahe Jena, wurde 1996 von Maik
Weichert und Matthias Voigt unter dem
Namen Bevor The Fall aus der Taufe gehoben.
Nach der Namens änderung zu Heaven Shall
Burn stießen 1997 Marcus und Eric Bischoff
zum Line-Up. Nach ersten Alben bei Lifeforce
Records wechselte man 2004 zu Century
Media und stürmt mit dem 2006er-Album
„Deaf To Our Prayers“ (dem ersten mit Gitarrist
Alexander Dietz) erstmals die Charts. Mit dem
aktuellen Longplayer knackt das Quintett erst-
mals die deutschen Top 10. Es geht also weiter
bergauf bei Heaven Shall Burn.
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INTERVIEW: HEAVEN SHALL BURN
Komfortable Metalaxt:
Trotz ihrer ausladenden
Formen stellt die Explorer für Maik eine der
bequemsten Live-Gitarren dar.
Vom Erfolg überrascht:
Bei der Band-
gründung vor weit über 10 Jahren
konnte Maik sich sicher nicht vorstel-
len, wie weit er mit Heaven Shall Burn
einmal kommen würde.
MW:
Wir arbeiten mit einem Harddisc-Sampler.
Die paar Songs, die elektronische Elemente bein-
halten, spielen wir auf Klick. Das war eine ganz
neue Herangehensweise für uns. Aber wir haben
sehr schnell festgestellt, dass das stur durchzu-
ziehen nichts für uns ist, da muss eine Stelle mal
ein Bisschen schneller und eine andere schon mal
einen Tick langsamer sein. Das entscheiden wir
spontan nach Tagesform, ob wir den jeweiligen
Song mit reinnehmen oder nicht. Da sind wir ge-
rade am Austesten, vor allem auch, wie es bei den
Leuten ankommt. Wir haben es im Proberaum
probiert und auch live schon riskiert und das war
bisher eigentlich immer positiv. Man kann natür-
lich auch wie andere Bands
genau die gleiche Technik
nicht im Rack neben dem
Drummer stehen haben,
sondern eine dickbusige Key-
boarderin auf die Bühne stel-
len, die auf einen Knopf drückt.
Was anderes ist das bei allen an-
deren technisch heute auch nicht
mehr, das ist nur Gepose.
SC: Wie setzt ihr eure Songs live
um? Versucht ihr möglichst nah
am Original zu sein?
MW:
Nein, überhaupt nicht. Wir
haben viele Songs, die auf der
Bühne ganz anders daherkom-
men, also reine Live-Versionen
sind. Auf CD sind die meist viel
epischer, beispielsweise mit
stimmigen Helden-Gitarrenleads. Das
will live niemand hören. Solche Parts lassen wir
gern mal weg. „The Weapon They Fear“ zum Bei-
spiel, oder vom neuen Album „Buried In For-
gotten Grounds“, da haben wir zwei Live-Versi-
onen. Eine, die einen etwas epischeren Mittel-
aber auch nicht recht, das klang dann zu typisch.
Daraufhin haben wir einen dieser eher elektro-
nisch beeinflussten Songs rausgehauen, da wuss-
te dann keiner mehr, was jetzt eigentlich los ist.
Aber der Fan hat dann schon geahnt, dass sich das
Album wohl zwischen diesen beiden Polen ab-
spielen wird.
SC: Wie kam es eigentlich zu der Zusammen-
arbeit mit dem isländischen Multiinstrumen-
talisten Ólafur Arnalds, der mittlerweile vor
allem im elektronischen Metier von sich re-
den macht?
MW:
Das hat schon Tradition. Seit „Antigone“,
unserer ersten Platte bei Century Media, hatten
wir Intros von ihm auf unseren Alben. Das Intro
auf „Invictus“ ist auch bewusst an das Intro der
ersten Scheibe angelehnt. Damals sind wir mit
Ólafur zusammengekommen, als wir eine Show
in Island hatten und er in einer Metal-Band
Drums gespielt hat. Er hat uns eine CD in die
Hand gedrückt und ich hatte total krassen Metal
erwartet. Als ich reingehört habe, waren da aber
diese epischen, klassischen Sphären. Das fand
ich total cool und habe ihn spontan gefragt, ob
er Lust hätte etwas zu machen. Das hat sich zu
einer guten Tradition entwickelt. Heute ist er bei
Leuten, die auf Sigur Rós und isländische Musik
stehen, eine ziemlich große Nummer. Mittler-
weile ist das eine Ehre, dass er für uns überhaupt
etwas macht. Da waren wir wirklich froh, dass er
diesmal auch wieder dabei war.
SC: Bleiben wir noch bei den elektronischen
Elementen, wie setzt ihr das live um?
ASUNDER (2000)
WHATEVER IT
MAY TAKE (2002)
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MW:
Wir sind alle um Jena verwurzelt und das
F-Haus hat uns immer unterstützt. Zudem macht
es wahnsinnig Spaß hier zu spielen. Der Laden
fasst zwischen 700 und 800 Personen. Wir hätten
natürlich locker doppelt so viele Karten verkaufen
können, aber hier ist einfach eine kuscheligere
Atmosphäre. Man lädt ein paar befreundete
Bands ein und der Club freut sich auch, dass mal
wieder was geht. Das war eine Herzensangele-
genheit die Release-Show in einem Club zu ma-
chen mit dem man verbunden ist. Zudem sehen
wir uns hier auch privat viele Shows an.
SC: Ihr habt auch einige Endorsements. In wie
weit bringt euch das Vor- bzw. Nachteile?
MW:
Wir sind nicht losgezogen und haben auf
Krampf versucht, dass uns jemand endorsed.
Mein erstes richtiges Top war ein Ritchie Black-
more von Engl. Das hab ich irgendwann verkauft
und hab jahrelang probiert, auch was andere so
spielen, und bin später wieder da gelandet. Als
Engl angeboten haben, uns zu endorsen, war das
natürlich toll, da ich das Ding ohnehin schon da-
Kompaktes Setup in Profiausführung:
Auch mit nur wenigen Komponenten hat man seinen Gitarrensound stets im Griff.
part hat und eine wo wir den Teil weglassen.
Wenn man bei Rock am Ring nur 40 Minuten
Zeit hat, muss man den Zuschauern nicht 20
Prog-Parts um die Ohren hauen, dafür ist die
Zeit einfach zu schade. Ansonsten ist es generell
so, dass wir das Tempo spielen, das sich live er-
gibt. Es kommt ganz oft vor, dass ein Song live
etwas schneller gespielt werden muss weil er
dann mehr Arsch tritt. Das machen wir uns
auch nicht kaputt, mehr als zwei oder drei
Songs werden wir live nicht auf Klick spielen,
weil sonst das Feeling verloren geht.
SC: Wie wählt ihr die Songs für eure Live-
Sets aus?
MW:
Wir sind jetzt schon so lange dabei, dass es
da so viele feste Punkte und Songs gibt, die die
Leute einfach hören wollen. Da gibt es gar nicht
mehr so viel Zeit, die man auffüllen müsste. Gera-
de wenn man nur 40 Minuten spielt, hat man so
viele Klassiker, die das Publikum fordert, da kann
man vielleicht mal einen weglassen. Aber wenn
du bei Slayer bist und die spielen nicht „Dead Skin
Mask“, „Angel Of Death“ oder „Raining Blood“,
dann ist das auch keine Slayer-Show.
SC: Wie sieht es beim Monitoring aus? Geht
Ihr da ganz klassisch vor und benutzt Wedge-
Boxen oder setzt ihr auf In-Ear-Monitoring?
MW:
Unser Drummer hat für die Klick-Sachen In-
Ear. Wir haben das auch alle ausprobiert, aber ich
hab da immer das Gefühl ich sitz mit einem iPod
in der Straßenbahn. Mir muss es einfach um den
Kopf scheppern. Es kommt nicht darauf an, ob ich
die Anschläge vom anderen Gitarristen oder die
Bassdrum höre. Ich muss die Walze insgesamt
fühlen und wissen, dass ich im Takt bin. Wahr-
scheinlich ist das der Unterschied zwischen Musi-
kern und Künstlern. Wir sind doch eher Musiker.
SC: Plant ihr eure Lightshow selbst, bezie-
hungsweise wer ist dafür zuständig?
MW:
Beim Lichtdesign arbeiten wir mit Martin
Kames zusammen. Den haben wir mal bei einer
Show in Wien kennengelernt, bei der er unserer
Meinung nach super Licht gemacht hat. Wir ha-
ben seitdem schon bei vielen Sachen mit ihm
zusammengearbeitet. Er ist festes Team-Mit-
glied. Ab einem bestimmten Level kommt man
auch nicht mehr drum herum, eine Person dafür
zu haben. Alles kann man beim besten Willen
nicht selbst erledigen.
SC: Wie seid ihr gerade auf das F-Haus in Je-
na für die CD-Präsentation gekommen?
stehen hatte. Von Gibson endorsed zu werden ist
natürlich ein Traum. Ich hätte nie im Leben ge-
dacht, dass ich mal eine Explorer-Gitarre cool
finden könnte. Es ist gar nicht zu glauben, dass
diese Gitarre wirklich bequem sein könnte, wenn
man sie so sieht. Aber ich habe sie einmal um-
hängt und damit gespielt, und die Gitarre ist so
perfekt ausbalanciert, seit dem spiel ich gar kei-
ne andere Form mehr. Sie hat sogar die Les Paul
vom Wohlfühlfaktor her abgelöst.
SC: Mehr vom Tragen und vom Sound als vom
Aussehen?
MW:
Ach, an den Look habe ich mich mittler-
weile gewöhnt. In der Zwischenzeit ist das ja
auch alles mehr Crossover. Wenn man vor zehn
Jahren bei einer reinen Hardcore-Show mit einer
Explorer aufgelaufen wäre, da hätte man schon
dumme Kommentare bekommen, und doch eher
eine SG eingesetzt. Wir sammeln aber keine En-
BILDERSTURM –
ICONOCLAST II (THE
VISUAL RESISTANCE)
(DVD, 2009)
DEAF TO OUR
PRAYERS (2006)
ANTIGONE (2004)
ICONOCLAST
(PT. 1: THE FINAL
RESISTANCE) (2008)
INVICTUS
(ICONOCLAST III)
(2010)
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INTERVIEW: HEAVEN SHALL BURN
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Absolute Liveabräumer:
Heaven Shall Burn
schaffen es, die Massen in kürzester Zeit
zum Toben zu bringen.
liban, Heaven Shall Burn oder Fear My Thoughts.
Die haben eine wahnsinnig gute Politik und da-
von profitieren sie auch. Die Bands an einem
bestimmten Punkt der Karriere gehen zu lassen
ist da nur folgerichtig.
SC: Habt ihr in Sachen Design und Merchan-
dise auch die Hand drauf?
MW:
Das haben wir alles selbst unter Kontrolle.
Wir haben in keinem Bereich unsere Rechte in
irgendeiner Hinsicht weggegeben. Beim Mer-
chandise arbeiten wir ganz eng mit Imperial Clo-
thing zusammen. Die haben mit uns angefangen,
kommen auch aus Thüringen und sind alte Kum-
pels. Natürlich macht unser Label auch mal T-
Shirts für uns, aber teilweise beliefern wir die
jeweiligen Firmen sogar noch selbst.
chof f (Bas s) ,
Eric Bis
Voigt (Drums) ,
als) , Mat thias
f (Voc
arre )
Mar cus Bis chof
nder Dietz (Git
(Git arre ), Ale xa
Maik Weicher t
17.07. Deichbrand Festival
Cuxhaven
dorsements. Es gibt etliche Firmen, die uns
20.08.Summer Breeze
Dinkelsbühl
Unterstützung anbieten, aber das ist halt
nicht das, was wir gut finden. Deshalb kau-
fen wir uns die Sachen eben selbst, wie je-
der andere auch. Es gibt Leute die da Kompro- gemerkt haben, wie wir ticken. Normalerweise,
misse machen, oder viele große Gitarristen, die kommt die Platte raus, dann geht man auf Tour
irgendwelche Mittelklasse-Amp-Endorsements und so weiter. Das funktioniert bei uns aber nicht.
haben und dahinter ist auf der Bühne eben doch Das hat sich aber relativ schnell eingespielt und es
der Rectifier versteckt. Die Endorsement-Ange- klappt gut mit Century. Wir verkaufen in den USA
bote kamen aber alle erst in jüngerer Zeit, als wir genauso viele Platten wie Bands, die dort viermal
im Jahr auf Tour sind. Da weiß bis heute kein
schon etwas bekannter waren.
Mensch, warum das so ist, aber vielleicht haben
Die meisten Leute die Endorsements suchen
wir einen gewissen „Geheimtipp-Status“. Wir
sind aber Bands die gerade auf dem Sprung
werden natürlich nie 200.000 Stück in den USA
sind, das sind auch die, die Unterstützung
verkaufen, aber 20.000 Platten verkauft man als
brauchen.
Ob mich nun eine Explorer mit einem Geheimtipp relativ locker. Manche Bands müssen
50-%-Endorsement-Deal 700 Euro kostet oder dafür hart touren. Irgendwie haben wir das Glück,
ob ich sie kostenlos umgehangen bekomme, ist dass das bei uns nicht so ist…
für eine Band die viel Kohle macht nicht der
große Unterschied. Im Gegensatz dazu ist das
Mit Lifeforce arbeiten wir immer noch zu-
für eine Band, die Unterstützung braucht, aber
sammen.
Wir haben auch noch als wir schon bei
nun mal essentiell. Aber das ist ja immer so. Century Media waren, bei Lifeforce eine Split-
Wenn man das Zeug braucht, kriegt man es CD mit Caliban gemacht. Und in Zukunft werden
nicht, und wenn man die Kohle momentan ohne- wir bestimmt auch nochmal was machen. Wir
hin hat, bekommt man es nachgeworfen. Für waren in dieser Hinsicht vertragsfrei. Das war
Drummer ist es natürlich besonders wichtig en- auf jeden Fall ein völlig freundschaftliches Ver-
dorsed zu werden, da man da viele teure Ver- hältnis und das werden wir uns auch weiterhin
bewahren. Wir arbeiten auch immer noch an den
schleißteile hat.
Re-Releases mit, und wenn ein kleines Label eine
SC: In Sachen Label seid ihr ja vor einiger Zeit
Band aufbaut, die dann auf einem größeren La-
von Lifeforce weggegangen. Was hat euch
bel relativ großen Erfolg hat, dann profitieren
sie natürlich auch davon. Die haben bei Lifeforce
dazu bewegt?
MW:
Als wir zu Century Media gingen, haben wir schon einen ziemlich guten Riecher, gerade was
nicht so viel aus der Hand gegeben. Das war am Neuentdeckungen angeht. Das Label hat Trivium
Anfang schon eine Verständigungsphase bis die entdeckt, das sagt schon einiges, aber auch Ca-
SC: Eure Designs kommen auch von euch?
MW:
Ja. Natürlich kommen da auch mal Imperi-
al oder Century an, machen Designs für uns und
fragen, wie uns das gefällt. Da bekommt man
auch von der Seite Ideen und tauscht sich aus,
aber generell machen wir das selbst.
SC: Ihr habt auch erfolgreich die USA betourt?
Maik Weichert:
Eine kleine USA-Tour haben wir
bisher gemacht. Innerhalb von zwei Wochen ging
es von der West- bist zur Ostküste, zudem haben
wir noch auf einem Metalfest gespielt. Einfach
nur, dass wir mal da waren um Flagge zu zeigen,
weil es furchtbar viele Fans gefordert haben,
Maiks Wunschsetup:
Engl Tops plus 4-x-12"er Cabinet, in
diesem Fall ein Powerball II und ein Savage 120.
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Auch mit dem abschließenden Teil der „Iconoclast”-Geschichte haben Heaven Shall Burn wieder
Maßstäbe gesetzt. Geprägt von typischen Death Metal-Riffs und schwedischen Anleihen, zweistim-
migen Gitarrenpassagen, vielen Hardcore-Elementen und düsteren, drohenden Vocals, gelingt es den
Thüringern durchweg zu überzeugen. Selbst wenn filigrane Elemente, Keyboards und elektronische
Einflüsse die satten Mosh-Parts für einen Moment in den Hintergrund rücken, oder deutsche Texte
und weiblicher Gesang einfließen, scheint die Wucht dieses Werkes noch immenser und seine musika-
lische Vielseitigkeit grenzenlos. Produziert haben den modernen druckvollen Sound Maik Weichert und
Alexander Dietz selbst, während Tue Madsen das Mixing und Mastering übernahm. Ein grandioses
Album mit gelungenem Spannungsbogen.
dass wir dort auch mal auftreten. Den Markt beeinflusst man damit
natürlich nicht besonders, da muss man schon länger unterwegs sein.
Die Bands dort arbeiten so unendlich hart, das kann man sich bei uns in
Europa gar nicht vorstellen. Viele spielen dort 200 Shows im Jahr, teil-
weise gerademal für das Spritgeld. Das ist ein ganz anderes Level, aber
natürlich auch der Grund dafür, warum die Bands, die dann schlussend-
lich den Durchbruch schaffen und bei uns ankommen, meist von so einer
hohen Qualität sind.
SC: So etwas klappt aber kaum, solange ihr noch feste Jobs habt?
MW:
Mehr als zwei Mal touren im Jahr ist nicht drin; das beschränkt
sich dann jeweils auf zwei bis drei Wochen. In Europa ist der Markt aber
so konzentriert, dass das noch relativ einfach ist. Da spielt man ein paar
Festivals, erreicht verhältnismäßig viele Leute und kann auch viel mit
Wochenend-Konzerten bewerkstelligen. Meist machen wir eine zusam-
menhängende Tour in Europa und eine weitere Tour kann man dann ins
Ausland legen. Dieses Jahr sind wir im August in Asien unterwegs. Heu-
te spielen wir nur die Release-Show, die eigentliche Tour machen wir
dann im Herbst. Die Platte kam jetzt so raus, dass man erstmal auf die
Festival-Saison zielt. Da erreicht man noch mehr Leute, die einen noch
nicht kennen. Es bringt auch nichts, in der Festivalzeit zu touren. Wenn
man schon 80 Euro für ein Festival-Ticket ausgibt, wer hat da noch Geld
übrig, um 20 Euro für eine Club-Show zu bezahlen?
SC: Und dass eure musikalische Karriere weiterhin nur ein „Hobby“
ist wollt ihr euch bewahren? Oder habt ihr die Absicht den quasi
„semi-professionellen“ Status irgendwann zu verlassen?
MW:
Naja, es ist ein sehr aus den Fugen geratenes Hobby, aber semi-
professionell trifft es schon ganz gut. Ich glaube diese Vorgehensweise
hat uns über die Jahre vor dem Ausbrennen bewahrt. Als wir zum Bei-
spiel die DVD auf dem Summer Breeze aufgenommen haben, und von
zirka 25.000 Leuten komplett abgefeiert wurden, ist unser Sänger di-
rekt von der Bühne zu seiner Frühschicht ins Krankenhaus gefahren und
hat wieder alte Menschen gepflegt. So etwas hält einen natürlich auf
dem Teppich. Wenn ich in der Uni sitze freu ich mich schon darauf am
Wochenende zu spielen, und wenn wir zwei Wochen auf Tour sind freue
ich mich wieder darauf in der Uni was zu tun zu haben. Es gibt genügend
Musiker, die von einer Tour heimkommen, zu Hause sitzen und nicht
wissen, was sie mit sich anfangen sollen. Das ist natürlich traurig.
SC: Also bleibt das so? Oder denkt ihr gar daran aufzuhören?
MW:
Nein, die Zeit ist sicher noch nicht gekommen. Zumindest kann ich
das momentan noch nicht absehen. Dass es ständig weiter nach oben geht
ist natürlich unrealistisch, das haben wir eigentlich vor zwei Jahren schon
nicht gedacht, dass man mit so harter Musik so erfolgreich sein und relativ
weit nach oben kommen kann. Momentan sind wir immer noch auf dem
aufsteigenden Ast. Wir werden sehen …
Und Maik wird auch weiterhin skeptisch bleiben können,
wie weit es
noch geht, denn nur eine Woche nach unserem Interview stieg „Invictus
(Iconoclast III)“ von null auf Platz Neun in die Deutschen Album-Charts ein.
The Sky Is The limit … für Heaven Shall Burn!
Frank Abel
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