INTERVIEW: IRON MAIDEN/BRUCE DICKINSON
Einer für alles
Bruce Dickinson ist das, was man
einen Polymath nennt: Ein umtrie-
biges Multitalent, dem eine Sache
allein einfach nicht genug ist. Was
im Falle des 52-jährigen Briten nicht
nur
der
Job
als
Sänger
und
Frontmann von Iron Maiden ist, er
verdingt sich auch noch als Pilot,
Radio-DJ, TV-Moderator und Her-
steller von Fecht-Zubehör. Wie er
das alles unter einen Hut bringt und
wie viel Input er bei „The Final
Frontier“, dem neuen Maiden-Epos,
einbrachte, das erfuhr SOUNDCHECK
beim Exklusiv-Interview in Toronto.
FOTO: FRANK WHITE, EMI MUSIC
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ir treffen Master Bruce, wie ihn seine
Bandkollegen scherzhaft nennen, in
seiner geräumigen Suite im mondä-
nen Four Seasons, wie es sich für einen Rockstar
gehört, der im Verlauf seiner 30jährigen Karriere
fast 100 Millionen Alben verkauft hat und immer
noch die größten Amphitheater, Festivals und
Hallen auf der ganzen Welt füllt. Iron Maiden,
das ist auch 2010 traditioneller Metal alter Schu-
le – mit Texten über Ehre, Tod und Teufel, starken
Prog-Rock- und Folk-Einflüssen sowie epischen
Soli von drei Gitarristen, die dem strikten Kom-
mando von Band-Leader, Bassist und Haupt-
songwriter Steve Harris unterstehen. Ein Metal-
Purist erster Güte, der Maiden seit Mitte der 70er
auf Kurs hält, und dabei schon mal über Leichen
geht – weil Zugeständnisse, einfach nicht drin
sind. Was Dickinson am eigenen Leib erfahren
musste, als er Anfang der 90er für einen Rich-
tungswechsel plädierte. Doch der wurde ihm ver-
wehrt, weil Harris zu keinerlei Zugeständnissen
bereit war und in der Folgezeit, nach Dickinsons
temporärem Ausstieg, sogar einen Karriereknick
mit neuem Sänger und deutlich schwindenden
Umsatzzahlen in Kauf nahm.
Dickinson selbst wagte indessen einen Neu-
beginn als Solist, der in den 90ern nicht we-
niger als fünf Alben veröffentlichte, uner-
müdlich auf Tour war, und trotzdem nicht aus
dem Schatten seiner ehemaligen Kollegen
hervortreten konnte.
In Interviews ging es im-
mer nur um das Verhältnis zu Maiden und ihrem
neuen Vokalisten sowie um eine mögliche Rück-
kehr – während sein Werk in hinteren Chartregi-
onen rumdümpelte und die Hallen nicht nur im-
mer kleiner, sondern auch immer leerer wurden.
Umso besser lief es dagegen außerhalb der Musik.
Seine Firma „Duellist“ gilt bis heute als markt-
führend in Sachen hochwertigem Fecht-Zube-
hör, seine Fantasie-Bücher mauserten sich zu
Bestsellern, und als Pilot der britischen Charter-
gesellschaft Astraeus fliegt er regelmäßig bri-
Eines der unverrückbaren Aushängeschilder des traditionellen Metal:
Iron Maiden in Person von Dave Murray,
Jannick Gers, Bruce Dickinson, Steve Harris, Nicko McBrain und Adrian Smith (von links nach rechts).
The Final Frontier
tische Biermonster in die Hotelburgen am Mit-
telmeer. Alles Tätigkeiten, die er selbst nach sei-
ner Rückkehr zur eisernen Jungfrau nicht
aufgegeben hat. Im Gegenteil: Seit 1999 füllt er
auch noch die Rolle des Maiden-Piloten aus, der
die Ed Force One steuert, eine Boeing 757, die
Band wie Equipment transportiert, oder Fans zu
Konzerten fliegt. Doch hier und jetzt ist er vor
allem eins: Ein extrem unterhaltsames Sprach-
rohr einer gestandenen Gruppe, die auch nach
15 Alben keinerlei Abnutzungserscheinungen
aufweist, sondern sich sogar auf einem neuer-
lichen Höhenflug befindet – Aber lest selbst …
SOUNDCHECK: Euer neues Album wurde er-
neut von Kevin „Caveman“ Shirley betreut.
Was macht den Mann seit einer Dekade zum
Produzenten eures Vertrauens?
Bruce Dickinson:
Na ja, wir konnten niemanden
finden, der billiger ist. (kichert) Aber Spaß bei-
seite: Natürlich ist er alles andere als billig. Nur:
Wir wollten jemanden, den wir kennen. Er weiß,
wie wir ticken – und umgekehrt. Was allein des-
halb wichtig ist, weil wir ein ziemlich seltsamer
Haufen sind. Gerade was das Arbeiten im Studio
betrifft. Da sind wir fast wie die Rolling Stones.
SC: Im Sinne von: „Ich mag dies nicht – ich
tue das nicht“?
BD:
Oder: „Das wird so, aber nicht so gemacht
– einfach weil das schon immer so war.“ Oder
auch: „Ich mache das seit 20 Jahren – und dabei
bleibt es.“ So ist das bei uns. Genau wie die Tat-
sache, dass wir in diese großen Studios gehen.
Wir geben große Summen für große Studios aus
Mit ihrem mittlerweile 15. Studioalbum bietet die
NWoBHM-Legende Iron Maiden ihren Fans weit
über eine Stunde lang abwechslungsreiche Kost, die
jederzeit voll und ganz nach Iron Maiden klingt, aber
geschickt andere Einflüsse einarbeitet. So sorgen et-
wa folkige oder auch sphärische Elemente für viele
verschiedene Stimmungen und lassen nie Langeweile
aufkommen. Man darf gespannt sein, welche Songs
dieser Platte es ins Live-Programm schaffen werden.
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Macht sich für die Fans
die Knochen kaputt:
Bruce Dickinson bei seiner
exzessiven Live-Show.
– einfach, weil das bei uns so ist. Dabei bräuch-
ten wir das wahrscheinlich gar nicht. Wir
könnten unsere Alben genauso in unseren
Schlafzimmern machen, wie das heute jeder tut.
Aber hey, wir sind nun mal Iron Maiden.
SC: „The Final Frontier“ hat eine sehr „spa-
cige“ Grundstimmung?
BD:
Das Cover, ja. Und unsere Bühnenshow auch.
Aber ansonsten ist da nur ein Song, der sich
um dieses Thema dreht… das Titelstück.
Ansonsten ist das Album eine Samm-
lung von Songs, die sich um unter-
schiedliche Themen drehen. Obwohl:
„Starblind“ ist schon sehr spacey – und
auch nicht. Denn es hat nichts mit „The
Final Frontier“ zu tun. Gar nichts.
SC: Neben all diesen klei-
nen Änderungen ist es
auch das längste Album,
das ihr je aufgenommen
habt. Wie kommts?
BD:
Das ist es, etwas
über 70 Minuten. Und
darunter sind wirklich
einige sehr lange Stücke.
Ich meine, wenn du dir
„El Dorado“, die erste Sin-
gle, anhörst, hast du keine Ah-
nung, wie dieses Album klingt.
..
ich sorge immer noch fur eine
..
fette Buhnens how.
"
SC: Und warum koppelt ihr ausgerechnet das
als Single und Vorboten auf das Album aus?
BD:
Weil es der einzige Song ist, den wir hätten
nehmen können, ohne dass wir den Leuten
zu viel zumuten. (lacht) Denn hätten
wir „The Final Frontier“, das Titel-
stück, genommen, würden sie den-
ken, es wäre ein klassisches Rock-
Album. Also im wahrsten Sinne des
Wortes. Hätten wir dagegen „Co-
ming Home“ ausgekoppelt, würden
sie sagen: „Mein Gott, jetzt ma-
chen sie auf Scorpions. Hät-
ten wir dagegen „When
The Wild Wind Blows“
verwendet, würde es
wahrscheinlich heißen:
„Ach du Scheiße, jetzt
haben sie komplett den
Verstand verloren – das klingt ja wie Radiohead.“
Also haben wir „El Dorado“ genommen - wegen
diesem galoppierendem Rhythmus, und weil es
einen großen Refrain hat – und verdammt noch
mal nach Maiden klingt. Insofern dachten wir
uns: Nehmen wir zuerst das und warten aufs Al-
bum. Denn das ist eine Riesenüberraschung.
SC: Inwiefern?
BD:
Es ist extrem abwechslungsreich. Das fängt
schon beim Intro zum ersten Song an, wo du das
Gefühl hast, es könnte sich auch um einen Radio-
head-Outtake oder so etwas handeln. Allein we-
gen der Synthesizer und der Art von Tribal-Drum-
ming. Wenn die Leute das hören, werden sie ga-
rantiert sagen: „Was passiert als nächstes?“ Und
dann kommt „Final Frontier“. Wobei die ersten
paar Stücke des Albums noch ziemlich traditio-
nell klingen, zumindest nach meinem Empfinden.
Und dann fängt es an, ein paar Haken zu schla-
gen, die ziemlich Prog-Rock-mäßig und episch
sind. Andere Teile sind dagegen sehr jazzy und
andere klingen wieder nach regelrechten Jams.
Ich meine, es ist ein wirklich cooles Album –
nicht unbedingt das, was man von uns erwartet.
Bastelt sich seine Bühnenoutfits
gerne selbst:
Bruce Dickinson be-
diente sich für die aktuelle Tour in
einem Army-Shop in den USA.
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SC: Hinzu kommen die Folk-Anleihen…
BD:
Stimmt, davon sind auch nicht gerade weni-
ge am Start. Etwa der Beginn von „The Talisman“
– wobei sich der Song ja in eine fast siebenminü-
tige Version von „The Trooper“ verwandelt.
Sprich: Er rockt. Und das ist fantastisch.
SC: Es liegen vier Jahre zwischen dem letzten
und dem neuen Werk – die längste Zeit, die ihr
je für einen Tonträger gebraucht habt.
BD:
Das hat vor allem mit den ganzen Sachen zu
tun, die wir zwischendurch gemacht haben: Die
langen Touren, das Live-Album „Flight 666“ und
all das. Das hat viel Zeit und Kraft gekostet, aber
nichts an unserer Arbeitsweise geändert.
SC: Darf man fragen, wie du dich fit hältst?
Schließlich bist du gerade 52 geworden – live
agierst du immer noch wie mit 20?
BD:
Oh, ja! (lacht) Ich bin ständig in Bewegung,
ich sorge immer noch für eine fette Bühnenshow
und treffe immer noch alle Noten. Aber um ehr-
lich zu sein: Das kann ganz schön weh tun. Im
Ernst… Deshalb haben Steve und ich jetzt einen
Physiotherapeuten, der vor der Show alles lo-
ckert und einrenkt. Was wirklich sehr angenehm
ist. Und es funktioniert – gerade im Hinblick auf
Gitarre satt:
Gleich drei Gitarristen – und natürlich Basser Steve Harris – sorgen bei Iron Maiden für den guten Ton.
die kleinen Schmerzen. Denn all die Bühnen, auf
denen wir spielen, sind aus Beton. Deshalb sorgt
dieses Laufen und Rumspringen für Schmerzen
im Rücken, den Füßen und den Gelenken. Aber
das lässt sich halt kurieren – wenn man es rich-
tig macht. Und ich bin es gewohnt, mich um
meinen Körper zu kümmern – und auch nicht.
Denn seien wir ehrlich: Der einzige Grund, sich
um seinen Körper zu kümmern, besteht doch da-
rin, um ihn ganz genüsslich zerstören zu können.
SC: Wie bei den alten Blues-Jungs – bis sie
dich irgendwann in der Kiste nach Hause
schicken?
BD:
Ganz genau – bis du irgendwann auf der
Bühne umkippst und das wars. Was ich für eine
wunderbare, romantische Vorstellung halte. Ich
meine, ich könnte mir nichts Schöneres oder Er-
strebenswerteres vorstellen! Und ein weiterer
Grund, warum ich auf mich achte ist: Weil ich
gerne Bier trinke, während ich es eben gleichzei-
INTERVIEW: IRON MAIDEN/BRUCE DICKINSON
Iron Maiden
1980
Killers
1981
Power
slave
The Number
of the Beast
1982
Somewhere
in Time
1984
Piece of Mind
1983
1986
Seventh Son of
a Seventh Son
Fear of
the Dark
1988
tig auch mag, auf der Bühne herum zu rennen,
zu fechten und viele andere Sachen zu machen.
Also ich möchte Spaß haben, und das heißt
auch, es nie so weit kommen zu lassen, dass ich
nicht mehr alleine die Stufen zur Bühne hinauf-
steigen kann. Das wäre schrecklich. Und deshalb
springe ich halt auf mein Fahrrad und fahre los.
Augen zu und durch – es lohnt sich!
1992
komme – was meine erste Anlaufstelle ist – lege
ich mich erst mal eine halbe Stunde flach auf
den Rücken. Anschließend genehmige ich mir
eine heiße Dusche und ein Bier. Dann schaue ich
etwa 20 Minuten fern, ehe mich entscheide:
„Ach, ich glaube, ich gehe noch raus für ein wei-
teres Bier.“ Und wenn ich mal vor die Tür gehe,
kann ich auch so schnell nicht ins Bett.
Brave
New World
2000
Wenn du mich fragst, ist eine
SC: Wobei euer Drummer Nicko (McBrain; d
Red.) schon um 8 Uhr Morgens beim Früh-
stück sitzt – als ob ihm zwei Stunden Trom-
meln so gar nichts ausmacht…
BD:
Ha! Er war ja auch gestern Nacht nicht bis 3
Uhr im Pub! Also ich war heute Morgen erst um
5:30 Uhr im Bett. Einfach, weil ich nicht schla-
fen konnte. Ich war noch so aufgekratzt von der
Show, dass es nicht ging. Und ich brauche halt
immer eine ganze Zeit, um wieder runterzukom-
men. Wenn ich nach der Show in mein Zimmer
Stimme wie der Motor eines Autos.
"
SC: Wie wärmst du dich für eine 2-Stunden-
Show auf?
BD:
Ach, nicht besonders. Ich ziehe mich nur
kurz zurück und schreie für zwei oder drei Minu-
ten. Das ist alles (kichert). Ich meine, wenn auf
der Bühne „Doctor Doctor“, das Intro, läuft,
schleiche ich mich in den Raum, in dem das Ed-
die-Kostüm steht, und schreie zwei bis drei Mi-
nuten lang vor mich hin. Anschließend jogge ich
noch eine Runde durch den Backstage-Bereich,
und dann gehe ich raus auf die Bühne.
SC: Demnach hast du kein Verständnis für
Kollegen, die sich vor einem Auftritt an stun-
denlangen Gesangsübungen vergehen?
BD:
Scheiße nein. Ich meine, ich wüsste auch
gar nicht, was ich da eine Stunde lang machen
sollte. Ich glaube, ich würde eher ein Nickerchen
einlegen. Einfach aus Langeweile – und weil ich
bis dahin ja schon den halben Gig hätte absol-
vieren können. Wenn du mich fragst, ist eine
Stimme wie der Motor eines Autos. Ich habe für
mich die Regel aufgestellt: Benutze deinen Mo-
tor nur, wenn du ihn wirklich brauchst. Anson-
sten lass die Finger davon. (kichert)
Wenn mich die Leute fragen: „Welche Stimm-
übungen machst du?“, dann kann ich nur sa-
gen: „Eigentlich keine.“
Klar, denke ich mir vor
einer Tour dass ich meine Stimme in Form brin-
gen und öfter proben sollte. Das tue ich dann
auch. Ich singe, und wenn ich das Gefühl habe,
dass meine Stimme müde wird oder sich zusam-
menzieht, weil die Muskeln müde werden, rea-
giere ich entsprechend. Eben: „OK Jungs, den
Rest des Sets werde ich mich etwas zurückhal-
ten.“ Aber am nächsten Tag bin ich wieder voll
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da und mache ein bisschen mehr. Auf diese Wei-
se dauert es dann vier bis fünf Tage, ehe ich das
gesamte Programm hinkriege. Und sobald das
der Fall ist, lege ich noch einen drauf. Nach dem
Motto: „Jetzt, da wir das geschafft haben, fügen
wir noch etwas hinzu. Auf diese Weise fängst du
wirklich an, die Stimme wie einen Muskel zu
trainieren. Eben, indem du sie immer weiter auf-
baust. Was wichtig ist, denn wenn du die erste
Show spielst, und da kannst du geprobt haben,
bis du tot umfällst, du singst nie so hart, wie in
dem Moment, in dem du da raus gehst und wirk-
lich vor Publikum stehst. Deshalb sind die ersten
drei oder vier Shows richtig hart. Denn dabei
entwickelst du das, was ich als die „Straßen-
Stimme“ bezeichne – die Stimme, mit der du
tourst und auch in der Lage bist, so und so viele
Shows zu bestreiten. Denn Proben sind ja nett:
Es ist immer derselbe Ort, dieselbe Zeit und die-
selbe Umgebung. Aber wenn du auf Tour bist,
reist du, hast unterschiedliche Rahmenbedin-
gungen und jede Menge anderen Kram. Insofern
baust du deine Stimme entsprechend auf – da-
mit sie diesen Anforderungen gewachsen ist.
Und das tue ich. Und zwar schon so lange, dass
ich selbst das Gefühl von Panik kontrollieren
kann. (lacht)
Geraten gerne mal aneinander:
Bruce Dickinson und Steve Harris, der Bandleader bei Iron Maiden.
SC: Wie meinst du das?
BD:
Nun, ich bin mir dessen bewusst – und weiß
damit umzugehen. Es ist wichtig, das zu ignorie-
ren, es zur Seite zu schieben und sich zu sagen:
„Es gibt einen Grund, warum die Dinge nicht so
laufen, wie sie sollten - du musst es nur heraus-
finden.“ Und das können dann die Monitore oder
auch das Mikro sein. Ich habe zum Beispiel im
letzten Jahr mit einem neuen Mikro gearbeitet.
Und als das nicht so gut klang, wie ich es ge-
wohnt war, habe ich unseren Techniker gefragt:
„Hör mal, was ist los mit meinem Gesang – der
klingt nicht mehr so toll?“ Und die Antwort war:
„Ach, wir haben gestern das Mikro ausge-
tauscht.“ Und da kann ich dann sagen: „Nun, es
klingt nicht so gut.“ – „OK, was ist falsch da-
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mit?“ Das erklärst du ihm dann, und er merzt es
aus bis du denkst: „Hey, das klingt nach mir.“ Aber:
Verfalle nie in Panik. Denn das ist das Schlimm-
ste, was du machen kannst – ein Sänger, der in
Panik verfällt. Dann zieht sich alles zusammen.
SC: Andere Frage: Warum kriegst du das Pro-
blem mit den peinlichen Hosen, dessen du dir
offensichtlich bewusst bist, partout nicht in
den Griff?
BD:
(lacht) Nun, ich habe mir gerade erst ein
paar Hosen gekauft, auf die jeder Soldat stolz
wäre. Gefunden habe ich sie in einem Armeela-
den in Dallas, wo ich alles gekauft habe, was ich
SC: Seid ihr auch diesmal mit eurem eigenen
Flugzeug unterwegs?
BD:
Wir fliegen zwar von Show zu Show, aber
nur mit einem kleinen Charterflugzeug.
SC: Nicht mit der Ed Force Once, der bandei-
genen Maschine?
BD:
Nein, das große Flugzeug haben wir diesmal
nicht dabei. Einfach, weil wir in den USA, in Kanada
und in Europa hauptsächlich mit Bussen und
Trucks arbeiten. Und es macht Sinn, alles auf Rä-
dern zu transportieren. Einfach, weil es billiger
ist als alles in die Ed Force One zu verladen und
damit zu reisen. Das rentiert sich nur, wenn es
Kind war ich ein riesiger Fan davon. Was willst
du wissen?“ Und er: „Was sind deine zehn Lieb-
lingspanzer“? Und als ich ihm die aufzähle, meint
er: „Das ist ja unglaublich – sechs davon sind
tatsächlich auf der Liste. Hättest du Lust, mal so
ein Ding zu fahren?“ Worauf ich natürlich meinte:
„Unbedingt!“ Also habe ich einen T34 gefahren.
SC: Und wie war es im Rahmen dieser Tour
das Hauptquartier der NASA zu besuchen?
BD:
Umwerfend! Stell dir vor: Wir durften sogar
in den Flugsimulator für ihr Space-Shuttle – also
Janick, Nicko und ich haben uns an einer Lan-
dung versucht. Und was glaubst du, wer die be-
Bruces Fitnessstudio für die Stimme:
Das beste Trainig für den Iron-Maiden-
Frontmann sind immer noch die
aufreibenden und schweißtreibenden
Konzerte.
Live eine absolute Macht:
Auch nach
über 30 Jahren Bandgeschichte schaffen
es Iron Maiden immer noch problemlos,
das Publikum im Sturm zu nehmen.
für diese Tour brauche. Denn ich bin hier mit ab-
solut Nichts aufgeschlagen. Und als unser Ma-
nager Rod meinte: „Was wirst du auf der Bühne
tragen?“ Da habe ich ihm entgegnet: „Keine Ah-
nung – kurze Hose und T-Shirt.“ Und er: „Du
machst Witze.“ Also habe ich ihm erklärt, dass
ich nichts anderes dabei habe und vielleicht
noch losziehe, um mir etwas zu besorgen. Ich bin
mit Tash, unserem Garderoben-Mädchen, in die-
sen Armee-Laden und habe gesagt: „Diese
Shorts sehen OK aus – lass uns drei Paar davon
mitnehmen. Oh, schau mal diese T-Shirts, auf
denen „Psychic Ward“ steht – das sieht cool aus.
Wenn wir da die Ärmel abtrennen und ein paar
Löcher reinmachen, könnte das OK aussehen.
Und da ist noch dieses lustige Ding, das aussieht
wie der Kasten für eine Gasmaske – darin könnte
ich mein Mikrofon unterbringen, wenn ich es
mal nicht brauche. Und hier ein paar Schuhe. Die
könnten passen.“ Ich finde, alles zusammen ist
gar nicht mal schlecht. Die Fotos, die ich gese-
hen habe, haben mich angenehm überrascht.
von einem Kontinent auf den nächsten geht. Das
wäre sonst gar nicht möglich – jedenfalls nicht
zu dem Preis. Denn dann müsstest du separate
Maschinen für Band und Equipment buchen.
Und wir waren so clever, das zusammenzufügen.
SC: Wie kommt es, dass du als Pilot einen
Panzer aber kein eigenes Flugzeug besitzt?
BD:
Wie kommst du darauf? Ich habe keinen
Panzer! (lacht)
SC: Ein weiteres Indiz dafür, wie viel Mist sich
im Internet findet…
BD:
Obwohl: Ich hätte natürlich gerne einen.
Und ich habe mal einen für eine TV-Show ge-
fahren. Sie hieß „Die zehn besten Panzer der
Welt“. Ein Freund von mir hat die Recherche da-
für gemacht, und wir kannten uns durch eine
gemeinsame Serie: „Flying Heavy Metal“ für den
Discovery Channel. Er rief mich an und meinte:
„Kennst du dich mit Panzern aus?“ Und ich: „Als
ste hinbekommen hat? Es war Janick – der ein-
zige, der bislang kein Flugzeug geflogen ist. Er
hat das Teil butterweich runtergebracht, wirklich
unglaublich. Die NASA-Leute waren begeistert.
SC: Also machst du ihn zum Co-Piloten auf
der Ed Force One?
BD:
Warum nicht? Ich meine, mir war von vorn-
herein klar, dass er da einen tollen Job leisten
würde. Denn Musiker sind großartige Piloten. Im
Ernst. Einfach, weil sie eine ausgezeichnete Ko-
ordination zwischen Augen und Händen haben.
Und sie denken dreidimensional – weil Musik eine
dreidimensionale Sache ist. Insofern gibt es eine
Verbindung zwischen der Musik und dem Fliegen.
Davon bin ich überzeugt. Einfach, weil so viele
Piloten Instrumente spielen, und so viele Musiker
Piloten sind. Da herrscht eine verrückte Bezie-
hung, in der Art, wie das Gehirn funktioniert.
Marcel Anders
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Gelungener Spitzname:
Seine hohe und
durchdringende Stimme
brachte Bruce Dickinson
schnell den Spitznahmen
Air Raid Siren (zu deutsch
Luftschutzsirene) ein.
W
ie die Zeit vergeht! Eben noch eine
der jungen aufregenden Bads der
New Wave of British Heavy Metal
(NWoBHM), können Iron Maiden in diesem Jahr
auf rund 35 Jahre Bandgeschichte zurückblicken.
Bandleader und Bassist Steve Harris gründete die
Band an Weihnachten 1975, nachdem er wegen
musikalischer Differenzen aus seiner vorherigen
Combo ausgestiegen war. Es folgten diverse Be-
setzungswechsel bis Ende 1978 die legendären
Soundhouse Tapes aufgenommen wurden. Hie-
rauf befanden sich bereits Klassiker wie „Iron
Maiden“ oder „The Prowler“. Wenig später tat
man sich mit Manager Rod Smallwood zusam-
men und kam 1979 zu einem Plattenvertrag mit
EMI. Dort erschien dann 1980 das eigenbetitelte
Debüt °Iron Maiden“. Doch das Musikerka-
russell kam damit nicht zum stehen, insbe-
sondere der Weggang von Sänger Paul
Di'Anno nach dem 1981er-Album „Killers“
hinterlies Spuren, denn den Frontmann zu
ersetzen ist ja immer heikel. Mit dem Sam-
son-Sänger Bruce Dickinson fand man je-
doch den perfekten Ersatz der auf „The
Number Of The Beast“ 1982 seinen Ein-
stand feierte. Mit diesem Album schaffte
die Band den endgültigen Durchbruch
und gehört seitdem zu den ganz größen
im Heavy-Business. Es folgte Erfolgsalbum auf
Erfolgsalbum, bis 1992 die Meldung, dass Bruce
Dickinson die Band verlassen wollte, die Metal-
Welt in Aufruhr versetzte. Sein Ersatzmann Bla-
ze Bailey könnte die riesigen Fußstapfen seines
Vorgängers nie wirklich füllen, und dem entspre-
chend sank auch Iron Maidens Stern am Rock-
himmel. Erst als Bruce Dickinson 1999 zurück-
kehrte, konnte man wieder an alte Glanzzeiten
anknüpfen und die Massen weltweit wieder be-
geistern. Unter anderem sorgte man mit einem
eigenen Flugzeug, der Ed Force One und der da-
mit vollzogenen Welttournee für Aufsehen. Und
mit „The Final Frontier“ und der dazugehörigen
Welttournee wir der Erfolg sicher weitergehen.
Jan Hoffmann
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