Seit unglaublichen 50 Jahren schon stehen die „Temptations“ auf den
Bühnen der Welt und begeistern alte und neue Fans gleichermaßen mit
ihren Oldies und Evergreens. Neben zahllosen goldenen Schallplatten
und weltweiten Chartplatzierungen gehen auch zeitlose Hits wie „Papa
Was A Rolling Stone“ und „My Girl“ auf ihr Konto. Wir besuchten die
Band auf einem ihrer raren Deutschland-Konzerte und sprachen mit
Tourmanager Mike Klein und Bandleader Damon Harris.
ie „Temptations“ wurden 1960 in Detroit,
als Vokalquintett gegründet und avan-
cierten schnell zu einem der größten Er-
folge von „Motown Records“. Die Liste der ehe-
maligen Mitglieder ist beinahe so lang wie die
eines Fußballvereins, doch blieb die Band stets
ihrem Stil treu. Das wissen die Fans zu schätzen,
denn genau dieser zeitlose Sound ist es, der die
Leute schon seit einem halben Jahrhundert bei
der Stange hält. Jetzt war die Band unter der
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Leitung von Damon Harris wieder live unter-
wegs, um die größten Hits der „Temptations“
noch einmal live zu präsentieren. Wir sprachen
zunächst mit ihrem Tourmanager für den
deutschsprachigen Raum, Mike Klein.
SOUNDCHECK: Mike, seit wann arbeitest du
für die „Temptations“ als Tourmanager?
Mike Klein:
Ich arbeite schon seit mehr als
zehn Jahren als lokaler Veranstalter mit den
„Temptations“ zusammen. Für Januar war wieder
eine Show geplant, die allerdings abgesagt wurde
da sich die Band von ihrem Management für
Deutschland und Österreich getrennt hatte. Also
habe ich die Sache selbst in die Hand genom-
men und mit der Band“ eine Tour organisiert.
SC: Und seit wann arbeitest du überhaupt
schon im Musikbusiness?
MK:
Ich bin seit 25 Jahren im Geschäft...
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INTERVIEW: THE TEMPTATIONS
SC: ...und hast in dieser Zeit bestimmt noch
mit einer Menge von Showgrößen zusammen-
gearbeitet, oder?
MK:
Ja, von A wie Alice Cooper bis Z wie ZZ Top
sozusagen. (lacht)
SC: Und wie kommt man zu so einem Job?
MK:
Ich war selbst als Musiker unterwegs und
bin Anfang der Achtziger viel durch die Ami-
Clubs getingelt. Danach war ich im Tonstudio-
und Musikverlagsbereich tätig und habe unter
anderem den Milli-Vanilli-Sänger John Davis ge-
managt und zusammen mit Frank Farian eine
Top-Ten-Platte produziert.
SC: Hast du in diese Richtung eine bestimmte
Ausbildung gemacht?
MK:
Ja, ich habe 25 Jahre Ochsentour gemacht...
(lacht) Nein, ich bin einfach vom Musiker über
die Arbeit in Tonstudios und Musikverlagen zum
Künstlermanagement gekommen. Das war aber
nicht geplant, da gehört natürlich auch sehr viel
Glück und harte Arbeit dazu. Wer in diesem
Business arbeitet, weiß, dass es da keine Acht-
Stunden-Tage gibt.
SC: Wie würdest du deinen Job beschreiben?
Was gehört zu deinen typischen Aufgaben?
MK:
In erster Linie natürlich das Organisieren
und Planen von Auftritten, aber eigentlich bin
ich das Mädchen für alles, auf gut Deutsch ge-
sagt! Wenn es irgendwelche Probleme, Weh-
wehchen oder Sonderwünsche gibt, kümmere
ich mich darum.
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SC: Innerhalb der letzten Jahre hat sich in
dem Business ja einiges geändert. Was ist dir
besonders aufgefallen?
MK:
Einerseits wird es gerade in der Live-Szene
immer schwieriger, zu überleben. Andererseits ist
vieles einfacher geworden. Durch die moderne
Technik ist man schneller erreichbar, was gerade
auf Tour immens wichtig ist. Ansonsten ist der Job
eigentlich derselbe: Wir fahren viel, spielen viel
und versuchen, das Publikum zu begeistern.
SC: Also lässt sich damit noch Geld verdienen?
MK:
Es kommt natürlich auch immer auf die
Künstler an. Das Publikum ist inzwischen viel se-
lektiver, wenn es darum geht: Was gönn ich mir?
Die drei K – Kunst, Kultur und Kneipen – kriegen
die Auswirkungen der Wirtschaftskrise voll zu
spüren. Die Zeit, in der sich irgendwelche Manage-
ments die irrsten Preise ausdenken konnten, um
ihre Gewinne zu maximieren, ist vorbei. Die Leute
wollen diese horrenden Preise nicht mehr zahlen.
Im Anschluss hatten wir noch Gelegenheit,
ein paar Takte mit Bandleader Damon Harris
zu wechseln, der bereits in den frühen Siebzi-
gern mit den „Temptations“ auf der Bühne
stand.
Mit seinen 60 Lenzen ist er auch nach all
den Jahren immer noch das jüngste Bandmit-
glied. Wir sprachen mit ihm unter anderem über
sein Leben als „Temptation“, seine bald erschei-
nende Autobiographie und die richtige Mischung
aus digitaler und analoger Technik.
SOUNDCHECK: Damon, du warst bereits in
den Siebzigern Mitglied der „Temptations“,
dann wieder nicht... was steckt dahinter?
Damon Harris:
Das ist eine sehr lange und sehr
persönliche Geschichte. Es gab früher einige
Diskrepanzen, und ich habe die Gründe dafür nie
so ganz verstanden. Allerdings werde ich in mei-
ner Biographie, die bald herauskommt, etwas ins
Detail gehen was dieses Thema angeht.
SC: Und wie fühlt es sich an, wieder mit dei-
ner alten Band unterwegs zu sein?
DH:
Nun, diese Gruppe beschwört den Geist der
„Temptations“ wieder herauf... es sind ja nicht
„die“ Temptations, aber wir repräsentieren die e
Seele der „Temptations“. Und es fühlt sich gut
an. Ich mache diese Art der Musik nun schon seit
ich acht Jahre alt war. Es war wirklich ein Segen,
dass ich die Möglichkeit bekam, eine Zeit lang
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Groovige Unterstützung:
Neben den fünf Sängern bestehen die Temptations auch aus einer Backing Band.
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Mit Spaß bei der Sache:
Auch nach vielen Jahren haben die Sänger der Temptations noch mächtig Spaß.
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Volle Konzentration:
Bei dem großen Repertoire muss man schon mal aufs Notenblatt schauen.
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Gemeinsam gehts besser:
Bekannt wurden die Temptation vor allem durhc ihren fantastischen Satzgesang.
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Mit viel Gefühl:
Auch die Instrumentalisten der Temptations sind mit ganzem Herzen bei der Sache.
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Charmeure alter Schule:
Die Sänger der temptations verstehen es, das Publikum zu begeistern.
Teil dieser Gruppe zu sein, den Erfolg von Hits
wie „Papa Was a Rolling Stone“ sowie neun gol-
dener Schallplatten zu genießen, so viel Geld zu
verdienen und so vielen wundervollen Menschen
zu begegnen. Und ich denke, ich werde mein
ganzes Leben lang ein „Temptation“ sein.
SC: Vor deiner Zeit bei den „Temptations“
warst du bereits in einer „Temptations“-Tri-
bute-Band. Wie war es für dich, dann ein Teil
der „echten“ „Temptations“ zu werden?
DH:
Die „Vandals“ waren zunächst gar nicht als
Tribute-Band gedacht, aber wir hatten schnell
einen ziemlich guten Ruf und bekamen den
Spitznamen „The Young Tempts“. Die ersten
Songs, die wir dann im Studio mit Ronald Isley
von den „Isley Brothers“ aufnahmen, waren zwei
Songs der Temptations. Ich fühlte mich ihnen
schon immer irgendwie verbunden. Dann ein Teil
von ihnen zu werden, war wirklich unglaublich.
SC: Ihr hattet ja unzählige Hits. Wie darf man
sich bei euch das Songwriting vorstellen?
DH:
Oh, wir haben unsere Songs nie selber ge-
schrieben! Das waren Leute wie Smokey Robin-
son oder Norman Whitfield. Es wurden alle Vor-
bereitungen bereits getroffen wurden, solange
wir auf Tour waren, und direkt im Anschluss ging
es dann los mit den Aufnahmen. Ich weiß nicht
genau, wie es den anderen in der Band erging,
aber soweit ich weiß, hat von den Jungs nie einer
einen Song der „Temptations“ geschrieben.
SC: Hattet ihr überhaupt Einfluss auf die
Songs, seien es nun Texte oder Melodien?
DH:
Nun... Songwriter sind Songwriter, Produ-
zenten sind Produzenten, Musiker sind Musiker.
Das ist das Prinzip, nachdem bei Motown gear-
beitet wurde. Die Songwriter und Produzenten
re Songs. Das sind wirklich zeitlose Meisterwer-
ke. Sie zu verändern wäre, als würde man das
Gesicht der Mona Lisa ändern oder einen Van
Gogh. Ich versuche, alles beim Alten zu lassen.
Das ist es schließlich, weswegen die Leute kom-
men: Sie wollen diese Musik hören!
"Soweit ich weiSS, hat von den JungS
nie einer einen Song geSchrieben."
müssen darauf vertrauen, dass der Künstler ihre
Ideen so umsetzt, wie sie es sich vorstellen.
SC: Du machst nun seit knapp 50 Jahren Mu-
sik. In dieser Zeit hat sich vieles verändert.
Bevorzugst du die „gute alte“ Technik, oder
darf es auch moderner sein?
DH:
Ich mag die Mischung! Zum Beispiel hat
man mit modernen Funkmikros einfach mehr
Bewegungsfreiheit und damit mehr Möglich-
keiten. Aber gerade was Recording angeht, kön-
nen viele digitale Lösungen ihren analogen Vor-
gängern klanglich einfach nicht das Wasser rei-
chen. Das merken auch viele Studios und nutzen
darum wieder verstärkt „ältere“ Techniken.
SC: Hat diese Technik auch Einfluss auf euren
Sound? Versucht ihr beispielsweise, alten
Songs einen neuen Anstrich zu verpassen?
DH:
Nein, denn dann wären sie nicht mehr unse-
SC: Wieviele Shows werdet ihr noch machen?
DH:
Ich weiß es nicht! Vor 12 Jahren wurde bei
mir Prostatakrebs festgestellt. Damals sagte
mein Arzt, ich hätte noch knapp eineinhalb Jah-
re zu leben... und nun ich bin immer noch hier.
Ich habe also keine Ahnung, wie lange ich das
noch machen werde, aber sicher nicht mehr all
zu lange. Ich denke, wenn meine Biographie ver-
öffentlicht ist, wird es für mich Zeit, sich aus
dem Geschäft zurückzuziehen.
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Wilhelm Würmseer
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