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REPORTAGE: DEUTSCHLANDS BESTE PARTYBAND
Ein Blick hinter die Kulissen
Bewusst nicht als Casting-Show sieht sich eine neue Sendung, die in den letzten Wochen auf
Kabel 1 für Furore sorgte. Gesucht wird „Deutschlands beste Partyband“ – ein Format, das zu
SOUNDCHECK passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Hier dreht sich alles um Bands,
die nicht mehr gecasted werden müssen, weil sie bereits dick drin sind im Rock-'n'-Roll-Zirkus.
SOUNDCHECK-Autor Andreas Zöllner war zuständig für Beschallungstechnik und Backline.
Ab der zweiten Sendung wurden die Bands
dann vor laufenden Kameras mit den unter-
schiedlichsten Aufgaben konfrontiert.
hier war es die grundlegende Aufgabe, Partymu-
sik zu machen, aber eben an ungewohnten Loca-
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esucht wird Deutschlands beste Party-
band: Dies ist das Konzept der gleich-
namigen Sendung auf Kabel 1. Aus hun-
derten von Videobewerbungen wurden 15 Bands
ausgesucht, die in der ersten Sendung direkt ge-
geneinander antreten durften. Vorraussetzung war,
dass die Bands nicht als Vollprofis unter Vertrag
sind, sondern als Amateure Wochenende für Wo-
chenende auf unterschiedlichsten Veranstaltungen
für Partystimmung sorgen. Dennoch sind die Aus-
wahlkriterien hart. Schon nach der ersten Sendung
war Schluss für neun der angetretenen Bands.
tions und vor fremden Publikum. Für einige der
angetretenen Combos durchaus eine große Her-
ausforderung, da sie hierfür ihre gewohnten Büh-
nen verlassen mussten und auch ihr Standardre-
pertoire nur noch bedingt von Nutzen war. Und
wenn man als junge Band auf einmal in einer Rie-
senhalle vor tausenden vor Menschen steht oder
sich als Hard Rock Band auf einer Beachparty
wiederfindet, kann es schnell kniffelig werden.
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Schon beim ersten Vorgespräch mit Redakti-
on und Produktion war klar, dass diese Sen-
dung tatsächlich eine Rock-'n'-Roll-Veran-
staltung werden würde.
Die 15 Bands sollten
alle an einem einzigen Produktionstag auf einer
einzigen Bühne aufgezeichnet werden. Das Gan-
ze natürlich ohne Playbacks. Die gesamte Pro-
duktion wurde vollständig live abgedreht und wirk-
lich jedes Instrument und jede Stimme musste
mikrofoniert werden. Für Aufbau, Soundcheck,
Aufzeichnung und Abbau waren pro Band im
Schnitt nur 30 Minuten gegeben. Daher musste
ein Bühnenkonzept her, das extrem schnell war,
vielseitig auf die einzelnen Bands eingehen konn-
te und zudem noch den hohen qualitativen An-
forderungen einer Fernsehproduktion standhielt.
Ein kleiner Kompromiss wurde beim Schlag-
zeug eingegangen.
Da Aufbau, Stimmen und Mi-
krofonierung der bandeigenen Drumsets in dieser
kurzen Zeit unmöglich gewesen wärde, wurde für
alle Bands ein Schlagzeug zur Verfügung gestellt,
das im Rahmen der Möglichkeiten zwar modifi-
ziert, aber nicht vollständig umgebaut werden durf-
te. Bei der Auswahl des Sets gab es aber keinerlei
Kompromisse, die Entscheidung fiel auf ein Ma-
pex-Saturn-Set, mit dem jeder der teilnehmenden
Drummer zufrieden war. Gitarristen und Bassis-
ten konnten die zur Verfügung stehenden Mesa-
Verstärker nutzen. Es kam aber auch vor, dass für
eine Rock-Coverband sechs Marshall-Stacks auf
die Bühne gewuchtet wurden.
Ein wichtiger Punkt für den reibungslosen Ab-
lauf war die Verkabelung.
In sekundenschnelle
mussten die Signale gesteckt und die Bandtech-
nik mit Strom versorgt werden. Fehler durften
dabei keine unterlaufen, allein schon um allen
Bands die selben Chancen einzuräumen. Strom-
technisch wurde dies so gelöst, dass zwei 16-
Ampere-Phasen als Audiostrom auf der Bühne
verteilt wurden. Die Verteilung war so gelöst,
dass am Drumriser und an allen Bühnenkanten
im Abstand von 150 Zentimetern je eine Mehr-
fachsteckdose für die Bandtechnik zur Verfügung
gestellt wurde. Etwas schwieriger war es bei der
Audioverkabelung. Hierfür wurden insgesamt
vier XLR-XLR-Audiosnakes mit jeweils acht An-
schlüssen gelegt – insgesamt also 32 Audioka-
näle. Eine Audiosnake ging direkt zum Schlag-
zeug für dessen Mikrofonierung. Die anderen
drei waren an der hinteren Bühnenkante links,
mittig und rechts zu finden. Mikrofone und DI-
Boxen waren fest verkabelt und klar beschriftet
und wurden im Nichteinsatzfall an festgelegten
Punkten seitlich der Bühne gelagert, von wo sie
schnell heraufgereicht werden konnten. Zusätz-
lich kamen insgesamt 12 Funkstrecken zum Ein-
Analog schlägt digital:
Der Monitormix wurde mit einem Soundcraft GB 8 gefahren. Dieses analoge Pult war vorteilhaft, da
es den Technikern einen um entscheidende Sekunden schnelleren Zugriff erlaubte. Zudem waren keine Setups abzuspeichern.
Großes Besteck:
Tontechnisch wurde auf 48 Kanälen aufgezeichnet. Als Beschallungspult fürs Studio kam ein
Soundcraft SI1 zum Einsatz, als Backup diente ein Yamaha LS 9-32.
satz, drei Headsets für die Jury, fünf Handmikro-
fone sowie drei Instrumental- und eine Reserve-
funkstrecke. Zwei Instrumentenstrecken wurden
hierbei für Bass und Gitarrenabnahme verwendet
und am jeweiligen Amp angeschlossen, der Rest
der Funkmikros lag auf den Mischpulten auf.
Schon im Vorfeld wurde für jede Band ein Auf-
bau- und Verkabelungsplan erstellt.
Dies war
für den schnellen Umbau unabdingbar. So wuss-
te das vierköpfige Bühnenteam schon vorher
genau, wer welche Aufgabe zu erledigen hatte.
Bei der Wahl der Technik wurde seitens der Pro-
duktion freie Hand gewährt.
Hohe Qualität
und maximale Funktionssicherheit waren die
einzigen Grundvoraussetzungen. Und das Equip-
ment musste für den doch recht langen Zeitraum
von acht Wochen nonstop zur Verfügung stehen.
Zwar wurde nur an den Wochenenden aufge-
zeichnet, jedoch wäre ein Auf und Abbau dazwi-
schen zu aufwändig gewesen. Ideale Vorausset-
zungen um die einzelnen Komponenten ausführ-
lich auf Herz und Nieren zu testen.
Als Beschallungspult fürs Studio kam anfangs
ein Yamaha LS 9-32 zum Einsatz, auf dem der
Sound für Jury und Publikum gemischt wurde.
32 Kanäle genügten, da auf diesem Pult nicht al-
le Signale aufliegen mussten. Im weiteren Verlauf
der Produktion hatten wir dann noch die Chance
ein Soundcraft SI1 einzusetzen, das zum dama-
ligen Zeitpunkt lediglich in einer Vorserienversi-
on vorlag und hier seine erste Livebewährungs-
probe hatte. Dabei konnte das SI1 durch richtig
guten Sound und hervorragende Betriebssicher-
heit glänzen, sodass das LS 9-32, das als Havarie-
konsole bereitstand gar nicht zum Einsatz kam.
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Technik, mussten doch unterschiedlichste Bühnen
in kürzester Zeit auf ein hohes Niveau gebracht
und dabei zwischen 50 und 8.000 Leute beschallt
werden. Gerade die kleineren Bühnen, wie bei-
spielsweise eine Skihütte stellten dabei das Im-
provisationstalent der Crew auf eine harte Probe.
Bei den größeren Locations war in den meis-
ten Fällen schon ein ausreichendes Soundsys-
tem vor Ort.
In den kleineren Locations dagegen
kamen immer wieder zwei RCF-ART-Systeme –
bestehend aus 905er Subs, sowie 712er und 725er-
Topteilen – zum Einsatz. Als Pulte hatte das Team
mit den kleineren Locations ein Soundcraft GB 4
mit 24 Kanälen im Gepäck. Die größeren Loca-
tions wurden mit einem Midas Venice 320 ge-
fahren, wobei als Monitore auch hier die RCF TT
25 MA zum Einsatz kamen, die sich selbst in den
kleinsten Locations hervorragend bewährten. Hier
entschied sich, welche Band in die nächste Runde
kommen bzw. schlussendlich zu Deutschlands bes-
ter Partyband gekürt werden würde. Diese Shoo-
touts stellten immer eine schwierige Aufgabe dar,
da die Bands hier in kürzester Zeit einen Auftritt
realisieren mussten, der stets nach klaren Spielre-
geln ablief. Ob es ein Kinderlied war, das gefordert
wurde, oder ein rein akustischer Gig – stets hielt die
Jury irgendwelche
Bosheiten bereit.
Nach acht stres-
sigen aber nichts-
destotrotz extrem
spannenden Wochen standen drei der ange-
tretenen Bands im Finale – bereit, zu Deutsch-
lands bester Partyband gekürt zu werden.
Für
das Technikteam eine Musiksendung, die endlich
einmal nicht nur Halb- und Vollplaybacks bietet
sondern handgemachte Musik und die einen Ein-
blick bietet ins wahre Musikerleben und die
zeigt, dass auch „Amateurmusik“ auf extrem ho-
hen Niveau stattfinden kann.
Andreas Zöllner
Raus auf die Straße:
Auch außerhalb des Studios mussten die Bands diverse musikalische Aufgaben lösen. Hier konnten
sie zum Teil nicht auf ihr gewohntes Repertoire und Instrumentarium zurückgreifen.
Am Monitorplatz ging es sehr konservativ zu.
Hier wurde ein analoges Soundcraft GB 8 mit
40 Kanälen eingesetzt.
Analog deshalb, da es in
der Bedienung doch die entscheidenden Sekun-
den schneller war als ein Digitalpult und weil auch
keine Setups abgespeichert werden mussten. Je-
de Band bekam einen ausführlichen Soundcheck
bei dem sich Musiker und
Techniker gut aufeinan-
der einstellen konnten.
Die Aufnahmetechnik
kontrollierte derweil, ob
alle der 48 aufzuzeich-
nenden Spuren auch korrekt auf dem Protools-
System ankamen. Gewandelt wurden die Signale
über Apogee-Wandler, abgehört und vorgemischt
auf einem Yamaha DM 1000. Zusätzlich lief ein
komplettes Havariesystem um Fehler in der Auf-
zeichnung auszuschließen.
Die Beschallungsanlage kam von RCF.
Dies war
namentlich das NX-Line-Array, mit je einem Dop-
pel 15“er und einem 18“er-Bass sowie drei Toptei-
len pro Seite. Die Wahl fiel aus mehreren Gründen
auf dieses System: In erster Linie wurde eine PA
gesucht, die richtig gut klingen, aber auch opti-
schen Gesichtspunkten genügen solte. Und natür-
lich sollte die Anlage die verschiedenen Musikrich-
tungen von Schmusesongs über Metal bis hin zum
Ghetto-Rap ideal übertragen. Als Monitore kamen
RCFs TT 25 SMA zum Einsatz, die sich als ideale
Wahl herausstellten, da sie bei überzeugender
Rückkopplungsfestigkeit extrem sauber klangen.
Bei den Mikrofonen wurde voll auf AKG gesetzt.
Ausschlaggebend hierfür war vor allem der gute
Ruf der neuen D5- und D7-Kapseln, die ich in die-
ser Produktion auch in der Praxis austesten woll-
te. So kamen denn diverse kabelgebunde D5 und
D7 sowie WMS-4500-Funksysteme mit den ent-
sprechenden Kapseln zum Einsatz. So kamen die
verschiedenen Stimmen auch in der Nachbearbei-
tung sehr schön rüber und speziell das D7 hat sich
während der Produktion zu einem meiner Lieb-
lingsgesangsmikros entwickelt. Bei den Instru-
mentenmikes kamen AKGs D40, C391, C1000 so-
wie einige weitere Modelle zum Einsatz. In Sa-
chen Instrumentalfunk setzte man dagegen auf
Sennheisers Evolution- Wireless-G3-Systeme.
Neben den Gigs im Studio wurden die Bands
auch zu verschiedenen anderen Locations ge-
schickt.
Hier musst das dortige Publikum zu be-
geistert werden. Und gerade diese Locations
stellten eine besondere Herausforderung an die
Coverband Deputyz on Stage:
Klassische Rockmusiker,
die als Partyband nicht unterschätzt werden dürfen.
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