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An dEr
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Die komplette Equipment-
liste und eine kurze Video-
Sequenz zum Tower-Of-
Power-Auftritt findet ihr
online unter
soundcheck.de.
© PPVMEDIEN 2010
V
or knapp einem viertel Jahrhundert fand
es erstmalig statt: Das Festival „Jazz an
der Donau“. Was in Vilshofen im Jahr
1987 begann, wurde seit 2002 in Straubing fort-
gesetzt – und zwar jährlich, jeden Sommer. Doch
bleiben wir noch kurz bei den Anfängen: Anfangs
war das Festival tatsächlich rein auf Jazz ausge-
legt und wurde von dem Verein „Jazz- und Mu-
sikfreunden Vilshofen e.V“ initiiert. Da sich das
Festival großer Beliebtheit erfreute, wurde in
Vilshofen schnell der Platz zu eng und eine neue
Location musste gefunden werden. Und so kam
Straubing ins Spiel. Der ursprünglich familiäre
Rahmen wich einer professionelleren Umgebung
und zudem wurden auch Acts eingeladen, die
nicht nur im Jazz angesiedelt waren.
So auch dieses Jahr: Das Programm gestaltete
sich sehr bunt mit hervorragenden Live-
Bands.
Darunter auch nationale und internatio-
nale Größen, wie Ich + Ich, Matt Bianco, Tower
Of Power und Bobby McFerrin. Wie dem auch
sei: Wir entschlossen uns kurzer Hand, Samstags
vor Ort zu sein, um die legendären Tower Of Po-
wer genießen zu können. Und soviel schonmal
vorweg: Das Konzert war einfach gigantisch –
eine geniale Liveband, gefällige Songs, ein vor-
züglicher und druckvoller Livesound und eine
wahrlich gute Stimmung. An den vier Tagen
strömten über 10.000 Besucher zu den Kon-
zerten, die sich auf dem gesamten Areal um den
Festival-Platz „Am Hagen“ verteilten.
Uns interessiert jedoch in erster Linie, wie das
Event organisatorisch und technisch ablief,
und deshalb haben wir uns zunächst hinter den
Kulissen umgeschaut.
Zur Verfügung stand uns
hierzu Ingo Haasch (Sound Designer), der Leiter
des Electro-Voice-Support-Teams. Er konnte ein-
drucksvoll vermitteln, wieviel Material überhaupt
notwendig war, damit ein Festival dieser Größen-
ordnung überhaupt reibungslos funktionieren
kann. Neben der reinen Materialschlacht zählt
natürlich auch die Erfahrung, die man für so ein
Event mitbringen sollte. Wenn hier nämlich falsch
koordiniert wird, kann schnell das Chaos ausbre-
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19.05.2010
STORY: JAZZ AN DER DONAU
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ne. Diese Maßnahme hat das Klangergebnis er-
neut um eine Nuance verbessert.“ Keine Nuance,
sondern einen Quantensprung machte für
Haasch allerdings die Umstellung auf FIR-Drive
aus. „Dadurch gewinnt das Beschallungssystem
enorm. Es ist gerade so, als ob man ein völlig
neues System hätte.“ Zu welcher Perfomance
dieses FIR-gesteuerte Electro-Voice XLC-Line-
Array fähig ist, konnten die rund 3.000 Zuschau-
er beim Eröffnungskonzert von Ich + Ich bestau-
nen. Der Sound war druckvoll, präsent, klar,
transparent und – wie es schien – jederzeit mit
genügend Headroom. „Tiger, der FoH-Mann von
Ich + Ich, hat aber auch wirklich einen spitzen
Job gemacht“, sagte Haasch.
handen sein; es ist schon sehr beeindruckend,
wenn man sieht, wie Backstage meterlange Cases
mit Mikros und Kabel verwalten werden. Nach
dem Gig ist vor dem Gig: Da ausreichend Kabel
vorhanden sind, werden die Benutzten einfach
nach jedem Gig auf einen Haufen geworfen und
während die nächste Band spielt sauber aufge-
rollt und in die passende Kiste gepackt.
Und dann ist es soweit: Tower Of Power be-
treten die Bühne und stellen unter Beweis,
warum sie seit Jahrzehnten erfolgreich im
Geschäft sind.
Die fünfköpfige Bläsersektion
um Emilio Castillo klingt teils nach viermal so
vielen Bläsern. Legendär ist die Rhythmsection
Ingo Haasch kümmert sich seit 2002 um
das benötigte Material und koordiniert alle
Abläufe rund um die Bühnenarbeit.
chen und der straffe Zeitplan gehörig durch-
einander kommen. Apropos Material: Es werden
zur Bühnen- und FoH-Beschallung nur Boxen,
Amps und Controller von Electro-Voice und Dyn-
cord eingesetzt. Eine Equipmentliste könnt ihr
euch auf unserer Internetseite downloaden.
Zum Material äußerte sich Ingo Haasch wie
folgt:
„Das FIR-betriebene Electro-Voice-XLC-
System hat sich im letzten Jahr absolut bewährt
und deshalb haben wir es auch in diesem Jahr
wieder eingesetzt. Neu hinzugekommen sind
XCS-312-Subs in Array-Anordnung vor der Büh-
Weitaus wichtiger als das Material ist laut In-
go jedoch das Miteinander.
Er besteht deshalb
darauf, alle Crew-Mitglieder zu bestimmen, da er
weiß worauf es ankommt. Oder anders ausge-
drückt: Er muss Vertrauen in sein Personal haben.
Er versteht sich selbst dabei eher als eine Art Kell-
ner, der das besorgt, was gerade benötigt wird.
Oberstes Gebot hierbei: Alle sollen entspannt und
zufrieden an die Arbeit gehen, damit der Funke
auch aufs Publikum überspringen kann. Ganz
wichtig ist, dass ein Großteil der Arbeit – soweit
möglich – Wochen vor dem Festival getan ist. Da-
zu gehört, dass alle Bands frühzeitig einen Tech-
nical Rider überlassen, damit das gewünschte
Material auch rechtzeitig besorgt werden kann.
Wichtig ist dann während der Veranstaltung die
Übersicht zu behalten. Insbesondere Kabel und
Mikrofone müssen in gewaltiger Stückzahl vor-
mit David Garibaldi an den Drums und Francis
Rocco Prestia am Bass, die grooven als ob es
kein Morgen mehr gäbe. Beeindruckend ist
auch der stimmgewaltige Larry Braggs, der
auch in den höchsten Lagen mit fester Stimme
und intonationssicher rockt was das Zeug hält.
Wow! Die Band hat die Menge fest im Griff.
Doch mitunter das wichtigste Bindeglied zwi-
schen Band und Publikum ist der FoH-Sound.
Der Mischer macht einfach einen fantastischen
Job und trifft von Anfang an die richtige Mi-
schung, die sich von Song zu Song in ihrer In-
tensität steigert und letztendlich bis zur letz-
ten Zugabe immer noch mehr zulegen kann. Da
bleibt schlussendlich nur ein Fazit: Ein rundhe-
rum gelungener Abend!
Markus Beug-Rapp
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Bild 1:
In etlichen Cases werden hunderte Mikrofone aufbewahrt, die alle während des Festivals zum Einsatz kamen.
Bild 2:
Dynacords CMX15 wurden als Bodenmonitore auf der
Bühne verwendet und standen in ausreichender Anzahl hinter der Bühne zur Verfügung.
Bild 3:
Hier sind ein Teil der Controller und Amps der FoH-PA zu sehen.
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SOUNDCHECK 09
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