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Rhythm Is It!
SpeCial
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So bereichert ihr mit Percussion
euren Bandsound
Die 7 goldenen Regeln
der Bandpercussion
Auf zum Kauf
Rhythm For Sale!
Uli Emskötter
W
enn ihr schon einmal eine Band beim
Konzert beobachtet habt, deren Sän-
ger während längerer Soli seiner Kol-
legen aus Langeweile zum Schellenring greift
und diesen dann auch noch mutig vor sein
Gesangsmikro hält, dürftet ihr auch die leicht miss-
mutigen Mienen der Mitmusiker oder des örtlichen
Tontechnikers bemerkt haben. Um es kurz zu ma-
chen: Das geht gar nicht! Damit euch dieser oder
andere Kardinalfehler gar nicht erst passieren wei-
sen euch unsere sieben simplen Regeln den Weg
zum entspannten Percussion-Groove-Erlebnis.
Regel 1
Percussions gehören
an einen festen Platz
Das gilt fürs Studio ebenso wie für die Büh-
ne.
Heutzutage ist es zwar seltener, dass im
Studio alle Instrumente zusammen eingespielt
werden, aber in diesem Fall sind natürlich die
gleichen Dinge zu beachten wie im Live-Be-
trieb. Da man es mit Schlaginstrumenten zu
tun hat, muss man sich klar machen, dass Ins-
trumente wie etwa Timbales oder Congas einen
eher lauten, impulshaften Schall liefern, der
unter Umständen auf empfindlichere Mikro-
fone, wie sie bei Gesang oder auch einer akus-
tischen Gitarre zum Einsatz kommen, überspre-
chen kann. Das macht dann im Mix die deut-
liche Trennung und gezielte Bearbeitung einzelner
Signale unmöglich. Möchte man beispielsweise
im Studio eine Akustikgitarrenspur mit etwas
Kompression versehen, um sie deutlicher her-
vorzuheben, könnten sich Übersprechungen
von irgendwelchen Schlaginstrumenten sehr
störend bemerkbar machen. Bei der Bearbei-
tung des Signals mit dem Kompressor wird
Damit die Percussion auch eine wirkliche Bereicherung des Bandsounds
darstellt, braucht es nur ein wenig Organisation, etwas klangtechnisches
Know-how und spielerische Disziplin. Band-Dienlichkeit steht hier im
Vordergrund und hilft euch die Percussion zum echten Sahnehäubchen
auf der Klangtorte zu machen.
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dann eben nicht nur die Gitarre lauter, sondern
vielleicht auch die Congas. Der Einsatz wei-
terer Effekte kann dann auch immer nur ein
fauler Kompromiss sein, da besagte Congas
dann auch im gleichen Hallraum wie die Gitar-
re herumpoltern.
den aber nicht zu empfehlen. Auf einer kleinen
Kneipenbühne, wo die Schlaginstrumente in al-
ler Regel nicht mikrofoniert werden müssen,
mag das noch gehen. Ist aber alles mit Mikros
und Monitoring versehen, führt diese Art von
Bühnenshow eher zu Klangchaos. Bewege ich
Regel 2
Plant den Aufbau eures
Percussion-Sets
Damit stellt sich die grundsätzliche Frage, wie
viele Instrumente bzw. Percussion-Elemente
wirklich benötigt werden.
Da sind die Über-
legungen für Studio oder Bühne durchaus unter-
schiedlich. Im Studio ist es von Vorteil, möglichst
viele interessante Sounds anbieten zu können,
daher wäre eine größere Auswahl an Percussion-
Instrumenten hier sinnvoll. Diese sollten aller-
dings ordentlich in Gigbags oder Cases verstaut
sein, sodass ihr sie schnell in den Aufnahmeraum
rein und wieder raus transportieren könnt. Zeit
ist schließlich Geld. Außerdem solltet ihr vor dem
Studiojob gründlich die Checkliste durchgehen,
ob auch wirklich alle Sticks, Rods, Mallets, Sta-
tivadapter oder auch Kabel und Netzteile zur
Hand sind, damit eure frische Inspiration nicht in
langwierigem Kramen verpufft.
Für den Live-Gig muss man sich natürlich ge-
nauso gründlich vorbereiten.
Beim Instrumen-
tarium sollte aber gelten: Nehmt nur mit, was
ihr im Laufe eines Konzerts wirklich braucht.
Wenn ich nur einmal am Abend den Sound ei-
ner Steeldrum oder indischer Tablas benötige,
bin ich mit einem E-Percussion-Pad und eini-
So bleibt alles wo es hingehört:
Trennwände aus transparentem Kunststoff verhindern effektiv das Überstrahlen lauter
(Schlag)instrumente in empfindlich eingestellte Mikrofone, z. B einer Akustik-Gitarre.
Im Studio und auf einer engen Bühne schafft
die Verwendung einer Trennwand oft effek-
tive Abhilfe.
Oftmals reicht es schon, die Per-
cussions in ausreichender Entfernung zu den
anderen Instrumenten zu platzieren. Übrigens
auch in ausreichendem Abstand zum Drumset,
denn wer möchte schon, dass etwa eine Gong-
Drum des Percussionisten in das Hi-Hat-Mikro
oder die Overheads wummert? Ein Schlag auf
besagten Gong könnte auch die tiefen Gitarren-
saiten zum Mitschwingen anregen und so bei
entsprechender Monitorlautstärke zu Feedbacks
führen. Ach ja, übrigens: Das Herumwandern
auf der Bühne mit Cowbells, Agogos, Wood-
blocks oder ähnlichem mag zwar showmäßig
verlockend sein, ist aus tontechnischen Grün-
»
mich von meinem Mikro weg, wird meine Cow-
bell nach vorne unweigerlich leiser. Komme ich
dann am vorderen Bühnenrand in die Nähe der
Vocal-Mikrofone, könnte sie schmerzhaft laut
werden. Dazu aber gleich noch mehr.
Am besten sind die Percussions auf der Bühne
in der zweiten Reihe aufgehoben.«
gen guten Samples bestens bedient. Auch für
Drummer, die ihr Set mit Percussions erweitern
möchten, stellt das die flexibelste Lösung dar.
In puncto Becken sollten Drum- und Percus-
sionset besonders gut aufeinander abgestimmt
sein. Bringt der Drummer das übliche Set aus
Am besten sind die Percussions auf der Bühne
in der zweiten Reihe aufgehoben, etwa auf
gleicher Höhe wie die Drums, aber wie gesagt
in ausreichendem seitlichen Abstand.
Auf grö-
ßeren Bühnen macht sich auch ein zweiter Riser
für die Percussions sehr gut.
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SpeCial: perCuSSion in der Band
Hi-Hat, Ride und verschiedenen Crashbecken
mit, kann man dies als Percussionist schön mit
Effektbecken wie Bell, Splash, China oder auch
Thin Crash ergänzen.
Auch über die Anordnung seiner Instrumente
sollte man sich Gedanken machen.
Bühnen-
techniker können ziemlich allergisch reagieren,
wenn der Percussionist mit einem Wäschekorb
voller Trommeln, Glöckchen und Woodblocks an-
rückt und diese dann wild auf der Bühne um sich
herum verstreut, um dann spontan zu entschei-
den, was er so zum jeweiligen Song beitragen
Regel 3
Bitte nicht das Gesangs-
mikrofon zweckentfremden!
Dies ist noch einmal als eindringliche Bot-
schaft an alle Sänger oder auch singende Mit-
musiker zu verstehen, die sich zum Teilzeit-
Percussionisten berufen fühlen.
Das Eingangs
beschriebene Szenario mit des Sängers Schellen-
ring beobachtet man leider immer wieder und
verteilt über praktisch alle Bühnen dieser Welt.
Ganz davon abgesehen, dass der Schellenring
über das in der Regel recht laut eingepegelte Vo-
Regel 4
Geschicktes Mikrofonieren
sorgt für Ordnung im Mix
und auf der Bühne
Da verschiedene Percussioninstrumente Signale
mit unterschiedlichem Charakter liefern, muss
man zunächst das geeignete Mikro für jedes
Instrument finden.
Dabei kann man sich gut an
der Drumset-Mikrofonierung orientieren. Für filig-
ranere, eher höhenlastige Klänge wie die von Chi-
mes, Glockenspielen, Crotales oder auch von Be-
cken greift man in der Regel zu Kondensatormikros
– übrigens auch für Shaker, Rainmaker, Kalimba
oder Cabasa die beste Wahl. Bei echten Krachma-
chern wie Timbales oder großen Gong-Drums ist
man mit pegelfesten, dynamischen Mikros besser
bedient. Einige Kondenser verfügen auch über eine
Pad-Schaltung, die sie gegen lauten Schall un-
empfindlicher machen. Im günstigsten Fall ist auch
ein Highpass-Filter wie etwa beim Sennheiser
MD-441 vorhanden, mit dem sich Trittschall und
Gerumpel eliminieren lassen. Für brillante Instru-
mente wie Splashbecken oder Chimes lassen sich
so auch unerwünschte Signalanteile wegfiltern.
Vor allem auf der Bühne sollte man versuchen,
die Anzahl der Mikrofone für das Percussion-
Set in Grenzen zu halten.
Gut bewährt hat sich
die Methode über Percussion-Tisch oder -Rack
zwei Overheads zu platzieren und damit Instru-
Aufgeräumt und ausbaufähig:
Gut aufgestellt mit dem Percussion-Rack
möchte. Solche bunten Instrumentensamm-
lungen werden zudem auch schnell mal zur Stol-
perfalle für die Mitmusiker und auf die Dauer ist
dieses Durcheinander auch teuer. Ist der Bass-
mann erstmal drauf gelatscht, ist so manches
kleine Instrument dahin und muss neu ange-
schafft werden. Dass Congas, Timbales und ähn-
liche Trommeln auf vernünftige Ständer bzw.
Stative gehören, ist wohl ebenfalls selbstver-
ständlich. Gleiches gilt natürlich auch für Becken
und Gongs. Aber auch der Kleinkram wie Sticks,
Mallets, Claves, Shaker, Kastagnetten, Triangeln
etc. sollte ordentlich und platzsparend griffbereit
liegen. Dafür gibt es extra Percussion-Tische wie
z. B. den Pearl PTT-1824 Trap Table oder die Meinl
Percussion Workstation. Daran lassen sich zu-
sätzlich noch Racks montieren, an denen dann
Becken, Chimes, Woodblocks aber auch Mikro-
fone angebracht werden können.
cal-Mikrofon nach vorn den vorher schön aufge-
räumten Gesamtsound zurappelt, ist dies auch
die sicherste Methode die werten Kollegen für
den Rest des Abends mit einem schönen Ohrge-
räusch – auch bekannt als Tinnitus – zu versor-
gen. Nicht nur im FoH-Sound spielt die Gesangs-
stimme die zentrale Rolle, sondern auch auf den
Monitorwegen wird der Gesang etwas lauter ge-
macht, damit sich jeder im Song gut orientieren
kann. Dazu kommt noch, dass der Gesang ein
eher mittenlastiges Signal ist und diese Frequen-
zen mittels EQ entsprechend bearbeitet werden.
Im Mittenbereich ist das menschliche Gehör aber
nun einmal besonders empfindlich. Scheppert ei-
nem dann mit gleicher Lautstärke und gleicher
EQ-Einstellung plötzlich ein Schellenring ins Ohr,
kann das für Publikum und Band echt schmerz-
haft werden. Für die Band umso mehr, wenn In-
Ear-Monitoring zum Einsatz kommt.
Achtung Fauxpas:
Sänger mit Schellenring vor dem Mikro
sind der Albtraum eines jeden Mischers.
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SpeCial: perCuSSion in der Band
Pegelspitzen glättet. So kann dieses weni-
ger dynamische Signal insgesamt lauter
gemacht werden, damit auch leisere Si-
gnalanteile deutlich zu hören sind. Gera-
de perkussive Signale können aber
schnell nerven wenn man sie gnadenlos
totkomprimiert. Habt ihr das Klangbild
sorgfältig mit der Klangregelung des
Mischpults aufgeräumt, sollten auch
leisere, filigranere Percussioninstru-
mente gut hörbar sein. Geschmackvoll
eingesetzte Percussion sollte ja den
Groove von Drum und Bass ergänzen,
sozusagen das Klangbild ausmalen.
So können z. B. ein Shaker oder eine
Triangel ein Hi-Hat- oder Ride-Pattern sinnvoll
ergänzen. Rascheln oder klingeln sie aber in
permanent gleicher Lautstärke, nerven sie
schnell. Tipp: Bei sehr lauten Instrumenten wie
beispielsweise den Timbales kann live wie im
Studio übrigens ein Limiter helfen, unschöne
Übersteuerungen zu vermeiden.
Regel 7
Nicht übertreiben!
„Allein die Menge macht das Gift“, das wusste
schon Paracelsus.
Zuviel des Guten ist einfach un-
gesund, das gilt auch für den Einsatz von Percus-
sioninstrumenten. Etwas Gespür fürs Arrangement
ist immer noch die beste Entscheidungshilfe in Fra-
gen zum „was“ und „wie oft“. Spielt der Drummer
bereits eine schnelle, dichte Hi-Hat-Figur macht
das einen zusätzlichen Schellenring überflüssig.
Läuft hingegen eine gerade Achtel-Hi-Hat, bringen
Schellenring, Shaker oder Maracas mit einem gut
akzentuierten Sechzehntel-Pattern vielleicht ge-
nau das gewisse Etwas.
Besondere Vorsicht ist bei Effekt-Instrumen-
ten geboten.
Wenn in jedem Song der Rainma-
ker plätschert, die Ocean Drum Meeresrauschen
verbreitet oder die Cuica quietscht, wird es
schnell langweilig. Kann ja sein, dass bei einem
nigerianischen Fest tagelang auf den Talking
So ists richtig:
Shaker lassen sich gut über ein
oder zwei Schwanenhals-Mikros abnehmen.
mente wie Shaker, Cabasa oder Tamburin abzu-
nehmen. Ebenso gut funktionieren ein oder zwei
Mikrofone, die an einem Schwanenhals montiert
sind. So kann sich der Percussionist selbst das
Mikro auf das jeweils gespielte Instrument rich-
ten. Ein recht neuer Trend unter Percussionisten
ist es, sich das Mikrofon gleich direkt an der
Hand zu befestigen. So ist ein immer gleicher Ab-
stand zu dem in der Hand befindlichen Instru-
ment gewährleistet
Bei Congas, Bongos und Timbales ist Close Mi-
king die bessere Methode.
Hat man live nur weni-
ge Kanäle zur Verfügung, kann man auch mal zwei
Trommeln mit nur einem Mikro abnehmen, da die
Trommeln ja dicht nebeneinander stehen. Das Mi-
kro sollte dazu über eine entsprechend breite Auf-
nahmecharakteristik verfügen und schräg von oben
zwischen die beiden Trommeln gerichtet werden.
Hat man ausreichend Kanalzüge zur Verfügung,
klingt es besonders edel, Instrumente wie Xylophon,
Vibraphon oder Crotales stereo abzunehmen, um
sie so räumlich breiter aufzufächern. Auch mit Chi-
mes oder dem Rainmaker lassen sich auf diese Wei-
se schöne räumliche Effekte erzielen.
Wenn separat Percussion zum Einsatz kommt, ist stetiges Cow-Bell-Gekloppe des Sängers oder Drummers oft einfach zu viel.
Regel 5
Regel 6
DI-Box nicht vergessen!
Benutzt ihr E-Percussions wie beispielsweise
das Roland HandSonic, gehören unbedingt
geeignete DI-Boxen ins Gepäck.
Die meisten
dieser Geräte verfügen nur über Klinkenausgän-
ge die auf der Bühne Brummprobleme verursa-
chen können. Eine DI-Box beseitigt diese zuver-
lässig. Meist hat der örtliche PA-Verleih welche
dabei, darauf sollte man sich aber nicht zu sehr
verlassen. Kümmert man sich selbst um seine
PA, muss man sowieso welche dabei haben.
Vermeidet übermäßige
Kompression
Gute Percussionsounds leben von ihrer Dyna-
mik.
Natürlich ist man schnell versucht, leisere
Instrumente mit dem Kompressor stärker nach
vorn zu holen, der Schuss kann aber auch nach
hinten losgehen. Ein Kompressor erweitert ja
nicht den Dynamikumfang eines Signals, son-
dern macht ihn schmaler, indem er sehr laute
Drums herumgehauen wird, aber ob das wirklich
fester Hauptbestandteil eures Bandsounds sein
sollte, ist doch fraglich. Auch stetiges Gerassel
oder Cow-Bell-Gekloppe des Sängers oder des
Drummers sollte hinterfragt werden. Überlegt
vielmehr ganz genau, was zur musikalischen und
vielleicht auch zur textlichen Aussage des jewei-
ligen Songs passt. Wie ganz zu Anfang schon
gesagt ist Banddienlichkeit (wie eigentlich im-
mer) das A und O. Und wenn ihr dann an genau
der richtigen Stelle einen schönen Effekt platzie-
ren könnt, wird eure Performance für das Publi-
kum zum echten Klangerlebnis.
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