© PPVMEDIEN 2009
Workshop: BandBusiness
Bandbusiness – Teil 11
Gigsuche, Kontakte und
Veranstalter-Akquise – Teil II
Und weiter gehts mit unseren Tipps und Tricks, wie man sich als Band attraktive Gigs unter den
Nagel reißen kann, bzw. die Adressen von geeigneten Clubs, Konzert- oder Festival-Veranstaltern.
Denn wer will schließlich im Proberaum versauern, wenn er auf die Bühne kann?
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uch wenn moderne kommunikationsins­
trumente und vernetzte Webcommuni­
ties den nachwuchsbands mittlerweile nie
gekannte Promotion­ und Präsentationsmöglich­
keiten bieten und trotz eines wahren konzert­
und Festival­Boom in den letzten Jahren – für new­
comer ist es keineswegs einfacher geworden, an
attraktive konzerte zu kommen. allzuviele auf­
tritte finden nach wie vor nur im kreise der mitge­
brachten Freunde oder Familienangehörigen statt
und auch anständige Gagen sind oft nur mühsam
oder eben gar nicht durchsetzbar. So mancher Gig
wird nur gegen eine Spritkostenaufwandsentschä­
digung vereinbart und die Gage bewegt sich da­
her oft eher im Bereich von unter, als über hun­
dert euro. Für die ganze Band wohlgemerkt.
Support für die Großen
Ein guter Weg, um an attraktive Konzerte
heranzukommen, ist der des Supportacts für
eine bekanntere Band.
Finanziell wird hier zwar
meist ebenfalls nicht viel geboten, solange euch
aber noch kaum einer kennt, ist dies der perfekte
Weg auf eine meist anständige Bühne und vor
allem zur aufmerksamkeit von Leuten, die euch
Foto: Frank SeiFert
noch nicht kennen. ein weiterer Vorteil besteht
darin, dass ihr auch Promo­ und Presse­technisch
im Fahrwasser eines zugkräftigen headliners mit­
schwimmen könnt. ihr findet auf breiterer ebene
erwähnung und zwar als Support­act in den
Presseartikeln und zusätzlich in den meist zahl­
reicheren terminankündigungen. Meist mehr, als
ihr sie selber realisieren könntet. Letztendlich
nutzt ihr also hier den Bekanntheitsgrad einer
etablierten Band auch für eure eigene Publicity
Meist steht hier außerdem auch schon eine an­
ständige Sound­ und Lichtanlage bereit und auch
das Publikum wird vermutlich größer ausfallen.
Erarbeitet für die ersten Promo- oder Sup-
portgigs am besten ein etwa 20 bis 30 Mi-
nuten langes Live-Programm.
Berücksichtigt
dabei eure besten Songs und seht zu, dass ihr
diese in einer möglichst unvergesslichen Per­
formance rüberbringt. als Faustregel für eine
gelungene Performance gilt: Der Schlüssel für
einen gelungenen auftritt liegt im gelungenen
entertainment. konzentriert euch also lieber
darauf, dass ihr wenige Songs gut rüberbringt,
als darauf, möglichst lange zu spielen.
Posen wie die Großen:
ein Supportslot für einen bekannten act machts möglich und beschert meist auch einen würdigen
rahmen auf großer Bühne mit ordentlich Sound und Licht.
»
In Zeiten von MySpace und Co. ist es heutzuta-
ge so einfach wie nie, auf gleichgesinnte Bands
zu treffen,
die sich zudem meist in einer ähn­
lichen Situation befinden werden wie ihr, sprich
unter akutem konzertmangel leiden. recher­
chiert also am besten gleich in etablierten Band­
In Zeiten von MySpace und Co. ist es so einfach
wie nie, auf gleichgesinnte Bands zu treffen.«
verzeichnisse wie z. B. regioactive.de, Bandliste.
de, Bandster.de oder oder eben auf MySpace.
com nach geeigneten kandidaten und bietet
entsprechenden Bands ein konzert in eurer Stadt
an. umgekehrt sollte die andere Band dann ih­
rerseits ein konzert in ihrer Stadt organisieren,
zu dem ihr dann eingeladen werdet. Jede Band
wird in ihrer eigenen heimatstadt zumindest ei­
ne Location kennen in der gespielt werden kann.
oder sie wird kontakte zu einem örtlichen Ver­
anstalter haben.
Ganz wichtig ist, dass die Organisation auf
beiden Seiten stimmt und nicht einseitig ver-
fahren wird.
austausch beruht auf dem Prinzip
der Gegenseitigkeit. Für den anfang ist die Gig­
tausch­Variante in ordnung, auf Dauer rentiert
sich der austausch von konzerten allerdings nicht
wirklich, da es hier in der regel meist kaum Gage
oder Spritgeld geben wird. Viele Bands veranstal­
ten zu diesem Zweck auch regelrechte Sammel­
konzerte, die – oft mit der irreführenden Bezeich­
Reicht nicht für Rock-‘n‘-
Roll-Exzesse:
Für viele Gigs
wird als Gage gerade mal der
Gegenwert einer tankfüllung für
einen PkW geboten.
nung Festival versehen – in erster Linie dem
Zweck dienen, möglichst viele Bands in möglichst
kurzer Zeit auf die Bühne zu schicken, um so mög­
lichst viele austauschgigs in fremden Städten ab­
greifen zu können. Von einer solchen Verfahrens­
weise hat auf Dauer allerdings niemand etwas.
hier läuft für euch meist alles auf das typische
Bierkasten­Prinzip hinaus, bei dem ihr Gefahr
lauft, immer nur oben drauf zu legen. Deshalb ist
diese Möglichkeit nur bedingt und bis zu einem
gewissen Punkt zu empfehlen.
Auch die empfohlene, kurze Spielzeit ist leicht
erklärt:
Musiker und Bands ohne Live­erfah­
rung können für konzertbesucher, der den ei­
gentlichen headliner sehen möchte, ziemlich
anstrengend sein. aus diesem Grund wird euch
in neun von zehn Fällen nur eine entsprechend
kurze Spieldauer gewährt werden. Zielsetzung
ist also, das Publikum in kurzer Zeit für sich zu
gewinnen und dazu zu bewegen, euch auch bei
euren künftigen konzerten wieder zu beehren.
Ab auf die Straße
Auch vor auf den ersten Blick unorthodoxen
Aktionen solltet ihr nicht gleich zurückschre-
cken.
eine unkomplizierte alternative zu über­
buchten clubs, bei der auch relativ schnell eine
Städtetour organisiert werden kann, sind so ge­
nannten unplugged Gigs. hier braucht ihr keine
große anlage und könnt im extremfall sogar di­
rekt auf der Straße performen. Dies ist natürlich
Austauschkonzerte
Meist führt der Weg auf die Bühne für Newco-
merbands allerdings über Austauschkonzerte
mit anderen Bands.
So bekommt man am ein­
fachsten Gigs über die eigenen Stadt­ bzw. regi­
onsgrenzen hinaus, mit dem man seinen Bekannt­
heitsgrad überregional steigern kann. Die Bands
können sich auf diese Weise wirkungsvoll gegen­
seitig unterstützen.
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nicht in allen Musikrichtungen möglich. Für eine
Metalband kommt dies tendenziell weniger in Fra­
ge als für ein relaxtes Blues­trio. Solltet ihr die
geeignete Musik hierzu machen, könnt ihr euer
können in unterschiedlichen regionen – etwa in
innenstädten und einkaufsmeilen – zeigen. Spon­
tane unplugged­Gigs können zudem großartige
Promotion für die Band bedeuten. oft werdet ihr
dabei auch engagements für „echte“ konzerte ab­
sahnen können. Beachten solltet ihr aber auf jeden
Fall den rechtlichen Status, der von region zu re­
gion unterschiedlich sein kann. erkundigt euch
unbedingt vorher in jedem Fall bei den zuständi­
gen ordnungsämtern, ob es für bestimmte orte
oder Plätze in der innenstadt Genehmigungen
oder auflagen zu erfüllen gibt.
Auch unorthodoxe Methoden können lohnen:
Versuchts doch mal unplugged als Straßenmucker.
Umsonst und Draußen
Unter dem Motto „Umsonst und Draußen“
gibts jedes Jahr in den Sommermonaten Kon-
zerte.
Wie der name schon vermuten lässt, finden
diese konzerte bei freiem eintritt und unter freiem
himmel statt und werden meist durch Sponso­
rengelder unterstützt. eine bundesweite Übersicht
über etablierte kostenlosen open­air­Festivals
findet ihr im netz unter: www.free­festivals.de.
diversen clubs aber letztlich auch in Zusammen­
hang mit den immer zahlreicheren Bandwettbe­
werben zunehmend durch. Bands oder künstler
müssen den Veranstaltern entweder direkt Geld
bezahlen oder ein gewisses kontingent an tickets
abkaufen und dann etwa an ihre Bekannten ver­
kaufen, wenn sie etwa als Support act einer etab­
lierten Band auftreten wollen!
Nicht immer verwerflich:
Pay To Play
Geld regiert bekanntlich die Welt.
Die tatsache
dass auch und vor allem im Showbusiness letzt­
lich alles eine Frage des Preises ist, machten sich
während der 80er­Jahre des letzten Jahrhunderts
auch einige uS­konzertveranstalter erstmals ge­
zielt zu nutze. Frei nach dem Motto: „Sag mir wie
viel du zahlst und ich sage dir wo und wie lange
du auftreten darfst“, boten sie auch unbekannten
newcomern attraktive tourslots an. in der heu­
tigen Zeit des musikalischen Überangebots und
der Wirtschaftskrise boomt das Pay­to­Play­Sys­
tem auch in unseren Gefilden. es setzt sich bei
Heiß begehrte Support Slots vor etablierten
Acts werden häufig nur noch gegen Übernah-
me einer sogenannten Kostenbeteiligung für
die Produktion vergeben.
Das Pay­to­Play­Sys­
tem ist für unbekannte Bands, speziell im ausland
aber oft der einzige Weg, auf breiterer ebene Be­
achtung zu finden. Wer genügend Geld hat, kann
sich auch auf eine komplette tour einkaufen. oft
bekommt man für 50 bis 100 euro pro tag bereits
eine zweiwöchige Deutschland­ oder europatour
mit einer bekannteren Band angeboten und kann
so auch abseits seiner heimatregion täglich auf­
treten – reise­, transport­ und Verpflegungskos­
ten kommen aber natürlich noch extra hinzu.
»
winn attraktive auftrittsmöglichkeiten, z. B. auf
großen Festivals und haben überdies aussicht
auf Förderung oder unterstützung in Form von
Sachpreisen oder Geldmitteln. und falls ihr nicht
zu den glücklichen Gewinnern gehören solltet,
habt ihr wenigstens einen schönen Gig gehabt
und überdies an erfahrung und interessanten
kontakten gewonnen.
Als Newcomer müsst ihr vermutlich zunächst den
steinigen Weg gehen und Gigs selbst organisieren.«
Die Booking Agentur
Der effektivste und professionellste Art
Weg auf die Bühne ist sicherlich der Deal
mit einer Booking-Agentur.
hier kümmern
sich Profis mit besten kontakten um eure auf­
tritte. im regelfall erhält die Booking agentur
dafür allerdings zwischen 15 und 20 Prozent
eurer nettogage, das ist der gängige Satz. Vor­
sicht ist allerdings definitiv dann geboten,
wenn die agentur von euch eine feste Mindest­
pauschale oder gesonderte Gebühren verlangt,
die unabhängig von ihrer akquiseleistung an­
fallen. hier solltet ihr euch genau nach der ar­
beitsweise des betreffenden Bookers erkundi­
gen und diese auf ausführlich prüfen.
Um mit einer Booking-Agency zusammenar-
beiten zu können, wird allerdings – ähnlich wie
für einen Plattenvertrag – ein qualitativ hohes
Level von euch erwartet werden.
Diese Mög­
lichkeit der konzertakquise wird euch deshalb ver­
mutlich erst zu einem späteren Zeitpunkt eurer
musikalischen karriere offen stehen. als newco­
mer müsst ihr daher vermutlich zunächst den stei­
nigen Weg gehen und eure Gigs in eigenregie or­
ganisieren. Seht dies jedoch unbedingt positiv:
nur auf diese Weise werdet ihr wertvolle erfah­
rungen machen erlangen, und das Musikbusiness
begreifen lernen, samt den zwischenmenschlichen
Beziehungen, die im Showbusiness so wichtig sind.
christian Schulze & elmar nüßlein
Bandwettbewerbe
Auch bei Talent- und Newcomerwettbewer-
ben handelt es sich – zumindest teilweise –
um einen Fall von Pay-To-Play.
Gage gibt es
hier in den meisten Fällen nämlich nicht und da
ihr meist auch auf eigene kosten anreisen müsst,
könnt ihr eure kasse allenfalls durch Merchandi­
se­Verkauf etwas aufbessern. es gibt sie mittler­
weile wie Sand am Meer, daher solltet ihr unbe­
dingt im Vorfeld überlegen, welche Wettbewerbe
wirklich was für euch bringen.Wenn es euch dar­
um geht, aus dem Proberaum herauszukommen
und wenn ihr euch darüber hinaus von einer
fachkundigen Jury und einem etwas größeren
Publikum beurteilen lassen wollt, so solltet ihr es
mit Bandwettbewerben einfach mal probieren.
oft erhalten die teilnehmenden Bands als Ge­
Musiker­organisationen wie etwa die regional
aufgestellten rockbüros helfen beim Weiterkommen.
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