WorkShop: SongWriting
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Songwriting – Teil 16
Der Junge mit der Gitarre
Hallo und herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge des Songwriting- und Arrangier-Workshops in
SOUNDCHECK. In dieser Folge kommen wir nach einer langen Reise durch die verschiedensten Stile und
Genres der letzen Dekaden gewissermaßen wieder zum Anfang zurück. Wir werden uns nämlich mit der
Gattung der Singer-Songwriter beschäftigen. Jenen Leuten also, die zum einen ihre Songs selber schrei-
ben und zum anderen diese oft auch selbst performen. Oftmals nur mit ihrer eigenen Stimme und einer
aufs Minimum reduzierten Begleitung (Akustikgitarre oder Piano).
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unächst einmal werden wir versuchen,
den Begriff „singer-songwriter“ zu ver-
stehen und zu definieren um uns klar zu
machen, was damit eigentlich gemeint ist. ver-
sucht man den Begriff ins Deutsche zu überset-
zen, wird man zwangsläufig bei der Bezeichnung
„liedermacher“ landen. Im angelsächsischen
sprachraum und vor allem in den usa ist der Be-
griff aber etwas weiter gesteckt und bezeichnet
ein komplettes musikalisches Genre, das weit
über das hinausgeht, was man hierzulande als
liedermacher versteht. um die Bezeichnung sin-
ger-songwriter zu verstehen, muss man wissen,
dass noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts
die aufgaben in der Musikindustrie strikt aufge-
teilt waren. Da gab es ganz klare aufgabentei-
lungen zwischen Komponisten, textern und ar-
rangeuren. Diese erarbeiteten im auftrag der
großen Musikverlage songs für deren Künstler.
Dass ein sänger mehr als ein Interpret sein sollte
und eigene lieder schrieb war in diesem system
nicht vorgesehen.
In den 70er Jahren, tauchte dann eine neue
Generation Singer-Songwriter auf, die den
Begriff des Genre weiter ausdehnten.
der spartanischen Besetzung, stimme plus Gi-
tarre, traten jetzt immer wieder auch kleine
Bands auf. Man verband den Begriff nun vorran-
gig mit Künstlern, die mit ihren songs ein spie-
gelbild ihrer Zeit entwarfen und sich mit aktu-
ellen politischen themen aber auch persönlichen
ansichten beschäftigen. Wichtige Künstler jener
Phase sind unter anderem cat stevens (heutzu-
tage auch bekannt als yusuf Islam), Joni Mit-
chell, James taylor oder auch carole King.
Refrain:
| G | Gmaj7 | Cmaj7 | Am7 |
| D7sus4 | Gmaj7 | D7sus4 | D7sus4 |
| G | Gmaj7 | Cmaj7 | Em7 |
| Cmaj7 Hm7 | Am7 | D7sus4 |
C-Teil:
| C | F C | G Gsus4 | Gmaj7 |
| C | F7 | Em7 | A7 |
| D7sus4 | D13 |
Der Ablauf ist relativ simpel.
strophe und ref-
rain wechseln sich ab. nach dem zweiten refrain
kommt der c-teil, danach noch einmal der re-
frain. Harmonisch ist in dem song einiges los wie
ihr oben sehen könnt. Betrachten wir die einzel-
nen Parts also mal harmonisch. Beginnen wollen
wir zunächst mit dem refrain, da hier die tonart
eindeutig ist. so viel sei nämlich vorweggenom-
men, Frau King hält sich hier ganz und gar nicht
an strenge vorgaben der Harmonielehre sondern
ergänzt in ihren songs die tonarten gerne um den
ein oder anderen „fremden“ ton. Der refrain lässt
die vermutung zu, dass es sich hierbei um G-Dur
als tonart handelt. Dazu nochmal als Erinnerung
die G-Dur tonleiter: G, a, H, c, D, E, F#, G.
G-Dur bzw. der Gmaj7 Akkord bilden demzu-
folge die Tonika bestehend aus den Tönen G,
H, D und F#.
cmaj7 wäre die subdomiante, mit
den tönen c, E, G und H. Der akkord Em7 (be-
Carole King –
You´ve Got A Friend
Carole King hatte, als ihr erstes Solo-Album
erschien, bereits Songs und Charterfolge un-
ter anderem für The Everly Brothers,
the Drif-
ters, the Byrds, Dusty springfield und aretha
Franklin geschrieben. sie ist bis heute eine der er-
folgreichsten songwriterinnen aller Zeiten, über
Zentrum dieser „Industrie“ war die 28. Straße
in New York.
Hier in der „tin Pan alley“ (so hieß
die straße aufgrund der blechern klingenden Pia-
nos in den Büros) waren alle wichtigen verlage
und agenturen beheimatet. Komponisten, texter
und arrangeure gingen hier ein und aus um sozu-
sagen auf Bestellung Hits für die stars der Zeit zu
erschaffen. natürlich hatten die songs und vor
allem die texte selten etwas mit dem Befindlich-
keiten oder den Gefühlen der angeheuerten
songwriter zu tun. Den Künstlern wurde quasi
songs auf den leib geschneidert.
Das änderte sich erst mit dem Aufkommen
der Folk-Bewegung zu Beginn der 60er-Jah-
re und mit dem Siegeszug des Rock 'n’ Roll.
Plötzlich waren eigene texte und songs ge-
fragt. Die Macht der Musikverlage ging zurück.
Pete seeger, leonard cohen und später Bob
Dylan gehören quasi zu den ersten singer-
songwritern. sie schrieben ihre Musik selbst
und begleiteten sich live nicht selten auch
selbst. Eine stimme plus Gitarre oder Piano,
mehr war plötzlich nicht mehr nötig. nicht sel-
ten waren diese songs dann auch Protestsongs,
die sich mit sozialen und politischen themen
auseinander setzten. Zu diesen politischen In-
halten passte das schlichte musikalische Kon-
zept natürlich auch viel besser als ein schwül-
stiger schlagersound mit süßlichen streicher-
sätzen und perfekter Produktion.
»
In der „Tin Pan Alley“ waren alle wichtigen Verlage
und Agenturen beheimatet.«
100 von ihr geschriebener songs fanden den Weg
in die amerikanische top 100. Bekräftigt von ih-
rem Freund James taylor, ebenfalls erfolgreicher
singer-songwriter, begann sie dann schließlich
damit ihre eigenen lieder zu singen und auf Plat-
te zu veröffentlichen. „you´ve Got a Friend“ er-
schien 1971 auf ihrem zweiten und gleichzeitig
erfolgreichsten album „tapestry“. Der song ist bis
heute einer ihrer größten Hits.
Schauen wir uns zunächst einmal die einzelnen
Parts genauer an.
Der song setzt sich, wie so oft,
ganz klassisch aus drei teilen zusammen: strophe,
refrain und einem c-teil. außerdem gibt es noch
ein kleines Intro, das auch als Zwischenspiel im-
mer mal wieder auftaucht. Ich hab den song hier
im vergleich zum original übrigens um einen
Halbton tiefer notiert. Dadurch ist er einfacher zu
erklären, da die tonart weniger vorzeichen hat.
Für Gitarristen ist er zudem einfacher nachzu-
spielen, da viele „offene“ akkorde vorkommen
und man sich nicht mit unnötig vielen Barrè-ak-
korden herumschlagen muss.
Intro:
| G | Gsus4 | G | H7 |
Strophe:
| Em | H7 | Em H7 | Em |
| Am7| D7sus4 | G Gsus4| G |
| F#m7 | H7 | Em H7 | Em7 |
| Am7 | Hm7 | D7sus4 | D7 |
Bob Dylan ist mit Sicherheit einer der bekanntesten
Singer-Songwriter mit vielen legendären Hits.
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Gitarre und einen Bass, die sich aber dezent im
Hintergrund halten. Im ersten refrain kommt,
ebenfalls ganz dezent, ein wenig Percussion hin-
zu. außerdem eine zweite Gesangstimme die im
Background leise mitsingt. Mit der zweiten stro-
phe setzt ein streichquartett ein, das nochmals
eine zusätzlich Farbe hinzufügt, ohne das der
song aber groß an Fahrt aufnimmt.
Bob Dylan –
Knockin On Heavens Door
Der nächste Song den wir uns anschauen wol-
len zählt zu den bekanntesten und am häu-
figsten interpretierten Songs der Rock-Ge-
schichte.
Die rede ist von Bob Dylans „Knockin
on Heavens Door“. Der song ist vom aufbau und
der Harmonik her gesehen extrem simpel und
kommt mit folgenden akkorden aus:
| G D | Am7 |
|GD|C
|
Mit dieser simplen Akkord-Folge wird gnaden-
los der ganze Song bestritten.
Da es zu diesem
song, harmonisch gesehen, eigentlich nicht viel
zu sagen gibt, wollen wir uns stattdessen einmal
die verschiedenen cover-versionen anschauen
um zu sehen, wie unterschiedlich man so einen
simplen song interpretieren kann.
Guns 'n' Roses spielten die wohl bekannteste Coverversion von „Knocking On Heavens Door“.
stehend aus E, G, H und D) wäre demnach die
tonika-Parallele. Hm7, mit den tönen H, D, F#
und a, wiederum die Parallele zur Dominante.
a-Moll7 (a, c, E und G) entspräche der Paralle-
le zur subdominante c-Dur. D7sus4 schließlich
ist die Dominante zu G-Dur bestehend aus den
tönen D, G und a, die ergänzt werden um die
kleine septime c. Die terz F# kommt hier gar
nicht vor und wird durch die Quarte G ersetzt.
Das „sus“ in der akkordbezeichnung steht näm-
lich dafür, dass die terz des akkords durch die
Quarte ersetzt wird (sus ist die abkürzung für
suspended und bedeutet außer Kraft gesetzt).
So, das war noch alles Harmonisch korrekt.
Kommen wir nun zur Strophe, die einige Über-
raschungen bereithält.
Zunächst einmal fällt auf,
dass es hier nicht wie sonst oft üblich mit drei, vier
akkorden getan ist. In jeder strophe gibt es eine
kleine veränderung oder eine variation. Das kann
man bei vielen singer-songwritern beobachten.
Durch die oft simple Instrumentierung ihrer songs,
ist die variationen über verschiedenste akkorde
die einfachste variante um einen song ohne
großes arrangement spannend zu halten.
Hier haben wir es statt mit einem H-Moll7-
Akkord mit einem gleichnamigen Dur-Akkord
zu tun. Bisher hatten wir die Töne H, D, F# und
A, nun aber die Folge H, D#, F# und A.
Der ton
D# kommt aber gar nicht in der G-Dur-tonleiter
vor. Er ist also ein leiterfremder ton und dürft ei-
gentlich nicht funktionieren. aber wie man in die-
sem Beispiel schön sehen und vor allem hören
kann, harmoniert er perfekt mit den anderen ak-
korden. Ähnlich interessant ist der F#m7-akkord.
Das F# ist ja die siebte stufe der G-Dur-tonleiter;
auf dieser stufe haben wir normalerweise einen
verminderten akkord bestehend aus zwei kleinen
terzen. In dem Beispiel wäre das also: F#, a und c.
stattdessen haben wir aber einen vierklang aus
F#, a, c# und E. auch hier taucht also wieder das
„fremde“ c# auf, und auch hier klingt es wieder
erstaunlich gut und reibt sich nicht im Mindesten
an den anderen akkorden. In der letzten Zeile der
strophe wird wieder das H-Moll benutzt.
Kommen wir zum dritten Teil, den ich hier als
C-Teil bezeichnet habe.
Er markiert nach zwei-
maligem Wiederholen von strophe und refrain
einen Break bevor es zum finalen refrain kommt.
Harmonisch betrachtet setzt auch er das ein oder
andere ausrufezeichen. Die erste Zeile könnte man
noch problemlos mit G-Dur als Grundtonart erklä-
ren. In der zweiten wird das schon schwieriger, da
akkorde wie F-Dur oder a-Dur so gar nicht in un-
ser gewohntes schema passen. spätestens hier
wird eine exakte Zuordnung schwer bis unmög-
lich. Zu weit entfernt von der Grundtonart sind
akkorde wie F-Dur oder a-Dur. Eine endgültige
Einordnung kann hier nicht erfolgen und wir müs-
sen uns damit abfinden, dass es einfach toll klingt.
Noch ein paar Worte zum Arrangement.
trales Instrument ist das Klavier – carole Kings
Hauptinstrument. alle anderen Instrumente er-
gänzen das Piano lediglich. Ganz nach dem credo,
dass ein guter song immer auch alleine und ohne
großes arrangement funktionieren muss. Zu-
nächst hören wir dann eine akustische Picking-
Das Original
Bob Dylan veröffentlichte den Song erstmals
im Jahre 1973 auf dem Album Pat Garrett &
Billy the Kid.
Das album bildet auch den sound-
Mr. Slowhand Eric Clapton interpretierte
„Knocking On Heavens Door“ als Reggae.
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„Knocking On Heavens Door“ von Selig bildete den Soundtrack des gleichnamigen Films mit Til Schweiger.
track zum gleichnamigen Film. Dylans version
ist ein ruhiges Folk-stück. Im vordergrund steht
Bob Dylans merkwürdiger nuschelgesang und
seine geschrammelte akustikgitarre. Begleitet
wird er von einer dezent agierenden Band be-
stehend aus Drums, Bass und E-Gitarre. Diese
halten sich aber weitestgehend im Hintergrund.
Prägnant ist da schon eher der Backing-chor,
der Dylan während des ganzen songs begleitet.
künstlerischen schaffen. neben einer wasch-
echten reggae-rhythmus-section hören wir
hier eine Mundharmonika als prägendes Intru-
ment. Darüber singt Mr. slowhand in seiner un-
verwechselbaren art und Weise. sehr laid Back
und immer etwas hinter dem Groove. Dazu gibt
es ein schönes slide-Gitarrensolo und auch ei-
nen Backing-chor gibt es wieder zu hören.
Guns 'n' Roses
Ganz anders kommt die Version der Hard-
Rocker von Guns 'n’ Roses aus dem Jahre
1991.
Wir hören statt akustikgitarren-Ge-
schrammel eine komplette rockband mit ver-
zerrten rhythmus-Gitarren. Hier ist der Gesang
von axl rose das einprägsamste Element und
natürlich die sologitarre von slash.
Selig
Eine weitere interessante Version stammt
von der deutschen Rockband Selig und ist
auf dem Soundtrack zum Film „Knockin on
Heavens Door“ zu finden.
stilistisch ordnen
sich selig mit ihrer version irgendwo zwischen
den versionen von Bob Dylan und Guns 'n'
roses ein. Der song ist hier etwas flotter als bei
den anderen beiden versionen. schleppende
Drums, Gitarren mit viel Effekten (chorus und
Hall) und dazu eine schöne Hammondorgel, die
dem song seine Basis verleiht. selig-sänger Jan
Plewka schreit flüstert und flüchtet sich stel-
lenweise sogar in die Falsettstimme um den
song ganz viel Pathos und Gefühl mitzugeben.
✖
Moritz Maier
Eric Clapton
Ganz anders kommt die Version von Blues-
Legende Eric Clapton daher.
Er arrangiert den
song ganz ausgefallen als reggae. Damit zeigt
er eine ganz neue, verblüffende seite sowohl
von dem song als auch in seinem eigenen
Wissen
Hier noch einige Ikonen der Sparte Singer-Songwriter:
•
einige wichtige singer-songwriter wurden bereits erwähnt. leute wie Bob Dylan, Pete seeger
oder leonard cohen haben das Genre mit erfunden und nachhaltig geprägt.
•
Die nächste Generation scharrte sich um Künstler wie carole King, cat stevens oder auch
John taylor.
•
aber auch heute gibt es nach wie vor tolle Künstler in diesem Genre, Will oldham, oder Iron &
Wine seien an dieser stelle erwähnt.
•
und natürlich muss man auch den großen Johnny cash in diesem rahmen erwähnen.
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