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Workshop: BandBusiness
Besser proben – Teil 10
Euer Proberaum
als Hauptquartier
Wisst ihrs noch? In der letzten Folge unser Besser-proben-Workshop-Serie haben wir erste
Schritte unternommen, den heimischen Proberaum Nachbar-kompatibel zu gestalten.
Betrachten wir nun euren Proberaum, quasi das Bandhauptquartier etwas genauer.
Fotos: shutterstock, steFan Müller
W
ie wir seit Folge 9 wissen, ist die
akustische nach-außen-Isolierung
des Proberaums nicht ganz so ein-
fach zu bewerkstelligen. Wir haben einige ad-
hoc-lösungen vorgestellt, mit denen man die
schlimmsten akustik-emissionen unterdrücken
kann. eine richtig professionelle und absolut
schallisolierende lösung ist dies allerdings nicht.
Der so genannte akustikbau – sofern er denn
richtig ausgeführt werden soll – sprengt defini-
tiv die Grenzen von „mal eben selber machen“,
denn hierfür sind gravierende bauliche Verände-
rungen notwendig. „raum-in-raum“-konstrukti-
onen und singulärlüftungen sind kompliziert und
teuer und sollten daher am besten vom Fachmann
vorgenommen werden, wenn sie letztlich wirklich
etwas bringen sollen. Zudem ist zu bedenken, dass
ein entsprechend umgebauter raum nicht mehr so
einfach rückzubauen ist. Zumindest nicht, ohne
ihn ein weiteres mal vollständig zu renovieren.
Gehen wir daher davon aus, dass euer Probe­
raum auf andere Weise ausreichend gegen
Störungen von und nach außen konstruiert ist.
es dringt also kein störschall irgendwelcher nach-
barn an euer ohr, gleichzeitig stört euer eigener
musikalischer radau niemanden außerhalb eu-
res raums. sei es, weil alles schalldicht isoliert
ist, oder weil euer raum entsprechend abseits
liegt. und dieser raum, euer Proberaum, rückt in
dieser Folge einmal mehr in den Fokus.
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nutzter Platz zum lagern. Wenn ihr euch ein
Podest kauft oder baut, habt ihr eure Boxen auf
ohrenhöhe und schafft gleichzeitig lagerraum
für alle Materialien, die im Proberaum benötigt
werden. Das Band-Merchandise kann dort ebenso
untergebracht werden wie kabelkisten, casede-
ckel, taschen und koffer. Dann noch schnell zwei
Bretter an die Wand geschraubt und schon haben
auch saiten, Batterien, Pleks und Drumsticks ih-
ren festen Platz und sind bei der Probe und für
den Gig immer greifbar.
mit zwar nicht immer hinbekommen, zumindest
muss aber keine Probe abgebrochen werden.
Außerdem könnt ihr im Proberaum unge­
stört euer Equipment gezielt auf Bühnen
oder Studiotauglichkeit testen und hintrim­
men.
Mit dem riesenvorteil, dass ihr alles, was
ihr verändert direkt im Verbund mit eurem
kompletten, restlichen equipment ausprobie-
ren könnt, anstatt zu hause immer wieder an
einer näherungslösung zu arbeiten, die sich im
Proberaum letztendlich oft doch als unzureichend
herausstellt.
Die Werkstatt
Ganz gleich wie pfleglich man allerdings mit
seinem Equipment umgeht, irgendwann geht
unweigerlich etwas kaputt.
Ganz nach Mur-
phy’s law fällt wichtiges equipment meistens
kurz vor einem auftritt aus und lässt sich eben-
dann meist nur behelfsmäßig wieder instand
setzen. Wohl dem, der da zumindest das dafür
notwendige Werkzeug im Proberaum bereitlie-
gen hat, oder noch besser, entsprechende er-
satz- bzw. austauschteile.
Das Hauptquartier
Macht euren Proberaum zum zentralen Dreh­
und Angelpunkt eurer Band.
egal was ihr zum
Musik machen braucht, hier solltet ihr es finden.
natürlich gehört alles ordentlich verpackt und ver-
staut und vor allem sinnvoll geordnet. Was ihr
nicht zu Gigs fahren müsst, braucht zum Beispiel
nicht auf der Merchandisekiste zu liegen, sondern
kann auch anderweitig weggeräumt werden.
(Ohr)Höhe gewinnen:
Mit einem tisch für die Boxen schafft
ihr lagerraum und verbessert zudem subjektiv euren sound.
Der Proberaum als Lager
Gute Kabel sind einem guten Bandsound äu­
ßerst dienlich.
Die Gitarristen sollten alle paar
Wochen frisch besaitet ans Werk gehen, die Felle
des trommlers frei von Dellen sein und die Batte-
rien originalverpackt und frisch bereit stehen. all
das ist durchaus auch oft so – nur leider oft zu
hause bei den einzelnen Bandmitgliedern. selten
dagegen im Proberaum. Im Zweifel stehen in den
heimischen vier Wänden kabeltester, kartonweise
saiten, Beckenpolitur, frische stöcke, leere no-
ten- oder leadsheetblätter in ausreichender
Menge bereit. nur um zur nächsten Probe verges-
sen zu werden. so fixiert man also das knackende
kabel einmal mehr mit Gaffa an der Gitarre und
haut weiter in die rostigen saiten.
Wieso nicht auch das benötigte Verbrauchs­
material – zumindest das nötigste Zubehör –
im Proberaum lagern?
In 99 von 100 Fällen
muss man sowieso erst zum Proberaum um dort
einzuladen, bevor man zum Gig aufbrechen
kann. Man kann also folgerichtig auch dort alles
einpacken anstatt die benötigten Materialien
erst aus diversen haushalten zusammenzupuz-
zeln. aus eigener erfahrung weiß ich, dass man
ohnehin immer irgend etwas vergisst und je
mehr Beteiligte sich über die Vollständigkeit des
equipments Gedanken machen, umso wahr-
scheinlicher ist es, dass man beim letztlich Gig
alles nötige zur Verfügung hat.
Auch den Platz im Proberaum sollte man op­
timal nutzen.
hierunter fallen nicht nur sinnvoll
aufgestellte Boxen, sondern auch sinnvoll ge-
»
Ihr solltet immer ein paar Rollen Gaffa und einen
Bund Kabelbinder im Proberaum haben.«
Eventuell kristallisiert sich beim Herumräumen
und sinnvoll zusammenstellen auch heraus, dass
ihr reines Live­ und reines Probeequipment habt.
es soll Gitarristen geben, die im Proberaum eine
2-x-12“er-Box nutzen und nur für Gigs auf ein
halfstack aufrüsten. so spart man sich schon mal
einiges an schlepperei. Muss der 5er-Gitarrenstän-
der immer komplett befüllt werden oder probt ihr
doch nur mit einem Bass ohne ständig zu wech-
seln? Wenn ihr immer eine eigene Pa zu euren Gigs
mitnehmt, stellt sich irgendwann die Frage, ob die
im Proberaum voll aufgestackt werden muss, oder
ob es reicht, je seite nur ein top für die Vocals zu
stellen und den rest über die Backline hörbar zu
machen? Müssen alle Monitore aufgestellt sein,
oder kann man sich auch so hören, wenn man auf-
einander rücksicht nimmt?
stefan Müller
Wir reden hier natürlich nicht von einem voll­
ausgestatteten Werkstattwagen, sondern von
einigen Tools, die immer und überall Platz fin­
den:
Je ein schraubenzieher in den Größen Ph1
und Ph2 für die schrauben an racks, amps und
saiteninstrumenten, 4er- und 5er-Inbusschlüssel
für die halsspannstäbe an Bass und Gitarre, ein
seitenschneider, respektive in diesem Fall ein
„saiten“schneider und zwei bis drei stimmschlüssel
für den trommler.
Unabhängig vom Werkzeug solltet ihr immer
ein paar Rollen Gaffa und einen Bund Kabel­
binder im Proberaum haben und mitnahme­
bereit vorhalten.
und wenn jetzt noch ein löt-
kolben samt Zubehör in reichweite ist, kann fast
nichts mehr passieren, zumindest nur wenig, das
ihr dann nicht „mit Bordmitteln“ beheben könn-
tet. eine vollständige restauration werdet ihr da-
Missing Link:
Wie wichtig kabel
sind, merkt man meist erst, wenn
eins fehlt. entsprechende Bevor-
ratung ist daher ratsam.
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