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Workshop: Live-Mixing für Musiker
Live-Mixing für Musiker – Teil 9
Shout It Out Loud
Alle Instrumentalisten sind verkabelt und mikrofoniert, nun muss die Gesangsfraktion
versorgt werden. Wenn also alle Sängerinnen und Sänger von der Theke oder dem
Backstage-Catering eingesammelt sind, kann es mit deren Aufstellung losgehen.
E
in paar neidische blicke muss man als
Sänger wohl immer einstecken, wenn
man erst auf die bühne geht, nachdem
alle anderen bandmitglieder die letzte Stunde
damit zugebracht haben, ihr equipment auf die
bühne zu tragen, dort aufzubauen und zu ver-
kabeln. Doch nicht nur um die Gunst der Mit-
musiker aufrechtzuerhalten, solltet ihr euch
aktiv am bühnenaufbau beteiligen, auch der
gesamte band-Sound und damit der erfolg eu-
res konzertes wird davon profitieren. Wie ihr
euch und euer equipment am besten auf der
bühne einrichtet erfahrt ihr in dieser Folge un-
seres Workshops.
Übrigens: Wir gehen in diesem Workshop da-
von aus, dass ihr mit eurer eigenen Probe-
raum-Anlage unterwegs seid und euch damit
selber mischen wollt.
Daher habt ihr als Sänger
schon mal einen enormen Vorteil gegenüber Si-
tuationen wo man es mit einer fremden PA eines
Verleihers zu tun habt: ihr kennt eure „Pappen-
heimer“. ihr könnt euch auf die Live-Situation
also bestens im Proberaum vorbereiten und das
solltet ihr auch tun. Dazu kann es sicher nicht
schaden sich noch einmal ausgiebig mit den für
eure Gesangsverstärkung zuständigen kompo-
nenten der Anlage zu beschäftigen und diese
falls nötig zu ergänzen.
Die Vorbereitung
Euer wichtigster Begleiter ist dabei das Mi-
krofon, schließlich ist es das erste Glied in
der Signalkette und soll eure Stimme so ori-
ginalgetreu und gleichzeitig so durchsetzungs-
stark wie möglich abbilden.
Wenn es auch üb-
lich ist, dass die Gesangsanlage samt kabeln und
boxen aus der gemeinsamen bandkasse finan-
ziert wird, sollte man als Sänger zumindest ein
eigenes Mikro besitzen. oft wird nämlich unter-
schätzt, wie unterschiedlich gut oder schlecht
verschiedene Mikrotypen zur eigenen Stimme
passen und dass es bei jedem neuen Mikro erst-
mal eine Weile dauert, bis man es sicher hand-
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haben kann, also den für den Sound optimalen
Abstand zwischen Mund und kapsel, die be-
quemste haltung oder den souveränen um-
gang mit den bedienelementen eines Funkmi-
kros gefunden hat. Der Soundcheck kurz vorm
Gig ist jedenfalls der denkbar schlechteste
Zeitpunkt für diese Gewöhnungsphase. ein
weiteres Argument für die Anschaffung eines
fabrikneuen, eigenen Mikros ist natürlich die
hygiene. Wer möchte sich schon während des
konzertes die herpesviren und Zahnsteinreste
dutzender Vorbesitzer oder Proberaummitbe-
nutzer auf dem Mund verteilen?
tiges Merkmal für den späteren Live-einsatz
des Mikros, denn danach richtet sich z.b. die
optimale Position der Monitorboxen um rück-
kopplungen wirksam zu vermeiden.
Der Dauerbrenner und Quasi-Standard unter
den Gesangsmikrofonen ist das SM58 von
Shure.
es erfüllt die oben genannten Anforde-
rungen trotz des moderaten Preises von ca. 150
euro und sollte bei eurer testreihe im Musikge-
schäft auf jeden Fall dabei sein. Weiterhin bie-
tet Sennheiser in der evolution Serie verschie-
dene Vocal-Mikros in unterschiedlichen Preis-
»
Beim Händler eures Vertrauens solltet ihr die
Mikros unbedingt über eine PA testen.«
klassen an (z.b. e825 oder e835). Mit dem e865
gibts sogar eine edle kondensator-Variante für
die besonderen Anforderungen einer zarten
Frauenstimme. Auch beyerdynamic hat mit der
tG-X reihe oft gesehene Mikes im Programm.
beim händler eures Vertrauens solltet ihr die
Mikros unbedingt über eine PA testen, vielleicht
habt ihr ja sogar die Möglichkeit, euch ver-
schiedene Modelle auszuleihen und direkt im
Proberaum unter realbedingungen zu verglei-
chen. Zum direkten Vergleich baut ihr alle kan-
didaten nebeneinander auf, schließt jeden an
einen eigenen Mischpultkanal an und steuert
diese genau gleich aus. Das Mikro bei dem du
und deine bandkollegen deine Stimme im band-
Aber welches Mikro ist nun das richtige für
euch?
bei dieser entscheidung geht probieren
über studieren. im Allgemeinen kommt es bei
einem Live-Vocal-Mikro weniger darauf an, ob
es feinste akustische Details unverfälscht
überträgt. entscheidende Parameter sind ein
auf Durchsetzungsvermögen ausgerichteter
Frequenzgang, unempfindlichkeit gegen Feed-
backs und ein robustes Gehäuse mit auswech-
selbarem korb. Gerade für den einsatz im Pro-
beraum und auf selbstgemischten Gigs ist zu-
dem ein An/Aus-Schalter Pflicht, damit ihr in
Gesangspausen oder wenn z. b. ein Feedback
entsteht, das Mikro einfach ausschalten könnt.
Aber auch die richtcharakteristik ist ein wich-
Bei der Supernierencharak-
teristik muss der Monitor
schräg vor euch stehen.
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Workshop: Live-Mixing für Musiker
habt, und so eure intonation sicher beurteilen
könnt. Dort platziert ihr euren Mikroständer und
falls vorhanden eure Monitorbox.
Je nach Richtcharakteristik eures Mikrofons
muss die Monitorbox nun entweder frontal vor
euch (Niere) oder schräg neben euch (Hyper-
oder Superniere) aufgestellt werden.
Denn im
Gegensatz zu Mikros mit Nierencharakteristik
nehmen hyper- und Supernieren auch etwas
Schall auf der rückseite der Mikrokapsel auf, was
bei einer ungünstigen Position des Monitors leicht
zu rückkopplungen führen kann. Wenn ihr nicht
wisst, welche richtcharakteristik eurer Mikrofon
besitzt schließt ihr das Mikro an euren Monitor
an, stellt die Lautstärke auf „deutlich hörbar“ und
sprecht es systematisch von allen Seiten an. Der
Winkel, bei dem die Stimme am leisesten oder be-
sonders dumpf erklingt markiert genau die rich-
tige Position für die Monitorbox. Nun solltet ihr
noch einmal wie im Proberaum geübt herausfin-
den, wie laut ihr den Monitor einstellen könnt
ohne dass es pfeift und welchen bewegungsspiel-
raum eure „Monitorinsel“ dann noch zulässt. be-
wegt euch dazu auf der bühne und testet an ver-
schiedenen Stellen wie gut eure Stimme zu hören
ist. Probiert aber auch, wie nah ihr mit dem Mikro
an die Monitorbox oder die PA herangehen könnt
um auch bei den waghalsigsten Showeinlagen vor
Feedbacks sicher zu sein.
In der Regel ist der Stammplatz des Sängers
natürlich die Mitte der Bühne.
Dennoch müsst
ihr bei der Wahl eurer basis darauf achten, dass
möglichst wenig Störgeräusche eurer Mikrofon-
signal versauen. So ist eine Position direkt vor
Bei einem Nierenmikrofon
müsst ihr den Monitor direkt
vor euch aufstellen.
sound am ehesten deutlich und angenehm emp-
finden und das gleichzeitig wenig Störgeräusche
und Feedbacks erzeugt ist das richtige für dich.
Während ihr euch im Proberaum darauf ver-
lassen könnt, dass die Verstärkeranlage für
euch als Sänger „reserviert“ ist
und ihr sie so
einstellen könnt, dass ihr euch bei der Probe op-
timal hören könnt, ist die Situation bei den meis-
ten Gigs eine andere. obwohl wir euch in den
vergangen Folgen auch Möglichkeiten gezeigt
haben, wie ihr die PA auf kleinen bühnen auch
gleichzeitig für bühnen-Monitoring und Publi-
kumsbeschallung einsetzten könnt, ist sicher ein
eigener Gesangsmonitor die komfortablere Al-
ternative. Also wenn es das budget nach dem
Mikrofonkauf noch zulässt, solltet ihr euch noch
nach einem kleinen bodenmonitor umsehen um
ein Maximum an unabhängigkeit auf der bühne
zu erreichen. Am besten geeignet sind aktive
Wedges (so nennt man die speziell abge-
schrägten Lautsprecher die man vor sich auf
dem boden platzieren kann), denn sie haben be-
reits einen Verstärker und im idealfall auch
gleich einen regelbaren Mikrofoneingang an
bord. Gleichsam preisgünstig und praktisch sind
z.b. die „Voicesolo“ Modelle von tc electronic
(ab ca. 150 euro). Daran schließt ihr eurer Mi-
krofon direkt an, und schleift das Signal weiter
zum Mischpult durch.
Habt ihr euer Equipment zusammen, ist es rat-
sam, im Proberaum einmal die Grenzen und
Eigenheiten der Anlage auszuloten.
So solltet
ihr beispielsweise wissen, wie nah ihr bei konzert-
lautstärke mit dem Mikro an die Monitor und PA-
boxen herangehen könnt bevor ein Feedback ent-
steht. Probiert weiterhin beim Singen verschie-
dene Mikropositionen aus und beobachtet, wie es
sich auf den Gesangs-Sound auswirkt, wenn ihr
das Mikro direkt an eure Lippen haltet oder es mit
einigen Zentimetern Abstand besingt. bei einer
Position sehr nah am Mund setzt der sogenannte
Nahbesprechungseffekt ein, der die tiefen Fre-
quenzen eurer Stimme deutlich verstärkt.
»
Wenn es das Budget zulässt, solltet ihr euch nach
einem Bodenmonitor umsehen.«
dem Schlagzeug besonders in kleinen clubs
denkbar schlecht geeignet, da vor allem das
Übersprechen der becken auf den Vocal-kanal
den schönsten Gesangs-Sound ruinieren kann.
Also entweder muss der Drummer zur Seite aus-
weichen oder ihr sucht euch ein ruhigeres Fleck-
chen auf der bühne. Nicht nur der Gesamtsound,
auch eure ohren werden es euch danken.
Auch während des Gigs könnt ihr als Sänger
noch etwas für euren Band-Sound tun:
meidet es, in längeren Gesangpausen, zum bei-
spiel beim Gitarrensolo oder bei einem instru-
mentalpart, euer Mikro eingeschaltet mitten auf
der bühne zu parken oder gar auf dem Schlag-
zeugpodest abzulegen.
Sebi Friebe
Auf die Bühne
Das wichtigste für euch als Sänger ist es, dass
ihr euch auf der Bühne selber gut hören
könnt.
Die Zeit, in der die anderen bandmit-
glieder ihre instrumente aufbauen, könnt ihr da-
her dazu nutzen, euch auf der bühne euren „Ar-
beitsplatz“ einzurichten. obgleich ihr euch sicher
während des Gigs auf der bühne bewegt, solltet
ihr euch sozusagen eine zentrale homebase
schaffen, auf der ihr einen idealen Monitorsound
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