Workshop: Live-Mixing für Musiker
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Live-Mixing für Musiker – Teil 12
Voll ins Ohr!
Auch wenn ihr, wie in den vergangenen Folgen gelernt, stets auf eine moderate
Bühnenlautstärke achtet, auf lange Sicht ist auch diese ohne ausreichenden Gehörschutz
schädlich für eure Ohren. Daher stellen wir euch in dieser Ausgabe verschiedene
Möglichkeiten vor, euer wertvollstes Sinnesorgan zu behüten.
D
ass die meisten Bandproben und kon-
zerte nicht nur für das publikum, son-
dern besonders für die Musiker selbst in
einer gesundheitsgefährdenden Lautstärke aus-
getragen werden, ist kein geheimnis. und jeder,
der sich nach einem lauten konzertabend ins
Bett legt, bekommt spätestens dann die erste
Quittung für die Überstrapazierung seiner ohren
zu spüren. ein quälendes pfeifen, das in schlim-
men Fällen mehrere tage, im schlimmsten Fall
aber für immer bestehen bleibt. Zum Vergleich:
arbeitnehmer sind gesetzlich verpflichtet, schon
ab einer geräuschbelastung von 85 db(a) — das
entspricht etwa dem Lärm einer normal befah-
renen Straße — einen geeigneten gehörschutz
zu tragen, da bereits diese Lautstärke dauer-
hafte hörschäden verursacht. Bei Live-kon-
zerten kann es jedoch besonders auf der Bühne
regelmäßig zu Schallpegeln von 120 db(a) und
mehr kommen, sodass es eher unwahrscheinlich
ist, ohne gehörschädigung davonzukommen.
Doch was passiert bei einer Überbelastung der
Ohren überhaupt?
Im menschlichen Innenohr
befinden sich die sogenannten haarsinneszellen.
Sie wandeln die durch die Schallwellen erzeugten
Luftbewegungen im ohr in Impulse um und leiten
diese ans gehirn weiter. Werden diese Sinneszel-
len durch Lärm zu starken Luftbewegungen aus-
gesetzt, reagiert unser körper normalerweise mit
einem Schutzmechanismus, der zu Schmerzen,
Zuhalten der ohren oder einem Fluchtreflex führt.
Leider setzen diese Reflexe nur bei unangenehmen
geräuschen wie Sirenen und Bau- oder Straßen-
lärm ein. Beim Musizieren auf der Bühne fühlen
wir uns dagegen wohl. Die gute Stimmung im pub-
likum, die aufregung und der Spaß an der eigenen
Musik setzen den natürlichen Schutz außer kraft
und wir liefern uns dem gefährlichen krach wohl-
gesonnen aus. Die feinen Sinneshärchen knicken
dann um oder kleben aneinander und funktionie-
ren schließlich nicht mehr. Dabei gilt, je lauter der
geräuschpegel, desto kürzer die Zeit bis das ge-
hör einen irreversiblen Schaden nimmt. Die glei-
che Belastung, die bei 85 db(a) Dauerlärm in 40
Stunden auf das ohr wirkt, ist bei 110 dB(a) nach
wenigen Minuten und bei 120 dB(a) sogar schon
nach einigen Sekunden erreicht.
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Dennoch sträuben sich viele Musiker davor, ih-
re Ohren durch entsprechende Stöpsel (Plugs)
oder andere Hilfsmittel zu schützen.
Die üb-
lichen ausreden reichen von „da fühlt man sich so
abgekapselt“, über „der klang wird zu mulmig und
undifferenziert“ bis „die Dinger sind einfach zu
unbequem“. Vielleicht treffen diese argumente
sogar für die einfachen Wachs-Watte-klumpen
aus dem Baumarkt zu; allerdings bietet der Markt
inzwischen für jedes Budget eine passende Lö-
sung, sein gehör zu schützen, ohne den Spaß
beim Musikmachen und -hören zu beeinträchti-
gen. Die einfachste und günstigste Möglichkeit
sind die bekannten Watte- oder Schaumstoff-
Stöpsel, die eigentlich für den arbeitsschutz her-
gestellt werden und Baulärm wirksam dämpfen
sollen. Das bedeutet zwar eine wirksame Dämp-
fung des gesamtschallpegels, allerdings werden
die hohen und mittleren Frequenzen sehr viel
stärker abgesenkt als die tiefen, sodass ein dump-
fes, mulmendes klangbild entsteht.
eine gute Sprachverständlichkeit bewirkt.
Im gegensatz zu den Modellen aus
Schaumstoff lassen sich diese
gummi-plugs außerdem einfach
reinigen und sind so für einen lan-
gen Zeitraum nutzbar.
Speziell für Schlagzeuger könnte darüber
hinaus ein so genannter Kapselgehörschutz
interessant sein.
Dieser sieht aus wie ein kopf-
hörer und umschließt die gesamte ohrmuschel,
wodurch eine besonders hohe Dämpfung erzielt
wird. Vorteil: unter der kapsel können ohrhörer
getragen werden, um etwa einen klick oder den
Monitor-Sound in angenehmer Lautstärke zu
hören. Der Drumstick-hersteller „Vic Firth“ bie-
tet sogar einen solchen gehörschutz mit einge-
bauten Lautsprechern an (SIh-1), der mit ca. 70
g
auch noch im erschwinglichen Bereich liegt.
Besonders angenehm zu tragen sind individu-
ell von einem Hörgeräteakustiker angefertig-
te Otoplastiken.
Dabei wird von jedem ohr ein
abdruck des äußeren gehörganges gemacht und
nach dieser Vorlage ein passgenaues Stück aus
Maßgefertigte otoplastiken von Fischer amps
können direkt auf ultimate-ears-hörer gesteckt werden.
Professioneller Schutz
Besser geeignet sind spezielle Stöpsel für
Musiker zum Beispiel von „HearSafe“ oder
„Alpine“.
Diese haben flexible gummilamellen,
die für die anpassung ans ohr sorgen und verfü-
gen über ein Filtersystem mit auswechselbaren
Filtermodulen. Diese sorgen dafür, dass die Laut-
stärke minimiert wird, gleichzeitig aber ein aus-
gewogener Sound erhalten bleibt. oft ist ein
winziges Loch im Filter, welches eine Belüftung
des ohrs ermöglicht und so das gefühl der ab-
geschlossenheit verhindert. außer einem ange-
nehmeren klangbild bleibt so gewährleistet, dass
man sich mit seinen Bandkollegen normal unter-
halten kann, da der angepasste Frequenzgang
»
Neben dem gehörschutz hat ein In-ear-System
zahlreiche weitere Vorteile. Sind alle Musiker in
der Band damit ausgestattet, kann quasi kom-
plett auf sperrige Monitorboxen samt schweren
endstufen verzichtet werden. Feedback-probleme
gehören der Vergangenheit an und auch die Büh-
nenlautstärke kann deutlich zurückgefahren wer-
den. Die wichtigsten argumente für In-ear-Moni-
toring sind allerdings, dass man seinen persön-
lichen Monitorsound auf der ganzen Bühne mit
sich „herumtragen“ kann und dieser im Vergleich
zu herkömmlichen Bühnenmonitoren wesentlich
klarer und differenzierter klingt.
Besonders angenehm zu tragen sind individuell
angefertigte Otoplastiken.«
Die Entscheidung für In-Ear-Monitoring soll-
te unbedingt die ganze Band zusammen tref-
fen, denn nur wenn jeder Musiker auf der
Bühne auf herkömmliche Wedges verzichtet,
lassen sich all diese Vorteile voll ausspielen.
So ein Set mit Sender, empfänger und ohrhörer
kostet je nach hersteller zwischen 150
1.000
Eur
oder mehr. Nicht gerade wenig, aber
falls man als Band sowieso gerade über die an-
schaffung einer Monitoranlage nachdenkt, si-
cher eine interessante alternative. Vorrausset-
zung für den sinnvollen einsatz eines solchen
Systems mit mehreren In-ear-einheiten ist zu-
sätzlich ein entsprechendes Monitor-Mischpult,
das in jedem kanal je Musiker einen eigenen
aux-Weg zur Verfügung stellt, damit sich auch
wirklich jedes Band-Mitglied einen unabhän-
gigen Monitorsound mischen kann. eine weitere
wichtige komponente beim In-ear-System sind
die so genannten ambience Mikros. um das von
ohrstöpseln bekannte Isolations-gefühl zu ver-
meiden, stellt man seitlich auf der Bühne ein
oder zwei kondensatormikros auf und gibt deren
Signal mit auf die ohren. Das sorgt für einen
räumlicheren klangeindruck und man bekommt
auch vom publikum mehr mit.
Sebi Friebe
acryl oder Silikon erstellt. Interessant sind hier-
bei die produkte der Firma Fischer amps; die
bieten nämlich maßgefertigten gehörschutz an,
der zudem noch einfach an einige „ultimate
ears“-hörer angebracht werden kann. In eine
spezielle Öffnung können dann Filter mit unter-
schiedlichen akustischen eigenschaften einge-
setzt werden. Mit 100–200
Euro
für einen Satz ist
diese Variante zwar nicht billig, aber mit ab-
stand am langlebigsten und komfortabelsten. Da
die maßgefertigten plugs exakt ins ohr passen,
gibt es keine Druckstellen und man spürt die
otoplastiken kaum. Die edelvariante, um einen
effektiven gehörschutz mit ausgezeichnetem
Sound zu erzielen, ist das In-ear-Monitoring.
Damit sind spezielle ohrhörer gemeint, die zum
einen den umgebungsschall wie herkömmliche
ohrstöpsel minimieren und zudem mit einem
hochwertigen Lautsprecher ausgestattet sind.
In-Ear-Monitoring
Übrigens lassen sich auch die Ohrhörer eines
In-Ear-Monitoring-Systems mit Otoplastiken
kombinieren.
Statt eines Filters gießt der hörge-
räte-akustiker dann die Lautsprecher mit ein. Mit
so einem Luxus-gehörschutz kann man den kon-
zerten der nächsten Jahre gelassen und sicher
entgegensehen. oder besser „entgegenhören“!
Mit IeM könnt ihr die Bühnenlautstärke senken und
bekommt dennoch ein sehr gutes Monitoringsignal.
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