Ableton Live Zone Internes Routing 2
PRAXIS
© PPVMEDIEN 2009
Ableton Live Zone
Ableton
Live
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Internes Routing II
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Insert/Send-Effekte
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Send-Regler und Return-Spuren
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Monitormix erstellen
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Feedback-Effekte erzeugen
HÖRBEISPIEL
auf der KEYS-CD
H
erzlich Willkommen zur
Ableton Live Zone! Wie be-
reits in der letzten Folge in
KEYS 08/08 geht es auch
dieses Mal um den Signalfluss, das
interne Routing von Live. Während
bisher die Patchbay im Ein- und
Ausgangsbereich der Spuren im
Vordergrund stand, folgt nun der
Blick auf den Send-Bereich und
das Abgreifen von Signalen durch
die Return-Spuren.
Return-Spuren eignen sich dazu,
mehrere Signale unterschiedlicher
Tracks gemeinsam mit Effekten
zu bearbeiten. Das spart Rechen-
leistung, da nur eine Instanz pro
Effekt-PlugIn benötigt wird, und
bietet eine ganze Reihe weiterer
Vorteile. Neben zusätzlichen Rou-
ting-Optionen zählt beispielswei-
se der Einsatz von Send-Effekten
dazu. Bei der Effekt-Bearbeitung
von Audiosignalen wird grundsätz-
lich zwischen zwei Arten von Effek-
ten unterschieden: den Insert- und
Send-Effekten. Insert-Effekte be-
arbeiten und verändern das Signal
ganzheitlich. Zu dieser Gruppe
zählen Effekte wie Filter, Equalizer,
Kompressoren und Gate. Send-Ef-
fekte fügen dem Signal hingegen
eine klangliche Komponente hinzu,
das heißt sie werden dem Signal
beigemischt. Zur Gruppe der Send-
Effekte gehören Delays, Hall und
Modulationseffekte wie Chorus,
Flanger und Phaser. Wenn Sie also
mehrere Tracks eines Live-Sets
100
KEYS 09/2008
mit Hall oder einem rhythmischen
Echo versehen wollen, empfiehlt
sich der Einsatz einer Return-Spur.
Wenn Sie hingegen Frequenzen
eines Signals herausfiltern möch-
ten, macht die Verwendung keinen
Sinn, da die Frequenzen ansonsten
hörbar bleiben würden.
Neben Lives Patchbay im
Ein- und Ausgangsbereich der
Spuren, erweitern die Return-
Spuren die Flexibilität des Si-
gnalroutings.
Der Send-Bereich
der Spuren lässt sich über den S-
Schalter unterhalb des I/O-Schal-
ters für die Patchbay am rechten
Rand des Mixer-Drop-Bereichs
ein- und ausblenden. Neben dem
S-Schalter befindet sich ein R-
Schalter, um die Return-Spuren zu
zeigen oder zu verbergen. Abhän-
gig davon, wie viele Return-Spuren
das Live-Set beinhaltet, ist auch die
Anzahl an vorhandenen Send-Reg-
lern. Hierbei ist Send-Regler A der
Return-Spur A und Send-Regler B
der Return-Spur B zugewiesen. Ein
Live-Set kann bis zu zwölf Return-
Spuren besitzen, die mit beliebig
vielen Effekten versehen werden
können und ausschließlich dem Si-
gnalrouting dienen.
Durch das Drehen am Send-Regler
mit der Maus, wird der Spurpegel
in dB bestimmt, der von der ei-
gentlichen Spur an den entspre-
chenden Eingang der Return-Spur
geroutet wird. Vergleichbar mit den
Optionen im Auswahlmenü des
Eingangskanals von Lives Patch-
bay, verfügt jede Return-Spur über
einen Pre/Post-Wahlschalter. Die
Schalter finden Sie im Send-Be-
reich der Master-Spur. Ist Pre aktiv,
wird das Signal abgegriffen bevor
es die Mixersektion durchläuft.
Wenn Post ausgewählt wurde, wird
das Signal zum Eingang der Re-
turn-Spur geschickt, nachdem es
die Mixersektion durchlaufen hat.
Für das Verständnis vergegenwär-
tigen wir uns hierfür kurz den Si-
gnalfluss: Ein Signal durchläuft die
Effektkette seiner Spur und gelangt
im Anschluss in den Mixer, wo es
in der Lautstärke angepasst und
im Stereofeld positioniert werden
kann.
Mithilfe des Pre/Post-Wahl-
schalters und einem zweiten
Stereo-Ausgang lässt sich ein
vom Hauptmix unabhängiger
Monitormix erzeugen.
Sowohl
beim Recording als auch auf der
Bühne kann es notwendig sein,
individuell zugeschnittene Mixes
erstellen zu können. Beispielswei-
se möchten sich bei der Aufnahme
viele Sängerinnen und Sänger zur
Kontrolle der eigenen Stimme im
Kopfhörer besonders laut hören.
Beim Einspielen von Bass oder In-
strumenten mit elementarer rhyth-
mischer Bedeutung, dient hin-
gegen in vielen Fällen eine in der
Lautstärke überbetonte Bassdrum
zur Orientierung. Auch auf der
Bühne benötigen Musiker meistens
einen separaten Mix. In größeren
Clubs oder Hallen wird schon al-
lein aufgrund der Raumgröße eine
zusätzliche Beschallung benötigt.
Dieser Monitormix erfolgt über In-
Ear-Monitoring oder zusätzliche
Monitorboxen.
Um einen vom Master-Ausgang
unabhängigen Mix erstellen zu
können, muss Ihr Audiointerface
Unterhalb der Patchbay, dem Ein-
und Ausgangsbereich der Spuren,
befindet sich der Send-Bereich
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von
Maike
Paessens
| BR
Über das Kontextmenü lässt sich der Send-Regler in der Return-Spur aktivieren
Reverb oder einem Delay-Effekt
aus Lives Geräte-Browser bestü-
cken. Nachdem das Signal unser
Effekt-Gerät durchlaufen hat, soll
es vom Ausgang der Return-Spur
wieder zurück zum Eingang geführt
werden, um eine Schleife zu er-
zeugen. Das lässt sich mithilfe der
Send-Regler der Return-Spur be-
werkstelligen. Wie Ihnen vielleicht
schon aufgefallen ist, verfügen
nicht nur die Audio– und MIDI-Spu-
ren über Send-Regler zu jedem vor-
handenen Return-Track. Auch jede
Return-Spur besitzt die entspre-
chenden Regler im Send-Bereich,
sodass sich ein Signal entweder
von Return-Spur A zu Return-Spur
B oder aber wieder an den eigenen
Spur-Eingang schicken lässt.
Um unerwünschte Rückkopp-
lungen zu vermeiden, sind die
Send-Regler in den Return-Spuren
standardmäßig deaktiviert. Um sie
zu aktivieren, gehen Sie folgender-
maßen vor: Per rechtem Mausklick
über einem Send-Regler Ihrer Re-
turn-Spur erscheint ein Kontextme-
nü. Wählen Sie hier entweder den
Befehl „Alle Sends aktivieren“ oder
„Send aktivieren“, je nachdem, ob
Sie sämtliche Send-Regler der Re-
turn-Spur oder nur einen einzigen
aktivieren möchten. Sobald Sie
den Regler langsam und bitte mit
Bedacht aufdrehen, hören Sie, wie
ein sich aufschaukelndes Feed-
back entsteht. Sobald der Pegel
aufgrund der oben beschriebenen
Potenzierung bedrohlich ansteigt,
sollten Sie den Send-Regler wieder
zudrehen, um Ihre Ohren und Bo-
xen zu schonen.
Selbstverständlich lassen sich die
Send-Regler auch automatisieren,
um das Feedback wohl dosiert als
Effekt einzusetzen. Klappen Sie
hierzu in der Arrangement-Ansicht
die Return-Spur auf und wählen
Sie im Geräte-Menü der Spur „Mi-
xer“ aus. Im darunter liegenden
Ausklappmenü befindet sich der
Parameter zur Return-Spur. Alter-
nativ gelangen Sie auch über das
Kontextmenü des Send-Reglers
mit dem Befehl „Zeige Automation“
zum Ziel. Zur Veranschaulichung
finden Sie auf der KEYS-CD ein
Live-Set mit automatisiertem Feed-
back-Effekt. Ein weiteres Set lädt
Sie zum Experimentieren ein. Viel
K
Spaß beim Rückkoppeln!
Über die Wahlschalter im Send-Bereich der Master-Spur
lässt sich bestimmen, wo das Spur-Signal abgegriffen werden soll
über mindestens zwei Stereo-
ausgänge verfügen. Beachten
Sie hierbei, dass diese in den
Audio-Voreinstellungen unter der
Kanal-Ausgangskonfiguration ak-
tiviert sein müssen. Schicken Sie
nun alle für den Monitormix rele-
vanten Signale in der gewünsch-
ten Lautstärke über den entspre-
chenden Send-Regler der Tracks
zum Eingang einer Return-Spur.
Wichtig ist hierbei, den Pre/Post-
Wahlschalter der entsprechenden
Return-Spur auf Pre zu stellen.
Über den Ein- und Ausgangsbe-
reich der Return-Spur wählen Sie
als Signalziel den entsprechenden
Ausgang Ihres Interfaces. Um den
Monitormix zu bearbeiten, können
Sie die Return-Spur nun mit Effek-
ten versehen.
Auch die Routing-Optionen
der Return-Spuren bergen
kreatives Potential, wie etwa
das Erzeugen von Feedback-
Schleifen.
Rückkopplungen tre-
ten primär bei der Beschallung auf,
und zwar wenn ein Tonabnehmer –
meistens ein Mikrofon – den Schall
eines Lautsprechers aufnimmt. Der
Schall wird erneut verstärkt und es
entsteht ein sich potenzierender
Kreislauf der Verstärkung. Ab einem
bestimmten
Verstärkungsfaktor
beginnen die system-immanenten
Resonanzfrequenzen zu schwin-
gen. Damit ist diejenige Frequenz
gemeint, die der Systemkreislauf,
bestehend aus Mikrofon, Verstär-
ker, Lautsprecher und Raum, am
stärksten betont. Um Rückkopplun-
gen zu vermeiden, werden solche
Betonungen bei der Beschallung
mit Hilfe von EQs ausgeglichen.
Feedbacks lassen sich allerdings
auch auf elektronische Art und Wei-
se erzeugen und gezielt als Effekt
einsetzen. Lives Return-Spuren
eignen sich dabei wunderbar zum
Erzeugen von Feedbackschleifen.
Doch seien Sie gewarnt, außer
Kontrolle geratene Rückkopplun-
gen können Ihre Abhörmonitore
beschädigen. Es ist also Vorsicht
geboten!
Unser Ziel ist, das Signal einer be-
liebigen Spur durch eine Return-
Spur abzugreifen, die wir mit dem