PRAXIS
ABLETON LIVE ZONE
© PPVMEDIEN 2009
Mit Hilfe eines Groove-
Musters lässt sich das
Timing- und Lautstärke-
Verhalten von Audio- und
MIDI-Clips beeinflussen.
Begleitendes Audiomaterial
finden Sie auf der KEYS-CD
Ableton Live Zone
>Lives Groove-Funktion >Arbeiten mit Groove-Mustern >Der Groove-Pool
tiken für Hiphop und Rock als auch nach
klassischen Drummaschinen wie der E-Mu
SP-1200 von 1987 oder Akais legendärer
Groove-Box MPC unterteilt. Niemand gerin-
geres als Roger Linn kann mit der Entwick-
lung des MIDI Production Center MPC 60
als einer der Pioniere des maschinellen
Swing-Faktors betrachtet werden. Das Ge-
heimnis dieses MPC-Swing, auf den erfolg-
reiche HipHop- und R‘n’B-Produzenten wie
DJ Shadow oder Dr. Dre auch heute noch
schwören, wird durch eine Verzögerung des
Intervalls zwischen erster und zweiter, sowie
dritter und vierter Achtel- oder Sechzehntel-
Note erzeugt, wobei die Stärke der Verzö-
gerung in Prozenten angegeben wird. Bei
50 Prozent erfolgt keine Verzögerung, wäh-
rend bei 75 Prozent der maximale Swing-
Faktor in Form eines Shuffle-Rhythmus
erreicht ist. Mit dieser Hintergrundinforma-
as Update auf Version 8 hat Live mit
einer Groove-Engine ausgestattet, die
es ermöglicht das Timing und die Laut-
stärke von Audio- und MIDI-Clips in Echtzeit
zu beeinflussen. Die Steuerung von Timing
und Velocity erfolgt über Groove-Muster, die
sich aus Audio- und MIDI-Clips extrahieren
und auf andere Clips übertragen lassen. Als
globale Steuerung für die dynamische Ti-
ming-Verwaltung dient der Groove-Pool, wo
alle Groove-Muster eines Live-Sets gelistet
werden und in Echtzeit über die Groove-
Parameter manipuliert werden. Neben dem
Groove-Pool umfasst die neue Groove-Sek-
tion auch eine umfangreiche Library, mit vie-
len verschiedenen Mustern.
Der Swing-Faktor
Die Groove-Templates in Lives Library sind
sowohl in stilistische Timing-Charakteris-
tion ausgestattet, lassen sich nun auch die
unterschiedlichen Groove-Muster in Lives
Library genauer erschließen.
Analog zur Steigerung des Groove-
Feelings bei Akais MPC-Serie sind
auch die Groove-Muster in der Libra-
ry, angefangen beim Template MPC 8
Swing-50.agr bis hin zum Groove-Mus-
ter MPC 8 Swing-75.agr, beschriftet.
Gleiches gilt natürlich auch für die Templates
im Sechzehntel-Raster, sowie für die Groo-
ves im Logic-Ordner oder dem der SP-1200
von E-Mu. Wird ein Groove-Muster aus dem
Browser oder Groove-Pool auf eine MIDI-
Spur gezogen, erzeugt Live automatisch
einen neuen MIDI-Clip, der die Position der
Noten des Groove-Musters und die Laut-
stärke-Informationen darstellt. Eine schöne
Gelegenheit, um sich den geschichtsträch-
tigen MPC-Swing einmal in visualisierter
Form anzusehen, auch wenn diese Option in
erster Linie der Groove-Bearbeitung dient.
In MIDI-Clips umgewandelte Groove-Mus-
ter, können nämlich wie jeder andere MIDI-
Clip auch über den MIDI-Editor bearbeitet
und anschließend wieder als Goove-Muster
gespeichert werden, indem man sie in den
Groove-Pool verschiebt.
Das Arbeiten mit Groove-Mustern
Nach einer kurzen theoretischen Einführung
und dem visuellen Swing-Exkurs geht es
jetzt aber darum, das Swing-Feeling zu hö-
ren. Importieren Sie dazu das Beat-Sample
aus dem Datenteil der KEYS-CD und öffnen
Sie die Groove-Library. Um einen Audio-
oder MIDI-Clip mit einem Groove-Muster zu
versehen, bestehen zwei Möglichkeiten. Sie
können das gewünschte Groove-Template
mit der Maus aus dem Browser ziehen und
auf dem Clip ablegen. Daraufhin werden
Mit steigendem Swing-Faktor ist eine deutliche Verschiebung von 2. und 4. Note bis hin zum Shuffle erkennbar.
100
KEYS 07/2009
D
© PPVMEDIEN 2009
Timing-Charakteristik und Lautstärke-Infor-
mationen sofort auf den Clip übertragen.
Eine Besonderheit gilt es allerdings bei Au-
dio-Clips zu beachten: Da das Groove-Mus-
ter das Warping-Verhalten des Audio-Clips
beeinflusst, muss die Warping-Funktion des
Clips aktiviert sein. Sobald Sie einen Clip
mit einem Groove versehen haben, wird
dieser im Groove-Bereich der Clip-Ansicht
angezeigt und dem Groove-Pool hinzuge-
fügt, den Sie bei Bedarf über den Schalter
unterhalb des Browsers einblenden kön-
nen. Alternativ zu dieser Vorgehensweise
können Sie auch Groove-Muster aus der
Library in den Groove-Pool legen und den
Clip im Anschluss über das Groove-Aus-
wahlmenü in der Clip-Ansicht mit einem
Groove bestücken. Um einmal nacheinan-
der verschiedene Grooves ausprobieren zu
können, eignet sich die Hot-Swap-Funktion.
Aktivieren Sie dazu einfach bei laufendem
Sequencer den Hot-Swap-Schalter in der
Clip-Ansicht und klicken Sie auf die MPC
8 Swing Templates, um in diese mit immer
weiter steigender Prozentsatzfolge hinein
zu hören. Bereits ab 55 Prozent werden Sie
eine deutliche Timing-Verschiebung hören.
Begleitend zu Ihren eigenen Experimenten
finden Sie auf der KEYS-CD ein mp3-File,
das die Timing-Verschiebungen durch einen
steigenden Swing-Faktor bis hin zum Shuff-
le demonstriert.
PRAXIS
VON MAIKE PAESSENS
Lives Steuerungszentrale für die
dynamische Timing-Verwaltung
Neben den Velocity- und Timing-Informati-
onen der Groove-Muster haben auch die Pa-
rametereinstellungen im Groove-Pool Aus-
wirkung auf das Groove-Verhalten der Clips.
Parameteränderungen, die in Lives globaler
Groove-Steuerungszentrale an einem Groo-
ve-Template vorgenommen werden, beein-
flussen dabei alle Clips, die diesen Groove
benutzen. Damit die Timing-Charakteristik
eines Grooves eins zu eins auf die Clips
angewandt wird, müssen letztendlich zwei
Kriterien erfüllt sein: Zum Einen ist entschei-
dend, dass der Timing-Parameter des Groo-
ve-Musters auf 100 Prozent steht, da dieser
Parameter bestimmt, in-
wiefern die Timing-Infor-
mationen des Grooves die
Clips beeinflussen. Darü-
ber hinaus sollte noch dar-
auf geachtet werden, dass
der Amount-Parameter in
der Kopfzeile des Groove-
Pools 100 Prozent anzeigt,
da dieser globale Parame-
ter die Gesamt-Intensität
Im Groove-Auswahlmenü der Clip-Ansicht werden analog zum Groove-Pool alle verwendeten Grooves des Live-Sets gelistet.
Die Wirkung von Groove-Mustern kann über die Parameter
im Groove-Pool jederzeit beeinflusst werden.
von Timing-, Zufalls- und
Velocity-Parametern
auf
die Groove-Muster steu-
ert. Steht der Amount-Pa-
rameter auf Null, werden
die Timing- und Veloci-
ty-Vorgaben der Groove-
Muster nicht angewandt.
Auch Einstellungen, die
den Wert von 100 Prozent
überschreiten
sind
hier
möglich. Zum Verständnis
für Live-Nutzer der Vor-
gängerversionen sei ange-
merkt, dass der Amount-
Parameter den globalen
Groove-Parameter aus Lives Transportfeld-
Sektion ersetzt.
Der Zufalls-Parameter des Groove-
Pools ist ein nützliches Werkzeug zum
Auflockern von leblos wirkendem Mate-
rial. Insbesondere rasterorientiert program-
mierte Loops und Sequenzen können durch
zufällige Timing-Schwankungen humanisiert
werden. Zum Experimentieren empfiehlt sich
auch in diesem Fall der Beat von der KEYS-
CD. Bestücken Sie diesen doch einmal mit
der Groove-Datei MPC 8 Swing-55.agr, um
im Anschluss langsam den Zufalls-Parame-
ter aufzudrehen. Kleine Zufalls-Werte um die
acht Prozent hören sich in dieser Konstel-
lation schon ganz brauchbar an. An dieser
Stelle sei Ihnen zunächst einmal viel Spaß
beim weiteren Experimentieren und Musik-
Insbesondere das Angrooven von rhyth-
mischem Material mit einem Swing-
Faktor bis etwa 58 Prozent, wobei die
Intensität natürlich reine Geschmacks-
frage ist, stellt seit jeher eine Stärke
von Akais MPC-Serie und Klassikern
wie E-Mus SP-1200 dar. Diese Timing-
Verschiebungen erzeugen ein Groove-Fee-
ling, auf das viele Produzenten schwören.
Sobald Sie ein Groove-Muster gefunden
haben, das Ihnen in Verbindung mit dem
Beat gefällt, können sie den Groove über die
Commit-Taste auch dauerhaft auf den Clip
übertragen. Live erzeugt dann automatisch
entsprechende Warp-Marker im Audio-Clip.
Bei MIDI-Clips hingegen werden die Noten
entsprechend der Timing-Vorgaben und die
Velocity-Marker hinsichtlich der Lautstärke-
Informationen angepasst.
Per aktiviertem Hot-Swap-Schalter können bei laufendem
Sequencer verschiedene Grooves ausprobiert werden.
K
101
machen gewünscht.
www.keys.de