Was sind REX-Files?

1994 begann die schwedische Firma Propellerhead

(www.propellerheads.se) mit der Entwicklung von Re-

cycle,einer einfach strukturierten Benutzeroberfläche

zur Echtzeitbearbeitung von Samples. Importierte

Loops im WAV- oder AIF-Format können in rhythmisch

relevante Phrasen, so genannte Slices zerschnitten

und als REX-Datei gespeichert werden. Das REX-Dateiformat enthält Tem-

po- und Timing-Informationen, wodurch eine Unabhängigkeit gegenüber

dem musikalischen Ausgangstempo besteht. Ein REX-File synchronisiert sich

automatisch zum vorgegebenen Songtempo, und zwar ohne dass Klangcha-

rakter oder Groove beeinflusst werden. Da

die einzelnen Töne oder Beats beim Slicing

per Transientenerkennung separiert werden,

können diese im Anschluss nach belieben

in einem Sequencer editiert, quantisiert, um-

arrangiert oder auf verschiedene Spuren ver-

teilt werden.

Mit Recycle 2.0 im Jahre 2001 wurde das RX2-

Dateiformat eingeführt, welches zusätzlich mit

einer verlustfreien Audiokompression von bis

zu 60 % arbeitet. Seit Version 2.1 (2004) läuft

Recycle auch unter Mac OSX.

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KEYS 06/2008

PRAXIS

ABLETON LIVE ZONE

it dem Update auf Ver-

sion 7 unterstützt Live

den Import von Audio-

dateien im REX-Format.

REX-Files enthalten neben dem

Audiomaterial Tempo- und Timin-

ginformationen, wodurch sie sich

automatisch zum vorgegebenen

Songtempo synchronisieren. Mit

Hilfe von Slicing-Funktion und

Drum-Rack lassen sich aus einem

Ableton

Live Zone

> Was sind REX-Files?

> Import & Synchronisation

> Slicing

> Remixing mit REX-Files

Auf der KEYS-CD finden

Sie REX-Files, Slicing-Presets

und ein Live-Set

> Extra-Tipp: Wie erzeuge ich eigene Slicing-Presets?

die Länge des Samples, sowie die

Menge an Slices an.

Als Resultat des Slicing erhalten

Sie eine MIDI-Spur mit geladenem

Drum Rack und einen MIDI-Clip,

der pro Slice eine Note enthält.

Auf den Pads des Drum Racks lie-

gen die erzeugten Slices verteilt.

Hierbei verfügt jeder einzelne Sli-

ce über eine eigene Geräte-Kette.

Diese wird durch eine Note des

MIDI-Clips getriggert und enthält

einen Simpler, der wiederum das

entsprechende Slice-Sample ge-

laden hat.

Das Drum-Rack verfügt über acht

Makro-Regler, die Parametern des

Simplers oder Parametern von

MIDI- und Audio-Effekten zuge-

wiesen werden können. Die Zu-

weisung der Parameter, sowie eine

getroffene Vorauswahl an MIDI-

Per Dialogbox lassen sich Voreinstellun-

gen für das Slicen auswählen

© PPVMEDIEN 2009

REX-File unendlich viele Variati-

onen hinsichtlich Soundcharak-

teristik und Rhythmus erzeugen,

so dass theoretisch ein ganzer

Song daraus entstehen kann. Wir

möchten Ihnen im Folgenden zei-

gen, was es beim Importieren von

REX-Dateien zu beachten gibt, wie

Sie sich das kreative Potential se-

parierter Beat- und Ton-Slices un-

ter Ableton Live zu Nutze machen

und wie Sie eigene Slicing-Presets

erstellen können.

Ein REX-File lässt sich wie

jede andere Audiodatei per

Drag&Drop importieren. Live

erkennt automatisch, dass es sich

um das REX-Dateiformat handelt

und aktiviert den REX-Modus in

der Clip-Ansicht. Im Unterschied

zu den anderen Warp-Modi ste-

hen Funktionen, die das Warpen

von Audiomaterial betreffen, wie

Marker, Clip-Hüllkurven und Pa-

rameter, nicht zur Verfügung.

Live übernimmt die vorhandenen

Tempo- und Timinginformationen

mitsamt der Cue-Marker aus Re-

cycle, welche in der Sample-An-

zeige gelb gekennzeichnet sind.

Selbstverständlich passt sich das

REX-File automatisch an das Tem-

po Ihres Sets an.

Neben dem Hereinziehen mit

der Maus lassen sich Rex-Files

auch anhand der Slicing-Funk-

tion importieren und direkt auf

eine neue MIDI-Spur slicen.

Hierzu machen Sie über dem REX-

File im Dateibrowser einen Rechts-

klick mit der Maus und wählen im

sich öffnenden Menü den Befehl:

„Auf neue MIDI-Spur slicen“. Im

Anschluss erscheint die Dialog-

box für das Slicen. Im Gegensatz

zu anderen Audiodateien müssen

hier keinerlei Angaben für das

Zerschneiden gemacht werden.

Live liest die internen Timinginfor-

mationen des REX-Files und zeigt

M

Ausgangsmaterial zu verän-

dern, bietet der Umgang mit

den einzelnen Slice-Ketten,

die sich individuell mit Effek-

ten bearbeiten lassen. Hierzu

ist es sinnvoll, sich die Ketten in

der Session-Ansicht als Spuren

darstellen zu lassen, was durch

einen Klick auf den Schalter in

der Titelzeile des Drum Racks er-

folgt. Jetzt kann jede Slice-Kette

vorgehört, stumm geschaltet, im

Panorama platziert und anhand

der skalierbaren Fader im Pegel

kontrolliert werden.

Wie jede andere Spur auch las-

sen sich die Ketten mit MIDI- und

Audio-Effekten versehen. Interes-

sante Ergebnisse lassen sich häu-

fig durch einen Arpeggiator oder

Beat Repeat erzielen. Im beglei-

tenden Live-Set zu dieser Live-

Zone auf der KEYS-CD finden Sie

hierzu ein Anwendungsbeispiel.

Wenn mehrere Slice-Ketten eines

PRAXIS

VON MAIKE PAESSENS NQ

Drum Racks, jedoch nicht alle, mit

dem gleichen Effekt bestückt wer-

den sollen, kann Rechenleistung

gespart werden, indem ein einge-

bettetes Rack erzeugt wird. Selek-

tieren Sie dazu die gewünschten

Ketten in der Ketten-Liste mit Hilfe

von Strg (PC) oder Ctrl (Mac). Im

sich öffnenden Menü per rechtem

Mausklick wählen Sie anschlie-

ßend den Befehl: „Gruppieren“. Im

Anschluss finden Sie in der Ket-

ten-Liste das eingebettete Rack

und können dieses mit dem Effekt

versehen.

Neben dem Gruppieren können

Slice-Ketten auch extrahiert wer-

den. Wenn Sie beispielsweise ein

Percussion-Instrument aus einem

Drum-Loop extrahieren möchten,

können Sie die entsprechende

Slice-Kette in den freien Mixer-Be-

reich ziehen. Es entsteht eine neue

Spur mitsamt Geräte-Kette und

und Audio-Effekten lässt sich üb-

rigens auch als Voreinstellung für

das Slicen definieren und steht

dann als Preset im Menü der Di-

alogbox zur Auswahl. In unserem

Extra-Tipp erfahren Sie, wie Sie

eigene Slicing-Presets erstellen

können.

Eine Möglichkeit REX-Files

zu remixen und neue Variati-

onen zu erschaffen, besteht

im Umarrangieren und Bear-

beiten der Slice-MIDI-Daten.

Im erzeugten MIDI-File liegen die

MIDI-Noten

als

aufsteigendes

Treppenmuster vor. So werden

die Slice-Ketten des Drum Racks

in der ursprünglichen Reihenfol-

ge getriggert. Eine neue Melodie

oder eine veränderte Beatvariante

lässt sich erstellen, indem MIDI-

Noten verschoben, per Loop/Re-

gion-Marker geloopt, quantisiert,

in der Notenlänge bearbeitet oder

in der Anschlagsgeschwindigkeit

© PPVMEDIEN 2009

verändert werden.

Neben der klassischen MIDI-

Bearbeitung führt jedoch auch

ein Vertauschen der Notenzu-

weisungen im Drum Rack zu

schnellen Ergebnissen: Wenn Sie

beispielsweise das Pad von Slice-

Kette 11 auf das Pad von Slice-

Kette 7 ziehen, wird das im Simp-

ler geladenene Slice-Sample von

Kette 11 an der ursprünglichen

Loop-Position von Kette 7 zu -

ren sein und umgekehrt. Darüber

hinaus besteht die Option, Slice-

Samples auszutauschen. Dabei

lassen sich die Pads des Drum

Racks nicht nur mit Audio-Samp-

les, sondern auch mit Instrumen-

ten bestücken. Das gewünschte

Instrument oder Sample wird

hierfür einfach aus dem Geräte-

Browser beziehunsgweise der

Library gezogen und auf das Pad

fallen gelassen.

Eine weitere Methode, das

Extra-Tipp: Wie erzeuge

ich eigene Slicing-Presets?

Wer gerne und häufig von der Slicing-Funktion

Im REX-Modus werden die Cue-Marker aus Recycle gelb dargestellt

gebrauch macht, optimiert den Workflow mit der

Erstellung von eigenen Slicing-Presets. Diese

können sowohl eine Vorauswahl an MIDI- und/

oder Audio-Effekten als auch die Parameter-

Zuweisungen der Makro-Regler beinhalten.

Um ein Slicing-Preset zu erstellen, ziehen wir als

erstes ein leeres Drum Rack aus Lives Geräte-

Browser in den Drop-Bereich. Das Drum Rack

bestücken wir mit einem Simpler, in dem wir

diesen auf einem der Pads fallen lassen. Hiermit

haben wir eine Geräte-Kette erzeugt, die wir uns

Durch ein Aufeinanderziehen, lassen sich die Notenzuweisungen der Pads im Drum

durch einen Klick auf den Schalter zum Ein- und

Rack vertauschen

Ausblenden der Ketten-Liste an der oberen linken

Seite des Drum Racks anzeigen lassen können.

Unter Defaults/Slicing

Der darunter liegende Schalter blendet die Geräte

der Library befinden

der Kette ein, so dass der von uns hinzugefügte

sich Ihre Slicing-Presets

Simpler zum Vorschein kommt. Jetzt lassen sich

der Geräte-Kette nach Bedarf MIDI- und Audioeffekte hinzufügen, wobei MIDI-

Effekte aufgrund des Signalflusses vor dem Simpler (links) und Audio-Effekte

nach diesem (rechts) platziert werden.

Ist die Auswahl an Effekten getroffen, erfolgt die Parameter-Zuweisung der

Makro-Regler. Um diese einzublenden, betätigen wir den dritten und obersten

Schalter. Grundsätzlich lassen sich sämtliche Parameter des Simplers, wie

etwa die Attackzeit der Volume-Hüllkurve, sowie der MIDI- und Audio-Effekte

einem Makro-Regler zuweisen. Per rechtem Mausklick über dem Parameter

erfolgt die Zuweisung im sich öffnenden Menü mit dem Befehl: Map to Makro.

Um zu wissen, welcher Parameter welchem Makro-Regler zugewiesen wurde,

ist es sinnvoll, die Makro-Regler wiederum per rechtem Mausklick um zu

benennen.

Zum Speichern des Slicing-Presets begeben wir uns in Datei-Browser 1,

Lives Library. Unter Defaults existiert ein Unterordner namens Slicing, wo sich

sämtliche Slicing-Presets befinden. Hierhin ziehen wir das Drum Rack und

geben ihm im Anschluss einen Namen.

Jede Slice-Kette des Drum Racks kann mit Effekten versehen werden

www.keys.de

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entsprechendem MIDI-Clip.