Logic Zone Rechenleistung verteilen
PRAXIS
LOGIC ZONE
© PPVMEDIEN 2009
Logic
Zone
>
Rechenleistung
verteilen: die Arbeit
mit Logic-Nodes
R
echenaufgaben zu ver-
teilen, ist in der Compu-
terindustrie in den letzten
Jahren immer beliebter
geworden. Frei nach dem Motto:
Wenn man die Aufgaben auf meh-
rere CPUs verteilt, kann der einzel-
ne Chip kleiner sein und weniger
Wärme verursachen als ein einzel-
ner großer Chip. Das kommt sehr
gelegen, da die Hersteller ohnehin
an die physikalischen Grenzen der
Leistungsfähigkeit einzelner CPUs
gelangen. Durch verteilte Rechen-
leistung („distributed processing“)
kann man die Geschwindigkeit und
den Datendurchsatz jedoch noch
um einiges steigern. Auf dem Mac
machten Multiprozessormaschinen
den Anfang, bis vor geraumer Zeit
mehrere Prozessorkerne die Vertei-
lung noch weiter aufsplitteten.
Mit logic 7 führte Apple die so
genannten „nodes“ ein, mit de-
nen die Rechenaufgaben aus
logic auf mehrere computer im
netzwerk verteilt werden kön-
nen.
Auch wenn diese Technolo-
gie nicht primär für Logic sondern
für Final Cut Pro entwickelt wurde,
führte Logic damit eine Techno-
logie in den Audiobereich ein, die
bislang kein anderer Sequencer-
Hersteller bietet. Voraussetzung
für die Nutzung eines Node-Rech-
ners ist eine Ethernet-Verkabelung
zwischen den beiden beteiligten
Rechnern – eine Verbindung über
einen Router funktioniert aber
auch. So verwendet sie auch
gleich mehrere Rechner in einem
Verbund.
Ein umfangreiches Programm wie
Logic profitiert so vom „distribut-
ed processing“ – besonders ältere
G4-Rechner, die zur Einführung
von Logic 7 noch recht verbreitet
waren. Insbesondere zur Leis-
tungssteigerung für G4-Power-
books, die damals schon über Gi-
gabit Ethernet verfügten, wurde ein
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KEYS 04/2008
Mit Logic-Nodes können Ressourcen-hungrige Spuren auf einen anderen Rechner im Netzwerk ausgelagert werden
G5-Rechner als Node empfohlen.
Heutzutage sieht es natürlich an-
ders aus: Mit den Intel-CPUs ha-
ben viele Leute mittlerweile recht
viel Leistung in einer einzigen Ma-
schine zur Verfügung. Ist die Node-
Technik damit ein Auslaufmodell?
Es gibt nach wie vor einige Situ-
ationen, in denen Nodes hilfreich
sein können: wenn Sie etwa noch
mit einem G4 Powerbook arbeiten,
weil einige von Ihnen favorisierte
PlugIns noch nicht als Universal
Binary vorliegen. Oder schlimmer
wenn diese PlugIns nicht für eine
Portierung auf Intel-Macs vorge-
sehen sind. Dann könnte beispiels-
weise ein Mac Mini mit Intel-CPU
als Node-Rechner sinnvolle Unter-
stützung bieten. Denn es ist kein
Problem Power PCs mit Intel-Macs
zu mischen. Ein gebrauchter G5
könnte ebenfalls für diesen Zweck
eingesetzt werden – der benötigt
jedoch erheblich mehr Stellplatz
als ein Mac Mini. In beiden Fäl-
len benötigt man nicht zwingend
Maus, Tastatur und Monitor am
Node-Rechner. Denn das Node-
Programm kann automatisch nach
dem Einschalten des Rechners
starten, sofern man es in den Ord-
ner „StartupItems“ im allgemeinen
Library-Ordner gelegt hat. Apples
erste Spezifikation für die Nutzung
von Nodes war sehr rigide: Giga-
bit-Ethernet und mindestens einen
G5-Prozessor sollte der Node-
Rechner haben, sonst mache es
keinen Sinn. In der Praxis ist es je-
doch nicht so drastisch. Man kann
auch einen G4-Rechner als Node
verwenden, so richtig zeitgemäß
ist das aber nicht. Ebenfalls reicht
für manche Anwendungen eine
100-Mbit-Ethernet-Schnittstelle
aus. Man muss sich nur darüber im
klaren sein, dass die Performance
des Node-Rechners schlechter
sein wird als mit einer Gigabit-
Verbindung. Für Fälle, in denen
man lediglich die eine oder andere
Sculpture- oder Space-Designer-
Extra-Instanz benötigt, kann einem
die Node-Technik schon einmal gut
aus der Patsche helfen.
Setup
Um einen Rechner als Node zu
verwenden, müssen Sie dort zu-
nächst das Logic-Node-Programm
installieren. Den entsprechenden
Installer finden Sie auf der Logic-
Installations-DVD, aber auch auf
Ihrem Logic-Rechner. Bei der In-
stallation von Logic wird nämlich
automatisch der Node-Installer in
den Ordner „Dienstprogramme“
kopiert. Ganz wichtig: Die Versi-
onsnummer des Node-Programms
muss mit der Logic-Versionsnum-
mer identisch sein. Haben Sie Lo-
gic 8.01 installiert und verwenden
den original Logic-Node-8.0-In-
staller von der Installations-DVD
wird die Node-Verbindung nicht
klappen.
Laut Handbuch ist es wichtig, die
Mac-interne Firewall auszuschal-
ten (zu finden unter: Systemei-
stellungen > Sharing > Firewall).
Denn die Node-Funktionalität ist
bei eingeschalteter Firewall in der
Performance begrenzt – funktio-
nieren tut’s trotzdem. Ist die Fire-
wall ausgeschaltet und es besteht
trotzdem eine Internet-Verbindung,
ist der Einsatz einer Hardware-
Firewall empfehlenswert. Apropos
Systemeinstellungen: Statt über
den Ethernet-Anschluss kann die
Netzwerkverbindung
zwischen
Master- und Node-Rechner auch
über Firewire hergestellt werden.
Sind alle Verbindungen herge-
stellt, sollten Sie zunächst das
node-Programm starten und
danach logic auf dem Master-
Rechner.
Navigieren Sie nun in
Logic zu Einstellungen > Audio >
Nodes. Damit die Nodes verwen-
det werden können, müssen Sie
darauf achten, dass ein Häkchen
bei „Logic Nodes verwenden“ ge-
setzt ist. Falls Sie dieses Häkchen
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PRAXIS
VON MARK ZIEBARTH | BR
Ist ein Node-Rechner ausgegraut, steht
er momentan nicht zur Verfügung
Die Spalte „Nodes“ im AU-Manager zeigt an, ob ein PlugIn auf einen Node-Rechner
ausgelagert werden kann und so zur externen Berechnung zur Verfügung steht
Erst wenn der Node-Button im Arrange-
Fenster angezeigt wird, kann man
einzelne Spuren auf Nodes auslagern
zunächst noch setzen müssen,
wird anschließend Logics Audioen-
gine neu gestartet. Die nun zur Ver-
fügung stehenden Nodes werden
unten in einer Liste angezeigt. Um
einen Node zu aktivieren, versehen
Sie den entsprechenden Compu-
ternamen mit einem Häkchen.
Praxis
Um eine Logic-Spur einem Node-
Rechner zuzuweisen, müssen Sie
zunächst im Arrange-Fenster den
Spur-Header konfigurieren. Kli-
cken Sie mit der rechten Maustas-
te (alternativ Control und Klick) auf
die Spurspalte im Arrange-Fens-
ter und wählen Sie den Eintrag
„Spur-Header konfigurieren“ aus.
Es erscheint ein Auswahlfenster
in dem Sie unter anderem festle-
gen können, welche Tasten neben
dem Track-Namen angezeigt wer-
den. Setzen Sie nun ein Häkchen
bei „Node“ und schließen Sie
das Fenster mit einem Klick auf
„Fertig“. Wird nun die Node-Tas-
te angewählt, können Sie so die
Berechnung einer Spur auf einen
Node-Rechner auslagern. Die Tas-
te verfärbt sich dann grün. Gerade
bei sehr Ressourcen-hungrigen
Software-Synthesizern wie etwa
Sculpture lohnt sich der Einsatz
von Nodes sehr. Achten Sie je-
doch darauf, dass Sie eine Spur
möglichst erst dann einem Node
zuweisen, wenn Sie mit dem Ein-
spielen fertig sind. Denn Nodes
sind nicht wirklich für das Einspie-
len in Echtzeit gedacht.
Einschränkungen
Womit wir bei einer der wichtigsten
Fragestellungen zum Thema Lo-
gic-Nodes angelangt sind. Welche
Berechnungen können an einen
Logic-Node ausgelagert werden?
Dass eine Spur nicht auf einen
Node ausgelagert werden kann,
erkennt man zunächst daran, dass
der Node-Button, nachdem man
ihn angeklickt hat, grau bleibt.
grundsätzlich können alle lo-
gic-internen instrumente und
effekte auf einen node-Rechner
ausgelagert werden.
Einzige Aus-
nahmen: der EXS|24 und Ultrabeat.
Außerdem kann man die Berech-
nung von Bussen, Aux-Tracks oder
Outputs nicht auf einen Node über-
tragen. Schade, schließlich benutzt
man doch auf diesen Kanälen ger-
ne das Convolution-Reverb Space
Designer.
Noch schwerer wiegt aus unserer
Sicht jedoch die Einschränkung,
dass man Drittanbieter-Software-
Instrumente gar nicht auf Nodes
berechnen lassen kann. Seit Logic
8 ist es jedoch möglich, Effekte
von Drittanbietern auf einem Node
zu berechnen. Allerdings mit einer
Einschränkung: Das betreffende
PlugIn muss auch auf dem Node-
Rechner installiert sein. Diese Ein-
schränkung beruht vor allen Din-
gen auf lizenzrechtlichen Gründen.
Ebenfalls wichtig: Eine Spur kann
nur dann von einem Node be-
rechnet werden, wenn alle auf der
Spur verwendeten Komponenten
(Software-Instrumente und Effekte)
Node-kompatibel sind.
So bleibt am Ende leider nicht
so richtig viel übrig, was man auf
einem Node berechnen kann. Pri-
mär wird man wohl die Ressour-
cen-hungrigen Synthesizer ES2
und Sculpture auf einen weiteren
Rechner auslagern.
Wie viel Leistungszugewinn
bekommt man?
Man sollte nicht vergessen, dass
das Node-Processing einen gewis-
sen „Verwaltungsaufwand“ für die
beteiligten Computer produziert.
Deshalb wird auch der Master-Lo-
gic-Rechner nicht zu 100 Prozent
von der Berechnung einer Spur
befreit, wenn sie einem Node zuge-
wiesen ist. Bei unserem Test stellte
sich herraus, dass die Entlastung
je nach Systemauslastung des
Master-Rechners zwischen 50 und
70 Prozent betrug, wenn man den
Ressourcenbedarf der Spur vorher
mit 100 Prozent beziffert.
Trotz aller Einschränkungen ist
das Node-Processing eine inter-
essante Technologie, die vielleicht
eines Tages noch zu “dem“ mäch-
tigen Werkzeug ausgebaut wer-
den kann, das sich alle Benutzer
K
wünschen.
und zuverlässig.