Pro Tools Zone Der richtige Umgang mit Playlists bei Mul
PRAXIS
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PRO TOOLS ZONE
Pro Tools
Zone
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Der richtige Umgang mit Playlists bei Multitrack-Aufnahmen
>
Edit-Groups benutzen
>
Commands-Keyboard-Focus-Mode einsetzen
Die Playlists in Pro Tools sind für viele Anwen-
der nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln.
Wir zeigen Ihnen, wie man sie bei Multitrack-
Aufnahmen gewinnbringend einsetzen kann
P
ro Tools bietet einige essen-
tielle Funktionen, die vielen
Anwendern kaum bekannt
sind. Dazu zählt unter an-
derem der geschickte Umgang mit
Playlists. Am Beispiel einer Multi-
track-Aufnahme wollen wir Ihnen
erklären, wie man Playlists effektiv
einsetzen kann.
Eine Playlist trägt die Informationen
über die Anordnung von Regions
auf einer Spur. Wenn Sie zum Bei-
spiel einen Vocal-Track auf einem
Audiotrack haben, der aus den Re-
gions Vers, Bridge, Chorus besteht,
spielt die Spur „Vocals“ diese Regi-
ons in der Reihenfolge ab, in der sie
angeordnet sind. Wenn Sie nun im
Edit-Fenster auf das Doppelpfeil-
Symbol neben dem Track-Namen
klicken, können Sie für diese Spur
eine neue Playlist anlegen (Abbil-
KEYS 10/2008
dung 1). Das Edit-Fenster zeigt
dann auf diesem Audiotrack keine
Regions mehr an und bleibt bei der
Wiedergabe folglich stumm. Denn:
Pro Track kann immer nur eine
Playlist aktiv sein. Über das Playlist-
Menü, das wir eben zur Erzeugung
einer neuen Playlist benutzt haben,
können Sie aber jederzeit wieder
auf die ursprüngliche Version zu-
rückschalten. So eignen sich Play-
lists für alle Aufnahmen, bei denen
man verschiedene Takes des einge-
spielten Materials behalten will, um
daraus nachher den perfekten Take
zu schneiden. Playlists dienen vor
allen Dingen der Übersichtlichkeit
im Edit-Fenster, denn die Regions
werden wie in der z-Ebene eines
Koordinatensystems „aufbewahrt“
und nicht auf der y-Achse wie bei
vielen anderen Sequencern.
Für eine Aufnahme-Session mit
15 Streichern und drei Holzbläsern,
die alle gleichzeitig im Aufnahme-
raum spielten, konnten wir die Play-
lists kürzlich sehr gewinnbringend
einsetzen. Dieses Beispiel lässt
Abbildung 1: Mit dem Playlist-Auswahlmenü können Sie neue Playlists anlegen,
vorhandene duplizieren und – falls vorhanden – zwischen mehreren wechseln
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VON MARK ZIEBARTH
sich aber auch auf jeden anderen
vielfach mikrofonierten Klangkörper
wie zum Beispiel eine komplette
Band oder ein Drumkit übertragen.
Das Setup war so mikrofoniert, dass
bei jedem Take insgesamt sieben
Audiospuren entstanden, davon
sechs in Mono und eine Raummi-
krofonierung in Stereo.
Arbeitet man bei einer solchen Pro-
duktion auf der „y-Achse“, schiebt
also alle Takes nach der Aufnahme
„nach unten“ weg, hat man schnell
ein relativ unübersichtliches Edit-
Fenster. Im übrigen ist es in Pro
Tools bei einem gemischten Setup
aus Mono- und Stereo-Spuren gar
nicht so einfach, die Takes „nach
unten“ abzulegen. Dort müssen im-
mer wieder Sets mit dem gleichen
Aufbau (in diesem Fall 6 Mono-
Tracks und ein Stereo-Track) vor-
handen sein.
Da der musikalische Leiter der Pro-
duktion sich während der Aufnah-
men die Nummern der Takes mit
den besten Passagen aufschrieb,
war auch gefordert, dass die Takes
die richtigen Playlist-Namen besa-
ßen. So konnten wir am Ende der
Session mithilfe der Playlist-Ver-
waltung problemlos die perfekten
Takes zusammenschneiden.
Nach der Aufnahme wurden die
Spuren systematisch benannt
(siehe Abbildung 2). Diese Spuren
haben wir danach zu einer Edit/Mix-
Group zusammengefasst, indem
wir links unten im Edit-Fenster den
Eintrag „New Group“ aus dem Edit-
Groups-Menü ausgewählt haben.
Wir haben ihr den Namen „Rec-
Group“ gegeben. Das Zusammen-
fassen zur Group hat den Vorteil,
dass alle Edit-Arbeiten wie das Se-
lektieren aber auch das Erzeugen
neuer Playlists von nun an für alle
Tracks in einem Durchgang erledigt
werden. Im Handling unterscheidet
sich unser Multitrack-Setup daher
nicht mehr von einer Einzelspur.
Anschließend haben wir noch vor
der ersten Aufnahme eine neue
Playlist für die Tracks erstellt, dem
ursprünglichen Track-Namen wird
dabei die Extension „.01“ ange-
hängt. Dieses Vorgehen bietet fol-
genden Vorteil: Die bei der Aufnah-
me erzeugten Audiofiles sind nach
den Track-Namen benannt und
besitzen ebenfalls eine Extension
nach der Take-Nummer. So heißt
zum Beispiel ein Audiofile, das auf
der Spur mit dem Namen „Vocals“
erzeugt wird „Vocals_01“. Die Play-
list heißt aber nur „Vocals“. Damit
die Take-Nummern mit den Play-
Abbildung 2: Wenn man die Spuren systematisch benennt, werden
auch die resultierenden Audiofiles mit diesen Namen betitelt
list-Nummern übereinstimmen ist
es sinnvoll, direkt vor der Aufnahme
neue Playlists zu erzeugen.
Nachdem wir den ersten Take auf-
genommen hatten, wurden wei-
tere Playlists auf unseren Spuren
erzeugt (Extension „.02“) und an-
schließend der zweite Take aufge-
nommen. Solange man für jeden
Take eine neue Playlist erzeugt,
bleiben die Playlist- und Take-
Nummern in Balance. Zudem kann
man so unendlich viele Takes auf-
nehmen, ohne dass man sich das
Edit-Fenster zumüllt.
Sofern man im Taktraster arbeitet,
bietet das Vorgehen mit den Play-
lists noch einen weiteren Vorteil im
Prozess des Editierens: Der musi-
kalische Leiter hatte sich in seinen
Noten Take-Nummern aufgeschrie-
ben, für welche Passage er welchen
Take verwenden wollte. Plante er
zum Beispiel Take 14 von Takt 1 bis
3 zu benutzen, hörten wir die Pas-
sage zunächst durch die Auswahl
der Playlists mit der Nummer 14 ab.
Sofern sie für geglückt befunden
wurde, markierten wir den entspre-
chenden Abschnitt. Dieser Vorgang
funktioniert genau wie die Auswahl
der Playlists in einer Edit-Group
für alle Tracks gemeinsam. Da wir
den Commands-Keyboard-Focus-
Mode eingeschaltet hatten (a ...
z-Symbol oberhalb der Timeline)
Abbildung 3: Offset vermeiden:
Erzeugt man vor der ersten Aufnahme
eine neue Playlist für die Edit-Group
stimmen die Take-Namen der Audiofiles
mit den Playlist-Nummern überein
mussten wir lediglich „c“ drücken,
um diesen Abschnitt in den Zwi-
schenspeicher zu kopieren. An die-
ser Stelle kam dann wieder unsere
ursprüngliche Playlist zum Einsatz,
die wir am Anfang übergangen hat-
ten: Wir wählten diese aus, drück-
ten zum Einfügen die Taste „v“ und
schon war dieser Abschnitt in un-
serem „Master-Take“. Ohne dass
wir auch nur einen Schnitt oder ähn-
liches ausführen mussten. Dieses
Vorgehen funktioniert am besten,
wenn das Material zu einem Click
K
eingespielt wurde.
Bus-Recording und
Einzelausgänge in Transfuser nutzen
Transfuser verfügt über insgesamt acht Stereo-Busse und einen Cue-
Bus. Bus 1 ist sozusagen der Default-Stereo-Ausgang. Alle Signale,
die aus diesem Ausgang kommen, werden direkt über den Ausgang
des Instrument-Tracks an den Pro Tools-Mixer übergeben.
Im einfachsten Fall möchte man das Pattern eines Transfuser-Tracks
in Pro Tools als Audiodatei aufnehmen. Dazu wählt man im Instrument-
Track einen Bus als Ausgang (z. B. Bus 1–2), erzeugt einen neuen
Stereo-Audiotrack und wählt den eben erwähnten Bus als Eingang.
Nachdem man die Audiospur scharf geschaltet und die Aufnahme
durchgeführt hat, kann man die Transfuser-Spur mit „Hide and Make
Inactive“ abschalten. Diese Funktion erreicht man per Rechtsklick auf
den Tracknamen im Edit- oder Mix-Fenster. Die Spur verschwindet
damit aus dem Edit- und Mix-Fenster und verbraucht auch keine CPU-
Die einzelnen Busse des Transfusers
Ressourcen mehr, kann aber jederzeit wieder aktiviert werden.
können als Eingänge von Audiospuren
Wenn Sie ein komplexeres Transfuser-Kunstwerk in den Pro-Tools-
genutzt werden, um gleichzeitig mehrere
Mixer zurückführen wollen, ist das Routing etwas komplexer als im
Tracks in Audiospuren umzuwandeln
zuvor genannten Beispiel: Neben dem Hauptausgang stehen sieben
weitere Stereokanäle, bzw. 14 Mono-Ausgänge zur Verfügung. Zu-
nächst muss im Transfuser-Track der entsprechende Ausgang eingestellt werden und dann auf den neu zu erzeugenden
Audiospuren der passende Eingang angewählt werden. Sobald eine Instanz des Transfusers in einer Session geladen ist,
steht Audiospuren und Aux-Tracks neben den Hardware-Inputs und den Bussen eine weitere „PlugIn“ genannte Gruppe als
Eingangssignal zur Verfügung (siehe Abbildung). Dort können Sie die betreffenden Transfuser-Inputs auswählen. Wenn Sie
Mono-Kanäle nutzen möchten, müssen Sie im Transfuser die Panorama-Einstellungen der Tracks berücksichtigen. Jeder
Bus stellt in Mono die linke und die rechte Seite zur Verfügung.
Den Test zum neuen Software-Instrument Digidesign A.I.R. Transfuser finden Sie ebenfalls in dieser KEYS-Ausgabe
(auf Seite 56).
www.keys.de
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