ABLETON LIVE ZONE
© PPVMEDIEN 2010
Ableton
Live Zone
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Drumspuren aufsplitten
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Einzelausgänge abgreifen
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ReWire-Gerät per External
Instrument einbinden
Mit dem Routing-Werkzeug External Instrument lassen sich Hardware-Synthesizer, multitimbrale
Plug-ins oder ReWire-Geräte wie der Drum-Computer Redrum aus Reason flexibel in Live einbinden.
L
ives interne Patchbay für das Sig-
nalrouting bietet ein hohes Maß an
Flexibilität und für eine Vielzahl an
Anwendungen mindestens eine entspre-
chende Routing-Lösung. Grundsätzlich
besitzt jede Spur, egal ob es sich dabei
um eine MIDI- oder Audio-Spur handelt,
die gleichen Routing-Optionen. Die interne
Patchbay befindet sich im Ein- und Aus-
gangsbereich der Spuren, der sich ent-
weder über ein Häkchen im Ansicht-Menü
Was ist ReWire?
Das ReWire-Protokoll,
1998 von der Firma
Propellerhead ent-
wickelt, ermöglicht
die samplegenaue Synchronisation
zwischen zwei Musikprogrammen.
In der Version 2.0 lassen sich bis zu
256 Audio- und 4.080 MIDI-Datenströme
in Echtzeit übertragen. Im Gegensatz zur
VST- oder AU-Plug-in-Schnittstelle wird
das Klangerzeugungsprogramm, der
ReWire-Slave, als eigenständige App-
likation gestartet, besitzt allerdings kei-
nen eigenen Zugang zum Audiotreiber
mehr. Seine Signale werden über den
ReWire-Master ausgegeben. Sämtliche
Transportfunktionen und Cycle-Ein-
stellungen sind im Verbund gesynct,
so dass beide Programme simultan
die Wiedergabe starten und stoppen.
Der Vorteil der ReWire-Technologie
besteht im direkten Datenaustausch,
so dass MIDI- und Audiodateien nicht
mehr importiert werden müssen, wenn
ein Musikprogramm einem anderen als
Klangerzeuger dienen soll.
oder per I/O-Schalter am rechten Rand
des Mixer-Drop-Bereichs ein- und aus-
blenden lässt. Über die Ausklappmenüs
des Ein- und Ausgangs-Bereichs erfolgt
die Konfiguration von Signalquelle und Sig-
nalziel. Hier stehen auch die Spuren des
Live-Sets selbst zur Auswahl, um Signale
intern routen zu können. Im Auswahlmenü
für den Ausgang einer Spur tauchen sämt-
liche Spuren auf, die als Signalziel der je-
weiligen Spur in Frage kommen. Anders-
herum tauchen im Eingangsmenü einer
Spur alle vorhandenen Spuren auf, die sich
als Signalquelle der Spur eignen.
Instrumente wie Kick, Snare oder Open
Hi-Hat separat über die skalierbaren Fader
des Mixers in der Lautstärke reguliert und
individuell mit Effekten bearbeitet werden.
Die Einzelausgänge
bei ReWire-Geräten
Eine Besonderheit von Live stellt die kon-
sequente und vorbildliche Nutzung der
ReWire-Technologie zur Übertragung von
Steuerungs- und Audiodateien zwischen
zwei Musikprogrammen dar. Der hierdurch
ermöglichte synchrone Datenaustausch in
Echtzeit bietet sowohl im Studio als auch
auf der Bühne eine vielfältige Erweiterungs-
möglichkeit des Setups. Seit Version 7
kann Live nicht nur als ReWire-Slave im
Verbund mit Master-Programmen wie Pro
Tools, Cubase oder Logic Pro und als Re-
Wire-Master in Verbindung mit Slave-Ap-
plikationen wie Reason oder Projekt 5 fun-
gieren, sondern bietet darüber hinaus mit
dem Gerät External Instrument ein zusätz-
liches Routing-Werkzeug, mit dem sich
einzelne ReWire-Geräte als Klangerzeuger
Eine Drumspur aufsplitten
Eine klassische Routing-Anwendung be-
steht darin, die Einzelausgänge eines
Drum-Samplers abzugreifen, beispiels-
weise um die einzelnen Drum-Sounds
gesondert mit Effekten bearbeiten zu kön-
nen. Viele Software-Instrumente wie Lives
Drum-Sampler Impulse stellen dafür meh-
rere unabhängige Einzelausgänge für ihre
Signale zur Verfügung. Impulse beispiels-
weise verfügt über acht Sample-Slots, die
allesamt als separate Signalquelle über
die Patchbay einer Audio-Spur abgegrif-
fen werden können. Dazu wird für jeden
Drum-Sound, der unabhängig von den
anderen Drum-Sounds bearbeitet werden
soll, eine zusätzliche Audio-Spur erzeugt.
Im Eingangstyp-Menü der Audio-Spuren
ist anschließend die Impulse-Spur zu fin-
den. Sobald diese als Signalquelle einer
Audio-Spur ausgewählt ist, erscheinen
im darunter liegenden Ausklappmenü der
Eingangskanäle neben Pre FX, Post FX
und Post Mixer auch sämtliche Einzelaus-
gänge der Impulse-Spur. Pro Audio-Spur
kann dadurch ein Einzelausgang abgegrif-
fen werden. Sobald das Monitoring zum
Abhören der Spuren aktiviert ist, können
Die Einzelausgänge der Impulse-Spur liegen als Signal-
quelle im Eingangskanal-Menü einer Audio-Spur vor.
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KEYS 06/2010
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in ein bestehendes Live-Set integrieren
lassen, beispielsweise den semi-modu-
laren Synthesizer Thor aus Reason 4. Da
das External Instrument MIDI sendet und
Audio zurückführt, lassen sich so auch ex-
terne Hardware-Synthesizer und multitim-
brale Plug-ins einbinden.
Über die beiden MIDI-Auswahlmenüs des
External Instruments wird der Ausgang be-
stimmt, an den die MIDI-Daten gesendet
werden sollen. Im Falle eines ReWire-Ge-
rätes erfolgt im oberen Menü die Auswahl
des ReWire-Slaves wie zum Beispiel Rea-
Audio-Menü des External Instruments der
Audiokanal ausgewählt wird, an dem das
Signal des Gerätes anliegt, zu dem die
MIDI-Daten gesendet werden. Soviel zur
Theorie – es folgt ein Anwendungsbei-
spiel zur Veranschaulichung: Analog zum
bereits dargestellten Aufsplitten einer Im-
pulse Drum-Spur kann das External Instru-
ment dazu genutzt werden, die Einzelaus-
gänge des Drum-Computers Redrum aus
Reason 4 abzugreifen. Hierzu werden die
Einzelausgänge von Redrum in Reason di-
rekt mit dem internen Hardware-Interface
verkabelt, sodass sie in Live als separate
ReWire-Kanäle erscheinen.
Diese Vorgehensweise gilt übrigens grund-
sätzlich, wenn aus Reason Audio an Live
MIDI-zu-Menü erfolgt die Auswahl des
ReWire-Slaves Reason und im darunter
liegenden Menü kann Redrum als ReWire-
Gerät ausgewählt werden. Im Audio-von-
Menü erfolgt anschließend das Abgreifen
der Einzelausgänge: Der Reason-internen
Verkabelung unsres Anwendungsbeispie-
les folgend, liegt das Signal der Bass Drum
auf den Audiokanälen 3/4 an, das Signal
der Snare Drum auf den Kanälen 5/6. Über
den Gain-Regler des External Instruments
kann der Signalpegel jedes Drum-Sounds
individuell eingestellt werden, wodurch
sich Übersteuerungen effektiv verhindern
lassen. Der angezeigte Peak-Wert gibt da-
bei Auskunft über den Spitzenpegel des
zurückgeführten Signals.
Die Redrum-Einzelausgänge werden mit dem
Reason-internen Hardware-Interface verbunden.
Über das Audio-von-Menü können die Einzelausgänge von Redrum zurückgeführt
werden, um sie im Anschluss in Live individuell mit Effekten zu bearbeiten.
son. Anschließend kann im zweiten Menü
ein vorhandenes Instrument aus dem Sla-
ve-Projekt adressiert werden. Im Audio-
Menü hingegen wird das Audiosignal vom
ReWire-Gerät zurückgeführt, dabei stehen
alle verfügbaren Audiokanälen des ReWi-
re-Slaves zur Auswahl. Da die vorliegen-
den Optionen in der Regel zahlreich sind,
kann es bei der Auswahl des richtigen Au-
diokanals zu Irritationen kommen. Es ist
anzuraten bereits im Vorfeld das Routing
innerhalb des ReWire-Slaves dahingehend
zu überprüfen, ob das adressierte ReWi-
re-Gerät über eigenständige Ausgangs-
kanäle verfügt. Entscheidend ist, dass im
gesendet werden soll. Wenn Geräte aus
Reason über den Reason-Mixer mit dem
Stereo-Eingangskanal des angeschlosse-
nen Hardware-Interfaces verbunden sind,
liegen alle Signale gemischt auf den (Main)
Kanälen 1/2 in Live an und können nicht
separat abgegriffen und bearbeitet wer-
den. Diese Einschränkung wird durch eine
direkte Verkabelung mit den Eingängen
des Reason-internen Hardware-Interfaces
umgangen.
Zum Abgreifen der Redrum-Einzelausgän-
ge in Live benötigen wir pro Drum-Sound
eine MIDI-Spur, wovon jede mit einem Ex-
ternal Instrument bestückt wird. Im oberen
Die Reihenfolge entscheidet
Beim Einbinden eines ReWire-Gerätes
über das Routing-Werkzeug External Inst-
rument ist die Reihenfolge der gestarteten
Programme, entscheidend. Live fungiert
als ReWire-Master und muss aus diesem
Grund als Erstes gestartet werden. Ist dies
erfolgt, kann der ReWire-Slave geöffnet
werden, der das ReWire-Gerät beinhaltet,
das per External Instrument in Live einge-
bunden werden soll. Auch beim Beenden
der Applikationen ist die richtige Reihen-
folge wichtig: Zuerst muss der ReWire-
Slave und dann der ReWire-Master ge-
Maike Paessens
schlossen werden.