PRAXIS
ABLETON LIVE ZONE
© PPVMEDIEN 2010
Ableton
Live Zone
>
Max for Live Teil III
>
Wireless-Controller
>
Video-Theremin
Die Apple Remote wird als Live Drahtlos-Fernsteuerung zweckentfremdet.
F
rei nach dem Motto: „Mit Live braucht
niemand per Rechnertastatur und Maus
Musik zu machen“, leistete Ableton in
den vergangenen Jahren viel Pionierarbeit hin-
sichtlich intuitiver und (Live-)Musik dienlicher
Software-Steuerungskonzepte. Und nicht nur
die großen Stars der experimentellen Elektro-
nik-Szene wie beispielsweise Björk demons-
trieren bei ihren Live-Auftritten eindrucksvoll,
was für ein akustisch-visuelles Gesamtkunst-
werk „Laptop-Musik“ heute sein kann: Wäh-
rend der Volta-Welttournee dienten eine Kom-
bination aus KAOSS Pads und JazzMutants
Lemur als Touchscreen-Steuerinterfaces von
Ableton Live, deren „Spielen“ zusammen mit
dem Eye-Catcher reacTable als interaktiver
Bestandteil der Bühnenshow auf Leinwände
projiziert wurde.
Max for Live integriert die Fähigkeit der
Echtzeit-Datenverarbeitung von Max/
MSP/Jitter in Live 8 und bietet mit der Live-
API (Schnittstelle zur Anwendungsprogram-
mierung) Zugriff auf Spuren, Sze-
nen und Clips, sowie weitere
Bereiche des Innenlebens
von Live. Hierdurch ergeben
sich zahlreiche interessante
Steuerungsmöglichkeiten für
Studio und Bühne wie bei-
spielsweise das „Spielen“
eines Klangerzeugers per
Videokamera oder das Na-
vigieren und Einstarten von
Clips in der Session-Ansicht
per Infrarot-Fernbedienung.
IR-Fernbedienung
als Wireless-Controller einsetzen
Max for Live wird mit einem Max-Gerät aus-
geliefert, das den Einsatz einer Apple Remo-
te-Fernbedienung oder einer vergleichbaren,
handelsüblichen Infrarot-Fernbedienung als
Wireless-Controller ermöglicht. Voraussetzung
für die Nutzung ist ein Mac oder PC mit inte-
griertem oder separat angeschlossenem IR-
Empfänger. Mac-User, die über ein Modell mit
integriertem IR-Empfänger wie das MacBook
Pro, ein MacBook Air, einen Mac mini mit In-
tel-Prozessor oder einen iMac (Modellreihen
ab Herbst 2005) verfügen, brauchen lediglich
eine logische Verbindung zwischen Apple Re-
mote und Mac herzustellen, um die Fernbe-
dienung einsetzen zu können. Hierzu wird die
Apple Remote mit maximal 10 cm Abstand
auf den Mac ausgerichtet und fünf Sekunden
lang die Tastenkombination aus „Rechts“ und
„Menü“ gedrückt. Anschließend erscheint ein
Verkettungssymbol auf dem Bildschirm, das
die erfolgreiche Herstellung der logischen
Verbindung bestätigt.
Sind die Voraussetzungen geschaffen,
kann jedes beliebige Live-Set in der
Session-Ansicht per Wireless-Control-
ler gesteuert werden, indem eine zusätz-
liche Remote-Spur mitsamt dem Max-Gerät
namens Apple Remote eingerichtet wird. So-
bald im Wahlmenü des Max-Gerätes „Apple
IR“ ausgewählt wurde, stehen insgesamt zwei
Betriebsmodi für die Fernsteuerung bereit: In
Modus 1 können Sie Mixer-Parameter steuern
und den Sequenzer über das Transportfeld
starten, sowie stoppen. Dabei kann mit Hilfe
der Links- und Rechts-Taster zwischen den
Spuren hin und her gesprungen werden, um
per Plus- und Minus-Taster die Spur-Lautstär-
ke zu regulieren. In Modus 2 hingegen, in den
durch ein Drücken des Menü-Tasters gewech-
selt wird, können Sie mit Hilfe der vier Taster
durch das Set navigieren, Clips oder Szenen
auswählen, und per Play-Button starten. So-
Was ist MAX FOR LIVE?
neue Instrumente und Effekte, Erweiterungen
für Hardware-Controller und neue Software-
Steuerungsmöglichkeiten, sowie vieles
weitere mehr. In der eingerichteten Max for
Live Community unter http://maxforlive.com/
library/index.php besteht darüber hinaus die
Möglichkeit, Max-Anwendungen mit anderen
Usern auszutauschen.
Max for Live ist im Fachhandel und im Ableton
Web Shop (www.ableton.com) für 249 EUR
erhältlich. Anwender, die bereits Max 5 besitzen,
können Max for Live zu einem reduzierten
Preis von 79 EUR erwerben. Max for Live setzt
Ableton Live 8.1 oder neuer voraus.
Das Max-Gerät Apple Remote
ermöglicht den Einsatz von Infrarot-
Fernbedienungen als Wireless-
Controller zur Set-Steuerung.
104
KEYS 05/2010
Max for Live ist ein gemeinschaftliches
Produkt von Ableton und Cycling ’74, das über
einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren
entwickelt wurde, um die Möglichkeiten von
Max/MSP/Jitter, einer objektorientierten Pro-
grammiersprache für Audio- und Multimedia-
Anwendungen, in Live 8 zu integrieren.
Hierdurch eröffnen sich neue Welten, indem
Anwender ihre eigen Effekte, Instrumente,
Kompositionswerkzeuge und Systeme zur
Softwaresteuerung entwickeln können. Zu-
sätzlich hält Max for Live ein großes Repertoire
an mitgelieferten Max-Anwendungen bereit,
die Live 8 erweitern. Hierzu zählen über 50
© PPVMEDIEN 2010
PRAXIS
von Maike Paessens
mit lassen sich alle wesentlichen Elemente,um
ein Live-Set zu steuern komfortabel per Wire-
less-Controller realisieren, beispielsweise das
Einstarten einzelner Clips oder ganzer Szenen
und die Lautstärke-Kontrolle der Spuren. Wer
einmal die Vorzüge einer kabellosen Set-Steu-
erung auch aus mehreren Metern Entfernung
schätzen gelernt hat, wird diese sicherlich
nicht mehr missen möchten.
werden, wobei Werte um 0,2 in den meisten
Fällen die besten Ergebnisse erzielen, und der
Bewegungs-Sensor ist einsatzbereit. Diejeni-
gen, die keine Videokamera zur Hand haben,
können anstelle dessen das große Fenster
nutzen, um mit der Maus Parameter-Werte zu
generieren. Wer sich schon immer einmal im
Antennen eine Hand die Tonhöhe und die an-
dere die Lautstärke kontrollieren kann. Neben
der körperlosen Spielweise zeichnet sich das
Theremin durch einen einzigartigen, singenden
Klangcharakter aus, der in der Filmmusik zahl-
reicher Science-Fiction und Horror-Filme Ver-
wendung fand. Doch auch Künstler wie Jean
Das Video-Theremin
Ein weiteres Highlight unter den Steuerungs-
möglichkeiten von Max for Live stellt ohne
Zweifel das so genannte Video-Theremin dar.
Dieses Max-Gerät ermöglicht die Steuerung
von Geräte-Parametern per Bewegungs-
Sensor, indem das Video-Theremin mit einer
angeschlossenen Videokamera interagiert.
Aus erfassten Bewegungen werden MIDI-
Daten generiert, die zur Steuerung der zuvor
de nierten Geräte-Parameter genutzt wer-
den. Zum Einsatz des Video-Theremins wird
dieses Max-Gerät vor und damit links von
einem Instrument innerhalb einer MIDI-Spur
platziert. Nach einem Klick auf Rescan De-
vices erscheint das nachfolgende Instrument
wie beispielsweise Abletons Operator in den
beiden darunter liegenden Geräte-Auswahl-
menüs. Sobald das Gerät de niert wurde,
kann in den folgenden Menüs die Parameter-
Auswahl für die Steuerung per Bewegungs-
Sensor für X und Y erfolgen. Hierbei stehen
sämtliche automatisierbare Parameter eines
Gerätes zur Verfügung! Es können auch nicht
nur Parameter eines Klangerzeugers, sondern
ebenfalls die von Effekten gesteuert werden.
Hierzu muss nach dem Rescan-Vorgang
lediglich ein Effekt der Geräte-Kette im Ge-
räte-Menü des Video-Theremins ausgewählt
werden.
Unter „Select Video Source“ erfolgt die
Auswahl der angeschlossenen Vide-
okamera, wobei auch integrierte Kameras
wie Apples iSight perfekt unterstützt werden.
Ist die Kamera durch einen Klick auf Camera
Start aktiviert, sollte sie noch als Bewegungs-
Sensor kalibriert werden. Hierzu ist zu emp-
fehlen, einen blauen oder grünen Gegenstand
ins Kamera-Bild zu halten, um diesen dann
im kleinen oberen Fenster links anzuklicken.
Anschließend kann über den Parameter Co-
lor Tresh die Farbemp ndlichkeit reguliert
Genial: Mit dem Video-Theremin lassen sich
Bewegungen zur Steuerung von Geräte-Parametern
einsetzen – in diesem Fall diente eine Schildkröte
als „Bewegungslieferant“.
Spielen eines The-
remins erproben
wollte, hat Dank
des Video-Theremis
die Gelegenheit dazu:
Im Zusammenspiel mit dem Simple Sine Syn-
th, einem äußerst minimalistischen Synthesi-
zer, und einem Hall-Gerät lässt sich ein klas-
sisches Theremin, wie es 1919 vom russischen
Physikprofessor Lew Thermen erfunden wur-
de, simulieren. Beim Theremin handelt es sich
um eines der ersten elektronischen Musikins-
trumente, bestehend aus einem Kasten und
zwei Antennen, das berührungsfrei gespielt
wird. Die Antennen umgibt ein elektrisches
Feld, das auf Körperbewegung reagiert, so
dass durch den Abstand der Hände zu den
Das Etherwave-
Theremin von Moog
wurde in Anlehnung an das
Original-Theremin von 1919 entwickelt.
Michel Jarre greifen bei ihren Kompositionen
immer wieder gern auf den schwebenden,
sphärischen Klang eines Theremins zurück.
Das Video-Theremin bietet in Kombination mit
dem Simple Sine Synth eine gelungene Mög-
lichkeit, die Spielweise und das Prinzip dieses
besonderen Musikinstrumentes nachzuvoll-
ziehen, indem analog zum klassischen There-
min die Parameter Pitch und Volume mit Hilfe
des Bewegungs-Sensors gesteuert werden.
Viel Spaß dabei!
www.keys.de
105