PRAXIS
PREDATOR ZONE
© PPVMEDIEN 2010
Auf der KEYS-CD: Rob
Papen Predator KEYS
zend kommen sogar noch eigene Recht-
eck-Suboszillatoren pro Oszillator hinzu, die
dem Klang zusätzliches Fundament verlei-
hen können. Jede Wellenform kann in ihrer
Symmetrie variiert und in dieser sogar über
eigene LFOs moduliert werden. Eine solche
Möglichkeit kennt man bei analogen Synthe-
sizern eigentlich nur für die Rechteckwelle
in Form der klassischen Pulsbreitenmodu-
lation. Schließlich – der Rechner macht es
möglich – kann über die Spread-Funktion
der Eindruck mehrerer, leicht verstimmter
und überlagerter Oszillatoren erzeugt wer-
den. So erzeugen Sie mit Predator schon
mit einem einzigen Oszillator fette Sounds.
Predator KEYS läuft als Plug-in in den Formaten VST, AU und RTAS.
Jeder der drei Oszillatoren bietet einen Suboszillator,
128 Wellenformen und eine variable Symmetrie der Kurven.
Predator Zone
>
Die Basics und ein erster Sound
I
n den folgenden KEYS-Ausgaben möch-
ten wir mit Ihnen in die virtuell-analoge
Klangsynthese eintauchen. Niemand Ge-
ringeres als Soundguru Rob Papen hat hier-
für eine spezielle Version seines Predator mit
einer Laufzeit von einem Jahr bereitgestellt:
den Predator KEYS.
Das Plug-in läuft in den Formaten VST/AU
und RTAS unter Mac OS X und allen Win-
dowsversionen ab XP. Hiermit können Sie alle
wesentlichen Aspekte der subtraktiven Syn-
these sowie typische Spezialitäten analoger
Klangerzeuger nachvollziehen. Allerdings
liefert Ihnen Predator KEYS deutlich mehr:
Das achtstimmige Plug-in bietet ein umfas-
sendes virtuell-analoges Spektrum, das von
Emulationen klassischer Analogsounds bis
hin zu modernen Elektronikklängen, Tran-
ce-Stacks und angezerrten Klängen nur auf
seinen Einsatz wartet. Dabei bietet Predator
KEYS dank seines erweiterten Wellenform-
fundus mit etlichen kurzen Spektren und
Formantlauten auch Klänge, die man eher
bei digitalen Synthesizern erwartet.
Die Installation geht schnell von der
Hand: Per Doppelklick starten Sie die In-
stallationsdatei auf der KEYS-CD und folgen
KEYS 05/2010
den Installationsanweisungen. Schließlich
starten Sie Ihren Sequencer und fügen Pre-
dator KEYS als Plug-in in eine Instrumen-
tenspur ein. In unserem Beispielbild nutzen
wir Ableton Live als Host, es kann natürlich
auch Cubase, Logic
oder ein anderes
Produkt sein.
Wir beginnen mit
einem kurzen
Blick auf die Be-
dienoberfläche
und den generel-
len Funktionsum-
fang von Predator
KEYS, jeweils in
den Abbildungen
rot umrahmt.
Der Synthesizer bietet gleich drei Oszilla-
toren pro Stimme. Diese warten mit jeweils
128 Wellenformen auf und offerieren damit
ein wesentlich umfangreicheres Basisklang-
spektrum als klassische Analogsynthesizer.
Natürlich finden sich in den Wellenform-
menüs auch die üblichen Grundsteine der
subtraktiven Synthese wie Sägezahn, Drei-
eck, Rechteck und Rauschen. Unterstüt-
Predator KEYS bietet zwei Multimodefilter,
von denen der Erste resonanzfähig bis zur
Eigenschwingung ist. Geboten werden vier-
zehn Betriebsarten mit Flankensteilheiten
zwischen 6 und 24 dB sowie den Typen
Tief-, Hoch-, Bandpass, Notch, Kamm- und
Formantfilter. Das zweite Filter fällt einfacher
und ohne Resonanz aus, bietet aber immer-
hin noch acht Betriebsarten. Der Filtersek-
tion ist eine Distortioneinheit vorgeschaltet.
Dazu gibt es eine Hüllkurve und einen LFO
zur Modulation der Filtereckfrequenz. Für
Predator KEYS ist mit zwei Multimodefiltern und
natürlich einem zeitsteuerbaren Verstärker ausgestattet.
die Ausgangslautstärke verfügt das Plug-in
über eine weitere Hüllkurve.
Die untere Fensterhälfte belegen die Modu-
latoren. Hier kümmert sich ein dedizierter
LFO um die der Tonhöhenmodulation (Pitch
Mod LFO).
Im „Free“ Bereich darunter findet man zu-
nächst zwei weitere Hüllkurven, die wie die
Filter- und Verstärkerhüllkurve als erwei-
92
© PPVMEDIEN 2010
PRAXIS
von Ulf Kaiser
mit bipolarem Hub
zur Verfügung, mit
denen sich in Preda-
tor auch ungewöhn-
Ein dedizierter LFO kümmert sich um die Modulation der Tonhöhe,
liche Verknüpfungen
die sich im Tempo auch am Sequencer orientieren kann.
realisieren lassen.
Wie quasi jeder vir-
tuell-analoge Syn-
terte ADSR-Typen mit Fade-Parameter für
thesizer wartet auch Predator KEYS mit
ein Ein- und Ausblenden der Sustainphase
einer Effektsektion auf. Hier lassen sich
ausgeführt sind. Hinzu kommen zwei frei
zwei simultane Effekten aus einer Auswahl
temposynchronisierbare LFOs, die je sechs
von Delays, Reverbs aber auch interessan-
Wellenformen bieten. Über die vordefinier-
ten Modulationseffekten wählen. Die Aus-
ten Modulationsverbindungen hinaus ste-
wahl ist dabei gegenüber der kommerziellen
hen acht Source-/Destinationverknüpfungen
Vollversion etwas reduziert. Sie werden an
einigen Stellen auf den Hinweis „Not Avai-
lable“ treffen.
Predator KEYS stellt einen Arpeggia-
tor zur Verfügung, den man alternativ
zur Modulationssektion einblenden
kann. Um den Arpeggiator in Betrieb zu
nehmen, stellen Sie im rechten Bereich den
Parameter „Play Mode“ auf Arp. Die Mus-
ter, die sich hier erstellen lassen, gehen weit
über konventionelle Akkordaufbrechungen
hinaus. Vielmehr handelt es sich um einen
interaktiven Step-Sequencer mit bis zu
16 Steps, der Offsets in der Tonhöhe, Slides
und Haltebefehle pro Schritt auslösen kann.
Da man die Tonhöhe auch manuell nach-
Zwei LFOs, zwei Hüllkurven sowie acht frei definierbare Modulations-
verknüpfungen sorgen bei Bedarf für bewegte Klangstrukturen.
Die doppelte Effektsektion liefert
Delays, Hall und sogar einen Gate-Effekt.
PRAXIS
PREDATOR ZONE
© PPVMEDIEN 2010
von Ulf Kaiser
Der eingebaute Arpeggiator erzeugt vielseitige,
belebte Akkordaufbrechungen und Step-Sequenzen.
Zwei gegeneinander verstimmt Rechteckoszillatoren, eine leichte Tiefpass-
filterung und eine angepasste Lautstärkehüllkurve ergeben eine simple Fläche.
wird nun durch eine leichte Feinverstimmung
rameter „Sym.“ (Symmetry), der sich rechts
ins Spiel gebracht: Setzen Sie den Parame-
neben der Wellenformauswahl befindet. Nun
ter „Fine“ in Oszillator 1 auf -5 in Oszillator 2
schalten Sie Oszillator 1 wieder ein und re-
auf +4 Cent. Das klingt schon breiter, wenn-
geln auch hier ein wenig Pulswellenmodula-
gleich der Lautstärkeverlauf noch nicht wirk-
tion hinzu.
lich passend ist. Im nächsten Schritt widmen
Abschließend soll nun auch das Filter
wir uns der VCA-Hüllkurve, bei der wir die
dynamisch arbeiten. In diesem Fall soll
Einschwingphase (Attack) auf etwa 200 ms
die dedizierte Filterhüllkurve die Eckfrequenz
Presetverwaltung
Direkt unterhalb des Arpeggiators finden
verlängert und einen Releasewert von un-
steuern. Zuständig für diese Modulation ist
Sie die Presetverwaltung. Predator KEYS
gefähr 1,3 Sekunden definieren. Schließ-
der Regler „Envelope“ im Filter, den Sie auf
lich drehen Sie
nun einen Wert von etwa 45 % setzt. Nun justie-
noch die Frequenz
ren wir die Hüllkurvenparameter. Im Beispiel
des Filters, das per
habe ich mich für lange Attack- und Decay-
Voreinstellung als 4-
zeiten entschieden (3 bzw. 8 Sekunden),
Pol-Tiefpass (24 LP)
die das Filter langsam öffnen und wieder
arbeitet, nach Ge-
schließen. Den Sustainpegel habe ich eben-
schmack etwas hin-
falls reduziert und mit dem Regler daneben
mit einer langen Fade-Zeit (Fade Down etwa
unter.
Diese Klangfül-
11 Sekunden) versehen. Diese Zeiten sind
le reicht uns aber
natürlich allesamt songabhängig. Zu guter
längst noch nicht.
Letzt können Sie den Filtersweep deutlicher
In der Presetsektion laden Sie die mitgelieferten und eigenen Klänge.
Der Sound soll brei-
betonen, indem Sie die Filterresonanz (Q)
Per Klick auf den File-Taster lassen sich hier auch eigene Klänge
jederzeit speichern.
ter und zusätzlich
aufregelt.
fetter werden. Fun-
Voilà: Sie haben den ersten eigenen Sound
dament erreichen
mit Predator KEYS erzeugt. Nehmen Sie
Sie in Predator leicht, indem die Suboszilla-
diesen Klang als Ausgangspunkt für weitere
wird mit einer Soundbank à 128 Sounds
geliefert, mit der Sie sofort loslegen und
toren hinzuregelt werden. Um anderen Klän-
Pads, indem beispielsweise andere Wellen-
sich einen Eindruck über das klangliche
gen Luft zu lassen, regeln wir nur Suboszil-
formen eingesetzt oder durchaus mal die
Oszillatoren in Intervallen gegeneinander
Spektrum verschaffen können. Eine weitere
lator 1 auf einen Wert von -12 dB.
wichtige Information für die Soundbeispiele
Für die Klangbreite greifen wir zur soge-
verstimmt werden. Wann immer ein Klang
der nächsten Folgen: Unten rechts in dieser
nannten Pulsbreitenmodulation, die die
gefällt, speichern Sie diesen direkt in der
Sektion zeigt Predator KEYS jeweils den ak-
Symmetrie der erzeugten Rechteckwelle
Presetsektion ab. Viel Spaß und bis zum
tuell betätigten Parameter mit zugehörigem
LFO-gesteuert verändert. Um den Effekt
nächsten Monat!
kennenzulernen,
Wert an.
schalten Sie bit-
te Oszillator 1 aus.
Soundbeispiel: Flächensound
Als Einstieg beginnen wir mit einem klas-
Sie regeln nun bei
sischen Flächensound. Wir beginnen bei
Oszillator 2 den
Null und wählen hierfür das Default-Preset
Wert PWM (Pulse
127. Sie hören lediglich Oszillator 1, der eine
Wave Modulation)
Sinuswelle spielt. Das Filter ist voll geöffnet.
auf etwa 20 % und
Da sich eine Sinuswelle aufgrund fehlender
setzen den darun-
Obertöne nicht für eine Filterung eignet,
ter liegenden Reg-
wählen Sie zunächst im Oszillatormenü die
ler Speed auf ein
etwas geringeres
Rechteckwelle (Square). Das klingt aber
noch keinesfalls fett. Hierfür brauchen wir
Tempo. Sie haben
nun die erste Modu-
Schwebungen.
Zusätzliches Fundament schaffen Sie
Etwas Resonanz und eine
Schritt 2: Oszillator 2 einschalten und dort
lationsverknüpfung
durch Aufregeln eines Suboszillators,
passende Filterhüllkurve verleiht
ebenfalls die Rechteckwelle wählen. Eine
gesetzt. Moduliert
während doppelte Pulswellenmodulation
der Fläche etwas Lebendigkeit.
Schwebung zwischen beiden Oszillatoren
wird dabei der Pa-
für mehr Breite des Klangbilds sorgt.
einander über die Klaviatur eingeben kann
und unterschiedliche Laufmuster und -län-
gen zur Verfügung stehen, kann man hier
durchaus auch von einem Step-Sequencer
sprechen – passend zum Specialthema die-
ser Ausgabe!
94
KEYS 05/2010