PRAXIS
CUBASE ZONE
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Cubase Zone
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Spector und Mystic – Soundpower ab Werk!
Mit Spector und Mystic
bietet Cubase zwei
interessante Synthesizer.
C
ubase beinhaltet neben dem Prologue
noch zwei weitere virtuelle Synthesi-
zer: Spector und Mystic. Wir geben Ih-
nen zahlreiche praktische Tipps und Tricks
zum optimalen Einsatz dieser beiden etwas
vernachlässigten VST-Instrumente.
Aufklapp-Menü (Abb. 1) können Sie nun die
Kombinationen auswählen, z. B. 6 Oszillato-
ren mit gleicher Tonhöhe (6 Osc) oder 2 Os-
zillatoren mit Grundtonhöhe und 2 weitere
im Oktavabstand (4 Osc 1 : 2). Es stehen
neun Möglichkeiten zur Verfügung. Mit dem
Detune-Regler können Sie diese Oszillato-
ren gegeneinander verstimmen. Sie sollten
Der Spector
alle Einstellungen einmal antesten, um ein
Spector erzeugt seine Klänge auf Basis
Gefühl für deren Klang zu bekommen.
einer Spektralsynthese. Dabei werden kom-
Sicherlich einer der
plexe Formantfilter-
interessantesten Be-
strukturen erzeugt, die
Die beiden Cubase-Synthesizer Spector
reiche von Spector
gezielt einen Klang be-
ist die Morph-Sek-
einflussen können. Die
und Mystic sind leistungsfähige Klangerzeuger,
tion. Mit dem MOR-
entstehenden Sounds
werden aber oft nicht als solche wahrgenommen.
PH-Regler können Sie
sind einerseits dyna-
zwischen den beiden
misch spielbare Leads,
Spektralfilter in ihrer Gesamtheit „beschnei-
Spektralfiltern A und B stufenlos überblen-
aber auch sehr lebendige Motions. Auf den
ersten Blick wirkt Spector zwar etwas ver-
den“ können. Tipp: Durch Aktivierung des
den und so völlig neuartige Klangverläufe
wirrend, aber der Signalpfad ist relativ ein-
„Kettensymbols“ unterhalb des viereckigen
erzielen. Der RASTER-Parameter verringert
zentralen Oszillator-Verschaltungsfensters
bei Bedarf die Anzahl der Obertöne, da
fach zu verstehen.
Die beiden Oszillatoren rechts und
lassen sich beide Filter miteinander verbin-
Spector sehr komplexe Obertonstrukturen
erzeugen kann.
links sind identisch aufgebaut und er-
den.
zeugen die jeweils sechs frei wählba-
Die beiden Oszillatoren können in verschie-
ren Wellenformen A und B. Diese durch-
denen Konfigurationen kombiniert werden.
Spector: Tipps zum Ausprobieren
laufen dann zwei Spektralfilter (ebenfalls
Klicken Sie auf den kleinen Pfeil im Kreis-
• Mit den beiden Spektrumfiltern A und B
A und B), deren Struktur entweder frei ge-
feld direkt unterhalb des viereckigen zent-
lassen sich sehr gut Anschlagstärke-Cross-
zeichnet oder aus 15 Presets generiert wer-
ralen Oszillator-Verschaltungsfensters. Im
fades erzielen. Programmieren Sie zwei
den kann (Abb. 2). Alleine hier bieten sich
schon nahezu unendliche Möglichkeiten der
Klangformung. Probieren Sie einmal die ver-
schiedenen Kombinationen aus Wellenform
und Spektralverläufen aus, um sich einen
Überblick über die Möglichkeiten von Spec-
tor zu machen.
Jeder Oszillator stellt auch einen Cutoffreg-
ler (CUT) zur Verfügung, mit dem Sie, ähnlich
wie einem traditionellen Tiefpassfilter, die
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KEYS 02/2010
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PRAXIS
von Holger Steinbrink
Programmierbeispiel Spector
Max. Voices
Oszillator 1
Oszillator 2
A/B Verknüpfung
Spektralfilter A
Abb. 1 Die Auswahl
der Oszillator-Konfiguration.
Einstellungen
32
Wellenform: Partial Prime; Coarse: 0; Fine: -0.0
Wellenform: Partial Quint
6 OSC 1:2:3, Detune: 5.47
Charakteristik: Highlow, Cut1: 60.0
Charakteristik: Resonant, Cut2: 25.0
Waveform: Sine; Speed: 0.085; Depth: 59.8, Mod Dest: Cut 1 mit 99
Waveform: Sine; Speed: 0.102; Depth: 62.3, Mod Dest: Cut 2 mit 99
Attack: 111.0, Decay: 182.0, Sustain: 73, Release: 104.7
Dient als Lautstärkehüllkurve (Mod Dest: Volume mit 99)
Attack: 82.4, Decay: 182.0, Sustain: 39, Release: 97.7
Dient als Verlaufshüllkurve für den Morph-Regler (Mod Dest: Morph mit 76)
Mod Dest: Cut 1 mit -81
Mod Dest: Morph mit 99
Mod Dest: Morph mit 99
Spektralfilter B
IFO1
IFO2
Hüllkurve 1
Hüllkurve 2
Modwheel
Velocity
Abb. 2: Die Auswahl
der Filtereinstellung.
Aftertouch
unterschiedliche Sounds für A und B und
modulieren Sie den MORPH-Regler mit Ve-
locity.
• Sehr ergiebig ist die LFO-Modulation der
beiden Cutoff-Regler CUT1 und CUT2.
Wählen Sie unterschiedliche Spektralwel-
lenformen oder zeichnen sie diese selber
und stellen dann die LFO-Modulation ein.
Sehr interessant: LFO1 moduliert CUT1
und LFO2 moduliert CUT2, jeweils mit un-
terschiedlichen Werten. Achten Sie darauf,
dass der Morph-Regler hierbei in der Mit-
telstellung steht, damit beide Spektralfilter
hörbar sind. Alternativ können Sie auch den
Morph-Regler selbst modulieren.
• Wenn Sie bei den komplexeren Oszilla-
torverschaltungen den DETUNE-Regler auf
höhere Werte einstellen, erhalten Sie atona-
le Klänge. Modulieren Sie gleichzeitig noch
die CUT-Regler per LFOs oder Hüllkurven.
• Je mehr Obertöne im Signal vorhanden
sind, desto lohnender ist der Einsatz der
Samplerate-Schalter (SR) in der EFX-Sekti-
on. Halbieren oder vierteln Sie einfach ein-
mal die Abspielsamplerate.
• Für die Lebendigkeit der beiden Spektral-
filter sind Hüllkurven unerlässlich. Legen Sie
zwei verschieden eingestellte Hüllkurven
auf CUT1 und CUT2 und modulieren Sie
den Morph-Regler mit einer dritten Hüllkur-
ve. Mit etwas Übung erstellen Sie hier sehr
schnell komplexe Motion-Sounds.
Der Mystic
Die Syntheseart von Mystic ist am ehesten
mit einer Art Vorstufe von Physical Model-
ling, beispielsweise zur Erzeugung von ge-
zupften Saiten, beschreibbar. Im Prinzip
werden drei parallel geschaltete, rückge-
koppelte Kammfilter zur Klangerzeugung
genutzt. Das klingt etwas kompliziert, in der
Praxis lassen sich mit Mystic aber schnell
lebendige Klänge erstellen.
Die Klangerzeugung generiert zunächst
einen Impuls-Sound. Dieser wird, ähnlich
wie beim Spector, von zwei gekoppelten
Oszillatoren erzeugt, deren Basiswellenform
sich zentral über ein Aufklapp-Menü aus-
wählen lässt. Auch hierfür lassen sich wie-
der verschiedene Filterspektren auswählen
oder mit der Maus zeichnen. Im Gegensatz
zu Spector, wo ihnen zwei frei konfigurier-
bare Spektralfilter zur Verfügung stehen,
sind die beiden Filter von Mystic mitein-
www.keys.de
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von Holger Steinbrink
ander verknüpft. B ist die gespiegelte Vari-
ante zu Oszillator A. Die beiden Oszillatoren
sind an die Hüllkurven 1 und 2 gekoppelt,
um den Verlauf des Impulses vor und hinter
den Kammfiltern gezielt steuern zu können.
Im zentralen Bereich steht neben der
Tonhöhe (COARSE) auch der vom Spec-
tor bekannte RASTER-Parameter zur
Verringerung der Obertöne zur Verfü-
gung.
MORPH blendet die Signale der bei-
den Oszillatoren ineinander über. Mit CUT
lassen sich Obertöne vor den eigentlichen
Kammfiltern ausblenden. Wichtig: das er-
zeugte Impuls-Signal beeinflusst entschei-
dend den endgültigen Klang. Kleinste Än-
derungen können drastische Auswirkungen
haben.
Die drei nachgeschalteten Kammfilter be-
sitzen einen DAMPING-Parameter, der bei
Bedarf das Feedback der Kammfilter etwas
dämpft. LEVEL regelt die Eingangslautstär-
ke in die Kammfilter, während CRACKLE
dem Impuls-Signal einen
Rauschanteil hinzufügt.
Das kann sehr interessante
Effekte ergeben. Der FEE-
BACK-Regler bestimmt die
eigentliche Rückführung
des Signals in die Filter.
Hier lassen sich positive
oder negative Werte ein-
stellen, was entschieden
das Klangbild beeinflusst.
Mit PITCH und FINE lässt
sich der Gesamtsound
(Impuls und Kammfilter)
in der Tonhöhe anpassen.
DETUNE wiederum ändert
die Tonhöhen der Rück-
Der geheimnisvolle Mystic für synthetische Physical-Modelling-Sounds.
kopplungen. Auch hier
gilt der Tipp: Einfach mal
probieren! Drehen Sie beim Spielen eines
Mystic: Tipps zum Ausprobieren
Sounds an den Parametern, um ein Gefühl
Bei vielen Kammfiltersounds ist die Attack-
für deren Auswirkungen zu bekommen.
phase eines Klanges entscheidend. Um di-
ese zu betonen, legen Sie eine perkussive
Hüllkurve als Modulator auf den CRACKLE-
Parameter. So können Sie realistische Zupf-
oder Anschlaggeräusche erzeugen.
Programmierbeispiel Mystic
Die LFO-Modulation der Kammfilterfeed-
backs ergibt meist sehr unvorhersehbare
Einstellungen
Ergebnisse. Klassische Videospielsounds
Max. Voices
16
erzielen Sie hierbei, wenn Sie mit einem
mittelschnellen Square-LFO maximal das
Oszillator
Wellenform: Partial Quint; Coarse: -36; Raster: 12
Feedback modulieren.
Wie erzeugt man den Klang einer ge-
Filter A
Charakteristik: Combo
zupften Seite? Verwenden Sie für Hüllkur-
ve 1 und 2 relativ kurze Hüllkurvenzeiten,
Filter A
Charakteristik: Highlow, Morph: 37.4, Cut: 67.5
der LEVEL-Regler sollte in Mittenstellung
stehen, alle anderen in einer neutralen
Hüllkurve 1
Attack: 0.0, Decay: 0.0, Sustain: 100, Release: 107.6
Stellung. Sie hören zunächst einen relativ
Dient als Lautstärkehüllkurve für den Gesamtsound (Mod Dest: Volume mit 99)
kurzen Impuls. Mit FEEDBACK „blenden“
Sie nun den eigentlichen Kammfilter-Effekt
Hüllkurve 2
Attack: 114.6, Decay: 80.3, Sustain: 88, Release: 113.2
ein. Spielen Sie einige Noten und ändern Sie
Dient als Lautstärkehüllkurve für den Oszillator vor dem Kammfilter
dabei gleichzeitig die Filtercharakteristik der
(Mod Dest: Level mit 99)
beiden Impuls-Oszillatoren. Mit DETUNE fü-
gen Sie dem Gesamtklang eine chorusartige
92
Level
Verstimmung hinzu.
Im Gegensatz zum Spector hat die
Hüllkurve 3
Attack: 101.7, Decay: 102.0, Sustain: 0, Release: 0.0
Hüllkurve 2 beim Mystic eine beson-
Dient als Hüllkurve für Morph und Cut 1 gleichzeitig
dere Funktion: Sie ist direkt dem Level-
(Mod Dest: Morph mit 73 und Cut 1 mit -43)
Parameter zugeordnet, der den Pegel des
Signals steuert, welches in den nachfol-
IFO1
Waveform: Triangle; Speed: 0.629; Depth: 65.6, Mod Dest: Cut 1 mit 55, Pan mit -99
genden Kammfilter geleitet wird. Perkussive
Einstellungen erzeugen einen impulsartigen
IFO2
Waveform: Triangle; Speed: 0.112; Depth: 84.4, Mod Dest: IFO 1 Rate mit 99
Sound, der das Kammfilter kurz anregt und
somit gezupfte Klänge als Endresultat er-
Kammfilter
Damping: 46.5
zeugt. Höhere Attack, Decay und Sustain-
werte bei Hüllkurve 2 erzeugen einen Sound
Feedback
845, Detune: 10.0
mit eher streicherartigem Charakter.
Stellen Sie beim Mystic immer Hüllkurve 1
Modwheel
Mod Dest: Cut 1 mit 29, Detune mit 20,
und 2 gemeinsam ein, um optimale Resul-
Morph mit 91, Volume mit -17, IFO1 Rate mit .-13
tate zu erhalten. Punch erzeugt einen klei-
nen Attack-Peak, der oftmals einen Sound
Aftertouch
Mod Dest: Crackle mit 1
interessanter klingen lässt.
KEYS 02/2010
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