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Mischen in Logic Pro – Die Equalizer
Channel-EQ
Der Channel-EQ ist gewissermaßen der
Standard-EQ in Logic, der sich automatisch
öffnet, wenn man in das leere Feld oberhalb
eines jeden Kanals klickt. Schließt man den
Channel-EQ wieder, sieht man im vormals
leeren Feld eine Miniaturansicht der einge-
stellten EQ-Kurve. Er bietet neben seinen
neutralen Klang und acht exiblen Bändern
noch einige Feinheiten, die ihn für fast alle
Aufgaben im täglichen Betrieb quali zieren.
Schauen wir uns diesen Channel EQ zu-
nächst einmal genauer an.
Von den acht erwähnten Bändern sind die
beiden äußersten sogenannte Low- bzw.
High-Cuts. Sie schneiden alles unterhalb
beziehungsweise oberhalb ihrer Einsatzfre-
quenz komplett ab. Regelbar sind neben der
Frequenz noch die Steilheit der Absenkung
(in Schritten von 6 dB/Oktave) und die Güte
Logic Pro hält eine enorme Vielfalt von unterschiedlichen Equalizern bereit.
(mit Q bezeichnet).
Low- und High-Cut eigen sich hervorragend
Nach diesem Prinzip kann man nun auch
um ganze Bereiche eines Signals auszublen-
qualizer können in einer Mischung für
untere und obere Mitten sowie die Höhen
den. So kann man mit einem steilen Low-Cut
zwei Dinge gebraucht werden. Sie
bearbeiten, um für alle Instrumente einen
bei ca. 40 Hz in allen Spuren tief-frequente
können ein Signal klanglich aufwerten
Platz im Mix zu nden. Versuchen Sie dabei
Störsignale ausblenden. Oder aber bei einer
oder korrigieren, etwa um einer Bassdrums
möglichst immer Frequenzen abzusenken,
Bassdrum alle Höhen abschneiden, da sich
mehr Bass zu verleihen oder um Brummen
statt anzuheben. Wenn sich eine Stimme bei-
dort vor allem Übersprechungen von Snare
oder Rauschen zu unterdrücken. Die andere,
spielsweise nicht richtig durchsetzt, könnte
und Hi-Hat be nden werden.
nicht unwichtigere Aufgabe besteht darin, in
man natürlich zuerst bei der Stimme selbst
Neben Low- und Hi-Cut liegen die Shelving
einem dichten Mix Platz für alle Instrumen-
ansetzen, ihren wich-
EQs. Sie sind in Fre-
te zu schaffen, indem man bestimmte Fre-
tigen, durchsetzungs-
quenz, Gain und Güte re-
quenzen absenkt. Dabei sollte man natürlich
fähigen Frequenzen su-
gelbar. Hilfreich sind sie
wissen, in welchem Bereich welches Instru-
Mit dem Equalizer
chen und diese anheben.
vor allem, wenn man bei
ment sozusagen das Sagen hat. Alle ande-
Man kann aber auch
einem Signal komplett
ren Instrumente werden dann in diesem Be-
verschafft man allen
einfach bei den anderen
die Höhen oder die Tie-
reich ausgedünnt.
Instrumenten in einem
Instrumenten genau di-
fen ab einer bestimmten
So kann man beispielsweise im Bassbe-
ese Frequenz absenken,
Frequenz betonen oder
reich unter 100 Hz meist viele Spuren au-
dichten Mix den
um Platz für die Stimme
absenken möchte. Etwa
ßer Bassdrum und Bass beschneiden. Der
nötigen Platz, indem
zu schaffen. Dadurch
um einer Stimme etwas
Vorteil dabei: Es klingt sofort durchsichtiger
hat man den gleichen
mehr Luftigkeit zu verlei-
und man muss Bass und Kick nicht unnötig
man bestimmte
akustischen Effekt mit
hen oder um bei einem
laut machen, damit sie sich durchsetzen.
Frequenzen absenkt.
dem Vorteil, dass man
Padsound den Bass-Be-
Instrumente, die man problemlos in den
nirgends etwas künstlich
reich zu entschlacken.
tieferen Frequenzen beschneiden kann,
hinzufügen muss und
Die vier inneren Bänder
sind etwa allzu dicke Synth-Pads und Or-
sich der Gesamtpegel nicht unnötig erhöht.
wiederum sind voll parametrische Peak lter.
gelklänge, die für sich alleine gut und sehr
Und nicht zu vergessen, beim Anheben von
Sie dienen vornehmlich zum Absenken oder
voll klingen im Zusammenspiel aber für ei-
Frequenzen wird auch immer das Grundrau-
Betonen bestimmter einzelner Frequenz-
nen undifferenzierten Mix sorgen können.
schen des Signals mit angehoben, gerade
bänder. Dazu kann man über den Q-Regler
Hier sollte man nicht zimperlich sein. Wichtig
wenn man im Bereich der Höhen operiert.
den Einsatzbereich des Bandes so stark
ist immer, dass der Song pro tiert nicht der
einschränken, dass auch tatsächlich nur das
einzelne Sound. Auch tiefe Männerstimmen
gewünschte Signal abgesenkt wird.
und Gitarren reichen frequenzmäßig mögli-
Die Equalizer in Logic
Eine Besonderheit des Channel-EQ ist der
cherweise so tief hinab, dass man Sie etwas
Schauen wir uns nun einmal, an welche EQs
zuschaltbare Analyzer, der Auskunft gibt über
absenken sollte.
Logic bietet.
www.keys.de
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KEYS 06/2010
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die Verteilung der Frequenzen im Signal. Er
kann gerade bei der Suche nach Störantei-
len eine wertvolle Hilfe sein. Man sieht hier
ganz deutlich, wo die energiereichsten Stel-
len im Frequenzspektrum sitzen und kann
diese gegebenenfalls absenken. Der Ana-
beiden oben genannten EQs bietet Logic
einige weitere Equalizer, die aus Kompatibi-
litätsgründen zu alten Programmversionen
noch vorhanden sind. Aus musikalischer
oder tontechnischer Sicht besteht aber kei-
ne Notwendigkeit sich mit Ihnen weiter zu
Logics Standard Equalizer ist der Channel EQ.
EQ für Spezialaufgaben: der Linear-Phase-EQ.
lyzer kann vor oder hinter den EQ geschaltet
werden, so kann man wahlweise das Aus-
gangssignal oder das Ergebnis der Bearbei-
tung sehen.
beschäftigen, weshalb Sie hier auch nicht
weiter behandelt werden.
Linear-Phase-EQ
Prinzipiell bedingt haben viele EQs, so auch
der Channel-EQ, mit Phasenproblemen zu
kämpfen, sobald man ein Signal anhebt oder
absenkt. Das war auch schon bei analogen
EQs der Fall und ein Stück weit hat sich das
menschliche Ohr auch daran gewöhnt. Es
gibt also keine Bedenken solche EQs auch
weiterhin einzusetzen. Allerdings gibt es
Fälle, bei denen es dann doch unangenehm
klingt, etwa wenn man extreme Bearbeitun-
gen mit hoher Flankensteilheit und hohen
Gain-Werten braucht. Für solche Fälle gibt
es linearphasige Equalizer, die durch eine
spezielle Technik ohne störende Phasenver-
schiebungen auskommen. Solch ein EQ ist
auch der Linear-Phase-EQ. Sie sollten ihn
immer dann benutzen, wenn Sie – aus wel-
chen Gründen auch immer – drastisch in ihr
Material eingreifen müssen.
Nachteile dieses EQs sind allerdings eine hö-
here CPU-Last und eine zusätzliche Latenz,
die dadurch bedingt ist, dass der Linear-Pha-
se-EQ immer etwas in die „Zukunft“ schauen
muss, um das Signal vor der Bearbeitung zu
analysieren und dann ohne Phasenverschie-
bungen bearbeiten zu können.
Vom Aufbau her sind Channel-EQ und Line-
ar-Phase-EQ identisch, weshalb alles zuvor
über die Bedienung des Channel-EQ ge-
sagte auch auf den Linear-Phase-EQ zutrifft.
Sie können sogar zwischen beiden Plug-ins
wechseln, indem Sie einfach das jeweils an-
dere Plug-in laden. Alle Einstellungen wer-
den eins zu eins übernommen. Neben den
www.keys.de
Einsatz von Channel-EQ
und Linear-Phase-EQ
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Wenn Sie einen EQ für eine Spur einstel-
len, werden Sie diese Spur dazu vermutlich
auf Solo schalten, um genau zu hören, wie
sich der Klang dabei verändert. Achten Sie
aber darauf, das Ergebnis immer auch im
Zusammenhang mit den anderen Spuren zu
hören. Wichtig ist nämlich nicht, dass dieses
eine Instrument solo toll klingt, sondern,
dass der Mix in seiner Gesamtheit von der
Veränderung profitiert.
und einfach zu lokalisieren sein. Hat man sie
gefunden, senkt man das Band ab. Wenn
möglich sollte man dann auch den Q-Wert
wieder etwas geringer einstellen, da hohe
Q-Werte schnell zu unschönen Phasenver-
schiebungen führen können. Alternativ kann
man natürlich auch den Linear-Phase-EQ
verwenden, der wie erläutert keine Phasen-
verschiebungen erzeugt.
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Oft arbeitet man sehr lange mit dem EQ
an einem Instrument, ohne dass sich der
gewünschte Klang einstellt. Möglicherweise
ist der EQ dann vielleicht auch einfach das
falsche Werkzeug? Wenn Sie am Klang eines
Audio-Instruments arbeiten, dann sollten Sie
immer die Möglichkeit im Auge behalten,
noch einmal einen Schritt zurückzugehen.
Wenn sich beispielsweise die Snare partout
nicht in den Song einpassen lässt, haben Sie
vielleicht einfach die falsche Snare gewählt?
Statt dann lange an der Snare herumzubas-
teln, tauschen Sie diese doch einfach mal
gegen eine andere aus. Eventuell kommen
Sie dann mit ganz wenig EQ oder sogar ganz
ohne aus?
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Versuchen Sie denn Sound eines Ins-
trumentes auch immer am Plug-in selbst zu
optimieren, bevor Sie zu EQ und anderen Ef-
fekten greifen. Hat ein Synth-Sound zu viele
Höhen, dann drehen Sie einfach den Filter
etwas zu, bevor Sie einen EQ einsetzen.
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Wenn eine Orgel von sich aus sehr bass-
lastig klingt, ist es prinzipiell unsinnig hinter-
her mit einem EQ den Bass wieder abzu-
senken. Versuchen Sie stattdessen, mit den
Zugriegeln an der Orgel selbst den Sound
schlanker zu gestalten.
Einen Orgelklang kann man auch über die
Zugriegel unter Kontrolle bekommen.
Ideal auch um Bassdrums zu stimmen,
der Tune-Regler des EXS24.
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Um Störfrequenzen und Resonanzen zu
entfernen, stellt man zunächst ein Band auf
einen sehr hohen Q-Wert, am besten auf 100.
Dann hebt man das betreffende Band stark
an. (Auch hier am besten auf die maximal
möglichen 24 dB Verstärkung). Nun durch-
sucht man das Frequenzspektrum nach
der störenden Stelle. Dadurch, dass man
Q-Wert und Gain-Verstärkung so extrem
gewählt hat, wird die Resonanz natürlich
auch extrem laut hervorstechen und schnell
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Wenn sich Bassdrum und Bass im Bass-
bereich in die Quere kommen, entscheiden
Sie, ob die Bassdrum frequenzmäßig über
oder unter dem Bass liegen soll, und pitchen
Sie danach die Bassdrum entweder höher
oder tiefer.
Das geht beispielsweise mit dem Tune-Reg-
ler des EXS24. Sie brauchen dazu lediglich
eine eigene Instanz des EXS24 für die Bass-
drum, da ansonsten ja das ganze Drumkit
Moritz Maier
mit verstimmt würde.
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