PRAXIS
LOGIC ZONE
© PPVMEDIEN 2010
Logic Zone
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Mischen in Logic Pro
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Mixstrategie
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Die Mix-Checkliste
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Lautstärke und Panorama
I
n der letzten Folge haben wir uns mit den
Vorbereitungen zum Mischen in Logic Pro
beschäftigt. Prinzipiell kann man beim Mi-
schen nach zwei Methoden vorgehen, die man
als vertikal oder horizontal bezeichnen könnte.
Vertikal bedeutet dabei, zunächst eine Spur
(etwa die Stimme) komplett zu bearbeiten,
also im Kanal zunächst von oben nach unten
(deshalb vertikal) EQ, Kompression, Hall, De-
lay hinzufügen und dann Panorama und Laut-
stärke einzustellen. Danach wäre die nächste
Spur an der Reihe. Im Gegensatz dazu würde
man horizontal vorgehen, wenn man zunächst
für alle Spuren grob Lautstärke und Panorama
einstellt, dann die EQs und Kompression aller
Spuren bearbeitet und erst danach mit dem
Hinzumischen von Effekten beginnen würde.
Mit beiden Methoden sind schon viele
Welthits entstanden, für welche Sie sich
entscheiden, ist also letztlich Geschmacks-
sache. Wir stellen die zweite Methode (hori-
zontal) vor. Entsprechend nden sich in den
nächsten Monaten Kapitel über Lautstärke
und Panorama, dann über EQs und Kompres-
sion und schließlich über Hall und Delay alles
bis hin zum fertigen Song.
Diese Liste kann als Orientierung beim Mi-
schen dienen, man hakt sozusagen Punkt für
Punkt ab, verrennt sich dadurch nicht oder
beginnt andauernd an anderen Stellen herum-
zuwerkeln. Natürlich kann so eine Liste nur
eine grobe Empfehlung sein. Jeder hat seinen
eigenen Stil und seine Arbeitsweise. Sehen
Sie die Liste eher als Anregung für Ihre eigene
zu erstellende Liste und passen Sie diese an,
wenn Sie neue Erfahrungen und Ideen gewon-
nen haben. Teil 1 und 2 der Liste haben wir
bereits letzten Monat ausgiebig behandelt.
3. Lautstärke und Panorama
• Mit Lautstärke und Panorama erste grobe
Mischung erstellen
• Was steht vorne, was eher hinten?
• Durch Verteilung der Instrumente im Panora-
ma Platz schaffen.
4. EQ
• Was soll mit EQ erreicht werden?
• Ergebnis immer im Zusammenhang hören,
nicht alleine.
• Absenken ist immer besser als anheben.
1. Vorbereitung
• Arrangement aufräumen, Spuren benennen
• Mixer einrichten
• Hall-Plug-ins und entsprechende Sends in
allen Kanälen
• In allen Kanälen EQ mit LowCut bei 40 Hz
• Latenz auf maximalen Buffer für eine maxi-
male Performance des Rechners
• Analyzer einrichten
• Eventuell benötigte Nodes einrichten
5. Kompression
• Was soll komprimiert werden?
• Was soll die Komprimierung erreichen?
• Vergleichen: vorher/nachher. (Wichtig: Immer
bei gleicher Lautstärke vergleichen!)
6. Hall + Delay
• Was soll Hall bewirken?
• Welcher Raumeindruck soll entstehen?
• Wird das Klangbild zu schwammig?
2. Konzept
• Was fehlt dem Song?
• Dicker oder Dünner machen?
• Wie soll er klingen?
• Wo liegen Stärken und Schwächen?
• Referenztrack auswählen.
7. Sonstige Effekte
• Welche Spuren brauchen Specials?
• Bringen diese den Song weiter?
Die Mix-Checkliste
Die folgende Mix-Checkliste fasst die Mix-
Technik in wenigen Stichworten zusammen.
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KEYS 05/2010
8. Automation
• Was muss automatisiert werden?
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PRAXIS
von Moritz Maier
9. Kontrolle
nehm klingt, haben Sie die besten Chancen
durch das Hinzufügen von Plug-ins noch das
• Gegenhören mit Referenztrack
Optimum herauszuholen.
• Vergleich mit ursprünglichen Notizen
Natürlich müssen diese Einstellungen
• Kontrollhören auf anderen Boxen (Auto-
nicht bis zum Schluss beibehalten wer-
oder Küchenradio)
den,
sie sind lediglich ein erster Anhaltspunkt.
Später werden durch das Hinzufügen von Ef-
Wie Sie sehen, enthält diese Liste bei allen
fekten immer wieder Korrekturen nötig sein.
Punkten auch Fragen. Diese sind auch ganz
Übrigens ist jetzt auch ein guter Zeitpunkt um
bewusst kritisch gewählt und sollen das ei-
überflüssige Spuren zu entfernen. Überdenken
gene Handeln hinterfragen. Oft beginnt man
Sie jede Spur nochmals. Hilft Sie dem Song
nämlich, mehr oder weniger planlos Plug-ins
weiter oder nicht? Während einer Aufnahme-
und Effekte hinzuzufügen. Wenn man aber
session fügt man oft wahllos noch zusätz-
etwas tut, sollte es aber immer einen Grund
liche Gitarren, Gesänge oder Effekte hinzu.
haben. Man sollte beispielsweise niemals
Oft hat man diese Spu-
eine Bassdrum kom-
ren dann lieb gewonnen
primieren, nur weil man
Was immer Sie in einer Mischung tun,
und möchte sich nicht
das bisher immer so
mehr trennen. Aber sind
gemacht hat. Vielleicht
hinterfragen Sie das Ergebnis stets kritisch und
sie wirklich notwendig?
braucht eben gerade
überprüfen Sie, ob der Song dadurch gewinnt.
Auch hier gilt: Weniger ist
diese Bassdrum keine
fast immer mehr.
Komprimierung?
Viele tolle Songs kommen wiederum fast
die Stimme plötzlich mehr Platz und Raum
völlig ohne Hall aus. Man muss nicht immer
hat, wenn man Gitarren und Keyboards nach
Ein Tipp bevor Sie anfangen
und überall alles mit Hall versehen. Vielleicht
rechts und links legt.
So banal es klingt: Konzentration ist das A
funktioniert der eine oder andere Song ja auch
Zwei Instrumente, die im gleichen Frequenz-
und O des Mischens. Die effektivste Methode
ohne die aufwendigen Spezial-Effekte viel
Spektrum erklingen, sollte man ebenfalls nach
sich bei der Arbeit mehr Konzentration zu ver-
rechts und links verschieben, damit Sie sich
schaffen, ist konsequent alle vorhersehbaren
besser?
Was immer Sie in einer Mischung tun, hinter-
nicht in die Quere kommen.
Störungen auszuschließen. Ganz einfach mal
fragen Sie das Ergebnis also stets kritisch und
Auch hier gilt, so früh wie möglich an der
für ein paar Stunden Telefon und Handy abzu-
überprüfen Sie, ob der Song dadurch gewinnt.
Lösung des Problems anzusetzen. Natürlich
schalten, kann dabei schon hilfreich sein. Auch
Bevor Sie irgendein Plug-in öffnen, überlegen
kann man das auch über einen EQ lösen, in-
ein Laptop mit geöffnetem Mail- und Chat-
dem man bei beiden Instrumenten verschie-
Programm kann extrem ablenken. Außerdem
Sie sich erst, was es bewirken soll.
Und jetzt soll es tatsächlich mit dem Mischen
dene Frequenzen betont oder absenkt. Aber
sollte man nicht unbedingt an Tagen mischen,
losgehen. Alle Vorbereitungen sind getroffen
ein Plug-in ist immer auch ein Eingriff in den
an denen man davon ausgehen kann, dass
Klang eines Instrumentes. Wenn Sie mit einem
ständig jemand vorbeikommen wird.
und auf unserer Mixliste abgehakt.
simplen Panning zwei EQs einsparen können,
Das menschliche Gehör ermüdet relativ
sollten Sie das tun.
schnell und vor allem gewöhnt es sich noch
Lautstärke und Panorama
Spielen Sie eine Weile mit der Position der ein-
schneller an das, was es hört. Mit anderen
Im ersten Schritt sollte man sich zunächst ein-
mal einige Minuten lediglich mit den Volume-
zelnen Spuren im Panorama um herauszufin-
Worten je länger wir arbeiten, desto weniger
Reglern und den Panorama-Potis des Logic-
den, in welcher Konstellation sich interessante
können wir unserem eigenen Gehör und damit
unserem Mix trauen. Das mag mit viel Übun-
Mixers beschäftigen. Versuchen Sie über die
Klangfarben ergeben.
Lautstärke-Verhältnisse schon jetzt ein aus-
Wenn Sie jetzt schon eine Mischung haben,
gen besser werden, grundsätzlich besteht das
gewogenes Gesamtbild zu erreichen, in dem
bei der man alles hört und die schon ange-
Problem aber weiter.
Man sollte deshalb genügend Pausen
machen, um das Gehör zwischendurch
wieder freizubekommen. Dabei kann es
Literatur-Tipp
schon genügen, jede Stunde den Raum für
fünf Minuten zu verlassen. Kommt man da-
nach zurück, haben sich die Ohren wieder
Diese Logic Zone basiert auf Inhalten des „Logic Profi Guide“ von
etwas erholt und man kann wieder viel besser
Moritz Maier. Der Autor nutzt als langjähriger Nutzer Logic Pro
beurteilen, was man da in der letzten Stun-
bei seiner täglichen Arbeit für Filmmusiken, Sounddesign und
de angestellt hat. Natürlich sollte man in den
Musikproduktionen.
Pausen möglichst für Ruhe sorgen und nicht
Logic bietet eine unendliche Vielfalt an Funktionen und Einst-
laut Musik hören. Mischt man mehrere Tage
ellungsmöglichkeiten. Dieses Medienpackage, bestehend aus
hintereinander, sollte man auch darauf achten,
Buch, Videos und CD-ROM zeigt, welche Features wirklich
seinen Körper und vor allem sein Gehör nicht
wichtig sind und wie man jederzeit das beste Ergebnis
zusätzlich zu belasten. Abends in die Disco zu
erzielt. Nutzen Sie diese geballte Ladung Profiwissen und Sie
gehen, sollte man sich in dieser Zeit eher mal
werden sehen: Ihre Produktionen klingen besser, Sie arbeiten
verkneifen, damit sich das Gehör über Nacht
kreativer und kommen schneller ans Ziel. Lassen Sie sich
wieder regenerieren kann. Auch Sport und
von diesem Profi-Guide zeigen, worauf es ankommt, und
Bewegung an der frischen Luft eigen sich gut
machen Sie einfacher, besser und kreativer Musik.
zur Regeneration.
die wichtigsten Parts im Vordergrund stehen,
ohne zu dominieren und in dem andere, we-
niger wichtige Signale auch ihren Platz haben
und nicht untergehen.
Danach bemüht man die Panorama-Po-
tis, um den einzelnen Signalen einen
Platz zu verschaffen. Hier gilt es auszu-
loten, was im Song wichtig ist und in die Mitte
muss. Meist wird man, neben dem Hauptge-
sang, die Bassdrum, die Snare und den Bass,
die ja das Fundament des Song bilden, in
der Mitte belassen. Alles andere muss mehr
oder weniger auf die Seiten ausweichen, um
Platz zu schaffen. Beobachten Sie mal, wie
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