WORKSHOP | SEQUENCER
© PPVMEDIEN 2010
Der hochwertigste Hall in Logic Pro: Space Designer.
Logic Zone
>
Mischen in Logic Pro: Der Space Designer
direkte Auswirkungen auf den räumlichen
Klang Ihrer Mischung hat. Es gibt drei Op-
tionen:
>
Stereo: In diesem Modus arbeitet der
Space Designer im True-Stereo-Modus,
Signale, die im Mixer auf links gepannt wur-
den, werden auch im Hall links abgebildet.
Das ist sehr wichtig, wenn man einen mög-
lichst realistischen Raumeindruck kreieren
möchte. Voraussetzung dafür ist, dass die
Sends in den entsprechenden Kanälen auf
Post-Pan geschaltet wurden. Dann wird das
Signal erst nach dem Panorama-Regler ab-
gegriffen und per Send zum Space Designer
geschickt.
>
Mono: Mischt beide Eingangskanäle auf
Mono zusammen.
>
XStereo: Vertauscht rechts und links.
Sprich, alles, was im Mixer auf die linke Sei-
te gelegt wurde, erklingt im Hall rechts und
umgekehrt. Diese Variante eignet sich sehr
gut, um einem Mix mehr Fülle und Dichte zu
verleihen.
Die Sample-Rate verstellen
Außerdem kann man im linken Abschnitt
des Space Designers die Sample-Rate ver-
stellen. Wozu sollte das sinnvoll sein? Ganz
einfach, der Hall benötigt bei halber Samp-
le-Rate auch nur die halbe CPU-Leistung.
Nutzen Sie das, wenn Sie nicht mehr genug
Leistung haben, um eine weitere Instanz des
Space Designers zu öffnen. Dadurch spa-
ren sie eine Menge CPU-Leistung und den
Unterschied hört man meist nicht unbedingt.
Vor dem Bouncen können Sie dann die
Sample-Rate bei Bedarf wieder erhöhen.
Prinzipiell spricht auch wenig dagegen, es
dauerhaft einmal mit den niedrigeren Samp-
le-Rates zu versuchen, der Hall klingt dann
etwas dumpfer und dunkler. Ein Nebenef-
fekt, der manchmal sehr gut passt, gerade
wenn der Mix ein wenig nach Old School
klingen soll.
Links unten auf der Oberfläche findet sich
ein Filter, um den Klang des Halls weiter zu
verbiegen. Zur Verfügung stehen Highpass,
Bandpass sowie zwei Lowpass-Varianten
(6 dB und 12 dB)
Rechts gibt es schließlich noch getrenn-
te Regler für trockenes (Dry) und verhalltes
(Wet) Signal und einen Pre-Delay-Regler.
Wenn Sie den Space Designer als Send-Ef-
fekt in einem Aux-Kanal verwenden, sollte
Wet immer voll aufgedreht sein. Der rechts
unten angebrachte Regler Spread schließ-
lich verbreitert das Signal.
N
achdem EQ und Dynamics hinzu-
gefügt wurden, sollte ein Mix schon
relativ aufgeräumt und druckvoll klin-
gen. Was noch fehlt, ist eine räumliche Di-
mension. Bis jetzt sind alle Signale auf einer
Ebene parallel nebeneinander angeordnet
und kleben dem Zuhörer gewissermaßen auf
der Nase. Außerdem klingt alles sehr trocken
und direkt. Was noch fehlt ist klar: Hall!
Mit Hilfe von Hall und Delay fügt man einem
Mix noch eine weitere Dimension hinzu, man
kann über Tiefenstaffelung bestimmte Inst-
rumente entsprechend ihrer Wichtigkeit zum
Beispiel weiter hinten oder vorne platzieren.
Zusätzlich kann Hall dafür sorgen, einzelne
Signale zu verbinden. Wenn mehrere Instru-
mente den gleichen Hall bekommen, kann
man sie besser zusammenbringen und sie
klingen dann wie aus einem Guss.
Um genau diese Möglichkeiten mit den Logic
Plug-ins einen räumliche Dimension zu er-
schaffen wird es also in den folgenden Logic
Zones gehen. Zusätzlich werden Möglich-
keiten aufgezeigt, mit Hilfe von Delays noch
mehr Räumlichkeit und Tiefe zu erzielen und
interessante Echo-Effekte zu kreieren.
Zunächst gebe ich Ihnen einmal eine grobe
Übersicht über das Plug-in: Zentral in der
Mitte der Oberfläche findet sich eine Wellen-
form-Ansicht der geladenen Impulsantwort.
Hier kann man anschaulich sehen, was ge-
rade geladen ist, der Wellenform aber auch
mit verschiedenen Hüllkurven für Lautstär-
keverlauf und Filterung zu Leibe rücken und
diese den eigenen Bedürfnissen anpassen.
Mit einem Equalizer wird der Klang des Halls
noch weiter geformt. Erreicht werden die
Funktionen über die Schalter oberhalb der
Wellenform. Hier findet sich auch ein Rever-
se-Taster, der die Impulsantwort umdreht,
um den Space Designer für Rückwärtseffek-
te einzusetzen.
In der auf der linken Seite gelegenen Ein-
gangssektion des Space Designers legt
man unter anderem fest, wie sich der Space
Designer im Stereo-Modus verhält. Dies hat
Der Space Designer
Der Space Designer ist der hochwertigste
Hall-Effekt in Logic Pro und die erste Wahl
wenn es um die räumliche Gestaltung einer
Mischung geht.
110
KEYS 09/2010
Schalten Sie die
Kanal-Sends auf
Post-Pan, wenn
Sie im True-
Stereo-Modus
arbeiten möchten.
Space Designer –
Tipps aus der Praxis
>
Wenn Sie mit dem Einsatz des Halls be-
ginnen, sollte der bisherige Mix schon ganz
www.keys.de
© PPVMEDIEN 2010
ordentlich klingen. Versuchen Sie nicht mit
dem Hall Fehler im Mix oder in den einzelnen
Spuren (schiefe Töne, schlechtes Timing) zu
kaschieren. Solche gravierenden Probleme
sollten vorher ausgebessert werden. Der
Hall ist sozusagen die Sahnehaube auf Ih-
rem Mix und nicht dazu da Fehler und Män-
gel zu überspielen.
>
Wie bei allen vorangegangenen Punkten
gilt auch beim Hall: Bevor man überhaupt
das erste Hall-Plug-in öffnet, sollte man sich
überlegen, was der Hall bewirken überhaupt
soll. Will man einen großen bombastischen
Klang erzeugen? Oder doch eher nur subtil
ein wenig Räumlichkeit hinzufügen? Für den
Hall gilt wie für alle anderen Bearbeitungen:
Zuerst ein Konzept entwerfen und dann erst
handeln.
>
Hallgeräte verwendet man meist als Send-
Effekte, nicht in den Inserts. Dadurch werden
nicht nur weniger Instanzen benötigt, man
erreicht so auch, dass sich mehrere Signale
gewissermaßen im gleichen Raum befinden,
und der Gesamteindruck dadurch homoge-
ner wirkt.
>
Überlegen Sie sich zunächst, in welcher
räumlichen Umgebung ihre Musik spielen
soll und wählen Sie danach einen Haupthall.
Spielt die Musik in einem kleinen Club? Oder
doch eher in einer großen Konzerthalle?
Oder gar in einem Fußballstadium? Alle Sig-
nale sollten zumindest ein wenig von diesem
Haupthall bekommen, um einen Gesamtein-
druck zu erschaffen.
>
Wählen Sie danach weitere Hall-Instanzen
etwa einen kleinen Raum für die Drums oder
einen sehr großen Hall für die Lead-Vocals.
>
Normalerweise sollten man mit maximal
drei bis vier verschiedenen Hall-Räumen hin-
kommen, danach wird es im Gesamtklang
schnell undurchsichtig.
>
Über den Pre-Delay-Regler können Sie die
Zeit zwischen dem Original-Signal und den
ersten Reflexionen einstellen, den Einsatz
des Halls also gewissermaßen verzögern.
Je höher die Werte für Pre-Delay sind, des-
to größer wirkt der Raum, beziehungsweise
desto weiter entfernt scheint das Signal vom
Zuhörer. Wenn Sie für jedes Hall-Plug-in eine
unterschiedliche Pre-Delay-Zeit wählen,
können Sie die Einzelsignale ihrer Mischung
auf diese Ebenen verteilen und somit eine
räumliche Tiefe erschaffen. Arbeiten Sie da-
bei mit nicht allzu großen Werten. Je nach
Song-Tempo können Sie Hall 1 um etwa 20
und Hall 2 um 40 ms verzögern. Alle Signale
auf Hall 2 wirken damit weiter entfernt. Be-
achten Sie aber, dass ab einer gewissen
Verzögerung, das Pre-Delay eher als Echo
wahrgenommen wird.
>
Pre-Delay wirkt außerdem dem Effekt ent-
gegen, dass manche Signale zu weit vorne
erklingen und dem Zuhörer im Mix sozusa-
gen auf der Nase kleben.
>
Filtern Sie das Signal des Halls gegebe-
nenfalls mit einem Equalizer. Gerade Bässe
lassen den Klang des Halls oft in undefinierte
Regionen wandern. Ein dezent eingestellter
Low-Cut (beispielsweise mit 6 dB/Oktave)
bei 100 Hz verhilft dem Hall-Sound oft zu
deutlich mehr Durchsichtigkeit.
Auf der anderen Seite kann durch eine leich-
te Höhenabsenkung der Eindruck von grö-
ßerer Weite simuliert werden. Je dumpfer ein
Signal klingt, desto weiter entfernt scheint es
uns zu sein.
Um den Hall mit dem Equalizer zu bearbei-
ten benutzt man entweder den integrierten
EQ des Space Designers oder aber einen
vorgeschalteten Channel-EQ. Letztere Va-
riante hat den Vorteil, dass die gemachten
EQ-Einstellungen erhalten bleiben, wenn Sie
ein anderes Hall-Preset wählen. Sie können
den EQ dann auch bereits bei den Vorberei-
tungen für das Mischen einsetzen.
Moritz Maier
Was ist Faltungshall?
Der Space Designer berechnet Hall auf
Grundlage von Samples (sogenannten Im-
pulsantworten oder kurz IRs) eines echten
Raumes. Dieses Sample wird dann gewis-
sermaßen dem Signal aufgerechnet.
Impulsantworten eines Raumes werden er-
stellt, indem man entweder einen kurzen
breitbandigen Impuls (beispielsweise einen
Pistolenschuss) oder aber einen Sinuss-
weep über das gesamte Frequenzspektrum
in besagtem Raum erklingen lässt und die
„Antwort“ des Raumes also den Nachhall
mit Mikrofonen aufnimmt.
Rechnet man den Originalklang des Pisto-
lenschusses beziehungsweise des Sinuss-
weeps später wieder heraus, bleibt nur der
eigentliche Nachhall, oder anders gesagt
die Impulsantwort, übrig.
Die so gewonnene Impulsantwort kann der
Space Designer dann laden und dem Si-
gnal hinzufügen. Es handelt sich also bei
Faltungshall nicht um die Simulation eines
Halls, sondern im besten Fall um dessen
exakte Kopie. Wichtig ist hier aber natür-
lich, wie sorgfältig die Impulsantworten er-
stellt wurden.
www.keys.de